Kapitel 16 - Pain

Hyunjin

Liebes Tagebuch

Heute ist der 27. Februar 2021. Ein Tag der mich komplett aus der Bahn geworfen hat.

Ich wurde vor einigen Tagen ins Büro von JYP gerufen und hatte da schon ein schlechtes Gefühl. Aber was mich da erwartete, war jenseits von dem, was ich mir jemals hätte vorstellen können.

Es gab einen anonymen Post und dadurch gab es einen grossen Aufschrei. Es wurden Vorwürfe gegen mich erhoben, dass ich in der Mittelschule einen Schüler gemobbt habe und ihm das Leben an der Schule zur Hölle gemacht habe.

JYP hatte mich also ins Büro zitiert und mir diese Vorwürfe vorgebracht. Ich konnte nicht anders, als dazusitzen und meine Gefühle zu unterdrücken.

Machte den nie jemand Fehler in seiner Jugendzeit? Waren nicht die meisten Kinder gemein und bemerkten erst später, was sie dadurch angerichtet hatten? Bei mir schien es nicht anders, nur war jetzt meine Karriere auf dem Spiel.

Die ganze Fragerei von JYP war ermüdend und schlussendlich hatten sie mir am Ende des Gespräches mitgeteilt, dass sie vermutlich mit dem Gedanken Spielen mich vorläufig von SKZ auszuschliessen.

Heute wurde ich erneut ins Büro gerufen und dort bekam ich die bittere Wahrheit zu spüren. Sie mussten das ganze untersuchen und dies ginge am einfachsten, wenn ich vorläufig nicht bei SKZ mitmache. Mich zurückziehen bis die Sache geklärt ist.

Ich soll es als «Selbstreflektion» ansehen haben sie mir gesagt, aber wie konnte ich das einfach so hinnehmen? SKZ war meine Arbeit, mein Leben... Meine Familie!

Ich ging aus dem Gespräch und war emotional ein Zombie. Ich konnte Nichts riechen, Nichts fühlen, Nichts sehen. Ich lief einfach vor mich her und fand irgendwie den Weg zurück in den Dorm und direkt in mein Zimmer.

Eine Träne fiel auf die Seite, die ich gerade geschrieben hatte und verschmierte die Tinte. Ich wischte mir die Tränen weg, doch es kamen immer wieder neue.

JYP hatte mir heute mitgeteilt, dass sie definitiv beschlossen hatten, mich vorläufig aus SKZ zu ziehen und dies heute ankündigen. Ich solle vorher die Mitglieder noch persönlich informieren.

Ich.. was wollte ich nur machen? Singen und Tanzen war jetzt mein Leben und das wurde mir mit einem Schlag genommen...

Zuerst die Sache mit Felix und jetzt das...? Wie gemein konnte das Leben noch sein?

Ich vergrub mein Gesicht in meine Arme und versuchte mein Schluchzen zu unterdrücken.

Es tat alles so verdammt weh!

«Hyunjinnieee!!», kam die Stimme vom Flur und Bang Chan platzte ins Zimmer.

«Wie war es bei JY...», sofort hielt der Ältere inne als er mein verheultes Gesicht sah.

«Scheisse», sofort eilte er zu mir und nahm mich in den Arm. Kaum hatte er die Arme um mich gelegt, konnte ich mein Schluchzen nicht mehr zurückhalten.

Er stellte keine Fragen und hielt mich einfach im Arm. Nach einer Weile hatte ich mich etwas beruhigt und er stellte mir die alles entscheidende Frage:

«Was ist bei JYP passiert?»

...

Ich hatte meinen Hyung gebeten alle zusammenzutrommeln und das hatte er gemacht. Nun saßen wir alle auf und um das Sofa. Ich spürte sämtliche Augen auf mir und ich schaute Bang Chan an.

