6. Dezember
„Nenne einen Grund für Suizid.“
- „Dieser Unterricht?“
Der Blick der Waisin wanderte langsam von ihrem Arbeitsblatt aufwärts. Stück für Stück kam das breite Grinsen der blendend weißen Zähne Adrians in ihr Gesicht. Seine gerade Nase hatte er, stolz über seinen Witz, in die Höhe gereckt und seine braunen Augen funkelten unter seinen blonden Locken frech hervor. So wie er aussah, hätte er in einer Werbung mitspielen können - so hübsch war er. Aber eben auch so generisch.
„Darüber macht man keine Witze. Das ist so absolut unsensibel!“, beschwerte sich das Mädchen mit bemüht neutraler Stimme.
Augenverdrehend beschwerte er sich: „Seit wann bist du denn so eine Spaßbremse?“
Tamika ging nicht weiter darauf ein, es hatte keinen Sinn. Stattdessen sagte sie knapp: „Ich habe es mir nicht ausgesucht, mit dir zu arbeiten, also lass' es uns hinter uns bringen.“
Normalerweise saß sie neben Louise. Sie kam dem, was andere eine beste Freundin nannten, noch am nächsten. Sie hatten keine „ich vertraue dir mit meinem Leben“-Beziehung, aber sie vertraute Louise am meisten von all ihren Bekannten - von ihrer Betreuerin Nadja mal abgesehen.
Louise war nett, ab und zu laut, aber beinahe alle mochten sie. Aber heute war sie krank.
Tamikas Plan B hieß Seth. Er war ein eher stiller Junge, aber sie teilten eine Leidenschaft fürs Fotografieren. Nur lag er ebenfalls flach.
Das galt übrigens für einige in ihrer Klasse. Für gewöhnlich reichten Plan A, B und C: mit jemand zufälligem zusammenarbeiten. Tamika war nicht gerade unbeliebt, weshalb sie normalerweise kein Problem damit hatte, mit jemand anderem zusammenzuarbeiten.
Als sie sich heute aber zu zweit für eine Partnerarbeit zusammenfinden sollten, schrieb Tamika noch schnell etwas von der Tafel ab, weshalb alle schon Partner hatten.
Alle außer sie und Adrian. So mussten sie jetzt zusammenarbeiten.
Das brachte sie in eine etwas unangenehme Situation, denn Adrian und sie sind mal ein Paar gewesen.
Zweimal.
Sie hatte Schluss gemacht, doch sie wusste, dass sich Adrian nach wie vor für sie interessierte. Er sah es dieses Mal eher als Pause, viel gelassener als bei ihrer ersten Trennung. Die Zeit zwischen ihrer ersten und zweiten Beziehung hatte er nämlich überwiegend in Finns Gesellschaft verbracht. Ausgerechnet Finn, der bekannt dafür war, emo und edgy as fuck zu sein.
„Er versteht meinen Schmerz halt und war für mich da“, verteidigte sich Adrian gegenüber den Anderen, als Tamika und er wieder was miteinander anfingen.
Ihr war das schnuppe, doch eine Freundin, Olivia fand es wichtig, Adrian bezüglich Finn weiterführend zu informieren.
„Ist doch klar, dass er dir gerne zuhört, wenn du von Schmerz und so 'nem Weicheikram sprichst“, antwortete sie, „er ist halt wie ein Vampir, nur, dass er sich nicht von Blut, sondern Schmerz ernährt. Obwohl - wenn er schon von der Existenz von Aliens überzeugt ist, würde es mich nicht wundern, wenn er auch Blut steht. Finn ist so ein Weirdo!“
Anders gesagt: es war kein Geheimnis, dass Finn verschrien war und diese Zeitspanne Adrians Ruf erheblich geschadet hatte. Vermutlich stieß er ihn deshalb irgendwann von sich. Tamika stritt sich mit ihrem damaligen Freund häufig deswegen. Sie fand es unfair, dass Finn so verurteilt wurde und, dass Adrian den Kontakt zu ihm abbrach, nur seines Rufes wegen. Finn hatte Adrian beigestanden, aber er hatte ihn verstoßen. Das hatte er nicht verdient.
Tamika stellte ihrem damaligen Freund daher ein Ultimatum: Entweder er stand seinen Mann und entschuldigte sich bei Finn oder sie machte Schluss mit ihm.
