16. Dezember
„Sein Name ist Tim Helmer“, erklärte Taro gerade. Seth, Louise und Olivia saßen daneben und hörten aufmerksam zu.
„Hi Leute“, grüßte Tamika, „ worum geht's?“
Da erst bemerkte Sie Adrian, der in demselben Moment hoch und ihr damit ins Gesicht sah.
„Tamika“, beeilte er sich, zu sagen,„wegen vorgestern tut es mir leid. Ich verspreche, ich werde-“
Tamika sah weg. Sie war immer noch sauer und wollte das jetzt wirklich nicht hören. Und erst recht wollte sie das nicht vor ihrer Freundesgruppe klären.
Sie war kurz davor, ihn zu unterbrechen, als - überraschenderweise - das Louise bereits tat: „Könnt ihr eure Beziehungsprobleme vielleicht später klären? Es gibt gerade echt Wichtigeres.“
Damit wandte sie sich an Tamika:„Kennst du Tim Helmer?“
Kurz überlegte, dann verneinte sie.„Nee, kennt man den?“
Taro, der nicht so häufig mit ihnen (höchstens Olivia) rumhing, erklärte, das sei der neueste Vermisstenfall.„Laut der Anzeige ist er 8 Jahre alt, hat dunkelblonde Haare und ist so unter 1,50. Und wie alle Entführten zuvor, lebt er in silberweiler.“ er grinste. „Oder lebte. Wir dachten, du und Sammy hättet vielleicht Infos zu ihm, aber Sammy wusste mal wieder nichts, also haben wir gehofft, dass zumindest du etwas weißt.“
„Okay...“, erwiderte Tamika. „Aber wer ist Sammy?“
Taro hob eine Augenbraue und deutete auf den Jungen rechts neben sich.
„Das ist Seth“, korrigierte Tamika. Seht machte eine kleine Geste, wie um abzuwinken. Das ist es nicht wert, formte er lautlos mit den Lippen.
Taro zuckte mit den Schultern und verdrehte die Augen.
„Denke ich zwar nicht, aber okay.“
Seth stand auf, ging rüber zu Tamika und sagte leise zu ihr, er wolle jetzt rüber zu Finn gehen, da dieser ziemlich alleine aussehe. Um Adrian aus dem Weg zu gehen, erklärte sie sich sofort bereit mit ihm zu gehen - als wäre der Weg in die hinterste Reihe so lang, dass er Begleitung bräcuhte.
Finn saß, wie immer, an seinem Platz und zeichnete. Tamika hatte schon die eine oder andere Zeichnung von ihm gesehen und fand sie gut. Klar, sie waren nicht perfekt, aber wessen Zeichnungen waren das schon? Außerdem waren seine Motive endlich mal was anderes. Nicht immer nur diese Doodles von Katzen und Pandas und Menschen, sondern von Sternen, Planeten, Raumschiffen, Aliens und fernen Galaxien.
Zugegeben, er war diesbezüglich ein absoluter Nerd - das wusste jeder, aber eigentlich war es ihr egal.
Finn sah sie erst, als Seth nah an seinen Tisch trat. Unsicher sah er auf und zwischen seinen Ponyfransen hindurch.
„Hi“, meinte er zögerlich und zog den Kopf ein wenig zwischen die Schultern. Sie grüßten zurück.
„Was wollt ihr?“, fragte er. Augenblicklich bereute er seine Wortwahl. „Sorry, das war- das sollte nicht böse gemeint! Ähh, ich meine- das, das war nicht abwertend! Ihr seid Entschuldigung! Nein, Mist, ähm...“
„Keine Sorge,“, beruhigte Tamika, „wir wissen schon was du meinst. Wir wollten einfach mal checken, wie es dir so geht.“
Verdutzt sah er auf, doch als sein Blick ihren streifte, sah er schnell runter auf sein Blatt.
„Oh,... gut, denke ich? Ich meine, ich bin ganz froh, dass wir ... dass wir Deutschausfall haben. Und- und ihr?“
Seth und Tamika sahen verwundert drein. „Wir haben Deutsch Ausfall? Woher weißt du das?“
Finn erwiderte: „ Frau Landmann ges- hat gestern eine E-Mail geschickt, dass sie morgen... ähm, heute, dass sie nicht da sein wird.“
Sofort zog Tamika ihr Handy heraus, um das zu überprüfen. Seth, der ihr über die Schulter gesehen hatte, fragte: „Aus persönlichen Gründen? Was für persönliche Gründe?“
„Vielleicht ist sie in einer geschlossenen Einrichtung. Sie oder ihr Mann“, tönte es von hinter ihnen.
