•Dreiunddreißig•

...von alten Hobbys und Sätzen ohne Verben

Nach meinem emotionalen Ausbruch am Samstag, bestand mein Sonntag fast nur aus Ablenkungen von den verschiedensten Gedanken, die sich immer wieder in meinen Kopf schleichen wollten. Außerdem hatte ich auch noch ein paar Aufsätze zu schreiben und so verbrachte ich den Großteil des Tages in der Bibliothek.

Hin und wieder kamen mich Marls, Mary oder Remus besuchen, aber sie blieben nicht lang. Marls und Mary machten sich auf den Weg zu Hagrid und Remus verschwand, nachdem er sich über mein Wohlergehen erkundigt hatte, mit ein paar Büchern auf dem Arm.

Ich hatte gerade meinen letzten Aufsatz beendet und fing nun an gedankenverloren auf dem übergebliebenen Pergament zu kritzeln, als mir ein altes Hobby aus meiner Grundschulzeit wieder einfiel: Akrosticha schreiben.

Lächelnd musste ich an meine Erklärungsversuche Marls gegenüber denken. 'Diese Dinger wo die Anfangsbuchstaben der Wörter sich zu einem anderen Wort ergeben', hatte ich damals zu ihr gesagt und ihr Gesichtsausdruck war noch verwirrter geworden. Richtig verstanden hatte sie es erst, als ich ihr ein Beispiel gezeigt hatte.

Ich machte mich also daran kreativ zu sein und hatte nach einiger Zeit, in der ich alles um mich vergessen hatte, hatte ich folgendes zu Papier gebracht:

Magie
Als
Ganzes
Ist
Erleichterung

Liebe
Ist
Eine
Bindung der
Ewigkeit

Ich wollte gerade zu einem Neuen ansetzen, als ich von einer Stimme unterbrochen wurde, die über meine Schulter hinweg fragte:

"Was machst du da?"

Ich zuckte zusammen, drehte mich ruckartig um und blickte, wie könnte es anders sein, in James Potters Gesicht, der das Geschriebene interessiert musterte.

Nachdem ich mich von dem Schock, den er mir mit seiner Anschleich-Nummer verpasst hatte, einigermaßen erholt hatte, begann ich mit der Erklärung, die ich auch schon Marls vor all den Jahren gegeben hatte und überlegte ob es mich störte, dass er meine Gedanken so offen anstarrte. Diese Dinger hatten bei mir schon eine Art Tagebuchzweck, da ich mir mit ihnen indirekt alles von der Seele geschrieben hatte.

Anscheinend merkte James mein leichtes Unbehagen, denn er blickte von dem Geschreibsel weg und sagte leicht zerknirscht:

"Tut mir leid, Lily, ich bin mal wieder viel zu neugierig. Eigentlich bin ich hergekommen, um dich zu fragen, wie lange du hier noch ackern willst und ob du dir schon was für nächste Woche ausgedacht hast."

Ich blickte ihn an und lächelte zugegebener Maßen ein wenig teuflisch. Tatsächlich hatte ich mir schon Gedanken gemacht und war meiner Meinung nach auf etwas ziemlich gutes gekommen.

"Alsooo..", versuchte ich es spannend zu machen, "du darfst jedes Mal wenn ich dich sehe, deine Haare nicht anfassen."

Sein Gesicht sagte mir, dass er mit allem, aber nicht damit gerechnet hatte und seine Hand, die schon wieder seine Haare verwuscheln wollte, blieb wie erstarrt in der Luft hängen.

Leicht lachend machte ich mich daran mein Zeugs einzupacken und wir gingen gemeinsam den Weg zu den Schülersprecherräumen zurück. Nach einiger Zeit hatte er sich auch wieder gefasst und wir plauderten ein wenig über Merlin und die Welt, bis James schließlich das einwarf, woran ich überhaupt nicht mehr gedacht hatte:

Morgen würde unsere erste Französischstunde stattfinden! Sofort war ich wieder in meinem Dauergrinsezustand und mein Kopf sang die ganze Zeit: 'Ich werde nach Frankreich fahren, ich werhede naach Frahankreich fahareeen.'

Als ich deswegen fast gegen eine der Rüstungen gelaufen wäre, konnte James sein Lachen nicht mehr zurückhalten und meine Gesichtsfarbe fing an meinen Haaren Konkurrenz zu machen. So liefen wir also die letzten Meter zu den Räumen und gaben damit wahrscheinlich ein sehr merkwürdiges Bild ab.

Ein noch merkwürdigeres Bild gab James die nächsten Tage ab, denn es kam mehr als nur einmal vor, dass seine Hand sich zu seinen Haaren hob, nur um dort zu erstarren und wieder zu sinken, sehr zur Sirius' und Marys Belustigung, die ihn ständig damit aufzogen.

