H - Wir müssen nichts tun
Der Kuss, den Louis initiiert hatte, war heiß. Er war so heiß, dass ich um mich herum alles vergaß, während seine Hand in meine Haare wanderte. Er zog leicht daran, brachte mein Blut damit in Wallung und ich keuchte kaum hörbar in den Kuss.
Längst hatten wir alles um uns herum vergessen. Seine Zunge fuhr in meinen Mund, immer und immer wieder, während meine Hände über seinen Oberkörper fuhren. Ich ließ meine Finger über seine Oberarme fahren, spürte die Wärme seiner Haut und in meinem Magen fing es fürchterlich an zu kribbeln.
Niemals hatte mich jemand so geküsst wie er. So viel Leidenschaft, wie er in diesem Moment ausstrahlte, hatte ich noch niemals von einem anderen Menschen gefühlt. Seine Berührungen wurden fordernder, er zog mich näher an sich und die Hand, die nicht in meinen Haaren versunken war, krallte sich in meine Taille, während unsere Körper sich immer mehr einander näherten. Ich spürte mein Herz in meiner Brust beinahe explodierten und als ich völlig benebelt von ihm leicht in seine Lippe biss, stöhnte er in den Kuss.
"Come, scusa?"
Wir fuhren auseinander und die Kellnerin sah uns aufgebracht an, fuchtelte wild mit ihren Händen herum. Schwer atmend starrte ich sie mit aufgerissenen Augen an.
"Ihr müsst gehen! So ein Benehmen dulden wir nicht!" rief sie wütend. "Unglaublich! Che scandalo! Maledetti turisti!"
Louis hob sofort die Hände und stand auf. Dass seine Hose eine deutliche Beule zeigte, half in der Situation kein bisschen und die Kellnerin sah ihn fassungslos an. Ich blieb für den Moment lieber sitzen.
"Mi dispiace molto! Ci andiamo, naturalmente! Mi scusi!" antwortete Louis hektisch und zog Bargeld aus seiner Hose, welches er auf den Tisch legte. "Steh auf!" sagte er zu mir und ich folgte seiner Anweisung, ehe wir die Lokalität eilig verließen.
Wir liefen die Straße ein Stück entlang, während die Kellnerin uns noch einige Wörter hinterherschrie, die ich selbst ohne Italienischkenntnisse als Schimpfwörter identifizieren konnte.
Beschämt sah ich Louis an, doch der blieb stehen und fing mit einem Mal an herzlich zu lachen. Ich sah ihn mit großen Augen an. "Dein Ernst?" fragte ich ihn.
"Sorry, aber das war zu lustig!" gab er zurück und atmete tief durch, legte die Hand auf meine Brust und sah mir in die Augen. "Ich konnte mich wohl einfach nicht zusammenreißen", murmelte er und ich nickte leicht. "I-Ich auch nicht anscheinend."
Er lächelte und küsste meine Lippen kurz. "Wie spät ist es eigentlich? Wir müssen doch irgendwann zurück zum Hafen, oder?" fragte er mich, nachdem wir uns eine Weile in die Augen gesehen hatten.
Ich nickte leicht und sah auf die Uhr. 20.50 Uhr zeigte sie an.
"Oh verdammt!" rief ich hysterisch und sah Louis an. "Die Fähre geht in zehn Minuten! Wir sind zu spät!" rief ich und ohne es zu besprechen, rannten wir beide los in Richtung Seilbahnstation. Ich hatte keine Ahnung wo sie war, wusste nicht, ob wir in die richtige Richtung liefen. Doch zu meinem großen Erstaunen fanden wir sie.
Gerade als sie losfuhr.
"Nein!" rief ich verzweifelt und sah ihr nach, während Louis zu dem kleinen Häuschen daneben ging, in dem der Ticketverkäufer saß.
Er sprach eine Weile mit ihm und kam dann zurück zu mir, sah mich entschuldigend an. "Unmöglich, dass wir das noch schaffen. Es ist auch heute die letzte Fahrt gewesen. Wir sitzen fest", erklärte er mir mit entschuldigendem Gesichtsausdruck.
