Kapitel 28 • it's him
‼️Trigger-Warnung: Erwähnung von Gewalt‼️
„Entscheide dich." Etwas hilflos zuckte sie mit den Schultern, bevor sie mich auffordernd anblickte. „Er oder ich?"
Fassungslos erstarrte ich und hielt die Luft an. Das konnte sie doch nicht ernst meinen, oder? Ich kannte Alex seit meiner Kindheit, er kannte mich besser als jeder andere und bei ihm fühlte ich mich am wohlsten. Die letzten Monate, in denen es zwischen uns nicht immer wirklich gut lief, hatten mir gezeigt, dass ich ihn um keinen Preis nochmal verlieren durfte. Erst recht nicht, wenn Jack in Monaco auf ihn wartete und ihn ziemlich sicher schlug. Ich konnte doch Alex jetzt niemals alleine lassen.
„Was?", hauchte ich deshalb und runzelte meine Stirn.
„Er oder ich?", wiederholte Eileen ihre Frage. Mit Tränen in den Augen erwiderte sie meinen verzweifelten Blick und jede weitere Sekunde, in der ich nicht antwortete, schien sie bloß weiter zu verletzen.
„Das kannst du doch nicht verlangen! Er ist mein bester Freund", versuchte ich sie von ihrer Idee abzubringen, aber es war zwecklos. Sie ließ sich nicht mehr umstimmen.
„Und ich bin deine Freundin!", erwiderte sie wutentbrannt. „Aber offenbar bedeutet dir das alles nichts. Du hängst lieber mit deinem Liebhaber rum!"
„Er ist nicht mein Liebhaber, Eileen!", betonte ich erneut und wurde langsam auch immer genervter. Hörte sie mir überhaupt zu?
„Aber du liebst ihn!", schrie die Jüngere und brachte mich somit zum Schweigen. Geschockt starrte ich meine Gegenüber an, wusste nicht so ganz, was ich sagen sollte. Ich wollte ihr widersprechen, ich wollte das alles irgendwie wieder richten, damit ich ihr nicht auf diese Weise das Herz brach, aber es ging nicht. Ich konnte sie nicht länger anlügen, denn das würde ich, wenn ich ihr widersprechen würde.
Alex war derjenige, den ich liebte. Er war es immer gewesen und er würde es auch immer bleiben. Egal, ob ich versuchen würde, meinen Gefühlen zu entfliehen, am Ende würde ich doch wieder bei Alex landen. Die Beziehung mit Eileen hatte mir das mehr als nur deutlich gemacht.
„Okay...", nuschelte sie, als ich einfach stumm blieb, und nun verließen die ersten Tränen ihre Augen. „Dann ist zwischen uns wohl alles gesagt."
„Eileen, ich-" Ich wollte zu einer Entschuldigung ansetzen, aber da lief sie schon aus dem Zimmer. Augenblicklich lief ich ihr hinterher und versuchte sie einzuholen.
„Eileen! Jetzt bleib doch stehen!", bat ich sie, als wir im Flur angekommen waren. Tatsächlich hielt sie inne, jedoch nur, um sich zu mir zu drehen und klarzustellen: „Es ist aus, George." Dann öffnete sie die Haustür und knallte sie hinter sich laut zu.
Ich zuckte zusammen, blieb wie angewurzelt stehen. War das gerade wirklich geschehen? Fluchend fuhr ich mir durchs Gesicht, so hatte ich mir die Trennung definitiv nicht vorgestellt. Ich wollte ihr einfühlsam beibringen, dass ich sie nicht liebte, und dann im Guten auseinander gehen. Aber das hier war keine perfekte Welt, wo jeder Plan auch perfekt funktionierte.
„George...?", meldete sich Alex leise zu Wort und ich drehte meinen Kopf zu ihm. Etwas verloren stand er im Türrahmen zum Wohnzimmer und blickte mich besorgt an. „Willst du darüber reden?"
„Nein, ich..." Ich stockte kurz, um mich wieder zu fassen. „Es war längst überfällig, dass ich ihr die Wahrheit sage." So gesehen hatte ich es ihr ja nicht gesagt, sie war viel mehr selber darauf gekommen, aber letztendlich lief es auf das Gleiche hinaus.
„Okay." Vorsichtig kam er auf mich zu, um mich in eine feste Umarmung zu verwickeln, die ich nur zu gerne erwiderte. Seine Nähe ließ mich sofort herunterfahren und mich besser fühlen. Gott, was würde ich bloß ohne ihn tun?