Alle außer Finn, der bereits in die richtige Richtung gedreht war, drehten sich um und sahen Adrian dort stehen. Sofort verschränkte Tamika die Arme und setzte ein genervtes Gesicht auf.
„Ach, und wieso das, Schlauberger?“
Den Mund nur leicht verzogen, erzählte er von der Theorie, die er schon vor zehn Tagen mit Tamika geteilt hatte: dass Angelina Landmann suizidgefährdet war.
Finn wurde bleich, Seth riss die Augen auf und Tamika sah augenrollend weg.
„Frau Landmann ist unsere beste Lehrerin! Können-können wir... irgendetwas für Sie tun?“, wollte Seth wissen.
Leise schaltete sich Finn ein:„Suizidenten brauchen manchmal einfach nur jemanden zum Zuhören... oder die Versicherung, dass sie jemanden braucht.“
Tamika lachte: „Sprichst du aus eigener Erfahrung oder was?“
Finn wurde rot. Außerdem schüttelte er den Kopf - ob als Antwort auf ihre Frage oder, um seinen Pony wieder vor seiner Augen zu befördern, war nicht klar.
Die anderen beiden Jungen funkelten sie wütend an. „Das ist eine gute Idee, Finn“, meinte Adrian, den Blick warnend auf Tamika gerichtet.
„Schlimmer werden kann es dadurch ja nicht oder?“, stimmte Seth zu.
Tamikas Puls schoss vor Wut in die Höhe.
Unzählige Male hatten Olivia, Taro, Pascal, Yves oder andere Finn niedergemacht und nie hat Adrian etwas gesagt. Selbst wenn Lehrer mal einen Scherz auf finns Kosten gerissen hatten, haben alle geschwiegen - und ausgerechnet bei ihr machte er jetzt einen auf Märtyrer?
„Kann ich kurz mit dir sprechen? So- so unter vier Augen?“, knirschte Tamika Adrian an. Überrascht stimmte er zu. Sie packte ihn an Ärmel seines Hemdes und zog ihn daran in den Flur.
„Was gibt's?“, erkundigte er sich unschuldig.
Wütend und mit großen Gesten geigte sie ihm ihre Meinung. Mit jeder Sekunde, die sie sprach, verdunkelte sich seine Miene mehr.
„Du beschwerst dich, wenn ich nichts tue und hältst mir eine Standpauke, wenn ich es tue?“, empörte er sich kopfschüttelnd, als sie fertig gesprochen hatte, „Scheiße, Tamika, du bist doch sonst nicht so kompliziert!“
Sie zischte: „Du hast mich wie eine Zicke dastehen lassen!“
Adrian hob abwehrend die Hände und verteidigte sich: „Ich habe nur das Richtige getan - und, nebenbei gesagt - auch das, was du wolltest, dass ich es tue. Wo ist das alles hin mit oh, der arme Finn, er braucht unsere Hilfe du musst für ihn da sein? Wann hast du deine Meinung geändert - gerade, als ich das gesagt habe“
„Oh, bitte!“ Sie schnaubte, ehe sie fortfuhr: „Du willst mich vor den beiden doch nur schlecht dastehen lassen, weil du glaubst, wir würden aufeinander stehen. Deine Eifersucht ufert komplett aus! Davon mal abgesehen: selbst wenn wir uns mögen, könntest du das sowieso nicht verhindern!“
Geschockt stieß er die Luft aus. „Ach, du gibst es jetzt also zu, ja? Welcher von beiden-“
Tamika schnappte empört nach Luft.
Das Adrian so stockte, überging sie komplett. Stattdessen schrie sie weiter: „Du bist doch komplett weich in der Birne, wenn du ernsthaft glaubst ich würde dir fremdgehen! Davon mal abgesehen-“
Abrupt brach sie ab, als sich eine Hand von hinten auf ihre Schulter legte. In der Annahme, das es Seth, Louise oder ein anderer Klassenkamerad war, wirbelte sie herum und keifte: „Was?“
Doch vor ihr stand kein Klassenkamerad, sondern das neue Pärchen im Dorf, diese Detektive. Und zumindest Carpenter schien alles andere als glücklich.
