don't you know I am human too

Sobald wir den Laden betraten, war ich mit dem vielen Weiß überfordert. Wo man auch hinsah, überall weiße Kleider. Auch die Wände waren in einem strahlenden Ton gehalten. Nur der Boden war mit dunkelbraunem Parkett verlegt. "Ich bin so aufgeregt", quischte Bri los. Doch ich fühlte mich nicht wirklich wohl. Vor ein paar Jahren hatte ich meiner besten Freundin geschworen, dass nur sie beim Brautkleid kaufen mit durfte. Ich schluckte schwer und betrachtete ein Kleid an einer Schaufensterpuppe. Bri stellte sich neben mich. "Etwas ausgestellte A-Linie, Elfenbein Fraben, Volants am Rock. Kurz es ist ein Meisterwerk! Und erst die Spitze und der herzförmige Ausschnitt. Obwohl ich ein anders eine andere Farbe beim Hüftband gewählt hätte. Es lässt das ganze Etwas bieder wirken", erklärte sie mir als wäre es das normalste von der Welt. Erschrocken sah ich sie an. "Sorry, ich hab einfach einen Fable für Mode". Ich lächelte verlegen und mustere das Spitzentop genau. Die feinen Blüten waren wunderschön gearbeitete. Es war ein Kleid, in dem ich mir das Heiraten ein bisschen vorstellen konnte. Auch wenn sich mir der Magen umdrehte, wenn ich an Tüll und Seide dachte. Das war einfach nicht meine Welt. 

 "Willst du dich beraten lassen?". Langsam schüttelte ich den Kopf. "Irgendwie fühl Ichs heute nicht". Bri musterte mein Gesicht. "Weißt du was wir gehen die Sache ganz anders an". Sie nahm mich an der Hand und zog mich aus dem Laden. "Ich zeig dir bald ein paar Kleider und dann sehen wir genau was dir gefällt und was nicht. Du wirst sehen, wir finden das Kleid, das dich zu Tränen rühren wird". Unsicher sah ich ihr beim Schwärmen zu. "Wenn du jetzt so einen Aufstand machst, wie wird dass denn bei deiner eigenen Hochzeit?". Sie grinste schief. "Du willst gar nicht wissen, was Liza alles schon auf die Beine gestellt hat. Wollt ihr eigentlich goldene oder silberne Ringe?", plapperte sie weiter. Darüber hatte ich noch gar nicht nach gedacht. Es war irgendwie alles Lizas Ding, das alles zu organisieren. Stumm ging ich neben Bri her und spielte mich mit meinem Ring. Ich hatte ihn, seit der Nacht, in der ihn mir Liza geschenkt hatte, so gut wie nie abgenommen. Er war mein ständiger Begleiter und erinnerte mich an sie. Der blaue Edelstein funkelte mich an als sich das Licht der untergehenden Sonne in ihm brach. "Dir ist das ganze Thema mit der Hochzeit wohl nicht ganz geheuer?". Ich zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf. "Ich will nur für immer mit ihr zusammen sein. Aber ich hab Angst, das ich nicht die richtige bin, nicht gut genug". Eine Träne lief mir über die Wange. Bri hielt meine Hand fester. "Du bist perfekt für sie. Ich habe noch nie eine so starke Liebe gesehen, wie eure. Eure Herzen schlagen im gleichen Takt, ihr sein praktisch eins". Ich seufzte. Was war denn nur los mit mir? War ich schon so nervlich am Ende, das mich ein Kleid so aus der Fassung brachte?

 "Ich glaube, du musst dich etwas ausruhen". Mit diesen Worten reichte sie mir meine Sonnenbrille und brachte mich zum Hotel zurück. Dort legte ich mich dann für zwei Stunden hin. Ich war mental angeschlagen. Normal weinte ich nicht einfach auf der Straße los. 

Am späten Abend ließ mir Bri ein Bad ein und überhäufte mich mit Aufmunterungen. Sie hatte mir etwas zu essen besorgt und sogar meinen Lieblingstee aufgetrieben. Ich dümpelte im heißen Wasser, sie saß auf einem Handtuch neben der Wanne und las mir Witze vor, um mich aufzumuntern. Ich hatte kein Problem damit, das sie mich nackt sehen konnte, Bri war quasi wie eine Schwester für mich. Und, wenn wir ehrlich sind, sehen wir am Ende doch alle gleich aus. 

