•Sechs•
...von kalten Duschen und zersprungenen Kaffeetassen.
Am nächsten Morgen wachte ich leicht verkatert auf und schleppte mich ins Bad. Marls war noch nicht wach. Hoffentlich erging es ihr ähnlich wie mir. Dann würde sie mich wenigstens nicht zu gestern Abend/Nacht ausfragen. Ich hatte nämlich selbst überhaupt keine Ahnung, was das gewesen war. Geschweige denn, was das bedeutete.
Das Einzige, was ich wusste, war, dass ich Black umbringen würde, sobald wir wieder in Hogwarts waren.
Durch meine wirren Gedanken und die höllischen Kopfschmerzen vergaß ich, das Wasser warm zu stellen und so prasselte eiskaltes Wasser auf mich herab.
Ich schrie auf. Es fühlte sich an, als würde tausend Nadeln auf meinen Körper einstechen. Naja, immerhin war ich jetzt wach, versuchte mein sarkastisches Ich mich aufzumuntern!
Marlene, die durch mein Schreien anscheinend wach geworden war, kam jetzt ins Bad gestürmt und blickte mich erst besorgt, doch als sie merkte, dass mir nicht wirklich was fehlte, fragend an. Ich berichtete ihr von meiner Dummheit und sie fing an zu lachen.
Anscheinend hatte sie aber genau wie ich Kopfschmerzen, denn ihr Lachflash war verhältnismäßig kurz und sie verzog das Gesicht. Geschah ihr ganz Recht! Immerhin hatte sie mich gerade für etwas ausgelacht, für das ich fast nichts konnte.
Die Lust am Duschen war mir vergangen und so ließ ich diesen Schritt aus. Marls kam das sehr entgegen, da sie jetzt sofort unter die natürlich warme Dusche konnte. Warum hätte nicht sie zuerst aufwachen können, dann wäre das Ganze nicht passiert! Obwohl, so wie ich mich kannte wahrscheinlich doch.
Nicht gerade bester Laune machte ich mich fertig und warf dann meine Sachen in meinen Koffer, da ich für die letzten drei Ferientage wieder nach Hause gehen würde. Der 1. September fiel diese Jahr auf einen Donnerstag, was sehr Schülerfreundlich war, weil wir so nur einen Tag Unterricht haben würden und danach schon wieder Wochenende.
Als Marls dann auch endlich fertig war, gingen wir runter zum Frühstück. Wir hatten uns still darauf geeinigt, nicht zu reden, da es unseren Köpfen echt nicht gut ging. Ich war in richtiger Depri-Laune!
Am liebsten würde ich mich jetzt in mein Bett legen, die Musik so laut wie möglich drehen und komische Ideen und Gedanken auf einen Zettel kritzeln, den ich dann wahrscheinlich mit den komischsten Kritzeleien überdecken und danach frustriert zerknüllen und im Zimmer herumwerfen würde.
Doch leider versagte das Ganze gerade schon an der LAUTEN Musik.
Ich betrachtete den Inhalt meiner Kaffeetasse und versuchte, einen Gedanken zu fassen, für den man mich nicht in eine Depressions-Therapie bringen würde. Leider schlich sich dabei immer wieder gestern Abend ein und wenn ich jetzt darüber nachdenken würde, würde mein Kopf wahrscheinlich platzen.
Apropos Potter, ich hoffte, dass er und Black ähnliche Laune hatten und nicht auf die 'glorreiche' Idee kamen, uns zu besuchen. Dann würde es nämlich vermutlich Tote geben. Wer genau sterben würde, ob ich Selbstmord begehen oder Potter und Black ermorden würde, blieb da noch offen.
Ich nahm einen Zettel vom Esstisch der McKinnons und schrieb mit einem Kugelschreiber eine Nachricht für Marls darauf. Ja, die McKinnons hatten, obwohl sie Reinblüter waren, Kugelschreiber im Haus. Sie hielten sehr viel von vielen praktischen Muggelerfindungen.
Morgen um drei in der Winkelgasse?
Sie las es und nickte langsam. Ich stand auf, brachte mein Geschirr in die Küche, ging nach oben und holte meine Sachen.
Da ich in meinem Zustand nicht apparieren wollte, benutzte ich das Flohpulver der McKinnons, nachdem ich mich mit einer stillen Umarmung von Marls verabschiedet hatte.
Ich erschreckte meinen Vater ziemlich, als ich plötzlich im Kamin vor ihm erschien. Er hatte im Schaukelstuhl gesessen und Zeitung gelesen. Jetzt lag seine Kaffeetasse in mehreren Teilen auf dem Boden und verteilte Kaffee auf der ebenfalls heruntergefallenen Zeitung.