Er wusste seit Beginn der Vorwürfe Bescheid, JYP beschloss aber die anderen Mitglieder noch nicht zu informieren, bis sie näheres wussten. Ich hatte ihm also vom heutigen Gespräch alles erzählt und gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er für mich reden sollte.

«Vielleicht habt ihr ja schon etwas mitbekommen, dass da gegen Hyunjin was am Laufen ist. Jemand hat anonym gegen Hyunjin schwere Vorwürfe des Mobbings erhoben und JYP wird heute verkünden, dass er bis auf weiteres nicht mehr mit SKZ aktiv sein wird.».

Die Luft wurde so dick, dass man sie schneiden konnte und man hörte zuerst gar nichts, dann leises Geflüster wie, «das können sie doch nicht machen», «unglaublich» bis Jisung volle Kanne ausrief:

«Das kann doch nicht sein! Das können Sie mit Hyunnie nicht machen! Nein auf keinen Fall! Haben wir da auch noch etwas mitzureden? Bang Chan auf dich müssen sie doch hören, kannst du denen nicht einfach sagen, dass das nicht geht?», er schaute besorgt zu Bang Chan, welcher deprimiert den Kopf schüttelte.

«Aber...!», legte Jisung nach,

«Nein Jisung. Ich habs versucht. Ich-»,

«Aber nicht genug! Mensch Minho! Sag doch auch mal was!», schnitt das Eichhörnchen Bang Chan das Wort ab und schaute nun hoffnungsvoll zu Minho. Als könnte er meine Welt richten.

«Nein Jisung. Wenn Bang Chan es schon versucht hat, können wir erst recht nichts tun.», meinte Minho niedergeschlagen.

«Aber... Aber das ist nicht fair!», schluchzte Jisung und musste sich die Tränen zurückhalten.

Erst jetzt schaute ich zu Felix, welcher mich mit glänzenden Augen anschaute. Er schien es auch noch nicht recht zu begreifen. Genau wie ich.

«Leute, es wird schon gut gehen.», meinte unser Anführer und winkte alle herbei zu einem Gruppenksucheln. Woraufhin ich tausend Hände um mich spürte und zum ersten Mal nach der Nachricht wieder ein kleines Gefühl der Wärme entwickelte.

Meine Familie.

...

Nur leider war meine Familie nicht immer da. Sie waren des Öfteren ohne mich unterwegs und dies waren die Momente, an denen ich mich fühlte, als hätte man mich in ein tiefes Schwarzes Loch geworfen.

Ich merkte, wie ich an einigen Tagen einfach an einer Stelle Stand und mir Tränen über die Wange liefen und ich mich für Stunden nicht vom Fleck bewegte. Unfähig zu fühlen. Dann wiederum gab es Tage, an denen der Schmerz zu gross war und ich zusammengekauert an Ort und Stelle am Boden lag und schluchze.

Auch heute war wieder ein Tag voller Schmerz, nachdem ich gestern, wie ein Emotionszombie durch die Gänge schlich.

Ich holte gerade ein Glas Wasser aus der Küche und wollte in mein Zimmer gehen, als mich wieder eine Welle des Schmerzes packte. Meine Brust zog sich zusammen und ich fasste mir ans Herz. Es fühlte sich an als hätte ich eine Herzattacke, aber nachdem ich dies gegoogelt hatte, wusste ich, dass es Panikattacken sein musste.

Ich kriegte keine Luft mehr und alles schnürte sich zu. Ich spürte meinen Herzschlag bis in den Hals und verkrampfte mich. Ich ließ das Glas fallen, welches in tausend Scherben am Boden zersprang.

Solche Attacken hatten sich in letzter Zeit gehäuft, aber erstaunlicherweise konnte ich sie vor den Mitgliedern verbergen. Besser gesagt, mit ihnen ging es mir besser, und die Attacken liessen mich in Ruhe, aber sobald sie alle ausser Haus waren wie heute, kam sie einfach plötzlich und rollten mich nieder wie ein Lastenzug.