Er tat es nicht und damit war ihre Entscheidung gefallen.
„Zwei Leute, die sich liebten und getrennt wurden“, sagte Adrian.
Tamika erschrak. Hatte er nur zufällig an dasselbe gedacht? Oder konnte er Gedanken lesen?
So intensiv wie er sie ansah, würde es sie nicht allzu stark verwundern.
„Wie bitte?“, fragte sie, ihr Herz klopfte ihr plötzlich bis zum Hals.
„Du wolltest doch die Aufgaben machen. Aufgabe 1: Nenne einen Grund für Suizid. Meine Antwort: Die unfreiwillige Trennung von zwei Menschen, die sich liebten.“
„Oh, bitte.“ Sie schnaubte. „Sag' mir nicht nach so einem Witz, du seist suzidgefährdet.“
Adrian blinzelte mehrfach. „Das... wäre plausibel, aber das ist nicht der Fall und das wollte ich auch nicht sagen“, behauptete er.
Tamika lehnte sich vor, ihr Gesicht eine Mischung aus Genervtheit und Unglauben. „Ach nein?“, hakte sie nach, „was dann?“
Sie erwartete schon fast, er würde auf den Platz deuten, an dem Finn für gewöhnlich saß; viele in der Klasse dachten, dass er suizidgefährdet sei, nur weil er diese Musikrichtung schätzte. Das würde wieder mal zeigen, dass Adrian mehr auf die Worte Anderer über eine Person gab, als auf die der Person selbst,
Unerwarteterweise deutete er allerdings mit seinem Kopf auf Frau Landmann, ihre Religionslehrerin.
Sie saß an ihrem Tisch, die Hände umschlossen ihre Thermoskanne. Sie schien sich daran zu wärmen.
Unverständig schüttelte Tamika den Kopf, den fragenden Blick auf ihren Ex gerichtet. Wollte er es nicht in der Gegenwart der Lehrerin sagen?
„Sieh' genauer hin“, drängte Adrian Tamika seufzte leise, folgte aber seiner Anweisung. Da saß sie, ihre Religionslehrerin, träumte (dem leeren Gesichtsausdruck nach zu urteilen) vor sich hin und wärmte sich an ihrer Thermoskanne.
Moment.
Sie wärmte sich an ihrer Thermoskanne? Das ergab keinen Sinn. Bei näherer Betrachtung erkannte die Schülerin, wie verkrampft sich die Hände der Frau um die Kanne schlossen. Sie wärmte sich nicht: sie klammerte sich eher daran. Aber warum?
Ihr Klassenkamerad half ihr aus: „Siehst du ihre Augenringe? Die sind tiefer als der Marianengraben. Offenbar schläft sie kaum noch oder hat Alpträume.
Und ist dir nicht aufgefallen, wie zerstreut sie seit dem Verschwinden ihrer Tochter ist? Ich meine ja nur, suizidale Tendenzen wären nur logisch.“
„Oh.“
Tamika hatte komplett vergessen, dass sie die Mutter von Elaisa war. Lehrer kamen einem oft eben nicht menschlich vor, als lebten sie in der Schule. Logischerweise hatten sie auch Familien, Häuser und Interessen außerhalb des Bildungssektors, aber man erinnerte sich nie daran, weil man sie nur in ihrer Funktion kannte.
„Jetzt wo du es sagst...“
Tief, aber im Stimmengewirr unhörbar, atmete Frau Landmann ein und aus. Sie ließ die Thermoskanne los, was es dem Duo für einen Moment ermöglichte, das Zittern ihre Hände wahrzunehmen. Sie tauschten einen schnellen Seitenblick, um sich zu vergewissern, dass der jeweils andere es auch gesehen hatte.
Anschließend erhob sich ihre Lehrerin und wandte sich zum Fenster. Sich die Lippen leckend, trat sie näher. Sie schien sich nach dem Ausblick regelrecht zu strecken, trat aber nicht näher ans Fenster heran.
Tamika erinnerte sich an etwas, das sie mal gelesen hatte: Suizidenten hatten oft Angst vor dem Tod, auch wenn Sie diesen erst herbeizuführen versuchten.
Ebenso schien sich ihre Lehrerin vor dem Blick aus dem Fenster nach unten zu fürchten - gleichzeitig aber danach zu sehnen.
Die Lehrerin drehte sich um, was die beiden Teenager dazu veranlasste, schnell wieder auf ihre Notizen zu sehen.