"Sorry", murmelte ich und reparierte das Ganze mit einem 'Reparo'. Die Tasse sprang wieder in seine Hand, was ihn anscheinend noch mehr erschreckte, aber ich ging schnell an ihm vorbei in Richtung meines Zimmers, da ich keine Lust auf Fragen hatte.
Auf der Treppe kam mir Petunia entgegen, warf mir nur einen hochnäsigen Blick zu und sagte: "Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du das nervige Vieh vor deinem Fenster endlich ruhigstellen würdest." Dann schob sie mich unsanft beiseite und stakste mit hoch erhobenem Haupt die Treppe hinunter.
Erst jetzt kapierte ich, was sie mir gesagt hatte und rannte jetzt quasi in mein Zimmer. Endlich war der verdammte Brief da!
Oben angekommen saß tatsächlich eine Eule vor meinem Fenster. Ich öffnete es und nahm dem kleinen Waldkautz den Brief mit dem roten Siegel und dem Wappen der Schule, die ich in den Ferien immer so sehr vermisste. Hogwarts!
Ich brach aufgeregt das Siegel und zog die Bögen Pergament heraus. Schnell überflog ich die ersten Standartzeilen, bis ich auf folgende Zeile stieß:
...Außerdem möchten wir ihnen herzliche Glückwünsche ausrichten. Der Schulleiter hat sich dieses Jahr für sie als Schulsprecherin entschieden..
Weiter las ich nicht. Ich war so glücklich! Meine Depri-Laune war komplett verschwunden und auch meine Kopfschmerzen waren verdrängt. Ich drehte mich vor Freude mehrmals im Kreis und knutschte sogar fast den Brief ab.
Alles, für das ich die letzten Jahre so hart gearbeitet hatte, war in Erfüllung gegangen!
Ich beruhigte mich nur sehr schwer, aber nach fünf Minuten war ich in der Lage weiter zu lesen und schon wieder verschlug es mir die Sprache. Diesmal allerdings im negativen Sinne.
...Wir hoffen, sie werden ihren Pflichten gemeinsam mit ihrem Kollegen, James Potter, nachkommen...
Potter? POTTER? Wer kam verdammt nochmal auf die Idee, Potter zum Schulsprecher zu machen?
POTTER, den Streichekönig schlecht hin. Mitglied der Rumtreiber, die sogar McGonagall zum verzweifeln brachten. Man sollte Dumbledore wirklich den Alkohol verbieten oder seine Zitronenbonbons!
Gut, ich konnte froh sein, dass es kein Slytherin war. Aber Potter!? Warum hätte es nicht Remus werden können oder irgendeiner aus Rawenclaw, die waren doch alle so intelligent oder nicht?
Bei Merlin, reiß dich verdammt nochmal zusammen, Lily!, hörte ich Marls Stimme in meinem Kopf, So schlimm ist er nun auch wieder nicht! Und irgendwo hatte sie damit auch recht.
Ich ging in meinem Kopf nochmal alles durch.
Er war angeberisch und bildete sich zu viel auf alles mögliche ein. Doch mit seinen Noten, die, wie ich gestern erfahren hatte, mehr als nur ganz ok waren, hatte er zumindest vor mir noch nie angegeben.
Er hatte mich, seit ich ihn eine Woche vor meinem Geburtstag, im Januar bei Gefriertruhen Temperaturen, in den noch nicht ganz zu gefrorenen schwarzen See geworfen, nicht mehr nach einem Date gefragt und wie ich gestern erfahren durfte, waren die Briefe der letzten Wochen von Black gewesen.
Wenn man mal so drüber nachdachte, benahm er sich nicht mehr so beschissen, wie er es einmal getan hatte. Gut, er spielte immer noch jedem, der nicht bei drei weg war, einen Streich, aber auch die waren weniger und vor allem weniger kindisch geworden und ich hatte es sogar geschafft, mit ihm ein normales Gespräch zu führen.
Die einzigen schlechten Dinge, die sich nicht bis kaum geändert hatten, waren seine Arroganz, Angeberei, die Tatsache, dass er dachte, Mädchenherzen zu brechen wäre ein guter Zeitvertreib und der Unterricht wäre nur Nebensache an einer SCHULE!
Jedoch konnte ich, wenn er die Arroganz und die Angeberei ein wenig runterschrauben würde, über den Rest hinwegsehen und mit ihm zusammen den Schulsprecherpflichten gerecht werden, ohne ihn durchgehend anzuschreien.
Mein Gehirn befand sich nämlich nicht wie bei manchen Anderen noch im Kindergarten und ich konnte mich erwachsen benehmen! Oder es zumindest versuchen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top