H - Ich entführe dich
"Wieso finde ich dich nur erst in Italien, weit weg von zuhause", hauchte Louis, als er sich neben mich fallen ließ und mir die Strähnen von der schweißbedeckten Stirn strich. Ich atmete schnell und sah ihn an.
"Du hattest Alessandro und ich wohne nicht in Doncaster", antwortete ich und atmete tief durch, stieß die Luft laut aus. Sex mit Louis machte Spaß, so richtig Spaß.
Er lachte leise und nickte, schloss die Augen. "Nicht mehr, meinst du."
Ich nickte leicht und nahm seine Hand, spielte mit seinen Fingern.
"Hat es dir gefallen? Doncaster, meine ich", fragte mich Louis leise, beobachtete dabei wie ich mit seinen Fingern spielte. Ich nickte. "Ja. Ich mag Doncaster."
Er küsste meine Wange und sah mir in die Augen. "Willst du irgendwann wieder dahin zurück?" Überrascht sah ich ihn an, dachte darüber nach und entschied mich für die unverfänglichste Antwort, die mir einfiel.
"Vielleicht, ich weiß nicht."
Alles in Doncaster erinnerte mich an Tristan, weshalb ich auch aus der Stadt wieder abgehauen war. Zu viele Erinnerungen, gute wie schlechte. Dort allein zu leben war nie eine Option gewesen.
Er zog die Decke über uns und strich mir über die Brust. "Lass uns schlafen. Wenn wir es jetzt nicht tun, höre ich nie auf, dich berühren zu wollen", flüsterte er und ich musste breit lächeln. "Schläfst du jetzt immer bei mir?" fragte ich ihn leise.
Louis lächelte und küsste meine Wange erneut, das tat er häufig und ich liebte es. Es fühlte sich vertraut und liebevoll an. "Wenn du mich lässt, dann ja."
Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus und ich kuschelte mich näher an ihn heran und schloss die Augen, hauchte einen Kuss auf seine Schläfe und seufzte leise auf. Ich genoss seine Nähe und ich erwischte mich dabei, dass ich in den vergangenen drei Tagen seit dem Bootstrip, die ich ausschließlich mit Louis und Niall verbracht hatte, nur sehr selten traurig oder überfordert gewesen war. Tristan war in meinem Kopf, doch der Schmerz war kleiner geworden, viel kleiner. Es musste an Louis liegen, eine andere Erklärung gab es dafür nicht.
"Schlaf gut", flüsterte ich, doch er war bereits tief und fest eingeschlafen, während er mich festhielt, so fest es nur ging. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen schlief ich schließlich ebenso ein.
***
Sanfte Küsse entlang meines Nackens weckten mich am nächsten Tag. Ich seufzte auf und kuschelte mich mehr an ihn, während seine Arme sich fester um mich schlossen.
„Guten Morgen", sagte er mit dieser sanften, aber rauen Stimme, die mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte, wenn er sie benutzte. Lächelnd schmiegte ich mich an ihn, nachdem ich mich zu ihm gedreht hatte.
"Hey", antwortete ich leise. "Wie hast du geschlafen?"
"Wie ein Baby", antwortete er, wirkte unglaublich entspannt. Ich legte den Arm um ihn und lächelte, küsste seine Brust kurz.
"Ich auch. Ich schlafe neuerdings so tief wie nie", gab ich zu.
"Das schreibe ich mir einfach mal zu", bemerkte er frech und lachte leise. "Ich entführe dich heute übrigens, Harry."
Ich sah zu ihm. "Entführen?"
Louis nickte mit einem verschwörerischen Grinsen. "Heute ist kein Programm und ich will was Aufregendes mit dir machen. Was sagst du? Lässt du dich von mir entführen?" fragte er mich mit süßem Unterton und ich musste grinsen und nickte.
"Nur, wenn ich danach nicht im Knast lande. Das fände ich nicht so schön."
Louis lachte hell und schüttelte den Kopf. "Wie kann man nur so pragmatische Antworten geben und damit auch noch durchkommen?"
"Tue ich doch gerade, oder nicht?" entgegnete ich frech.
Seine Augen verengten sich und er warf sich grinsend auf mich, fing an mich durchzukitzeln und ich schrie lachend auf und wehrte mich gegen ihn. Viel Chance hatte ich nicht, denn er legte sich mit seinem ganzen Gewicht auf mich.
Lachend sah ich zu ihm und er drückte seine Lippen auf meine, ehe er mich angrinste. "Na komm, lassen wir die Singlegruppe hinter uns, Harry. Nur du und ich", forderte er mich leise auf und ich nickte, sah in seine Augen. "Okay."
Eine halbe Stunde später fanden wir vor einer knallroten Vespa, Louis hielt mir einen Helm hin und ich sah ihn skeptisch an. "Du willst Moped fahren?" fragte ich ihn kritisch.
Er nickte. "Will ich. Und du auch", bestimmte er, setzte sich auf die Vespa und klopfte auf die freie Sitzfläche hinter sich.
"Rauf mit dir!"
Ich musterte ihn unsicher, setzte mir den Helm auf und überprüfte dreimal, ob er wirklich gut saß, ehe ich mich hinter Louis setzte und die Hände auf seine Hüften legte. Er startete die Vespa und setzte sich seinen Helm auf.