„Wollen wir weiterschauen?", schlug ich irgendwann vor und entlockte ihm somit ein leichtes Lachen. Zusammen liefen wir zurück ins Wohnzimmer, wo wir uns wieder in die gleiche Position wie zuvor begaben. Alex ließ den Film weiterlaufen und diesmal konzentrierte ich mich sogar etwas besser auf die Handlung, allerdings nicht sonderlich lange.
Harry Potter, der sich zuhause nicht wohl fühlte, weil er dort nicht geliebt wurde, erinnerte mich viel zu sehr an Alex, der in Monaco niemanden hatte außer Jack, der ihn nicht gerade liebevoll behandelte. Immer mehr Parallelen konnte ich erkennen, bis ich schließlich wie aus dem Nichts flüsterte: „Ich will nicht, dass du jemals zurück nach Monaco gehst."
Sofort verschnellerte sich Alex' Atem, allerdings sagte er nichts, sodass ich mir nicht sicher war, ob er meinen Kommentar ignorieren wollte. Gerade holte ich Luft, um noch etwas zu sagen, als er sich aufsetzte, womit er sich gleichzeitig aus meinen Armen löste.
„Warum sagst du sowas?", fragte mein bester Freund nervös und ich konnte sehen, wie er seine Arme anspannte. Sollte ich es wagen und ihm von meinen Vermutungen erzählen?
„Weil es dir dort nicht gut geht, Alex", hauchte ich sorgenvoll. „Ich habe dich noch nie so fertig gesehen wie bei den Rennwochenenden, an denen du aus Monaco kommst. Die ganzen blauen Flecken, der Blick, der quasi nach Hilfe schreit und dein merkwürdiges Verhalten...Das sind keine Zufälle und die blauen Flecken hast du auch nicht von Fahrradunfällen. Bitte, sag mir endlich die Wahrheit."
Aus großen Augen blickte er nun zu mir und fing langsam an zu zittern. Dann zog er die Ärmel von seinem Pullover über seine Hände, bevor er sich nervös durch das Gesicht rieb. Etwas sagen tat er jedoch nicht.
„Alex, bitte. Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich um dich sorge", flehte ich und suchte seinen Blick, allerdings wich er meinem jetzt konsequent aus. Der Ältere zog ein Bein an, schlang die Arme darum und ließ es dann doch wieder sinken. Er fühlte sich unwohl, womöglich weil es keine Chance gab, diesem Gespräch zu entfliehen. Wir beide kannten die Wahrheit, das war uns auch beiden bewusst, aber ich wollte es von ihm hören. Ich wollte endlich Antworten auf meine Fragen.
„Okay, du musst nicht reden, aber bitte sei ehrlich, wenn ich dich jetzt etwas frage." Ich atmete tief durch und sammelte noch etwas Kraft, bevor ich die entscheidende Frage stellen würde. Ich hatte verdammt Angst vor der Antwort. Einerseits, weil ich sie schon befürchtete und andererseits, weil es eben doch noch die kleine Hoffnung in mir gab, dass ich das alles falsch interpretiert hatte und es doch nur ein Unfall gewesen war.
„Schlägt Jack dich?", brachte ich dann schließlich hervor.
Ein Zögern seinerseits, dann ein Nicken. Ein verdammtes Nicken.
Ich schloss meine Augen für einen kurzen Moment und spürte, wie Ärger in mir hochkam, zwang mich jedoch dazu, ruhig zu bleiben. Ich wollte Alex jetzt nicht verschrecken. „Hat er noch etwas schlimmeres getan? Hat er dich sexuell missbraucht oder so?", fragte ich weiter. Diesmal schüttelte er hastig den Kopf, was mich erleichterte. Das war ja zumindest etwas....
„Warum trennst du dich nicht von ihm?", hauchte ich bedacht und hoffte inständig, dass er mir eine Antwort darauf geben würde.
Der Thailänder hob jetzt seinen Kopf wieder, um mich anblicken zu können. Seine Unterlippe zitterte leicht, als er ansetzte: „Ich habe es doch verdient!"
Erschrocken über diesen Satz hielt ich die Luft an. Wie bitte?! „Wie kommst du auf so einen Scheiß, Alex?", hakte ich fassungslos nach und verfolgte eine einzelne Träne, die ihm über die Wange rollte.
