-09-
Nach längerem habe ich ein neues Kapitel für euch. ^^
Ist überhaupt noch jemand hier am Start?
Ich hätte auch schon direkt nach dem erfolgreichen WE von Taylor was schreiben können, aber erst die FIA Preisverleihung in Ruanda hat mir den passenden Anstoß gegeben. ^__^
+#+#+#+#+#+#+
„Es ist schön dich endlich richtig kennenzulernen."
„Ja. Ich freue mich auch. Der Anlass ist auch super..."
„...du bist unter den Top 3 Fahrer der Formel 2. Meinen Glückwunsch."
„Vielen Dank. Aber deinen Preis für das Manöver der Saison würde ich auch sofort nehmen."
Stolz nickte Sam.
Dieses Überholmanöver letztes Jahr in Brasilien gehörte zu seinen spektakulärsten aller Zeiten und er spürte puren Stolz, dass er sich in der letzten Runde, in den letzten Kurven an Mitch vorbei schieben konnte und somit das erste P1 für McLaren sichern durfte.
„Taylor darf auch verdammt stolz auf sich sein. Der jüngste Formel E Fahrer auf einem Podium, aller Zeiten. Schaff das mal in deiner ersten Saison, in dem ersten Rennen, als Rookie."
Das Strahlen welches Paul ausstrahlte ließ die vielen Lichter der Veranstaltung fast verblassen. Es war offensichtlich das der junge Este sich sehr über das Podium seines Teamkollegen gefreut hatte. Aber Taylor selbst hatte glücklich von dem Telefonat erzählt, welches Paul und er geführt hatten. Immerhin hatten beide am Wochenende was zu feiern gehabt.
„Sam?"
„Ja."
„Danke, dass du für Taylor da warst, als ich es nicht konnte."
Sofort schüttelte Sam den Kopf, schnappte sich den Arm des Blonden und zog Paul fort von den Menschen, dessen Ohren nicht hören sollten, was er sagen wollte. Der ruhig Backstage Bereich eignete sich gut. Sie hatten einen kleinen Rückzugsort, wo sie niemand stören würde.
„Ich könnte Taylors Dad sein und vielleicht möchte ich deswegen, dass es ihm gut geht. Ich fühle mich für den Jungen verantwortlich. Aktuell ist er zu Hause, aber wenn wir unterwegs sind, hat er niemanden vertrauten bei sich. Ja, er hat schon einige Kontakte zu Dan und David geknüpft. Und Zane kennt er ja aus eurer Rennserie. Aber ich glaube die Drei wissen nicht das er Männer liebt und viel mit seinem Äußeren struggelt."
Das sein letztes und Taylors erstes Rennen auf ein Wochenende fielen machte es für Paul nicht einfach, endlich ganz für seinen Freund da zu sein. Sie hatten noch nicht direkt darüber gesprochen wie sie die Vorweihnachtszeit und insbesondere Weihnachten verbringen wollten, da sie ja auch erst seit wenigen Wochen zusammen waren. Unter keinen Umständen wollte er Taylor in eine Richtung drängen, die nur seinem Wunsch widerspiegelte.
Leider hatte er aus Quellen im Internet erneut unschöne Kommentare bezüglich der Äußerlichkeiten seines Freundes gelesen, was ihn unglaublich wütend gemacht hatte. Aber Taylor war auf seine Fragen diesbezüglich gar nicht eingegangen, hatte jegliche Unterhaltung in diese Richtung abgeblockt, so dass sie wirklich nur über ihre Rennen und Plätze geredet hatten.
„Deinem Gesichtsausdruck nach zu Urteilen, hast du einige der Kommentare gelesen, die unter Taylors Beiträgen standen?"
Schnaubend nickte Paul, während sein Körper sich anspannte.
„Statt ihm für seinen Erfolg zu gratulieren, haben einige Schwachmatten nichts anderes zu tun gehabt, als ihm als Pockengesicht, Narbenvisage, Hässlich, Akne-Gate und schlimmeres zu betiteln. Warum? Warum schreibt man so eine scheiße? Taylor ist Rennfahrer, kein Model, kein Schauspieler. Er verdient sein Geld nicht mit seinem Aussehen und selbst wenn, sollte nicht sein Talent als Fahrer im Vordergrund stehen und nicht die Äußerlichkeiten?"