Meine Beine gaben nach und ich krümmte mich am Boden zusammen. Ich merkte dabei nicht einmal, dass mir die Scherben in Arme und Beine schnitten. Vermutlich auch in mein Gesicht.

Schmerz. Einfach nur purer Schmerz. Nicht die Wunden von den Scherben, sondern mein Innerstes schien sich in Säure aufzulösen.

So lag ich da am Boden, kaum ein Schatten meiner selbst, als ich ein leises Geräusch wahrnahm.

«Jinnie, bist du da?»

Felix

Es war schwierig Hyunjin zu vermeiden, wo er doch durch JYP zu einer Zwangspause gezwungen wurde. Es tat mir leid für ihn und ich bemerkte, wie er von Tag zu Tag mehr litt. Noch immer beobachtete ich ihn heimlich aus der Ferne, warf ihm Blicke zu, sobald er es nicht sehen konnte und kam nicht umhin seinen innerlichen Zerfall zu bemerken.

Mit einem komischen Gefühl im Bauch verliessen wir heute den Dorm. Ich hatte ganz ehrlich vergessen, was wir heute tun mussten, denn so stark waren meinen Gedanken von Hyunjin abgelenkt.

Ich wurde das Gefühl nicht los, das etwas nicht stimmte. Er hatte in letzter Zeit so viel abgenommen und ass auch nicht mehr so viel.

Ach scheiss drauf!

«Channie? Ist es Okay, wenn ich zurück gehe? Ich hab ein schlechtes Gefühl...», sagte ich zu meinem Hyung, nachdem ich ihn kurz beiseite gezogen hatte.

«Mhm! Ich habe auch schon die ganze Zeit ein komisches Gefühl. Es würde mich beruhigen, wenn du kurz nach ihm schauen könntest.», bestätigte er mir.

Kaum gesagt, verabschiedete ich mich, machte kehrt und war auf dem Rückweg zum Dorm.

Im Dorm angekommen, öffnete ich die Tür mit meinem Schlüssel und trat in den Flur.

«JInnie, bist du da?», rief ich und schaute mich um. Ich lief hinein und etwas knirschte unter meinen Hausschuhen.

Hmm? Was ist das? Glas?

Sofort schoss mein Kopf Richtung Küche und da sah ich ihn. Zusammengekauert am Boden und blutend.

Für eine Sekunde setzte mein Herz einen Schlag aus, weil ich dachte er sei nicht mehr am Leben, aber das bemerkte ich das zitternn und schluchzen.

«Scheisse! Jinnie!!», meine Stimme brach und ich rannte sofort zu ihm.

Was sich mir da bot, war ein Bild des grauens. Mein Hyunjin mit schmerzverzerrtem Gesicht, tränenüberströmten Wangen, überall mit Schnitten von den scheiss Scherben.

Ein Wrack.

Ich legte ihm sanft eine Hand auf die Schulter und versuchte ihn zu beruhigen. Er öffnete seine Augen und schaute mich mit roten verquollenen Augen an.

«Lixie..», schluchzte er,

«mach das es nicht mehr so weh tut...»

Da brach mein Herz vor Kummer und ich nahm ihn in den Arm.

Scheiss auf die Scherben, scheiss auf den gemobbten Schüler und ob es wahr ist und scheiss auf unseren Streit oder was auch immer das war. Wenn er mich braucht, bin ich da.

Ich wiegte ihn in meinen Armen, bis ich nur noch ein gleichmässiges Atmen von ihm hören konnte und er ins Land der Träume abgedriftet war. 

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Hey Leute!

Und hier das neue Kapitel.

Wie es ihm damals ergangen ist, weiss ich nicht. Aber falls nur ansatzweise  in dieser Währung dann tut mir Hyunnie leid :'(

Das nächste Kapitel wird wieder etwas erhellender sein :-)

Tschöööö! :x

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