Kapitel 9 • rejection
London, 04. Mai 2019
Lächelnd betrachtete ich Alex neben mir, welcher noch tief und fest schlief. Dabei standen seine Haare in alle Richtungen ab und er sah einfach unfassbar niedlich aus. Ich konnte es mir nicht verkneifen, meine Hand auszustrecken und vorsichtig über seine Wange zu streicheln. Sofort verzogen sich seine Lippen zu einem seligen Lächeln, was mein Herz höher schlagen ließ.
Noch mehrere Minuten blieb ich in dieser Position, bis ich mich schließlich dazu entschied, ihn noch schlafen zu lassen und stattdessen Frühstück vorzubereiten.
Somit stand ich vorsichtig auf, bevor ich in die Küche lief. Auf meinem Handy suchte ich ein Rezept für Pancakes, für welches ich alles zuhause hatte und als ich endlich eins gefunden hatte, fing ich an den Teig vorzubereiten.
Gerade hatte ich damit begonnen, die ersten Pancakes zu braten, da schlangen sich zwei Arme von hinten um mich. Alex lehnte seinen Kopf an meinen nackten Rücken und brummte zufrieden.
„Guten Morgen", lächelte ich glücklich, während ich meinen Kopf kurz etwas nach hinten drehte, allerdings konnte ich nicht mehr als seine Haare erkennen.
„Morgen", murmelte er verschlafen.
„Hast du gut geschlafen?", fragte ich weiter und richtete mich wieder zu der Pfanne. Von ihm kam bloß ein leichtes Nicken, womit ich es auch wieder beließ.
Offensichtlich gab ich Alex aber noch nicht genug Aufmerksamkeit, denn nach wenigen Minuten löste er sich, um sich stattdessen zwischen mich und den Herd zu stellen.
„Alex", schmunzelte ich überrascht. „Was wird das?"
„Nichts." Unschuldig blickte er mich an, bevor er seine Arme um meinen Nacken legte und den Kopf auf meiner Schulter platzierte. Vorsichtig zog ich ihn an der Hüfte näher an mich, während ich mit der freien Hand versuchte, die Pancakes weiterzumachen. Es war deutlich schwieriger als mit zwei verfügbaren Händen, allerdings war mir Alex' Nähe die Mühe sowas von wert.
Kurz darauf hatte ich es dann geschafft, den Teig aufzubrauchen, weswegen ich den Herd ausschaltete und meine zweite Hand jetzt auch an Alex' Hüfte legte.
„Wollen wir frühstücken?", wollte ich sanft wissen und bekam ein undeutbares Geräusch zurück. „War das ein ja oder nein?"
„Ein Ja, aber nur, wenn wir auf dem Sofa essen." Er löste sich von mir, um mich mit großen, flehenden Augen anzuschauen, was mich zum Lachen brachte. Manchmal konnte ich kaum fassen, dass er älter war als ich. Vor allem morgens, wenn er noch verschlafen war, mutierte er zum Kleinkind, was aber irgendwo auch verdammt süß war. Er suchte dann stets meine Nähe und natürlich gefiel mir das.
„Okay", stimmte ich also zu. Als ich mich nun von ihm lösen wollte, verfestigte sich sein Griff sofort.
„Trägst du mich bis zum Sofa?", bettelte er und wie könnte ich ihm schon bei diesem Hundeblick widerstehen? Ich griff unter seine Oberschenkel, was er sofort verstand und hochsprang, wobei ich ihn festhielt.
Während er seine Beine um meine Hüfte schlang, um mehr Halt zu haben, trug ich ihn ins Wohnzimmer, wo ich ihn schließlich aufs Sofa herunterließ.
„Ich hole kurz die Pancakes", murmelte ich und löste mich von ihm, was er diesmal auch zuließ. Somit lief ich zurück in die Küche, stellte Teller und verschiedene Toppings auf ein Tablett und trug dann das Frühstück zu Alex.
„Hmm...den Service werde ich vermissen", grinste mein bester Freund entspannt, als er seinen zweiten Pancake auf den Teller legte. „Ich werde ganz schön verwöhnt."
„Glaub bloß nicht, dass das zur Normalität wird", warnte ich ihn. „Heute ist eine Ausnahme."