Die Lehrer und auch die anderen Schüler waren allerdings vor allem zu Beginn sehr verwirrt von diesem Verhalten. Gonnie machte sich öfters mal den Spaß, seine Hand als Meldung anzusehen, was James allerdings gelassen sah und mit Vergnügen jedes mal einen mehr oder weniger schlauen Beitrag lieferte.

Die Französischstunden gestalteten sich als fordernd und entspannt zugleich und ich freute mich auf jede Stunde, auch wenn das Hausarbeiten machen sich durch die fehlende Zeit noch stressiger gestaltete.

Eine Klassenkameradin aus meiner Grundschule war in der dritten Klasse nach Deutschland gezogen und zu Beginn hatten wir regelmäßigen Briefkontakt, in dem ich auch ein wenig von der Sprache aufschnappte. Hin und wieder schrieben wir uns immer noch, aber Deutsch war eine Sprache, die sich mir gegenüber nie wirklich geöffnet hatte.

Ganz anders war das mit Französisch. Ich liebte den Klang der Sprache und lernte mit größter Motivation Vokabeln und Grammatikregel. Ich hatte mir auch schon sehr leichte Französische Lektüre besorgt, aber dafür reichten meine Französisch Kenntnisse nach einer Woche wohl doch noch nicht aus.

James schien es ähnlich zu gehen oder ihm fiel die Sprache wirklich sehr leicht, denn sein französischer Wortschatz wuchs fast schneller als meiner. Es war zwar kein wirklich großer Wortschatz, wir konnten noch nicht einmal Verben konjugieren, aber durch unsere Übermotivation fühlte sich das schon nach echt viel an.

Ich freute mich schon riesig auf den Besuch der beiden Franzosen, Pierre und Louanne, mit denen ich heute beginnen wollte, Briefwechsel zu betreiben.

Während ich also an diesem schönen Freitagnachmittag an meinem Schreibtisch saß und versuchte einen korrekten Satz auf französisch zu formulieren, was ohne Verben nahezu unmöglich war, schwang die Tür auf und Sirius kam hereinspaziert.

"Hey Lils, was guckst du so verzweifelt?", rief er gut gelaunt.

"Ich versuche Sätze ohne Verben zu formulieren", erklärte ich ihm das Unmögliche, dass ich gerade versuchte und packte den angefangenen Brief weg, da ich ein Gespräch mit Sirius eine sehr willkommene Ablenkung war. Außerdem konnte ich ihn ja nicht einfach hier rumsitzen und vor Langeweile sterben lassen.

"Falls du James suchst, der ist grad nicht da", meinte ich, während ich einen auf perfekte Gastgeberin machte und aus meinem Geheimvorrat eine Packung Muggelkekse zog.

"Ich weiß", sagte Sirius, nahm einen der Kekse, musterte ihn und biss hinein. "Hhmm, die sind echt lecker!", komplimentierte er das Gebäck und schneller als ich Schokolade sagen konnte, hatte er es verputzt und griff nach dem nächsten.

"Was machst du dann hier?", fragte ich ein wenig verwirrt. "Ich kann auch wieder gehen, aber dann nehm ich das leckere Zeugs da mit", sagte er grinsend.

Er wollte gerade weitersprechen, doch ich unterbrach ihn: "Kekse." Völlig aus dem Konzept gebracht blickte er mich an:

"Bitte was?" "Das leckere Zeugs da. Es heißt Kekse", erklärte ich lachend und musste noch mehr lachen, als Sirius anfing das Wort mehrmals zu wiederholen.

"Die Muggel haben manchmal komische Wörter", beendete er seine Dauerschleife, "aber was ich eigentlich sagen wollte ist folgendes: Wie du vielleicht schon wusstest, hab ich bald Geburtstag, um genau zu sein in 27 Tagen. Und da ich 18 werde, das heißt in der Muggelwelt volljährig, hab ich mir überlegt, eine Party wie die Muggel zu feiern!" Er klatschte euphorisch in die Hände.

"Und jetzt bist du zu mir gekommen, weil ich dir dabei helfen soll?", vermutete ich. "Du hast es erfasst, Evans!"

"Na schön", willigte ich nach kurzem überlegen ein und machte Sirius damit noch euphorischer.

"Also", meinte er, "was machen Muggel, wenn sie ihren 18. Geburtstag feiern?" Ich dachte an die Partys zu denen meine Schwester häufiger ging und sagte dann lächelnd: "Saufen, ganz viel saufen!"

"Gefällt mir", war Sirius Antwort darauf, "gefällt mir sogar ziemlich gut."

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