Mit ihren langen Fingernägeln tippt sie auf ihrem Handy herum und grinste. "Chloe und Amber haben sich heute mit Liza getroffen und die Blumen für die Feier ausgesucht. Es sieht traumhaft aus!", schwärmte sie und grinste ihr Handy an. "Darf ich es sehen?", fragte ich neugierig und richtete mich auf. "Nein, es soll alles eine Überraschung werden. Es soll dich umhauen!". Ein wenig enttäuscht verzog ich die Lippen. "Ich hasse Überraschungen". Bri zog eine Augenbraue hoch. "Tust du nicht". Ich verdrehte die Augen und ließ meine Schultern wieder ins Wasser sinken. "Sind deine Finger schon schrumpelig?", fragte sie dann und ich hielt ihr meine Hand hin. "Dann werf' ich dich jetzt aus der Wanne raus. Wir müssen morgen früh los", beschloss sie. Danach trugen wir noch eine Maske auf, bevor sie mich ins Bett steckte. Wenn sie die halbe Nacht über der Arbeit hing war das kein Problem, doch sobald ich unter mindestens sechs Stunden schlaf kam, war die Hölle los. Sie passte einfach auf mich und meine Gesundheit auf. 

Nachdem ich mich ins Bett gekuschelt hatte, setzte sie sich noch zu mir. "Hast du es bequem?". Ich nickte. "Ich trag dir noch das Öl auf, dann geh ich rüber", sagte sie sanft und leise. "Kannst du nicht bei mir bleiben?". Ein zartes Lächeln umspielte ihre schönen Lippen. "Wenn du mich hier haben willst?". Schnell nickte ich. "Na dann", murmelte sie und tupfte und massierte das Öl auf meine Haut. "Es ist schön, wenn du hier bist", flüsterte ich müde und schloss langsam die Augen. "Ich bin auch gerne bei dir". Für fünf Minuten verschwand sie in ihrem Zimmer um dann abgeschminkt und im Schlafanzug wiederzukommen. Irgendwie konnte ich besser einschlafen, wenn ich nicht allein war. Trotzdem träumte ich ziemlichen Mist. 

Es war der Tag der Hochzeit. Draußen stürmte es wie verrückt und wir heirateten aus irgendeinem Grund in einer alten Kirche. Als ich vor dem Gotteshaus auf Liza wartete, wurde mein schreckliches Kleid durch den Regen ganz nass. Und ich wartete bestimmt eine halbe Stunde. Als sie dann kam, hatte sie noch immer ihren Einhornschlafanzug an und nur die Haare schön Hochgesteckt. Dazu hatte sie weiße High Heels an. In der Kirch spielte dann plötzlich ein Trauermarsch, anstatt dem obligatorischen Lied. Mein Dad war dann der Pfarrer und kämpfte während der Zeremonie mit einem Schluck auf. Jasper hatte die Eheringe  aus Versehen im Taufbecken versenkt und weigerte sich, sie rauszufischen. "Da wird ja mein Anzug ganz nass!", sagte er laut, sodass es jeder hören konnte. Wütend ging ich auf ihn zu und drückte sein Gesicht ins kalte Wasser. Ein Raunen ging durch die Reihen. Nachdem sich herausgestellt hatte, das die Ringe im Abfluss des Beckens verschwunden waren, weckte mich mein Handy auf.  

Erleichtert stand ich auf und streckte mich. Dieser Traum spiegelte meine Panik wider. Ich wollte Liza diesen Tag auf keinen Fall verderben. Was wahrscheinlich auch der Grund war, warum ich ihr ein unbegrenztes Budget zur Verfügung gestellt hatte, damit sie sich jeden Wunsch erfüllen konnte. Wie aufs Stichwort rief sie mich an. Sie erzählte mir glücklich von den wunderschönen Blumen, die sie ausgesucht hatte, weigerte sich aber mir die Farbe oder die Art zu verraten. Und noch stolzer verkündete sie, dass sie endlich ihr Kleid gefunden hatte. In diesem Moment packte mich die Motivation für die Hochzeit wieder. "Bri, ich will heute mein Kleid kaufen", sagte ich, nachdem ich aufgelegt hatte. Ich wollte Liza umhauen, auch wenn ich wusste das es umgekehrt sein würde. 



Ein neues Kapitel!
Ich hoffe es hat euch gefallen, auch wenn es etwas kurz war. Lasst mir gerne eure Meinung da und auch sehr gerne Votes!
Ich hoffe, ihr habt einen schönen Vatertag:)
Lg todeskind 🌿

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