„Sicher", gab er einfach zurück und griff nach der Fernbedienung, um den Fernseher anzuschalten. Kurz darauf hatte er auch schon die Serie auf Netflix gestartet, die wir in der letzten Woche zusammen angefangen hatten, und lehnte sich zufrieden zurück. Schmunzelnd widmete ich mich nun auch dem Fernseher, während wir fertig frühstückten.
Nach mehrere Folgen räumten wir dann die Sachen wieder weg.
„Was ist unser Plan für heute?", fragte ich nach, als ich die Teller in den Geschirrspüler stellte.
„Wir haben schon die ganze letzte Woche trainiert. Denkst du nicht, dass wir uns einen entspannten Tag auf der Couch verdient hätten?" Alex schloss den Kühlschrank und blickte zu mir.
„Hätten wir schon", nickte ich nachdenklich.
„Dann ist das jetzt wohl beschlossen." Grinsend zog er sein Handy aus der Hosentasche und stockte kurz. „Uhm...Georgie?"
Skeptisch blickte ich zum Älteren, der wieder seinen Hundeblick aufgesetzt hatte. Dazu der verdächtige Tonfall und die Wahl meines Spitznamens...okay, was war sein Plan?
„Jack hat gefragt, ob er vorbeikommen kann. Er ist zufällig in der Nähe."
Ich musste mir krampfhaft ein Schnauben verkneifen. Zufällig? Es schien so, als wäre er ziemlich oft rein ,zufällig' genau da, wo Alex gerade war. Mal abgesehen davon: woher wusste er überhaupt, dass Alex bei mir war? Hatten sie wirklich so viel Kontakt?
Ich suchte nach einer Ausrede, dass ich verneinen konnte, fand allerdings auf die Schnelle keine, also musste ich mich wohl geschlagen geben. „Klar", murmelte ich mit einem gezwungenen Lächeln.
„Sicher? Wenn du nicht willst, dann-"
„Alex, schreib ihm, bevor ich meine Meinung ändere", meinte ich schnell und sofort breitete sich ein glückliches Grinsen auf seinen Lippen aus. Alleine, dass es ihn so glücklich machte, dass Jack kommen würde, versetzte mir einen Stich ins Herz, allerdings behielt ich trotzdem mein Lächeln.
„Danke, du bist der beste!" Damit fiel er mir um den Hals und drückte mir einen Kuss auf die Wange, bevor er aus der Küche lief. Vermutlich, um sich fertigzumachen. Seufzend schloss ich den Geschirrspüler. Das konnte ja heiter werden...
—
Knapp eine Stunde später stand Jack dann auch vor meiner Haustür. Für meinen Geschmack umarmte er Alex deutlich zu lange und innig. Dabei meinte ich sogar zu sehen, wie er einen Kuss auf seinem Hals platzierte. Genervt verdrehte ich meine Augen und lehnte mich an die Wand, während sie sich lösten.
Mich begrüßte er lediglich mit einem Handschlag, bevor er einen Arm um Alex legte. „Und was machen wir jetzt?", fragte er mit einem Lächeln und warf mir kurz einen Seitenblick zu.
Dass die Stimmung zwischen uns beiden direkt eisig wurde, war kaum zu übersehen. Alex hingegen hatte es geschafft, es nicht zu bemerken. Glücklich lehnte er sich an den Briten und zuckte mit den Schultern.
„Wir könnten golfen gehen", schlug Jack einfach vor. Ich wollte schon widersprechen, da Alex ja einen entspannten Tag auf dem Sofa wollte, da kam mir mein bester Freund zuvor.
„Das klingt toll!", rief er begeistert aus, was mich stocken ließ. Ach, plötzlich doch Lust auf Sport?
„Okay", murmelte ich weniger begeistert und fuhr mir durch die Haare. „Ich ziehe mir kurz was anderes an."
—
Wie konnte ein Tag so schön anfangen und so beschissen enden?
Diese Frage kreiste in meinem Kopf herum, als wir spät abends zu dritt auf meinem Sofa saßen, wobei ich wohl eher zur Dekoration dabei war. Alex und Jack hatten sich den ganzen Tag nur zu zweit unterhalten, ich war durchgängig das fünfte Rad am Wagen gewesen. Auch jetzt kuschelten sie miteinander, während ich alleine am anderen Ende der Couch saß.