"Bereit?" fragte er mich, worauf ich mit einem klaren "Nein" antwortete.
Louis lachte und fuhr ruckartig los, woraufhin ich leise aufschrie und die Arme fest um seinen Körper schlang und näher an ihn heranrutschte.
Louis fuhr genau so, wie er sprach und sich verhielt. Wie ein völlig Verrückter düste er durch die engen Straßen und Gassen von Lecce, hinaus in ländlichere Regionen und ich krallte mich dabei immer fester an ihn.
Irgendwann bremste er abrupt ab und ich riss die Augen auf, ehe ich von dem Höllending, wie ich es ab sofort nennen würde, absprang. "Meine Güte!" rief ich aus und dann sah ich den Grund für sein Bremsen. Vor uns auf der Landstraße war eine Herde Schafe, die den Weg blockierten. Louis zog den Helm vom Kopf und sah die Schafe an, dann mich, und schließlich wieder die Schafe. Eine Sekunde später verfiel er in lautes Gelächter, was die Schafe dazu veranlasste, erschrocken zu blöken.
"Was machen wir denn jetzt?" fragte ich Louis lachend, der mit den Schultern zuckte. "Sollen wir sie von der Straße leiten?" stellte er die Gegenfrage.
"Woher willst du wissen, wie man eine Schafherde leitet?!"
Er legte den Helm ab und stolzierte auf die Herde zu, sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Weißt du das etwa nicht? Enttäuschend..."
Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf, Louis straffte die Schultern und sah die Herde an. Dann hob er die Hände und fing an zu schreien, während er auf die Schafe zurannte.
"Lou!" rief ich lachend, doch er ließ sich nicht beirren, während die Schafe völlig panisch in alle möglichen verschiedenen Richtung rannten.
"Du musst schon helfen!" rief er ebenso und ich lachte wieder, ehe ich mich in Bewegung setzte und von der rechten Seite herum an die Herde ging, um sie so in die andere Richtung zu lenken. Zunächst hatten wir unsere Probleme, wobei Louis wie ein Psychopath schreiend und johlend und vor allem Dingen völlig richtungslos durch die Gegend hetzte.
"Okay, stop!" rief ich irgendwann und er stoppte in seinen Bewegungen und sah mich an.
Ich lächelte ihn an. "Wir treiben sie jetzt auf die Wiese da drüben. Zusammen! Du von hier", Ich zeigte auf die Mitte der Straße. "Und ich von hier!"
Er nickte und ich übernahm so die Führung dieser völlig skurrilen Situation. Es klappte mit ein wenig Ruhe und wir schafften es, die Tiere auf das Gras und von der Straße weg zu leiten. Stolz musste ich grinsen, als ich zu Louis lief, der mich begeistert ansah.
"Das war mal was Neues!" rief er lachend aus.
Ich lachte ebenso und nickte bestätigend. "So ein Date hatte ich noch nie, das ist mal sicher", antwortete ich mit einem breiten Lächeln im Gesicht.
Louis' Blick wurde verträumt und er schenkte mir ein strahlendes Lächeln. "Ein Date also?"
Ich sah ihn an. "Oh...ich...ist es das nicht?" fragte ich ihn unsicher.
Er kam auf mich zu und zog mich an meinem Shirt zu sich. "Für mich auf jeden Fall. Ich wusste nur nicht, ob du schon so weit bist, auf echte Dates zu gehen", antwortete er mir sanft und ich dachte einen Moment darüber nach, ehe ich ihm antwortete.
"Ich weiß nicht, ob ich so weit bin. Aber ich fange langsam an zu glauben, dass ich niemals so weit sein werde, wenn ich nicht anfange, mich zu trauen", sagte ich leise und er nickte verstehend. "Ich liebe es, dass du dich mit mir traust", antwortete er.
Seine Worte brannten sich in meinen Kopf und ich lächelte, ehe ich ihn sanft küsste. Er erwiderte sofort und legte die Arme um mich.
"Wollen wir weiter?" fragte er nach einem Moment der Ruhe.
"Ich soll mich ernsthaft wieder auf das Ding setzen? Du fährst wie ein Irrer!" sagte ich sofort.
Louis lachte laut und schlug mir sanft gegen den Oberarm. "Du bist frech. Ich fahre großartig!" Ich schnaubte lachend und schüttelte den Kopf, während wir die Helme wieder aufsetzten. "Tust du nicht. Ehrlich nicht, Lou."
Er grinste mich an und winkte ab, setzte sich zurück auf die Vespa und ich setzte mich hinter ihn und legte die Arme um ihn. Was blieb mir anderes übrig, außerdem war es schön ihn zu spüren. "Wir fahren jetzt zu einem Ort, den du lieben wirst, Harry", rief Louis, als er die Vespa startete und ich schmunzelte und lehnte mich mehr an ihn.
Er fuhr los, diesmal eindeutig etwas ruhiger als vorher. Ich entspannte mich ein wenig und ließ die Landschaft an mir vorbeiziehen, bis wir eine Zeit später auf einen historisch wirkenden Hof fuhren.
"Wo sind wir hier?" fragte ich ihn, als wir von der Vespa stiegen.
"Ein traditionelles Weingut. Wir machen eine Weinverkostung!" sagte er und grinste mich breit an.
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