„So langsam bitte fertig werden“, tönte sie. Alarmiert sahen sich die beiden an, denn sie waren erst bei Aufgabe eins und es gab vier.
So schnell es ging, bearbeiteten sie die Aufgaben, um sich beteiligen zu können. Beiden lag viel an ihren Noten; es war einer der Punkte, die sie gemein hatten. Nur war es aus unterschiedlichen Gründen:
Tamika war da hinterher, weil es ihr Aufmerksamkeit einbrachte, welche sie (als eins von 17 Waisenkindern) nicht so üppig viel bekam.
Adrian strengte sich an, weil er für jede 1 im Zeugnis 100 € von seinen Eltern bekam.
Daran sah man mal wieder, wie weit die soziale Schere in der Schule von Silberweiler geöffnet war. Dies war der Fall, da Silberweiler ein armes Dorf war, während die nächstbesten Städte (besonders Eissprung, woher Adrian stammte) deutlich reicher waren.
Allerdings gingen die meisten Kinder dieser Städte in Silberweiler zur Schule, da eben genannte - dank großzügiger Spenden und dem Stolz der Silberweiler, der sich (traurigerweise) allein auf die Schule bezog - besser war als andere in der Gegend.
„Alles klar, lasst uns vergleichen“, meinte die Lehrerin lustlos, „Nennt mir mögliche Gründe für Suizid. Evan, beginn' du.“
„Depressionen.“
Einige Hände gingen runter.
„Ja, gut. Emilie?“
„Versagen in professioneller Hinsicht, zum Beispiel durch Jobverlust.“
Frau Landmann nickte anerkennend und deutete auf die nächste Person.
„Verlust einer geliebten Person, zum Beispiel der Eltern, des Partners oder - wie bei Ihnen - des Kindes.“
Ein Raunen und Wispern ging durch die Klasse, niemand hätte es so direkt gesagt.
Frau Landmann sah so ängstlich und verlassen aus, wie ein Kind, das sich in einer fremden Gegend verlaufen hatte und sah durch ihren Schüler voll hindurch. Tränen wallten in ihren Augen auf, doch sie drängte sie schluckend zurück. Ihre Stimme war papierdünn, als sie sprach: „Sehr-“
Sie brach ab, räusperte sich und sprach mit minimal gefestigterer Stimme: „Sehr gut, Olivia.“
Ihre Lehrerin tat so, als wäre nichts, doch ihre Schüler tauschten trotzdem besorgte Blicke und tuschelten. Während sie also normal den Unterricht fortzuführen versuchte, kritzelte Adrian eine Notiz auf Tamikas Heftrand. „Wie geht man mit Suizidenten um?“, stand da. Tamika sah ihn an und zuckte mit den Schultern.
❆
Kurz bevor die nächste Stillarbeitsphase begann, meinte Adrian, er gehe kurz auf Toilette.
Er stand auf und ging zur Tür, doch genau in dem Moment, als er nach der Klinke griff, wurde die Tür aufgerissen, wodurch er fluchend rückwärts taumelte.
Herr Amin bemerkte den Schüler, den er verletzt hatte, kaum. Er rief: „Angelina, du wirst es nicht glauben, aber mir wurde gesagt, eins der verschwundenen Kinder sei hinter eurem Haus wieder aufgetaucht!“
Der Raum explodierte regelrecht in Chaos: Herr Amin und Frau Landmann rannten raus, viele folgten ihnen, andere redeten wild durcheinander oder gingen, um in anderen Klassen Bescheid zu geben und Vereinzelte, darunter Tamika, blieben erstmal perplex am Fleck.
Doch als sich der Klassenraum schnell leerte, ließ es sich Tamika nicht nehmen, den Anderen zu folgen.
Sie rannten aus dem Gebäude, verließen das Gelände. Letztendlich kamen sie hinter einem beigen Haus am Waldrand zum Stehen. Es hatte sich schon eine Traube von Menschen gebildet, Frau Landmann schlug sich einfach eine Schneise hindurch.
„Elaisa, ich bin hier! Lasst mich durch, das ist meine Tochter!“, brüllte die Lehrerin.
Tamika und ein paar andere ihrer Klassenkameraden hatten sich hinter Frau Landmann versammelt. Die Langsameren sowie Schüler aus anderen Klassen trudelten währenddessen nach und nach weiter ein, ein gefühlt endloser Strom an Menschen.
