35.

PoV. Jin

Müde lege ich meinen Oberkörper auf meinem Schultisch und schließe meine Augen. Ich hasse es früh in der Schule sein zu müssen. Vor allem Montags. Während ich also vor mich her döse, höre ich auf einmal eine hysterische stimme meckern. "Das kannst du einfach nicht ernst meinen Namjoon! Wir sind jetzt schon seit 5 Monaten zusammen und jetzt machst du einfach Schluss?!" Bei dem letzten Satz horche ich auf und gucke auf die Szene vor mir.

Das Paar steht jetzt bei Namjoons Platz und er sieht sie nur kalt an. "Du weißt ganz genau warum Layla, außerdem habe ich dir gesagt, folg mir nicht zu meinem Platz und Nerv mich nicht" er verdreht genervt die Augen und sie klatscht ihn eine. "Du wirst schon sehen, was du alles verpasst" Kreischt sie und geht wütend zu ihrem Platz und setzt sich hin.

Mit offenen Mund schaue ich zwischen beiden hin und her. Wtf, was ist da bitte schön passiert? Ich sollte mit Namjoon in der Pause sprechen.

Nach zwei Stunden Mathe und zwei Stunden Koreanisch, warte ich ungeduldig darauf, dass der Zeiger endlich auf der richtigen Zahl ist, damit die Pause anfangen kann. Leicht hibbelig wackel ich mit meinem rechten Bein. "Omg Jin, jetzt hör doch Mal endlich auf, sonst bekomme ich hier noch einen Anfall" sticht mir Junghan in die Rippen und ich Quietsche einmal auf, ehe ich ihn etwas zur Seite schubse.

"Ach halt doch die Klappe, du laberst mich sonst auch mit deinen Typen voll und jetzt keifst du mich an, weil ich mit dem Bein Wippe?" Sage ich belustigt und er muss schmunzeln. "Tja, ich bin ein Mann mit vielen Qualitäten" witzelt er und schon hört Frau Choice mit dem Unterricht auf. Endlich!

Ich packe meine Sachen schnell zusammen und sehe nur wie Namjoon aus dem Klassenzimmer stürmt. Schnell stehe ich auf und laufe hinter ihm her.

Kaum bin ich bei ihm, lege ich ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu stoppen. "Hey, warte doch Mal" meine ich etwas außer Atem und dann bleibt er endlich stehen und dreht sich um. "Ist alles okay? Das war heute morgen schon eine echt ziemlich harte Nummer" gestehe ich und er sieht mich nur still an. Dann spricht er, nach fünf Minuten, endlich mit einer leicht genervten stimme.

"Die hat es verdient, ich hätte schon viel früher Schluss machen sollen, wenn ich das gewusst hätte" er fährt sich leicht gestresst durch die Haare. "Was ist denn überhaupt passiert?" Frage ich besorgt.

Er atmet tief ein und aus und fängt dann an zu erklären.

"Ich habe sie mit einem anderen Typen erwischt. Ich lief gestern morgen meine Runde und sah sie im Park mit einem fremden Jungen rumknutschen...gestern Mittag habe ich sie dann darauf angesprochen und du willst nicht wissen wie sie ausgetickt ist und was sie alles gesagt hat. Heute morgen habe ich dann Schluss gemacht" kurz zögere ich, dann nehme ich ihn jedoch in den Arm und streichel seinen Rücken auf und ab.

"Es wird schon wieder Joonie" Versuche ich ihn aufzumuntern und er legt seine Arme um mich und zieht mich dicht an ihn. Ich spüre wie mein Herz kräftig gegen meine Brust klopft und hoffe einfach, dass Namjoon das nicht spürt.

Jedoch erinnere ich mich an den Schlag von heute Morgen und ich drücke mich von ihm weg. Ich betrachte seine Wange und sehe noch eine leichte Rötung. "Tut deine Wange noch sehr weh? Ich mein, dass war ein nicht gerade sanfter Schlag" er denkt kurz nach und zuckt dann mit den Schultern. "Ach was, dass ist schon gar nicht mehr zu spüren" meint er und dann lässt er mich schnell wieder los, da seine Freunde kommen. Oh, achso verstehe, denke ich mir leicht verletzt.

"Namjoon Bro, wo bleibste?" Ruft Mikah uns entgegen. Doch als sie mich sehen, bleiben sie stehen. "Was macht denn der da bei dir?" Fragt er misstrauisch. "Ähh" ich Seufze und will gerade gehen, als Namjoon mein Handgelenk festhält. "Ich habe mich mit Seokjin unterhalten" erklärt er ihnen und Mikah verengt misstrauisch die Augen. "Achja, und warum solltest du das tun? Und dann gerade noch ausgerechnet mit der schwuchtel" spuckt er mir das letzte Wort schon halb entgegen.

Wie kann man nur so verdammt hängen geblieben sein? Meine Güte, wir sind im 21. Jahrhundert. Was ist bitte daran falsch, dass eigene Geschlecht zu lieben? Ich mein, nicht jeder steht auf Titten und Ärsche oder auf Schwänze, jedes Herz entscheidet ganz allein, wen es liebt, sei es ein Mädchen oder ein Junge. Jedes Mädchen hat das Recht ein Mädchen zu lieben und jeder Junge hat das Recht einen Jungen zu lieben, Menschen die das nicht kapieren können, gehören in die Tonne geworfen, solange bis sie sowas akzeptieren können. Vielleicht ist es am Anfang noch etwas gewöhnungsbedürftig, zu sehen wie ein Mädchen ein anderes küsst oder ein Junge einen anderen, aber ich finde man sollte lernen es zu akzeptieren, man muss ja nicht gleich alles dafür tun, aber solange man sowas akzeptiert, ist es doch völlig in Ordnung. Denn liebe ist liebe und jeder sollte die eigene Entscheidung haben, den zu lieben, den er möchte und nicht anders.

"Sag Mal, was ist eigentlich dein bescheuertes Problem huh? Was nennst du mich Schwuchtel? Es kann dir doch scheiß egal sein, welche Sexualität ich habe oder mache ich dich dafür runter Hetero zu sein? Huh, nun sag schon! Ich verstehe es nicht wie solche Menschen, wie du, überhaupt noch existieren, seid ihr in der Steinzeit hängen geblieben oder was?" Keife ich ihn an und er zuckt etwas zurück.

Jedoch kommt er dann auf mich zu, baut sich vor mir auf und schubst mich fest zurück, sodass ich falle. "Pass auf wie du mit mir redest, du kleine Kakerlake, ansonsten zertrete ich dich zu brei und dann hast du keine große Klappe mehr" droht er mir und dann stellt sich Namjoon vor mich, zieht ihn an seinem Kragen zu sich und guckt ihn mit wütenden Augen an. Dann lehnt er sich zu seinem Ohr und raunt ihn mit kalter Stimme etwas ins Ohr, was selbst mir einen kalten Schauer über den Rücken spüren lässt.

"Wage es dir auch nur einmal Jin ein Haar zu krümmen, dann mache ich dir dein Leben zur Hölle und glaub mir, dass willst du nicht, also Pass in Zukunft auf was du von dir gibst, wenn du kein Stress haben willst" und schon schiebt er ihn zurück, nimmt meine Hand und zieht mich mit sich.

Allein bei diesen Worten und bei dieser Berührung blüht die Hoffnung in mir auf und ich spüre wie die Schmetterlinge in meinem Bauch anfangen zu tanzen.

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