Fassungslos sah ich ihn an und wollte am Liebsten losheulen. "Das ist ein Scherz, oder?" fragte ich sicherheitshalber, doch Louis schüttelte den Kopf.
"Wir sitzen also fest?" fragte ich leise erneut. Er nickte und legte den Kopf schief. "Das bedeutet, wir müssen uns ein Hotel nehmen."
Ich nickte leicht und sah mich um. "Denkst du es gibt eins?"
Louis lachte und strich mir über den Arm. "Auf Capri? Na logisch! Ich google kurz, gib mir einen Moment."
Nervös wartete ich darauf, dass er ein Hotel heraussuchte und kaute auf meiner Lippe herum. Mein Handy zeigte keine Anrufe von Giovanni an, sodass ich davon ausging, dass unser Fehlen bis jetzt nicht bemerkt wurde. Ich wunderte mich darüber, denn Niall und Tommi würden doch sicherlich etwas sagen, wenn wir fehlen würden.
In mir wuchs Panik, denn unvorhergesehene Situationen wie diese waren etwas, was mich unglaublich stresste.
"Ich habe eins gefunden. Es gab leider nur ein Zimmer", Louis sah mich unschuldig an, ein Hauch Bedauern in seiner Stimme.
"Auf der ganzen Insel gibt es nur noch ein Zimmer?" hakte ich misstrauisch nach, doch er nickte total selbstbewusst, also glaubte ich ihm. Schließlich war es gerade auch Urlaubssaison, so weit hergeholt war der Gedanke also nicht.
Seufzend nickte ich. "Ich kann ja schlecht auf der Straße schlafen", gab ich zu Bedenken und nickte schließlich.
Louis lächelte mich an und legte den Arm um mich, bevor er los lief und mich so durch die Straßen der Stadt führte.
"Keine Sorge, ich beiße nicht", sagte er und versuchte so die Stimmung mit einem Scherz aufzulockern. Mir war jedoch nicht nach scherzen zumute.
"Das ist nicht witzig. Sowas ist mir noch nie passiert", entgegnete ich leise. Louis sah hoch zu mir und lächelte sanft. "Es ist kein Weltuntergang."
"Wenn wir morgen den Bus verpassen, dann schon!" antwortete ich, wurde direkt wieder panisch.
Der Blauäugige nahm meine Hand in seine und drückte sie leicht, weshalb ich ihn unsicher ansah. "Mach dir keine Sorgen, Harry. Ich sage Giovanni Bescheid. Sie werden auf uns warten und wir nehmen morgen früh die allererste Fähre. Vertrau mir, okay?"
So wie er es sagte, beruhigte er mich damit sogar ein bisschen und ich nickte leicht. "Okay", antwortete ich schließlich kaum hörbar. Ich war mir nicht sicher, dass das alles so einfach zu klären war, doch ich beschloss trotzdem, ihm zu vertrauen.
Es war sicher nicht die erste Situation aus der er sich wieder herausholen musste. Er war so ein Chaot, dass ihm so etwas sicher häufiger passierte.
Wenig später betraten wir das kleine Hotel und meldeten uns bei der Rezeption. Die junge Dame dahinter strahlte uns an, als sie Louis Italienisch sprechen hörte und die Beiden kamen sofort in ein scheinbar angeregtes Gespräch, während ich darauf wartete, dass wir endlich auf das Zimmer konnten.
Neben uns tauchte ein Mann auf, der die zweite Rezeptionistin ansprach, während wir unsere Schlüsselkarte erhielten.
"Ich würde gern ein Zimmer buchen!" sprach der fremde Mann. Ich bekam direkt Mitleid mit ihm, doch die Rezeptionistin nickte sofort. "Sehr gern! Mit oder ohne Meerblick?"
Mein Blick schoss zu Louis, der wiederum mich unschuldig ansah. "Ähm...ist wohl gerade frei geworden wieder. Verrückt."
Ich schnaubte leise und schüttelte den Kopf. "Ich glaub's ja wohl nicht."