Durch ihre Position hatten sie und ihre Klassenkameraden (anders, als die Neuankömmlinge) einen perfekten Blick, auf das Kind, welches in der Mitte der Menschen saß.
Jedoch saß dort nicht die Tochter ihrer Lehrerin, sondern Linus Moor, der Fünfjährige, der zuletzt entführt worden war.
Seine Augen waren von einem Schal verdeckt, in seinem Mund steckte ein Stück Stoff als Knebel, seine Hände waren hinter seinem Rücken mit Kabelbinder gefesselt und allein seine Füße waren frei. Auf die Schnelle waren keine Verletzungen zu sehen, was allgemein erleichterte.
Jemand ging in die Knie und wollte Knebel, Augenbinde und Fesseln entfernen, als eine Stimme bellte: „FINGER WEG, BIS DIE SPURENSICHERUNG DURCH IST!“
Tamika trat ein Stück zurück. Den Gesichtern nach zu urteilen, wusste niemand, was genau vor sich ging, bis auf die Frau, die geschrien hatte. Als sie sich umsah, realisierte sie, dass es Frau Carpenter war. Ausgerechnet die Neue weiß am besten über die Geschehenisse in Silberweiler Bescheid, dachte sich Tamika verwundert.
Im Näherkommen entdeckte sie Kai Landmann, der die eine Hand der Ermitterin hielt und sich hinter ihr zu verstecken versuchte. Mit der anderen Hand telefonierte sie.
„Beeilt euch, es kommt so langsam das ganze Dorf zusammen“, sagte sie und ließ missmutig ihren Blick über die Menge schweifen.
„Mir egal, dass Denker sich ziert, nimm' halt das Spurensicherungsequipment und komm' her!... Ja... Okay, bis dann.“ Sie steckte ihr Handy umständlich mit einer Hand weg und schnaufte.
Tamika witterte ihre Chance: sie trat vor, fast augenblicklich heftete sich der Blick der Dame auf sie.
Mit ihrer höflichsten Stimme bat Tamika um Auskunft. Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, da antwortete sie auch schon: „Nein.“
„Warum nicht?“, wollte die Jugendliche wissen.
Carpenter presste entnervt die Lippen aufeinander. „Informationen eines laufenden Falls gibt man nicht einfach so preis“, belehrte sie.
Ihr Blick zeigte, dass es da nichts zu verhandeln gab.
Tamika wollte schon aufgeben und jemand Anderes suchen, als eine Stimme „Kylie“ rief. Das Gesicht von Carpenter erhellte sich deutlich. „Wird ja auch Zeit“, murmelte sie, was eher erleichtert als genervt klang. Sie wandte sich zum Gehen, als sie sich wieder dem kleinen Jungen an ihrer Hand bewusst wurde.
„Achja...“ Sie sah sich um und ihr Blick haftete sich auf die Jugendliche, die als Einzige etwas abseits stand.
„Du - Tamika Müller, richtig?“
Sie nickte.
„Pass' bitte kurz auf Kai auf - ihr kennt euch ja schon, spätestens seit gestern. Bin gleich zurück, versprochen.“ Ihr blieb keine Zeit, zu widersprechen oder zuzustimmen, schon war Carpenter verschwunden.
Unschlüssig sah Tamika auf Kai herunter, welcher mit großen Augen zurückstarrte.
„Du weißt nicht zufällig, was passiert ist, oder, kleiner Mann?“, witzelte sie unbeholfen.
Zu ihrer Überraschung antwortete der Junge: „Doch. Da ist jemand am Waldrand gewesen, also sind Papa und ich raus, dann hat Papa mir gesagt, ich soll mit seinem Handy jemanden anrufen und dann hat er ganz laut hey gesagt. Der Mann hat sich so sehr erschreckt, dass er was fallen gelassen hat. Er ist weggelaufen und Papa ist hinterher. Ich habe erst Mama angerufen aber die gehte nicht dran, also habe ich den nächsten Namen angeruft - Alan. Der sagte, ich soll reingehen und auf ihn warten. Er kam mit seiner Freundin, dann habe ich ihm alles erzählt. Sie wollten sich das Dings ansehen, was der Fremde fallen gelassen hat. Es war Linus, aber ich durfte nicht mit ihm spielen. Dann musste Alan ganz dringend gehen, vermutlich musste der aufs Klo, aber er wollte nicht bei uns gehen. Dann kamen immer mehr Leute.“
Die Erklärung des Jungen warf genauso viele Fragen auf, wie sie klärte. Warum sollte Linus' Entführer ihn zurückbringen, sogar am hellichten Tage? Und viel wichtiger: „Wer war dieser Mann?“ Kai wusste es nicht.
