•Sechsundzwanzig•
...von verletzten Rumtreibern und nachsitzenden Lilys.
Das Hausaufgaben-vergessen fiel mir leichter, als James vielleicht gedacht hatte. Immerhin hatte ich jetzt eine Ausrede für mein Gewissen, da ich garantiert nicht James Potter küssen würde. Zumindest nicht auf den Mund. Auf die Wange hatte ich ihn ja am Ende unseres Dates schon geküsst. Ich wusste selbst nicht warum. Es hatte sich einfach so ergeben.
Er war wirklich sympathisch und lustig gewesen. Lustig, ohne das normalerweise kindische Verhalten. Ich dachte immer noch an unsere Worte. Wie sollte ich ihn bei mir zuhause zu Gast haben, ohne Petunia und Vernon erklären zu müssen, dass ich sie angelogen hatte?
Bevor ich diesen Gedanken allerdings zu Ende denken konnte, war ich auch schon vorm Verwandlungsklassenzimmer angekommen und setzte mich auf meinen Platz in der ersten Reihe.
Verwirrt blickte ich auf die Tussi-Tasche, die eine Reihe hinter mir lag. Auf dem Stuhl hinter mir saß niemand anderes als Hestia Jones. Noch verwirrter blickte ich nach hinten, wo Hestia eigentlich immer zusammen mit Felicia, einer anderen Zicke, saß. Felicia war so zusagen ihr Dorcas-Ersatz, da die blonde Hexe ja eine Klassenstufe unter uns war.
Hestia, die meinen verwirrten Blick gemerkt hatte, lächelte mich kurz an. Dabei merkte ich, dass an ihren Lippen kein Lippenstift klebte und auch ihre Augen waren ungeschminkt und rot geschwollen. Sie hatte offenbar geweint.
Ich lächelte zurück und plötzlich tat sie mir Leid. "Willst du dich vielleicht zu mir setzten?", fragte ich sie und rückte meine Sachen beiseite. Mary konnte sich auch selber einen Platz suchen und James und der Rest der Bande lag noch im Krankenflügel, nachdem der gestrige Vollmond nicht komplett nach Plan verlaufen war.
Ihre Augen weiteten sich kurz vor Erstaunen, dann nickte sie dankbar und kramte ihr Zeug zusammen. Mit einem Seufzen ließ sie sich neben mir nieder. "Willst du darüber reden?", fragte ich ehrlich besorgt.
Sie blickte kurz nach hinten zu Felicia, dann sah sie wieder zu mir und ich bemerkte zum ersten Mal, dass ihre Augen grünlich blau waren. "Später vielleicht?" Ich bemerkte Schüchternheit in ihrer Stimme. Etwas, dass ich bei ihr noch nie gehört hatte.
"Gut, ich hab nachher nach der letzten Stunde Zeit. Wir können gerne zu mir und reden". Mit 'zu mir' meinte ich James und meinen Gemeinschaftsraum, den James dann wohl heute Nachmittag räumen musste. Da dieser allerdings bei Madame Pomphrey war, sollte das kein Problem sein.
"Miss Evans, ihre Hausaufgaben!" Vor mir stand Professor McGonagall, die mich abwartend ansah. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass der Unterricht schon angefangen hatte. Entschuldigend blickte ich zu ihr hoch.
"Tut mir leid, Professor, aber die habe ich ganz vergessen. Ich war viel zu beschäftigt damit, ein sehr spannendes Verwandlungsbuch zu lesen." Jaja, das klang jetzt ziemlich Schleimig, aber bei Gonnie musste man bei sowas echt vorsichtig sein.
Eigentlich hätte ich die auch nicht bei ihr vergessen, aber noch hatten wir nicht genügend auf, als dass ich da groß wählerisch sein konnte. Ein Monat vor den Prüfungen hätte ich einfach nur einen Tag lang keine Aufsätze schreiben können und schon hätte ich gewonnen.
Gonnie sah mich jetzt streng an und sagte dann: "Das ist jetzt, wie ich von Professor Flitwick und Professor Slughorn hörte, das vierte Mal diese Woche. Als Schulsprecherin sollten sie sich sowas eigentlich nicht erlauben." Dann bildete sich auf ihren Lippen ein winziges Lächeln und sie fügte hinzu: "Mister Potter hat wohl einen schlechten Einfluss auf sie, was? Aber dennoch kann ich ihnen das nicht durchgehen lassen. Sie kommen nach ihrer letzten Stunde noch für eine halbe Stunde in mein Büro!"
Ich nickte kurz und atmete dann erleichtert auf. Zwar hatte ich jetzt eine halbe Stunde Nachsitzen, aber so wie ich Gonnie kannte würde sie mich auch ein Buch lesen lassen.