„Oh, Verzeihung“, stammelte sie.
Die Frau, Kylie Carpenter, sah sie unbeeindruckt an und hob eine Augenbraue. „Warum schreit ihr hier so rum? Habt ihr jetzt nicht Unterricht?“, wollte sie wissen. Wie auf Kommando ertönte die Klingel.
„Wir haben jetzt Freistunde“, erklärte Adrian zögerlich, „unsere Lehrerin ist aus privaten Gründen nicht da.“
„Aus privaten Gründen, sagst du?“, erkundigte sich Fletcher sofort, „eure Lehrerin,... die heißt nicht zufällig Landmann?“
Die beiden bejahten und ein Schatten huschte über Fletchers Gesicht. Er tauschte mit seiner Partnerin einen Blick.
„Bringt uns bitte zu eurem Klassenraum. Wir haben uns bei der Schulleitung eintragen lassen und mit allen Klassen über die vermissten Kinder zu reden. In Angel- in Frau Landmanns Klasse stehen wir zuerst drin.“
Adrian und Tamika gehorchten. Als sie eintraten, zog sie den Kopf peinlich berührt zwischen die Schultern, denn einige Schüler sahen so aus, als hätten sie den Streit mitbekommen. War ja auch kein Wunder, sie hatten laut genug geschrien.
Allgemein wurde es still im Raum, als sie bemerkten, dass Erwachsene präsent waren. Manche hatten gerade ihre Sachen gepackt und wollten gehen, da sie (vermutlich durch ihr Geschrei) mitbekommen hatten, dass sie jetzt Ausfall hatten.
„Nehmt Platz“, befahl Carpenter jedoch. Eilig gehorchten die Schüler, wobei Tamika darauf achtete, sich nicht neben Adrian zu setzen. Letztlich sah sie deswegen allein. Der leere Platz, der normalerweise neben Finn war, war jetzt neben ihr. Bitter sah sie auf den Stuhl neben sich. Das hatte ja glänzend funktioniert...
„Ein weiterer Junge wurde als vermisst gemeldet“, tönte Carpenter, „sein Name ist Tim Helmer. Er lebt hier in Silberweiler, ist etwa 9 Jahre alt und wohnt nur eine Straße entfernt. Momentan gelten er, Marco Wiedemann, Elisa Landmann und Gesa Benz ebenfalls noch als vermisst.“ Sie pausierte für einen Moment und sah streng in die Menge. „Die Ermittlungen sind... Nun, wir wären euch verbunden, wenn ihr mitarbeitet. Das geht unter anderem durch die pure Prävention: ihr solltet nie alleine draußen sein und am besten gar nicht nachts. Wenn ihr doch entführt werdet, schreit, tretet, schlagt, beißt. Euch wurde beigebracht, dass man das alles nicht tut, aber in so einer Situation ist es besser, aufzufallen und möglicherweise einen Fehlalarm auszulösen, als entführt zu werden.“
Ein paar Leute lachten und taten mit ihren Freunden so, als würden sie kämpfen. Carpenter ließ es augenverdrehend geschehen, Fletcher konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen.
Sie räusperte sich, um wieder die Aufmerksamkeit aller zu bekommen. „Besonders empfindliche Stellen, die ich euch empfehlen würde, anzuvisieren, sind: der Magen, alle Sinnesorgane, der Intimbereich und Kniekehlen sowie Ellenbogen. All das kann euren Widersacher außer Gefecht setzen, ihn ablenken, euch Zeit zum abhauen verschaffen oder ihn zumindest kennzeichnen.“
Sie stoppte für einen Moment. „Merkt euch außerdem alles, was ihr wahrnehmt, falls ihr in eine solche Situation kommt. Alles vom Aussehen über die Stimme bis hin zu dem Geruch; einfach alles kann hilfreich sein. Ebenfalls möchten wir euch dringend dazu aufrufen, mögliche Hinweise mit uns oder dem Dorfsheriff zu besprechen. Noch Fragen?“
Stille.
Alle drehten sich in ihren Sitzen hin und her, um zu sehen, ob sich irgendjemand meldete.
Letztlich schoss Pascals Hand hoch. Frau Carpenter nickte ihm zu.