Kopfschüttelnd lief ich zur Treppe und Louis folgte mir sofort. "Zimmer 28", sagte er und ich nickte nur, folgte den Schildern, die an den Wänden hingen.
"Du hast das mit Absicht gemacht, oder nicht?" fragte ich Louis und sah ihn direkt an, als wir am Zimmer ankamen und er die Tür mit der Schlüsselkarte öffnete.
Langsam gingen wir hinein und ich sah mich um. Es war nicht zu schäbig, eigentlich war es recht hübsch.
Mit vorwurfsvollem Blick drehte ich mich zu Louis, der mich nach wie vor ansah wie ein Unschuldslamm. "Das ist eine ganz schöne Anschuldigung, Harry Styles."
Ich hob die Augenbrauen und sah ihn an. "Aber zurecht, oder nicht?" fragte ich ihn ein wenig überfordert. "Zwei Zimmer wären die logische Variante gewesen!"
"Es war nur eins frei."
Perplex blinzelte ich und sah ihn verwirrt an. "Bist du dir da ganz sicher?" fragte ich ihn und er kam auf mich zu, stellte sich nah vor mich und sah mir in die Augen.
"Ganz sicher. Außerdem finde ich die Vorstellung schön, dass wir jetzt die Nacht wieder zusammen verbringen, du etwa nicht?" erklärte er ruhig und biss sich auf die Lippe.
Ich schluckte leicht.
Er sah mich sanft an. "Fändest du es denn nicht schön, mehr Zeit mit mir zu verbringen?" fragte er leise. Unsicher musterte ich ihn und wurde nervös, je länger er mich ansah.
"Ich werde keinen Sex mit dir haben", bemerkte ich unsicher.
Louis lachte leise und nickte. "Davon hat auch niemand geredet. Aber wir können kuscheln und sparen Geld. Für mich hört sich das nach Win Win Situation an."
Ich sah ihn an und schließlich seufzte ich leise. "Wir könnten Geld sparen, ja."
"Genau. Und nicht wenig Geld, möchte ich betonen", sagte er mit einem eindeutigen Grinsen und ich konnte nicht anders als leise aufzulachen. Ich wusste nicht wieso, doch ich konnte Louis nicht böse sein. Insgeheim fand ich es tatsächlich nicht so schlimm, wie ich tat, das Zimmer mit ihm zu teilen.
Louis grinste zufrieden, ehe er sein Shirt vom Körper zog.
Ich konnte nicht anders als ihn zu mustern. Wir waren nicht mehr am Strand mit Niall und Tommi, wir waren allein. Die Situation war viel intimer. Noch während ich darüber nachdachte, stand er plötzlich in Boxershorts vor mir.
"Soll ich dir mit dem Hemd helfen?" fragte er mit einem kleinen Schmunzeln und ich schüttelte den Kopf und fummelte nervös an den Knöpfen herum.
Doch Louis kam mir trotzdem näher und übernahm das Aufknöpfen wie selbstverständlich, ehe er es ein wenig auseinanderzog und meinen Oberkörper musterte. Seine Finger glitten über die Tattoos, zeichneten die Konturen nach und dann trafen sich unsere Blicke. Mein Herz setzte einen Moment aus und ich musste schlucken.
Er musterte mich mit so intensivem Blick, dass meine Knie weich wurden und ich legte die Hände auf seine Hüften, ganz vorsichtig, als würde ich mich verbrennen können. Louis wurde mutiger, kam ein Stück näher und hauchte einen Kuss auf mein Schlüsselbein.
"Wir müssen nichts tun, Harry, okay?" sagte er leise und lächelte mich gutmütig an.
Ich nickte und leckte mir über die Lippen. Ich wollte nicht lügen, er sah unglaublich aus und schon lange hatte niemand mehr solche Gefühle in mir ausgelöst, wie ich sie gerade in meinem Unterleib fühlte.
Deshalb kamen die nächsten Worte einfach so aus meinem Mund, nachdem ich beschloss, mich von meinem Gefühl leiten zu lassen.
"Was ist, wenn ich es will?"
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