Ich drehte mich kurz zu Hestia um. "Ich denke, wir müssen das Treffen um eine halbe Stunde nach hinten verlegen. Ich hoffe, dass ich Ok für dich?" Sie nickte nur kurz und widmete sich dann ihrem Buch.
Neben Hestia zu sitzen, war erstaunlich angenehm. Sie hatte allem Anschein nach ziemliches Interesse für Verwandlung und zum ersten Mal dachte ich, dass sie in Ravenclaw richtig aufgehoben war.
Sie hatte zwar hier und da ein paar Wissenslücken, doch sie kapierte die Dinge recht schnell und ich fragte mich langsam, warum sie sich immer mit Dorcas, der kleinen Zicke, die kein einziges E und nur wenige As in ihren ZAGs hatte. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt noch Kurse besuchen durfte.
Vor allem aber fragte ich mich, was Hestia dazu Bewegt hatte, sich gegen die Zicken zu entscheiden. Hoffentlich würde das Gespräch heute Nachmittag etwas Licht in die ganze Sache bringen!
Relativ pünktlich stand ich nach meiner letzten Stunde, ich hatte alte Runen gehabt, was ohne Rem ziemlich langweilig gewesen war, vor Gonnies Büro und wartete auf sie, als sich zwei Hände über meine Augen legten.
"Wer bin ich", raunte eine lächerlich verstellte Stimme in mein Ohr. Ich versuchte nicht zu lachen und tat so, als müsste ich überlegen: "Hmmm, vielleicht Snape?"
Ich hörte ein beleidigtes Schnappen. "Ernsthaft?! Ich bin empört, Lillekins, empört!" "Waas? Nicht Snape?", fragte ich unschuldig und musste mir dann auf die Lippe beißen, damit er mein Lachen nicht hörte, "aber ich war mir sooo sicher! Gut, wenn nicht Snape, dann vielleicht.... Sirius?"
"Geht doch!" Ich wurde herum gedreht und blickte in sein grinsendes Gesicht. "Was machst du denn hier? Wie geht's dir und dem Rest?" Normalerweise hätte ich ihn jetzt wahrscheinlich nicht umarmt, aber man bedenke, dass er vorhin noch im Krankenflügel lag.
"Wowowow ich hab dich auch vermisst, Kleine, aber erdrück mich nicht!" Ich ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. "Ich bin nicht klein! Okay, vielleicht ein bisschen kleiner als der Rest, aber trotzdem!"
"Ja, du bist normal groß und der Rest ist einfach riesig?", lachte er. "Ja genau! Um auf meine Frage zurück zu kommen", beeilte ich mich, das Thema zu wechseln, "wie geht's euch?"
"Also mir geht es wieder blendend, aber mich hats auch nur leicht an der Hand erwischt. Bei deinem Schatzi hingegen hat es den Bauch getroffen. Er muss noch mindestens den morgigen Tag dort verbringen. Moonylein sieht auch schlimmer aus, als es ihm geht. Er hat zwar eine Narbe dazu bekommen, aber ansonsten muss er sich nur noch von der Verwandlung erholen."
"Was ist schief gelaufen?" Besorgt sah ich ihn an und eben diese Sorge spiegelte sich auch in seinen Augen wieder. "Irgend son Zweitklässler hat sich rausgeschlichen, um seine wirklich miserablen Quidditch-Skills zu verbessern. Ist nochmal mit dem Schrecken davon gekommen. Krone und ich haben ganze Arbeit geleistet."
Kurz schwiegen wir beide bedrückt, dann hatte er sein Grinsen wieder aufgesetzt und fragte mich: "Und, was ist so passiert, als ich nicht da war?" "Du warst gerade mal einen Tag weg", lachend schüttelte ich den Kopf, "aber es ist tatsächlich was passiert..."
Weiter kam ich nicht, denn Gonnie öffnete die Tür und ließ uns beide hinein.
Sie gab uns jeweils ein Pergament mit fünf sehr einfachen Fragen und setzte sich dann hinter ihren Tisch und las ein Buch.
Nach zehn Minuten hatte ich alle Fragen so ausführlich wie nur möglich beantwortet und blickte mich jetzt gelangweilt im Raum um, als ich eine Bewegung auf meinem Blatt bemerkte und erschrocken darauf blickte. Auf dem Zettel bildeten sich folgende Wörter:
Was ist jetzt passiert?
Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu kapieren, dass Sirius, der mir jetzt lächelnd zuzwinkerte, dahinter steckte und ebenfalls lächelnd setze ich meine Feder an:
Kennst du noch Hestia? Die Brünette von den Streichen? Tjaa...
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