H - Willst du noch meine Blutgruppe?

Am nächsten Morgen weckten mich Sonnenstrahlen, die sich warm auf meinem Gesicht anfühlten und jede Chance auf Schlaf zunichte machten. Murrend registrierte ich, dass ich die Jalousien offensichtlich nicht heruntergezogen hatten. Ein Anfängerfehler durch den man dann eben sechs Uhr morgens bereits wach war. Der Blick auf die Uhr bestätigte mir die Uhrzeit und ich seufzte genervt.
Ich wollte aufstehen und die Jalousien schließen, doch etwas hielt mich zurück. Mein Gehirn realisierte unglaublich spät, dass es sich bei "etwas" um Louis handelte, dessen Arme fest um meinen Körper geschlungen waren, während sein Gesicht an meinem Nacken vergraben war. 

Er atmete ganz ruhig, und ich riss für eine Sekunde panisch die Augen auf. Louis lag hier neben mir, er hatte die ganze Nacht hier verbracht. 
Als er leise aufseufzte, beruhigte ich mich, seine Hand lag auf meiner Brust, die warmen Finger fühlten sich schön an auf meiner Haut. 
Für einen Moment gestattete ich mir, ihn zu mustern. Der Bartschatten war stärker geworden, er hatte für einen Mann sehr lange Wimpern und ich musste mir selbst eingestehen, dass er wirklich sehr attraktiv war. Und jetzt, wo er hier so schlafend lag, wirkte er beinahe unschuldig. Etwas, was Louis definitiv nicht war, da war ich mir sicher. 
Ich beobachtete ihn weiter, dann hob er den Kopf unvermittelt an und sah mich mit diesen unverschämt blauen Augen müde an. 
"Du beobachtest mich schon wieder." 

Ich wurde rot und sah weg, schüttelte den Kopf. "Stimmt nicht", murmelte ich halbherzig, er lachte leise. 
"Du hast mich quasi aus dem Schlaf herausbeobachtet." 
"Was soll das denn heißen?" fragte ich verwirrt und er setzte sich auf und streckte sich. "Na, du hast mich so lange beobachtet, bis ich es unterbewusst gemerkt habe und aufgewacht bin dadurch", erklärte er, als würde das absolut Sinn ergeben, weshalb ich schnaubte.
"So einen Quatsch habe ich lange nicht gehört." 
Louis' helles Lachen hallte durch den Raum und er sah mich an. "Guten Morgen erstmal." 

Seine Haare waren ganz zerzaust und die Augen noch müde, er sah ein wenig verknittert aus. Der Look stand ihm jedoch, es war auffallend attraktiv und ich verlor mich wieder unabsichtlich darin, ihn zu beobachten. 
Tristan war morgens immer sofort nach dem Aufwachen aufgestanden und war im Bad verschwunden. Er war immer früh wach und direkt aktiv gewesen, während ich hin und wieder einfach gern noch eine Weile im Bett lag und den Tag ruhig angehen ließ. 
"Und schon wieder", sagte Louis und unterbrach so meine Gedanken, ließ sich neben mich fallen und ich drehte den Kopf zu ihm. 
Er folgte der Bewegung und grinste mich an. 
"Bitte sag mir nicht, dass du jetzt aufspringst und unter die Dusche gehst", sagte er und ich musste leise lachen und schüttelte den Kopf. 
"War nicht geplant." 
Er war wirklich das genaue Gegenteil von Tristan. 

