#21 - Samantha Marina Noch-Ferroni

„Sonst lässt sich das alles ja nicht aushalten, wenn ich nicht betrunken genug bin", seufzte ich und legte mich auf den Rücken, nachdem ich mein leeres Glas zwischen Niall und mich gestellt hatte. „Ich muss übermorgen mit meinem Freund Schluss machen und sehe morgen vielleicht den Typen, der meine große Liebe hätte werden können, wenn ich damals bereit gewesen wäre für all diese Gefühle ihm gegenüber. War ich aber nicht mit 15."

„Jana."

Ich hatte die Augen geschlossen und seufzte, als jemand meinen Monolog unterbrach.

„Jana, komm schon, hör auf zu saufen", ermahnte Caros Stimme mich und eine Hand zog an meinem Arm.

„Wieso?", fragte ich genervt.

„Weil Sam morgen heiratet und du es dir niemals verzeihen können wirst, wenn du mitten in der Trauung auf den Rasen kotzt."

Hm. Da hatte sie wohl Recht.

„Gut. Ab in die Küche zum Wasser, ich brauche morgen keinen Kater, ich mag eh keine Katzen. Los, Niall, du musst mich begleiten", ordnete ich ihm an.

Niemals hätte ich an dieser Stelle gedacht, dass ich 20 Minuten später schlafend in meinem Bett liegen würde.

*

[Sams Sicht]

„Was?"

Schockiert sah er mich an, während ich betreten wegsah. Ich konnte dem Vorwurf in Harrys Augen nicht standhalten.

„Ich glaube es nicht! Sam!", rief er und warf die Hände in die Luft.

Langsam ließ ich mich auf unserem Bett nieder und drehte meinen Ohrring, den ich gerade rausgenommen hatte, zwischen den Fingern.

„Ist das echt dein Ernst?!"

Harry bekam sich gar nicht mehr ein. Er lief vor mir auf und ab und war wohl kurz davor, irgendwas durch die Gegend zu werfen.

„Wie kannst du nur, Samantha! Wie kannst du ihr das antun! Wieso tust du dir das selbst an, ich versteh es nicht!"

Ich schluckte. Harry ließ sich neben mir nieder, nahm mir den Ohrring aus der Hand und verschränkte seine Finger mit meinen.

„Sam. Wieso hast du es ihr nicht gesagt?", fragte er mich jetzt zum dritten Mal innerhalb von einer Minute. Bisher hatte er mir nur keine Möglichkeit gegeben, ihm überhaupt eine Antwort zu geben, weil er zu sehr damit beschäftigt gewesen war, wie ein Irrer durch den Raum zu laufen und sich lautstark über seine Noch-Verlobte aufzuregen.

„Ich weiß es nicht...", murmelte ich. Ich zuckte mit den Schultern. „Sie hat ja auch kein einziges Mal das Thema angesprochen", verteidigte ich mich halbherzig.

„Ja, weil sie in den letzten fünf Jahren Lukes Existenz aus ihrem Leben verbannt hat," fuhr Harry mir ins Wort.

Das ließ ich so aber nicht auf mir sitzen. „Ich habe ihr extra diese blöde Notiz mit der Gästeliste geschickt. Harry, ich habe diese Notiz nur für sie erstellt! Damit ich sie ihr schicken kann und sie sieht, dass wir 5SOS eingeladen haben! Somit hatte sie die Chance, mich darauf anzusprechen, ob Luke kommt. Hat sie nicht getan. Also habe ich entschieden, dass ich es nicht erzwinge. Wenn sie nicht drüber reden will, dann will sie eben nicht drüber reden."

„Ja super, und dann stehen die beiden sich morgen gegenüber und die Kacke ist am Dampfen! Sam! Jana wird aus allen Wolken fallen, wenn sie ihn morgen sieht! Ich weiß gar nicht, wie schlimm sie reagieren wird! Wie schlimm das für sie wird! Sie wird durchdrehen! Du kennst deine Cousine!"

So viele Ausrufezeichen hatte er mir noch nie um die Ohren geworfen. Ich wusste gar nicht wie ich reagieren sollte.

„Was hat Caro dazu gesagt?", fragte Harry jetzt mit gepresster Stimme.

„Nichts. Ich habe ihr nur erzählt, dass 5 Seconds Of Summer zugesagt haben, und dann hat sie gefragt, ob ich es Jana erzähle. Da hatte ich es noch nicht entschieden, und danach habe ich nicht mehr mit ihr drüber gesprochen", gab ich zu.

„Super. Caro weiß also nicht einmal, dass du es Jana nicht erzählt hast. Wunderbar. Phänomenal."

Langsam wurde ich auch wütend.

„Was regst du dich eigentlich so auf, Harold?!", fragte ich ihn genervt.

Seine Augen funkelten mich gefährlich an. Grün traf auf grün, und diesmal war es explosiv.

„Weil du deiner Cousine damit wehtust! Sie wird so leiden morgen!"

„Das wird sie sowieso!", unterbrach ich ihn verzweifelt. „Sie wird leiden, weil er kommt. Nicht weil sie es vorher wusste oder nicht wusste. Dann hätten wir uns genauer überlegen müssen, ob wir die Jungs einladen. Jetzt ist es geschehen, jetzt wird er morgen kommen und fertig. Es ist einfach so."

