H - Sei bitte nett zu ihm

"Okay, du holst ihn vom Bahnhof ab und ich gehe einkaufen?" fragte Louis mich und ich nickte, während ich das Geschirr vom Frühstück in der Spüle aufwusch. Am späten Vormittag hatten wir gemeinsam ein englisches Frühstück zubereitet. Ich hatte mich lange nicht mehr so unglaublich wohl gefühlt. Seine Wohnung war ein Traum und ich fühlte mich gut hier. Seine Art, sich um mich zu kümmern und auf mich Acht zu geben, mochte ich ebenso. Ein kleiner Teil von mir hatte Angst, dass die kleine Blase, in der ich mich befand, jeden Moment zerplatzen würde.
"Ja, er kommt in einer Stunde an", antwortete ich lächelnd mit einem Blick auf die Uhr. Louis trat von hinten an mich heran und legte die Arme um meinen Bauch, hauchte einen Kuss auf meinen Nacken. 
"Soll ich nicht doch lieber mitkommen? Ich kann die Einkäufe auch liefern lassen", sagte er leise, ließ mich grinsen.
"Dir ist klar, dass mir auf dem Weg zum Bahnhof nichts passiert, oder?" fragte ich mit einem leisen Lachen, ehe ich mich zu ihm umdrehte. Er sah mich mit seinen sanften, blauen Augen und küsste meine Wange. 
"Man weiß es nie, mein Schatz", antwortete er. 

Ich küsste ihn kurz und lächelte ihn an. "Zayn wird sich freuen, wenn er mich erstmal einen Moment für sich hat und mich ausquetschen kann!" 
Lachend nickte Louis und zog mich noch einmal an sich für einen Moment, ehe er sich löste. 
"Gut, dann sehen wir uns gleich wieder." Er grinste mich an und schnappte sich den Schlüssel von der Anrichte, ehe er in den Flur ging. Ich folgte ihm und beobachtete ihn dabei, wie er sich seine Schuhe anzog und die hellblaue Jeansjacke überzog. Sie war oversized und er sah damit einfach nur verdammt cool aus. 
Als er meinen Blick bemerkte, sah er mich fragend an. "Alles gut?"
Ich nickte sofort. "Das hier fühlt sich alles so...wundervoll normal an. Ich liebe es einfach", sagte ich ehrlich. 
Louis kam sofort zu mir, legte die Hände an meine Wangen und küsste mich zärtlich, ehe er mich sanft anlächelte. "Das freut mich über alle Maßen. Für mich fühlt es sich auch wundervoll an. Ich kann's kaum erwarten, noch viel mehr über dich zu erfahren!" 

Er küsste mich ein letztes Mal, dann ging er wirklich aus der Tür und ich beendete das Aufräumen der Küche, ehe ich mir selbst meine Jacke anzog und mich auf den Weg zum Bahnhof machte. Louis wohnte zwanzig Minuten Laufweg davon entfernt, draußen schien die Sonne, also entschied ich mich dazu, nicht den Bus zu nehmen und stattdessen einen Spaziergang zu unternehmen. 
Ich nutzte die Zeit um Gemma anzurufen und ihr alles zu berichten, was sich zugetragen hatte. Es tat gut, die Worte auszusprechen. 
"Ich find's unglaublich, dass du dich geöffnet hast. Er scheint der Richtige zu sein!" sagte sie voller Freude.
"Gemma", bremste ich sie sofort aus. "Wer weiß, vielleicht spielt er nur mit mir. Am Ende stehe ich irgendwann vor verschlossener Tür weil er doch merkt, dass meine Probleme und ich ihm zu viel sind." 
Sie lachte laut auf. "Du bist wirklich völlig bescheuert, Bruderherz! Er hat dir seine Liebe gestanden und er kümmert sich so gut um dich! Ihr seid glücklich zusammen! Wer sollte sowas machen?" antwortete sie und ich nickte leicht. "Du hast recht", sagte ich leise. 

Wir verabschiedeten uns voneinander, als ich am Bahnhof ankam und ich blickte kurz auf das Hintergrundbild meines Handys, ein Foto von Louis und mir vom gestrigen Abend. Wir strahlten beide in die Kamera und ich konnte zum ersten Mal ganz deutlich sehen, wie viel glücklicher ich war. Er hatte mir wirklich die Freude zurück geholt, einfach so. 
Lächelnd wartete ich am Gleis und als der Zug mit einer Stunde Verspätung endlich einrollte, entstand in mir freudige Nervosität, die ihren Höhepunkt erreichte, als die Türen sich öffneten und Zayn mit geschultertem Rucksack auf die Plattform sprang und sich suchend umsah. 
"Zaynie!" rief ich sofort und eilte auf ihn zu. Auf seinem Gesicht entstand ein strahlendes Lächeln und wir fielen uns in die Arme, fest drückte er mich an sich.
"Du lebst! Er hat dich nicht gevierteilt!" rief er aus und ich fing an zu lachen und schüttelte den Kopf. "Ich hab dich so vermisst", sagte ich leise, mein bester Freund strich mir über den Rücken. "Ich hab dich auch vermisst, Haz", antwortete er und löste sich, lächelte mich an. 
"Und jetzt stell mir deinen Traumprinzen vor!" 