„Ich habe ihn betrogen", nuschelte er undeutlich, aber ich hatte es trotzdem verstanden. „Ich habe ihn betrogen und es ihm nicht gesagt. Ich war ein beschissener Freund. Er hat jedes Recht, mich zu schlagen."
„Nein", widersprach ich ihm lautstark. „Nein, Alex. Ich habe dich geküsst, das hatte nichts mit dir zu tun und selbst wenn es so gewesen wäre, ist das noch lange kein Grund dafür, dass er dich schlagen darf, hörst du? Hör auf, dir einzureden, dass du das verdient hättest, denn das hast du nicht."
Nach meinen Worten liefen ihm immer mehr Tränen über die Wangen und nun schluchzte er auch leise auf. Ich schloss derweil die Lücke zwischen uns, um meine Arme um ihn legen zu können. Sofort krallte er sich in meinen Pullover, um den nötigen Halt zu finden.
Es brach mir das Herz, ihn so zu sehen, er war komplett am Ende. Gleichzeitig spürte ich, wie Schuldgefühle in mir aufstiegen. Hätte ich ihn nicht geküsst, hätte er vielleicht jetzt schon längst mit Jack Schluss gemacht. Aber meinetwegen redete er sich ein, dass er die Schläge verdient hätte.
„Es tut mir Leid", flüsterte ich in sein Ohr und drückte ihn näher an mich. „Es tut mir so Leid, dass ich dich geküsst habe und dass ich dir nicht direkt geholfen habe, als ich den ersten Verdacht hatte. I-Ich weiß nicht, wie ich das jemals wieder gutmachen kann."
Nun war er an der Reihe, den Kopf zu schütteln. Er wich leicht zurück und suchte den Blickkontakt. „Du hast daran keine Schuld, okay? Ganz im Gegenteil: Du bist der einzige, der mir zurzeit zeigt, was es heißt, wirklich geliebt zu werden."
„Weil ich es tue", nuschelte ich und sofort wurde es still. Ich wartete nur darauf, dass er mich darum bat, die Worte zurückzunehmen, allerdings geschah dies nicht.
Stattdessen fing er ganz leicht an zu lächeln und legte die Hände an meine Wangen. „Das war der andere Grund, warum ich gedacht habe, dass ich es verdient hätte. Ich habe dir so oft das Herz gebrochen und dann gemerkt, dass du so viel besser bist, als jeder andere. Ich hätte dich haben können, aber habe dich stattdessen verloren."
„Du hast mich nicht verloren, Alex", wisperte ich zärtlich und lehnte mich näher zu ihm. „Und das wirst du auch niemals, versprochen."
Seine eine Hand rutschte nun zu meinem Nacken, während mein Herz immer schneller schlug. Oh bitte, lass das jetzt keinen Traum sein. Alex blickte mir tief in die Augen, bis er seine schließlich schloss, womit er mir wohl das okay gab.
Somit überbrückte ich die letzten Zentimeter zwischen uns und verband unsere Lippen zu einem gefühlvollen Kuss, den er augenblicklich erwiderte. Meine Gefühle spielten nun absolut verrückt, aber ich nahm das berauschende Gefühl einfach an. Alex zu küssen und ihn so spüren zu lassen, dass ich ihn niemals alleine lassen würde, war das einzige, was jetzt wirklich zählte.
Als wir uns voneinander lösten, konnten wir uns beide ein Lächeln nicht verkneifen. Es hielt aber nicht lange an, da Alex mich dann schon ein zweites Mal küsste. Ich schlang meine Arme um seine Hüfte und zog ihn auf meinen Schoß, bevor ich den Kuss vertiefte. Einfach nur, um noch mehr von dem tollen Gefühl zu haben. Das war alles, was ich mir jemals erträumt hatte, und ich würde es definitiv nicht mehr aufgeben.
Konnte jetzt endlich alles gut werden?
Ein Schritt in Richtung Happy End...?👀
Kommentar von dreaming_t :
[Das hoffe ich doch. Fcking finally! Es hat zwar 28 Kapitel gedauert, aber ich bin froh, dass die beiden endlich ihre Gefühle zu lassen und sich nicht mehr wegschubsen. Jetzt muss nur noch Jack weg, yay. Ich finde, dass du Georgies Gefühle gut rüber gebracht hast. Außerdem ist das Ende wirklich cute💘💘💘]
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