Wie aufs Stichwort hörte Tamika es im Wald knacken. Sie sah nach rechts und als sie sah, wie sich die große, dunkle Gestalt aus dem Wald näherte, trat sie instinktiv einen Schritt zurück und schob den Sechsjährigen hinter sich.
Sie spannte ihre Muskeln an, sie war bereit, mit Linus loszusprinten, falls nötig. Die Gestalt kam immer näher. Sie trat bereits einen Schritt zurück, als Herr Landmann ins Licht trat und sich auf die Knie stützte. Sowohl seine Hände, als auch seine Knie waren schmutzig. „Papa!“, freute sich der Kleine, kam hinter ihr hervor und umarmte seinen Vater.
Ein Stein fiel ihr vom Herzen, sie hatte schon mit dem Schlimmsten gerechnet.
„Noah!“, rief Fletcher von Weitem und ließ sie herumfahren. „Wo ist der Verdächtige?“
Carpenter und Fletcher kamen auf sie zu, woraufhin Tamika sich an die Seite stellte, um nicht so aufzufallen.
Herr Landmann schüttelte den Kopf. „Konnte... ihn nicht fassen... war zu schnell... Bin hingefallen und... er... ist mir entwischt“, schnaufte er.
Carpenter fluchte und wandte sich an ihren Partner: „Alan, übernimm' du das, ich gehe Denker zu Hand. Ich will nicht, dass er unsere einzigen Spuren aus Unfähigkeit vernichtet.“ Fletcher nickte und seine Freundin drehte sich auf dem Absatz um. Ihr rosafarbener Mantel wehte hinter ihr her.
Der Detektiv wandte sich erneut an den anderen Mann: „Erinnerst du dich wenigstens noch an irgendetwas? Klamotten, Größe, Eigenheiten im Gang oder gar die Haare oder so? War er aus der Puste, wenn ja, wie genau klang es?“
Der Vater runzelte, im Versuch, sich zu erinnern, die Stirn und sah nach oben. „Ähh...“
„Nein“, sagte er schließlich nach kurzer Bedenkzeit, „ich weiß nichts mehr. Er trug normale Klamotten, also... sorry, bin noch aus der Puste,... eine Jeans, eine Jacke, aber auch eine Skimaske, alles in schwarz... Ich weiß nicht einmal, ob es ein er war. Was noch... Ob er außer Puste war? Das konnte ich durch meine eigenen Atemprobleme nicht hören. Er war ungefähr so groß wie...“
Er stockte, sein Blick auf Tamika gerichtet, welche sich schnell wegdrehte, in der Hoffnung, man merke nicht, dass sie lauschte.
„Ungefähr so groß wie ich, also um die 1,90“, vollendete er. Unauffällig wandte sie sich wieder den beiden Männern zu, sie waren losgelaufen, weg von der Menschentraube, näher an den Wald und Landmanns Gründstück heran. Sie wollte gerade hinterher, als eine Stimme hinter ihr das verhinderte
„Tam-tam, da bist du ja“, sagte Yves, „wir sollen zurück zur Schule kommen. Wir haben jetzt Sport.“
Die Waisin hatte nicht einmal bemerkt, dass ihr Klassenkamerad zu ihr gekommen war, doch jetzt musste sie leider mit ihm gehen. Sie hätte gerne noch mehr herausgefunden, aber schnell entdeckte sie, dass ihr Sportlehrer bereits in der Nähe stand und die zwei Schüler beobachtete. Sie musste gehen.
„Tschüss“, sagte sie zu niemand Bestimmten.
Während sie und Yves sich entfernten, sah Tamika immer wieder zurück. Das Letzte, was sie mitbekam, war, wie ihre Religionslehrerin ihrem Mann in die Arme fiel, dann musste sie in die Turnhalle. Den ganzen Tag dachte sie darüber nach, warum das so gekommen war - und wer dahintersteckte.
Was sie nicht wusste, war, dass am Folgetag ein Schüler dafür verhört werden würde.
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