Frustriert spannte ich immer wieder meinen Kiefer an, während die Wut auf Jack immer größer wurde. Normalerweise würde Alex jetzt in meinen Armen liegen und nicht in seinen. Normalerweise würde ich ihn zum Lachen bringen. Normalerweise gäbe es nur mich für ihn.
Dazu kam, dass Jack mir die ganze Zeit über diese blöden siegessicheren Blicke zuwerfen musste. Er hatte wohl direkt gemerkt, dass ich nicht ganz abgeneigt von Alex war und es mich zum durchdrehen brachte, wenn er ihm so nah war. Zusätzlich musste er jetzt auch noch unbedingt hier übernachten.
Als Jack sich nun nach vorne beugte und Alex etwas ins Ohr flüsterte, was ihn zum Kichern brachte, reichte es mir. Schnell richtete ich mich auf.
„Ich gehe ins Bett", verkündete ich bloß angespannt und lief auch sofort in mein Zimmer, wo ich die Tür hinter mir zuschlug. Eine unglaubliche Aggression hatte sich in mir aufgebaut, die ich rauslassen wollte. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich wollte gerade ausholen, um einfach gegen die Wand zu schlagen, als ich mich eines Besseren besann. Jack war es nicht wert, dass ich so wütend war. Das war doch genau das, was er bewirken wollte, ich würde ihm diese Genugtuung nicht geben.
Tief atmete ich durch, ehe ich meine Muskeln wieder entspannte und mich stattdessen umzog, um wirklich schlafen zu gehen.
Und obwohl Alex' nicht an meiner Seite lag, gelang mir dies relativ gut.
—
Ich wurde wach, als sich die Matratze neben mir senkte. Kurz darauf kuschelte sich jemand von hinten an mich und sofort wusste ich, dass es Alex war.
„Du bist wach, oder?", hauchte er. Sanft fuhren seine Fingerspitzen über meine Seite, bevor ich mich zu ihm drehte.
„Ist alles in Ordnung?" Besorgt runzelte er die Stirn und legte seine Hand nun an meine Wange.
„Alles bestens", flüsterte ich zurück. „Ich war nur müde."
„Sicher?" Liebevoll fuhr er über meine Wange und schenkte mir ein mitfühlendes Lächeln, das mein Herz höher schlagen ließ. Ich nickte zustimmend, ehe ich mich trotz der Dunkelheit in seinen Augen verlor.
Er wollte bei mir im Bett schlafen. Obwohl er den ganzen Tag an Jack geklebt hatte, wollte er die Nacht bei mir verbringen. Es gab mir Sicherheit in meinem nächsten Schritt. Ich musste Alex zeigen, was er mir bedeutete, bevor Jack es tun konnte und ich Alex somit verlieren würde.
Wie hypnotisiert rutschte ich näher zu ihm. Seine sanfte Berührung hinterließ ein angenehmes Prickeln, während ich mich ihm weiter näherte. Mein Blick glitt zu seinen vollen Lippen, dann zurück zu seinen Augen. Er beobachtete mich bei meiner Bewegung, wich nicht zurück, kam mir allerdings aber auch nicht entgegen.
Ich konnte seinen Atem bereits auf meiner Haut spüren, als er plötzlich ansetzte: „Wir sollten schlafen. Heute war ein langer Tag."
Wie ein Schwert bohrten sich seine Worte in mein Herz. Das hieß wohl endgültig, dass er kein Interesse an mir hatte, er wollte mich nicht küssen.
Verletzt nickte ich und rutschte zurück, um den anfänglichen Abstand wieder zwischen uns zu bringen. Während ich mich nun umdrehte, womit mein Rücken zu ihm zeigte, unterdrückte ich die Tränen.
Ich hatte ihn an Jack verloren.
Sorry, dass das Kapitel so spät kommt, ich bin gerade bei Freunden und habe es vergessen😬😂
Hasst mich nicht für dieses Kapitel🤭
Kommentar von dreaming_t :
[well okay, Alex, dich muss man aber auch nicht ganz verstehen. Erst kuschelst du dich so an George, lässt dich von ihm sogar auf die Couch tragen, aber wenn Jack da ist, ignorierst du ihn, um dich dann nachts doch wieder an George zu kuscheln und neben ihm zu schlafen... ??? My poor Georgie🥺🥺🥺 aber wie immer sehr gut geschrieben<3]
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