Ohne ein weiteres Wort stand ich auf und ging ins Badezimmer. Ich schloss die Tür leise hinter mir – schließlich war es mitten in der Nacht und unsere Familien schliefen zum Teil schon, schließlich waren viele früher als wir ins Bett gegangen – und versuchte erst einmal, mich zu sammeln. Harry hatte Recht, dass es vielleicht nicht schlau gewesen war, Jana nicht zu sagen, dass Luke gemeinsam mit den anderen drei Bandmitgliedern kommen würde.

Wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht, was mir mehr Sorge bereitete... dass sie Luke sehen würde – oder dass sie Luke und seine Freundin Sierra zusammen sehen würde.

Oh Gott, ich fühlte mich so schlecht.

Eine Träne lief meine Wange herunter und ich schniefte, während ich mir die Haare zusammenflocht, um so schlafen gehen zu können.

Als ich das Bad verließ, lag Harry im Bett und tippte auf seinem Handy herum. Ich kuschelte mich zu ihm und er zog mich ganz nah zu sich heran. Mit dem Kopf an seiner Schulter murmelte ich: „Ich weiß, das war alles echt scheiße..."

„Mach dir keinen Kopf, baby. Das wird schon alles irgendwie", munterte er mich leise auf.

Wie falsch er damit lag, wussten wir in diesem Moment noch nicht.

Er legte sein Handy beiseite und drehte sich zu mir. Ich sah in seine wunderschönen Augen und konnte nicht anders als lächeln. Er erwiderte mein Lächeln um einiges breiter und strich mir eine kleine Locke aus der Stirn, die sich dorthin verirrt hatte.

„Mann, ich bin der glücklichste Mann überhaupt auf diesem Planeten", seufzte er, „weil die Traumfrau eines jeden Mannes morgen vor niemand Anderem als mir steht und Ja sagen wird."

Du bist vielleicht der glücklichste Mann, aber ich bin die glücklichste Frau. Ich werde morgen zu Mrs. Styles, Bro, das ist das Krasseste, was einem auf diesem Planeten passieren kann", übertrumpfte ich ihn neckend und wurde im nächsten Moment mit einem Kuss unterbrochen, den Harry mir auf die Lippen drückte.

Ich schloss sofort die Augen, kaum dass ich seinen sanften Mund auf meinem spürte. Man sollte meinen, ich hätte mich nach fast sechs Jahren daran gewöhnt, aber glaubt mir, nein, das hatte ich nicht und das würde ich mich wahrscheinlich nach 60 Jahren Ehe auf noch nicht haben.

Ich wusste alles zu schätzen. Ihn, die Beziehung, seine Liebe, unsere Verbundenheit, unser Verständnis einander gegenüber, einfach alles.

Er war meine zweite Hälfte, wir gehörten einfach zusammen.

~

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„Scheiße, ich heule gleich, Samantha Marina Noch-Ferroni", eröffnete meine Trauzeugin mir, doch die Tränen auf Caros Wangen straften sie Lügen, denn sie war nicht kurz davor, sie weinte schon längst. Sie hatte die Hände vor den Mund geschlagen, als ich aus dem Zimmer getreten war und sie mich das erste Mal in meinem Kleid gesehen hatte.

„Das ist pure Magie, dieses Brautkleid. Das ist ... ich hab keine Worte dafür", erklärte Caro mir und schüttelte leicht ihren Kopf mit der lockigen Hochsteckfrisur, die Gemma heute morgen gezaubert hatte.

Es war kurz vor knapp und alle außer Papa und mir mussten langsam runter. Mit alle meinte ich Caro, Mom und Liam, die ebenfalls noch hier standen.

Mom, die Organisatorin durch und durch, dachte wohl das Gleiche und scheuchte sie deswegen alle raus.

„Los, ihr Süßen, nicht dass Sam Harry noch vorne warten lässt!"

Meine Frau Mutter hatte sich relativ gut im Griff, aber ich wusste, dass sobald sie mich unten sah, wie ich auf Harry zuging, würden die Tränen laufen und laufen, als würden sie bei einem Marathon teilnehmen.

Und dann waren wir nur noch zu zweit.

Papa stand mir gegenüber und griff nach meinen zitternden Händen.

„Du siehst wunderschön aus, Sam", sagte er leise und sah mir dabei fest in die Augen. „Es gibt für einen Vater nichts Schöneres, als seine Tochter an ihrer Hochzeit den Weg in die Ehe zu begleiten. Ihr zwei seid für einander geschaffen."

„Danke, Papa." Oder zumindest sollte es das heißen, was auch immer ich da schluchzte. Ich atmete tief durch. „Okay, okay, nicht heulen, Sam", sagte ich mir selbst, „sonst ruinierst du das gesamte Makeup."

Papa lachte und drückte meine Hände.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Jana stand mit aufgerissenen Augen vor mir.

„What the fuck?!", war alles, was sie sagte, doch es kam mit so einem Nachdruck aus ihr heraus, dass Papa und ich beide unwillkürlich zurückzuckten.

Sie hatte Rafaels Lieblingsspielzeug in der Hand und wirbelte auf der Schwelle herum, ohne eine Antwort abzuwarten.

Okay. Sie hatte ihn getroffen. Ohje.

„So. Wir müssen los", sagte Papa und ignorierte den Auftritt seiner Nichte, denn gerade gab es Wichtigeres, als sich dem Drama Janas zu geben. Nämlich mich nach vorne vor den kleinen Altar zu Harry Freaking Styles zu führen, damit ich ihn heiraten konnte.

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