"Bloß gut", kommentierte Louis meine Antwort und zog die Decke wieder über uns, legte den Arm um mich und seufzte tief. "Du bist ein ziemlich angenehmer Bettgenosse." 
"Ach ja?" sagte ich und drehte mich zu ihm auf die Seite. Louis nutzte es sofort aus und kuschelte sich näher an mich. 
"Genau die richtige Wärme", murmelte er. 
Jetzt in diesem Moment kam er mir überhaupt nicht wie dieser lockere, draufgängerische Typ vor, den er sonst heraushängen ließ. Stattdessen schien er die Nähe, die sich überraschenderweise zwischen uns aufgebaut hatte, wirklich zu genießen. Durch seine Ruhe fiel es mir leichter, es ebenfalls zu genießen. 
Und meine Güte, ich genoss es. Es war ewig her, dass mich jemand im Arm gehalten hatte und ich merkte gerade, wie sehr mir das gefehlt hatte. 
Natürlich hatte es mir mit Tristan gefehlt, seine Berührungen, seine Küsse. Doch hier mit Louis zu liegen fühlte sich zwar einerseits seltsam an, jedoch war es gleichermaßen schön. Definitiv eine ungewohnte Situation für mich und ich war mir noch nicht sicher, ob ich das Richtige tat. 

Louis sah mich an und ich blinzelte leicht. "Ich kann förmlich spüren, wie du dir den Kopf zerbrichst. Kannst du damit aufhören?" 
Ich nickte leicht und sah ihn entschuldigend an. "Ich versuche herauszufinden, ob mir das hier gefällt", gab ich leise zu und er hob eine Augenbraue.
"Wer bitte mag kuscheln nicht?" 
"Wir kennen uns kaum", konterte ich sofort. Außerdem hatte ich einen toten Verlobten, den ich schrecklich vermisste. Doch diese Information ließ ich aus. 
Er lachte. "Mein Name ist Louis Tomlinson, ich bin 28 und komme aus Doncaster. Ich habe zahllose Geschwister, deren Namen ich jetzt nicht alle aufzähle, außerdem gehört mir die beliebteste Bar in Doncaster. Reicht dir das, oder willst du noch meine Blutgruppe?" sprach er und zwinkerte mir zu.
"Welche hast du?" 
"0 positiv", antwortete er ohne zu zögern und ich lachte leise, nickte als Kenntnisnahme. 

"Und jetzt du, Curly." 
Ich verzog automatisch das Gesicht. "Was für ein grässlicher Spitzname", bemerkte ich unzufrieden und atmete tief durch, ehe ich ihm antwortete. 
"Harry Styles, ich bin 26 Jahre alt. Komme aus Holmes Chapel, wie du ja weißt und habe in Doncaster drei Jahre lang gelebt. Ich arbeite als Makler, habe eine Schwester, sie heißt Gemma. Ach ja, und meine Blutgruppe ist B positiv." 
Er nickte anerkennend, sah mich neugierig an. "Makler für Mietwohnungen?" 
Ich schüttelte den Kopf. "Ich bin eher im exklusiveren Bereich unterwegs. Häuser, Villen, die ein oder andere Eigentumswohnung ist auch dabei", antwortete ich.
"Oh, wow. Das finde ich irgendwie sexy." Er lehnte sich auf mich und sah mir in die Augen. "Trägst du einen Anzug bei der Arbeit?" fragte er. 
Ich sah ihn verwirrt an und nickte leicht. "Ja, meistens", antwortete ich leise. 
Auf Louis' Gesicht entstand ein Grinsen, dass man definitiv als dreckig bezeichnen konnte. 
"Harry Styles, du bist gerade ungefähr noch zehn mal heißer geworden, als du es so schon bist." 

Überfordert sah ich ihn an und er schmunzelte und strich mir eine Locke aus der Stirn, sah mich an, während er die Arme auf meiner Brust abstützte. 
"Ich finde es ziemlich erschreckend, dass du anscheinend keine Ahnung hast, wie unfassbar gut du aussiehst."
Ich wurde rot und mied seinen Blick, zuckte mit den Schultern. Er strich mir über die Wange, ehe er seine Lippen darauf legte und mir einen kurzen Kuss darauf gab.
"Ich gehe mich jetzt duschen, gehen wir gemeinsam frühstücken unten?" fragte er leise und ich nickte leicht.
"Gerne." 