„Kann man ihnen auch einen Verdacht äußern?“ Er lächelte herüber zu seinem Sitznachbarn, Olivia und Taro.
Das ist kein gutes Zeichen, dachte sich Tamika, wusste aber noch nicht, in welche Richtung das gehen würde. Wenn die drei am Start waren, konnte das ja nur schlecht sein.
Carpenter antwortete: „Kommt drauf an.“
Fletcher fügte hinzu: „Genau, ihr dürft natürlich niemanden aus einer Laune heraus anschwärzen.“
Carpenter murmelte ihrem Partner etwas zu, woraufhin Fletcher mit einem leisen hey! reagierte. Er warf ihr noch einen spielerisch-beleidigten Blick zu, dann wandten sie sich wieder der Klasse zu.
Pascal hatte mittlerweile ein Pokerface aufgesetzt, als er seinen Arm wieder hoch. Carpenter nahm ihn wieder dran.
„Meines Erachtens“, begann er und sofort könnte Tamika kotzen. Pascal war einer der arrogantesten Eissprungler. Er redete eigentlich immer geschwollen (mit Ausnahme dann, wenn er mit Finn sprach, dann redete er wie mit einem Kleinkind. Pascal war nämlich der Meinung, er sei etwas Besseres, nur weil er mehr Geld hatte und seine Mutter. Tamika ließ er damit zum Glück in Ruhe - und das war auch besser für ihn, denn mit dem Gesicht wäre sie an seiner Stelle auch ganz ruhig).
Pascal fuhr unterdessen fort: „... treffen alle Kriterien, die sie veröffentlicht haben, auf eine Person zu...“ Er schien jedes einzelne Wort auskosten zu wollen und machte, charmant lächelnd, eine dramaturgische Pause.
„Und es trifft sich gut,“, fand er, „dass sich diese Person in diesem Moment in diesem Raum befindet...“
Mehr als die Hälfte der Klasse feixte; fast alle warfen verstohlene Blicke nach hinten, raunten und starrten. Es war natürlich klar, auf wen er anspielte, es war immer er.
Auch Tamika drehte sich um, um die Lage abzuchecken.
Finn saß dort und machte sich so klein wie eh und je. Er war so weit wie möglich auf seinem Stuhl heruntergerutscht; den Kopf hielt er gesenkt. Seine Haare verdeckten mal wieder sein halbes Gesicht und er fummelte nervös an seiner Jacke herum.
Seth neben ihm funkelte grimmig all die grinsenden Visagen an und hatte beschützend einen Arm um Film gelegt. Wegen der vielen Aufmerksamkeit war er knallrot unter seinen Haaren und rutschte auf dem Stuhl hin und her. Er tat ihr leid.
„Redest du von Finn Förster?“, hakte Fletcher unnötigerweise nach. Hätte sich auch nur einer von ihnen umgedreht, hätten sie gesehen, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten, aber Kylie stupste ihn an, um ihn an ihre Aufgabe zu erinnern. Er entspannte sich und nahm stattdessen ihre Hand.
Pascal lachte und klang dabei 1:1 wie sein Vater, wenn er im Ausland Golf spielte. Überheblich lächelnd wandte er ihnen den Kopf über die Schulter zu.
„Offensichtlich. Wer sonst wäre zu so einer Tat fähig?“
Finn neigte den Kopf noch etwas niedriger wie ein Kleinkind, das geschimpft wurde. Wenn man genau hinsah, konnte man ihn zittern sehen.
Tamika konnte seine Angst regelrecht fühlen und sie konnte auch verstehen. Die Vorstellung, zu Unrecht verurteilt zu werden (und das immer wieder von Leuten, die er liebte) war wirklich hart.
Carpenter hob die Stimme an, sodass sich alle zu ihr umdrehten. Sie sagte:„Wir sind bereits über diesen Verdacht informiert, vielen Dank.“ ihr Tonfall war scharf bei den letzten zwei Worten und sie ließ einen entsprechenden Blick durch die Reihen schweifen.
„Wir haben ihn bereits befragt, sind jedoch zu dem Schluss gekommen dass er unschuldig ist.“
„Sind sie sich da ganz sicher?“, wandte Pascal ein.
