H - Willst du mit mir unter Deck bleiben?
Sowie ich in das Wasser eintauchte, spürte ich die aufkommende Angst sofort. Mein Herz raste, während der Griff um mein Handgelenk sich löste und ich allein war.
Für einen Moment war ich orientierungslos und strampelte mit den Armen und Beinen, das Salzwasser brannte in meinen Augen. Die Panik wurde stärker, während mein rationales Denken sich unvermittelt ausschaltete. Es fühlte sich an, als wäre ich eine Ewigkeit unter Wasser, wenn es sich in Realität vermutlich nur um Augenblicke handelte.
Doch dennoch schaffte ich es kurz darauf, zumindest die Richtung zu erkennen, in die ich schwimmen musste. Ich bewegte mich nach oben in Richtung des Lichtes der Sonne, das auf der Wasseroberfläche zu erkennen war. Mein Herz raste.
Noch bevor ich an die Luft zurückkehren konnte, griffen Arme um mich und zogen mich ruckartig nach oben. Als ich den Kopf über Wasser hatte, hustete ich heftig und dann zog mich jemand einfach mit sich. Ich öffnete leicht die noch immer brennenden Augen und erkannte Louis nah an mir, der mit mir in Richtung des Bootes schwamm und mich dabei fest im Griff hielt. Ich fing an mich ebenfalls zu bewegen, sein Blick lag eine Sekunde auf mir, ehe er, zusammen mit Niall, dabei half, mich auf das Boot zurückzubekommen.
Hustend setzte ich mich auf das Deck und strich mir die Haare weg, die an meiner Stirn klebten. Louis tauchte sofort vor meinem Gesicht auf und sah mich besorgt an. „Alles okay? Hast du dir wehgetan?" fragte er mich aufgeregt, in seiner Stimme lag so viel Besorgnis.
Ich hustete erneut leicht und nickte beruhigend, während auch Giovanni und Niall mich begutachteten und überprüften, dass ich auch wirklich keine Blessuren hatte.
„Ich bin nur ins Wasser gefallen, alles gut", sagte ich schnell und warf Louis einen Blick zu, den er zu verstehen schien, denn er strich mir über die Haare und nickte leicht, ehe er aufstand und sich umsah.
„Bist du eigentlich völlig geistesgestört?!" rief er plötzlich aufgebracht.
Er lief auf Tommi zu, der soeben das Boot wieder betreten hatte und entschuldigend die Hände hob. „Beruhige dich!" sagte er sofort. „Es war witzig gemeint, ich dachte es wäre lustig!"
Louis schnaubte, ehe er Tommi schubste und ihn wütend anfunkelte. „Was soll das für ein Witz sein? Vielleicht kann er nicht schwimmen! Ist es witzig, wenn ihm wegen dir etwas zustößt?"
Louis wurde immer lauter und ich stand auf und ging zu ihm.
„Ganz ruhig, es ist doch nichts passiert", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch er schüttelte den Kopf und wirkte nur noch wütender.
Tommi sah zu mir mit zusammengekniffenen Augen.
„Du kannst doch schwimmen, oder nicht? Es war ein Scherz, okay? Sorry, man!"
Seine Entschuldigung war halbherzig und offensichtlich nicht ernst gemeint, was auch Louis bemerkte, der ihn noch einmal schubsen wollte, doch ich hielt ihn auf. Auf keinen Fall sollte es hier zu einem handfesten Streit kommen.
„È stato stupido!" mischte sich nun auch Giovanni ein.
Tommi verdrehte die Augen und nickte leicht, hob die Hände noch einmal entschuldigend und sah mich an. „Sorry, ist blöd gelaufen."
„Ich gebe dir gleich blöd gelaufen!" fauchte Louis und wollte auf ihn losgehen. Ich hielt ihn jedoch noch immer fest im Griff und er sah hoch zu mir, seine Augen loderten förmlich. „Das hätte richtig dumm ausgehen können!" rief er aufgebracht.
„Ist es aber nicht. Atme durch, Louis. Es ist nichts passiert und er wird es sicher nicht noch einmal tun", beruhigte ich ihn und versuchte, so ruhig wie möglich zu wirken, damit er es gut sein ließ. Er sah mir prüfend in die Augen für einen Moment, ehe er leicht nickte und Tommi einen vernichtenden Blick zuwarf.
Ich zog ihn mit mir und wir ließen uns neben Niall auf die Bank fallen, der mich besorgt anlächelte, was ich sofort erwiderte, um weitere Fragen zu vermeiden.
Selbst Giovanni fragte noch zweimal, ob alles okay wäre, ehe er zu Tommi ging und sich ihn in Ruhe zur Brust nahm. Ich nickte nur und blieb ruhig, während Louis neben mir sich so aufregte, dass ich mir Sorgen um seine Gesundheit machte.
„Ist ja nicht so, als wäre er ertrunken, oder? Beruhig dich mal wieder!" maulte Tommi genervt, was für Louis wieder ausreichte, um aufzuspringen.
Der Spruch tat weh und ich schluckte leicht, ehe ich Louis' Hand ergriff und sie drückte. Er sah mich an, ich legte eine stumme Bitte in meinen Blick, anstatt etwas zu sagen.