Traurig zuckte Sam mit den Schultern. Paul und Taylor lebten heute in einer ganz anderen Gesellschaft als er selbst als Jugendlicher. Natürlich gab es auch zu seiner Zeit fiese Kommentare, gemeines Mobben und nicht wenig Menschen, die alles über das Aussehen eines Menschen stellten. Aber die sozialen Medien und die Anonymität im Internet waren heute eine reine Wonne für widerliche Subjekte, jene Menschen die Unzufrieden mit sich selbst waren und sich einen aufgeilten, wenn sie anderen wehtun konnten. Das manche Worte viel mehr schmerzten und wehtaten als körperliche Gewalt war vielen Menschen nicht bewusst.
„Taylor ist genauso alt wie ich. Jeder hat doch einen anderen Körper. Ich kenne Menschen in meinem Umfeld die haben ihr Leben lang nie Probleme mit Pickel oder Akne gehabt. Andere wiederum, müssen sich übel damit auseinandersetzten. Aber das macht doch keinen schlechteren Menschen aus jemanden, nur weil man mit Unreinheiten kämpfen muss. Das gehört doch zum Erwachsenwerden dazu."
„Ich weiß Paul, das muss du mir nicht erklären. Damals in eurem Alter hatte ich auch meine liebe Not mit Akne, Pickel und unreine Haut. Je älter ich wurde, desto besser wurde es. Wobei man auch sagen muss, dass es heutzutage viele Mittelchen gibt, um diesen ganzen Unreinheiten den gar auszumachen. Taylor ist so ein toller junger Mann. Er hat Witz, Humor und Charme, ist wohlerzogen und von großer Güte. Es war niedlich zu sehen, wie unheimlich Verlegen er sich dem Team gegenüberstellte, nachdem er mit dem Pokal in die Garage kam. Man konnte ihn den Stolz direkt ansehen, aber auch die feine Schamesröte, weil er ungern im Mittelpunkt stehen wollte. Ian hat es gut gehandhabt und Taylor etwas aus dem Rampenlicht geholt. Und dann siehst du diesen wunderbaren Jungen zusammen gekauert in seinem Fahrerzimmer, weil es unter den Instagram Posts Hetze, Hohn und Hass Kommentare gab. Gott, das hat mich so wütend gemacht. Damals als ich ihn so verzweifelt gefunden hatte war schon schlimm, aber diesmal hatte ich das Gefühl, das es Taylor noch schlechter ging, auch wenn er versucht, hat sich nichts anmerken zu lassen."
Paul war sich bewusst, dass sein Freund ihn bezüglich seines Zustandes nicht die Wahrheit gesagt hatte und er war froh das Sam dies etwas anders sah, auch wenn er dem Briten mehrmals versichert hatte, immer für ihn da zu sein und dass es nichts gäbe, wofür Taylor sich schämen müsste. Aber die Unsicherheiten und das Jahrelange Mobben bezüglich seiner Äußerlichkeiten hatten tiefe Spuren bei Taylor hinterlassen, die auch er nicht so schnell heilen konnte.
„Glaubst du Taylor wird sich freuen oder geschockt sein?"
„Wenn du direkt nach dieser Veranstaltung zu ihm fliegst?"
Nickend fuhr Paul sich durch die Haare. Auch wenn sie keine genauen Pläne für die Winterpause und Weihnachten hatte, konnte er den Gleichaltrigen nicht länger allein lassen. Am liebsten wäre er schon direkt nach seinem Wochenende zu Taylor geflogen, hatte aber die Fahrten in der Alpine und war danach direkt nach Ruanda geflogen um seinen Preis als Drittbester Fahrer in der Formel 2 entgegenzunehmen. Außer Telefonate und Nachrichten hatte er sich nicht mit Taylor austauschen können.
„Taylor versucht immer noch seine wahren Gefühle zu Verstecken. Nicht weil er dir nicht vertraut. Er ist es einfach gewohnt niemanden zu sehr Schwäche von sich zu zeigen. Hinzu kommt eben auch, dass es ihn verunsichert und er in Frage stellt, warum und wieso du wirklich mit ihm zusammen sein möchtest."
„Wirklich?"
Entsetzt weiteten sich Pauls Augen. Er wusste um die Unsicherheiten und auch das Taylor seine wahren Absichten etwas hinterfragte, aber nachdem sie geklärt hatten, was es zwischen ihnen war und dass sie es beide sehr langsam und behutsam angehen wollten, hatte Paul gedacht das er dem Brünetten bezüglich seiner wahren Gefühle etwas die Angst hätte nehmen können.
„Du darfst ihm nicht böse sein. Er denkt das nicht mit Absicht."