Er stand auf und griff nach seiner Jacke. Ich erhob mich ebenso aus den Laken und richtete meine Haare, sah zu ihm, während er sich seine Schuhe anzog. 
Als er damit fertig war, kam er zu mir und drückte mir einfach so einen Kuss auf die Lippen, ehe er zur Tür ging.
"In einer halben Stunde unten!" rief er, ehe er mein Zimmer verließ.
Einen Moment starrte ich noch die nun geschlossene Tür an, ehe ich mich ebenso fertig für den Tag machte und danach mein Handy überprüfte. Zu meiner großen Freude hatte sich Zayn bei mir gemeldet und wie automatisch erschien auf meinem Gesicht ein Lächeln. Er war mein bester Freund und hatte in Herz aus Gold. 

Z: Wie geht's dir? Ich vermisse dich hier irgendwie. Ist langweilig ohne dich im Büro :( 

Schmunzelnd antwortete ich ihm schnell und versprach ihm, ihn später anzurufen, bevor ich meine Schuhe zusammensuchte und sie anzog. 
Bewaffnet mit Handy und Schlüsselkarte ging ich nach unten in den Speisesaal, der sich als offener Terrassenbereich herausstellte. 
Überall an den Säulen für die Überdachung rankten üppige Pflanzen und man hatte Blick auf das Wasser. Zugegeben, einen schöneren Speisebereich hatte ich noch nie gesehen. 
"Harry!" 

Ich drehte mich in Richtung der Stimme und sah Louis an einem der Tische sitzen, der mich strahlend zu sich herüber winkte. Neben ihm saß Niall, gegenüber von ihm Tommi. Letzterer sah aus, als hätte er gerade in eine saure Zitrone gebissen.
Als ich zu ihnen herüber ging und mich neben ihn setzte, rutschte Tommi sogar ein Stück weg von mir, weshalb ich die Schultern sinken ließ und innerlich seufzte. Nein, Tommi war definitiv kein Fan von mir und ich verstand nicht unbedingt wieso.
Ich sah zu Louis, der mir amüsiert zuzwinkerte, ehe er die Kaffeekanne in die Hand nahm und mir einfach etwas in die vor mir stehende Tasse einfüllte.
"Danke", sagte ich leise und lächelte ihn scheu an, füllte Milch zu der braunen Flüssigkeit hinzu und trank einen Schluck davon. 

Ich unterhielt mich eine Zeit mit Niall und Louis, während wir frühstückten und fühlte mich sogar ein wenig wohl in der Situation. Niall war nett, wenn auch ein wenig verrückt. Doch das galt wohl auch für Louis, weshalb ich das Gefühl hatte, dass diese Beiden sich gesucht und gefunden hatten.
"Wo warst du eigentlich gestern? Ich hatte gedacht, dass du auf mein Zimmer kommst", sagte Tommi irgendwann und lächelte Louis dreckig an. 
Ein wenig erschrocken sah ich zu Tommi, der jedoch völlig auf Louis fixiert war und mich überhaupt nicht beachtete. 
Ich räusperte mich und stand auf, denn die Antwort wollte ich nicht hören. Nichts von diesem Gespräch, wenn ich ehrlich war. 
"Ich muss telefonieren", entschuldigte ich mich und lief aus dem Speisesaal hinaus. 

Die Tatsache, dass Louis etwas mit Tommi zu haben schien, ließ mich nicht eifersüchtig werden, dennoch störte sie mich. Vor allem weil ich nicht verstand, wieso er dann die Nacht in meinem Bett verbracht hatte. Aber es passte in das Bild des Draufgängers. Er hatte klar gemacht, dass er nicht davon ausging, hier seine große Liebe zu finden. Er war hier um Spaß zu haben. Und anscheinend hatte er den auch. Irgendetwas daran störte mich dennoch gewaltig, auch wenn ich nicht benennen konnte, was es war. Doch das ungute Gefühl in meinem Bauch sagte mir deutlich, dass ich einen Fehler beging.
Ich ärgerte über mich selbst, während ich in Richtung Strand ging. Ich hatte Louis schon viel zu sehr an mich herangelassen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top