Sofort ließ er von Tommi ab und sah mich an, seufzte leise. „Ist ja gut. Ich lasse ihn ganz", murmelte er unzufrieden und ich lächelte ihn an. „Danke", antwortete ich leise. „Ich gehe mich kurz frisch machen, okay?" fügte ich hinzu. Louis nickte und musterte mich, ehe er zu Niall sah. „Jetzt brauche ich erstmal was zu Trinken!" sagte er, gefolgt von einem tiefen Seufzer.
Niall lachte leise und nickte, ehe er mir fragend ansah, doch ich winkte ab. Es war erst einmal genug und ich brauchte einen Moment Ruhe fürs Erste.
Ich löste mich von Louis und ging unter Deck zu den Waschräumen. Einen davon betrat ich und schloss die Tür hinter mir, stützte mich auf dem Waschbecken ab und sah in den Spiegel. Ich war triefend nass und die Wassertropfen lösten sich von meinen Haaren und bedeckten das Waschbecken in Sekunden vollständig.
Die ganze Zeit hatte ich mich zusammengerissen, doch jetzt war ich allein und konnte den Schreck und die Panik herauslassen. Louis war zu aufgebracht gewesen und wenn er gesehen hätte, wie es wirklich in mir aussah, wäre er wahrscheinlich wirklich auf Tommi losgegangen.
Zittrig atmete ich hektisch ein und aus, während ich mich mit voller Kraft darauf konzentrierte, wieder klarzukommen. Ich hatte nicht besonders Angst vor Wasser an sich, Gemma sagte immer, es wäre wohl eher das Trauma, dass mich dazu veranlasste, es zu meiden.
Dort wo ich stehen konnte, oder den Grund sehen konnte, war es okay. Aber von einem Boot in das offene Meer springen, das hätte ich niemals freiwillig getan. Mein Herz zog sich zusammen und ich fokussierte mich auf den Rhythmus, versuchte ihn wieder ruhiger zu bekommen, um nicht zu hyperventilieren. Heftig zuckte ich zusammen, als die Tür sich öffnete.
Im Türrahmen blieb Lilly erschrocken stehen und sah mich mit großen Augen an. „Shit, sorry!" rief sie aus und ich nickte nur.
„I-Ich bin gleich so weit", antwortete ich zittrig und sie nickte und schloss die Tür wieder, ehe sie verschwand.
„Scheiße", murmelte ich weinerlich und kniff die Augen zusammen, schüttelte den Kopf. „Reiß dich endlich zusammen. Es ist nichts passiert", redete ich mir selbst zu, doch mein Herz raste weiter und mir wurde schwindelig.
„Ich wusste es!"
Ich zuckte erschrocken zusammen und sah zu Louis, der sofort in die kleine Kabine trat und die Tür hinter sich schloss, ehe er mich in seine Arme zog. „Lilly hat mir gesagt, dass du hier unten bist. Wieso hast du nichts gesagt, ich wäre doch für dich da."
Ich wehrte mich zunächst gegen die Umarmung, doch es fühlte sich so gut an, dass ich letztendlich doch die Arme um ihn legte und mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. Ich genoss seine Berührungen so sehr und jetzt gerade tat es einfach nur gut, nicht allein mit meiner Angst zu sein. Mein Herz wurde ruhiger und ich seufzte leise auf.
Louis streichelte mich und schnaubte leise. „Er ist ein mieses Arschloch", murmelte er.
„Er konnte es nicht wissen", flüsterte ich zurück.
Louis zog mich enger an sich und platzierte gleich mehrere Küsse auf meinem Kopf, weswegen ich automatisch lächeln musste und mich mehr an ihn drückte. „Danke, dass du auf mich aufgepasst hast", flüsterte ich.
„Immer wieder gern, Harry", antwortete er ruhig.
Wir standen eine Weile so da und ich beruhigte mich in seinen Armen deutlich schneller als in so manch anderen Situation, weshalb ich irgendwann zu ihm sah.
Er lächelte mich an und als er bemerkte, dass es mir besser ging, grinste er frech. „Wir sind endlich allein."
„Wir waren gestern die ganze Zeit allein", konterte ich.
Er zwinkerte mir zu. „Aber heute konnte ich es noch weniger erwarten als gestern."
Ich lachte leicht und er küsste mich einfach, überrascht erwiderte ich. Wir sahen uns in die Augen und er wirkte nachdenklich.
„Wollen wir nicht einfach aufhören, an den bescheuerten Singleaktivitäten teilzunehmen?" fragte er mich leise.
„Was willst du denn stattdessen tun?" fragte ich ihn, erntete dafür ein freches Grinsen. „Das, was die Leute tun, die sich gerade besser kennen lernen und die anderen Aktivitäten nicht mehr brauchen", antwortete er locker.
Ich sah ihn einen Moment verwirrt an.
„Wir haben doch für den Urlaub bezahlt. Wir können nicht plötzlich einfach nicht mehr teilnehmen", gab ich zu Bedenken.
Louis legte den Kopf schief und sah mich amüsiert an. „Du bist sowas von süß, das ist nicht auszuhalten", sprach er und küsste mich zärtlich.
Ich erwiderte den Kuss, auch wenn ich nicht verstand, wieso ich jetzt plötzlich süß war. Wir küssten uns eine Weile, ehe er die Stirn gegen meine lehnte und mir über die Seite strich.
„Willst du mit mir unter Deck bleiben?" hauchte er.
Ich wollte nur ungern zurück nach oben und Tommi's nervenden Blicken gegenübertreten. Da oben würde ich Louis nicht mehr berühren können. Also nickte ich und sah ihm in die hellblauen Augen.
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