„Ja, ich weiß. Trotzdem tut es deswegen nicht weniger weh. Ich hatte Taylor lange nicht von meinen wahren Gefühlen ihm gegenüber erzählt, weil ich ihn nicht Erschrecken wollte. Und damals war es mir eben viel wichtiger, dass es ihm gut geht. Das er nie wieder so eine scheiße macht wie in Berlin. Als er sich mir langsam anvertraut hatte, hat mir das gereicht. Ich wollte nur das er weiß das es jemanden gibt der für ihn da ist, der ihn so akzeptiert wie er ist, äußerlich wie innerlich."
Lächelnd legte Sam seine Hände auf die Schultern des jungen Esten. Es war nicht seine Absicht, mit seinen Worten Paul zu verunsichern oder diesen unterschwellig mitzuteilen das Taylor ihre noch sehr junge Beziehung in Frage stellte.
„Taylor hat dich sehr, sehr gerne. In unserer gemeinsamen Vorbereitung auf das erste Rennen hat er sehr viel von dir erzählt, hat von dir geschwärmt. Als du am Samstag auf P3 gefahren bist, hat er so gestrahlt, nur um Stunden später, wie ein kleiner Rohrspatz zu schimpfen, als er mitbekommen hatte, dass man dich Disqualifiziert hatte. Paul, du nimmst einen sehr großen Stellenwert in Taylors Leben ein und du bist ausschlaggebend dafür das es ihm heute besser geht. Ich weiß nicht, inwieweit ihr über eure Gefühle geredet habt und wo ihr in eurer Beziehung steht und ich möchte nichts sagen, was Taylor vielleicht selbst noch nicht gesagt hat. Aber sei dir sicher. Diese Junge hat dich sehr lieb."
Das Taylor ihm vielmehr als dies erzählt hatte, verschwieg Sam da er nicht wusste, ob die beiden sich schon gegenseitig Ich liebe dich offenbart hatten und er Taylor nichts vorwegnehmen wollte, was dieser vielleicht noch nicht bereit war Paul gegenüber zu sagen.
„Du meinst also, dass ich direkt zu ihm Fliegen sollte?"
„Ja, genau das meine ich."
Die halsbrecherische Umarmung kam etwas überraschend, ließ Sam erschrocken auf Keuchen, bevor er sie erwiderte und Paul ruhig über den Rücken streichelte.
Fast war es so, als wäre Taylor wirklich sowas wie ein Sohn für ihn, so dass es ihm unheimlich wichtig war das es diesem gut ging. Und gerade in der Vorweihnachtszeit sollte keiner mit trüben, schweren Gedanken zu Hause unter der Decke liegen. Leider konnte Sam sich schon vorstellen, dass sein junger Teamkollegen im häuslichen Elternhaus nichts von seinen wahren innerlichen Gefühlen preisgeben würde, aber sobald dieser in seinem ehemaligen Kinderzimmer sein würde, würde Taylor sich bestimmt einigeln und all den Hate wieder an sich heranlassen.
„Ich weiß nicht, ob Taylor mit seinen Eltern über uns geredet hat. Ich weiß noch nicht mal, ob er ihnen schon von dem Selbstverletzenden Verhalten erzählt hat. Wie erkläre ich mein Auftritt, wenn ich da plötzlich vor seinem Elternhaus stehe? Ich will ihn nicht in eine brenzlige Lage bringen."
Nachdenklich kräuselte Sam die Stirn. Daran hatte er nicht gedacht. Aber er wusste auch nicht inwieweit Taylors Eltern über die Krankheit und Beziehung ihres Sohnes bescheid wussten.
„Vielleicht versuchst du ihn nochmal zu erreichen. Sag ihm, dass du sehr gerne vorbeikommen möchtest, aber ihn in keine brenzliche Lage bringen möchtest. Oder du schlägst vor, dass ihr euch nochmal bei dir trefft. Vielleicht unter dem Vorwand das du ein Geschenk für ihn hast?"
„Hm. Das habe ich wirklich. Und ich glaube so mache ich es. Dann kann ich immer noch fragen, was seine Eltern wissen und wie es ihm wirklich geht."
„Ich habe kein Recht dich das zu fragen. Aber hältst du mich auf den laufenden?"
„Selbstverständlich. Du hast schon viel für Taylor und mich getan."
Und mit diesem Versprechen, gesellten sie sich wieder zu den Feierlichkeiten, nicht ohne das Paul schnell noch eine Nachricht an Taylor geschrieben hatte und diesen um ein Weihnachtsdate bat.
TBC...
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