Lachend liefen wir aus dem Bahnhof hinaus. "Du bist ganz schön spät. Ich habe Lou schon geschrieben, dann muss er sich keine Sorgen machen." 
Zayn sah zu mir. "Das hört sich schon mal gut an."
Schmunzelnd legte ich den Kopf schief und sah ihn prüfend an. "Also, was willst du wissen?" fragte ich ihn offensiv und mein bester Freund fuhr sich lachend durch die Haare und sah mich mit den schokoladenfarbenen Augen neugierig an. 
"Alles?" 
Ich nickte und lachte leise, erzählte ihm auf dem Weg noch einige Dinge der letzten zwei vergangenen Tage, die ich mit Louis in seiner Wohnung verbracht hatte. "Eigentlich kennst du schon alles, schließlich wolltest du zehnminütige Updates haben", bemerkte ich.
"Ja und letzte Nacht hast du eineinhalb Stunden gar nichts mehr geschrieben!" meckerte er und haute mir spielerisch gegen die Schulter. 
Lachend nickte ich. "Ich empfand es als seltsam, dir Nachrichten zu schreiben, während wir uns in den Laken wälzen." 

Zayn sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen und einem dreckigen Grinsen an. "Du kriegst also auch gute Action, alles klar." 
Nun war ich derjenige, der ihm lachend gegen die Schulter schlug, während wir um die Ecke bogen und vor Louis' Wohnung ankamen. 
Kopfschüttelnd klingelte ich und sah zu Zayn. "Er ist wirklich perfekt, Zaynie. Sei bitte nett zu ihm. Ich bin wirklich richtig verliebt in ihn." 
Er lächelte warm und nickte. "Wenn du ihn so magst, werde ich das sicher auch tun. Mach dir keine Sorgen", antwortete er sanft und sah zur Tür, als das Summen noch immer nicht ertönte. "Auf jeden Fall ist er ganz schön langsam, oder?" 

Ich nickte leicht und klingelte erneut, runzelte die Stirn und sah nach oben in Richtung der Fenster seiner Wohnung. Es regte sich erneut nichts und ich nahm mein Handy und überprüfte, ob er mir geschrieben hatte. Doch da waren weder Nachrichten, noch Anrufe. Etwas ratlos sah ich zu Zayn. 
"Das verstehe ich nicht. Er muss vom Einkaufen längst zurück sein, dein Zug hatte schließlich Verspätung", sagte ich nachdenklich. Ich atmete tief durch und sah auf die Uhr. "Vielleicht hat er an der Bar angehalten? Oli macht sie gleich auf", gab ich zu Bedenken, mein bester Freund sah mich an. "Willst du dort hin gehen? Ist es weit weg?" fragte er.
Kopfschüttelnd zeigte ich in eine Richtung. "Nein, fünf Minuten. Lass uns nachsehen." sagte ich, während ich versuchte, Louis anzurufen. Er nahm nicht ab. 

Den Weg zur Bar liefen wir schneller, als den Weg zur Wohnung und ich bekam es mit der Angst zutun, als ich sah, dass die Tür nicht, wie üblich zu dieser Zeit, offen stand. Es regte sich auch hier nichts, Oli war nicht da und Louis schon gar nicht. Vorsichtig wollte ich die Tür öffnen, doch sie war verschlossen. 
Ich sah zu Zayn. "Ich hab's gewusst. Er hat nur auf einen Moment gewartet, mich abzuschießen." 

Zayn sah mich ungläubig an. "Genau, was für ein perfekter Moment, wenn er einkaufen geht, um deinen besten Freund danach kennenzulernen", sagte er, die Stimme strotzte voller Ironie. Ich zuckte mit den Schultern, während er mit dem Kopf schüttelte. 
"Was soll denn sonst sein?" fragte ich leise, rief ihn erneut an, doch es nahm niemand ab. Ich seufzte leise. 
"Lass uns zurück zur Wohnung laufen. Vielleicht ist er jetzt in der Zwischenzeit da angekommen", schlug Zayn mir vor und ich nickte leicht, dann setzten wir uns wieder in Bewegung. Ich war innerlich völlig nervös und hörte Zayn kaum zu, der mich beruhigen wollte. Es war seltsam, es passte nicht zu Louis und es war definitiv nicht normal. Irgendetwas war los und in meinem Kopf bildete ich mir automatisch ein, dass er genug von mir hatte. 
Louis hatte gesagt, er wolle mir helfen und für mich da sein, doch sicherlich war ihm eingefallen, dass es doch zu anstrengend war. 

Wir liefen zu Louis' Wohnhaus, klingelten erneut und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Doch auch hier blieb alles still und Louis war nicht da. 
"Er hat mich abserviert, Zaynie", hauchte ich und Zayn legte den Arm um mich.
"Hat er nicht, Haz. Dafür gibt es eine Erklärung und es wird nicht diese sein. Sicherlich ist er einfach nur aufgehalten worden und hatte keine Zeit, sich zu melden. Mach dir keine Sorgen, ja? Er scheint so verliebt in dich zu sein, es ist alles gut." 
Stumm nickte ich und blickte nach oben zu den Fenstern, schluckte leicht und in mir machte sich Angst breit, mehr und mehr. Mit einem Mal setzte mein Herz aus.
"Was, wenn ihm etwas passiert ist?" flüsterte ich kaum hörbar.

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