Carpenter erwiderte knapp: „In dubio pro reo.“
„Eben!“, rief Tamika in die Stille,„außerdem sind unsere Zimmer winzig. Wo sollte er die Kinder schon verstecken? Unter dem Teppich?“
Ein paar Leute lachten und die Stimmung wurde weniger feindlich. Ein Blick nach hinten verriet ihr, dass auch Seth und Finn sich ein bisschen entspannten. Sie warf ihnen ein kleines Lächeln zu.
„Gut“, meldete sich nun Fletcher, „sind denn überhaupt alle da? Ich hab' gehört, ihr habt jetzt Ausfall. Könnt ihr den Fehlenden dann bescheid sagen? Ja? Super. Dann... danke für eure Aufmerksamkeit, schönen Tag. Das wäre dann alles. Bye!“
In dem Moment, als sie den Klassenraum verließen, erfüllten sofort Stimmen und das Geräusch von schabenden Stühlen den Raum. Tamika stand ebenfalls auf, um zu Seth und Finn zu gehen die gerade leise miteinander sprachen.
Ehe sie die beiden erreichen konnte, schlitterte ihr Adrian in den Weg.
„Tamika“, stieß er hervor, „ wie du dich eben für Finn eingesetzt hast... Das war fantastisch. Ich... ich nehme zurück, was ich eben im Flur gesagt - oder eher geschrien - habe. Ich verspreche, meine- meine Eifersucht in Zukunft besser im Griff zu halten. Was ich sagen wollte... ich wollte sagen, es tut mir leid.“
Tamika atmete leise aus und ließ die Schultern fallen. „Mir tut es auch leid dich so angeschrien zu haben. Du hattest ja recht: ich habe Finn wie Scheiße behandelt und er verdient Besseres“, antwortete sie widerwillig.
Adrian lächelte. „Also ist jetzt alles wieder gut?“ Er streckte die Arme aus, um sie zu umarmen. „ Und unser Trip in einer Woche steht?“
Scheiße. Das hatte sie vergessen. Sie hatte lange darüber nachgesonnen, war aber letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass keine zehn Pferde sie auf diese Reise bringen würden. Was seine Eltern von ihr dachten, war ihr wirklich wichtig. Außerdem wollte sie ihn nicht ausnutzen. Auch wenn er es nicht so sah, würde sie sich deshalb nicht weniger wie ein Parasit fühlen.
Andererseits: würde sie das nicht sowieso irgendwann? Wenn sie so arm blieb, wie sie jetzt war, würde sie immer von ihm abhängig sein... und Tamika fürchtete nichts mehr als das.
Sie trat einen Schritt zurück.
Tamika musste lügen, es blieb ihr nichts Anderes übrig.
„Ich sagte, es tut mir leid; nicht, dass ich dir vergebe. Du bist einfach unerträglich in letzter Zeit und... und ich weiß wirklich nicht, ob das mit uns überhaupt funktionieren kann.“
War das zu dick aufgetragen? Sein Lächeln war wie weggewischt.
„Machst du gerade Schluss mit mir?“
Jep, das war zu viel. Andererseits... früher oder später würde sie es sowieso machen müssen. Das oder er würde sie versetzen, vermutlich für jemand reicheren. Sie musste es tun.
„Es tut mir leid“, würgte sie hervor.
Adrian schüttelte den Kopf. „Ist das dein Ernst?“, flüsterte er fassungslos,„wozu bist du überhaupt wieder mit mir zusammen gekommen, wenn du dann doch wieder nur mein Herz so rausreißt?“
Die Leute um sie herum begannen zu tuscheln. Jetzt erst merkte Tamika, dass etwa die Hälfte der Klasse zuhörte.
Auch Adrian schien das zu bemerken, weshalb er sagte: „Ich will dir... ich will jetzt keine Szene machen. Ich- ich gehe dann einfach. Wir... wir sehen uns- oder so.“ Eilig verließ er den Klassenraum, die Blicke der anderen folgten ihm.
Tamika sah ihm nach, Tränen schossen ihr in die Augen. Für sie war das auch nicht leicht, sie liebte ihn noch, aber es war eh zum Scheitern verurteilt. Es ist besser so, sagte sie sich erneut.
„Habt ihr nichts Besseres zu tun?“, rief Tamika den Umstehenden gefasst zu. Sie kümmerten sich wieder um ihre eigenen Sachen und Tamika verließ den Raum, stürzte zum Klo und brach dort zusammen.
Dieser Abschied schien für immer.
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