30
Sie läuft durch die Straßen. Ihre Hände zittern. Gleich wird sie auf eine ihr womöglich nicht ganz fremde Person treffen. Wer wird es sein? Wird sie ihn überhaupt kennen? Es ist dunkel. In den Häusern, an denen sie vorbeiläuft, schimmern die Lichter durch die Vorhänge. Die Straße ist nur durch spärliches Licht der Straßenlaternen beleuchtet. Er hat vorgeschlagen, auf dem Spielplatz an der Schule zu treffen. Es ist ein etwas seltsamer Ort. Aber wenn er sich eben dort treffen will.... Warte. Vielleicht ist es ja auch eine sie? Was macht Lee dann? Wäre das ein Problem? Sie erreicht den Spielplatz. Noch ist niemand da. Sie setzt sich auf eine Schaukel.
Er beeilt sich. Es hat etwas gedauert, bis er seiner Mutter erklärt hatte, warum er um neun Uhr abends auf den Spielplatz gehen muss. Das ist der Moment, auf den er die ganzen Jahre gewartet hat. Er wird ihr seine Liebe gestehen. Das hat er zumindest vor. Wenn er es schafft, wie wird sie reagieren? Angeekelt? Peinlich berührt? Wird sie ihn auslachen? Eigentlich sollte sie es schon wissen. Sie sollte wissen, was er für sie empfindet. Sie muss doch die Blicke bemerkt haben. Die ganzen versteckten Zeichen in seinen Nachrichten müssen doch irgendwas bei ihr bewirkt haben. Endlich erreicht er den Spielplatz. Sie sitzt auf der Schaukel. Sanft schwingt sie hin und her. Ihr Blick gleitet umher. Sie sucht ihn.
Ihre Augen treffen seine. Verwundert blickt sie ihn an.
»Connor?«
Unbeholfen lächelt er sie an. Mit wenigen Schritten erreicht er die Schaukel und setzt sich auf die zweite.
»Hey, Lee.«, sagt er leise. Er strahlt sie an. Automatisch muss Lee auch lächeln. Sie weiß nicht, wieso, aber es passiert einfach. Connor. Ein braunhaariger, großer Junge. Mit ihm hatte sie nicht gerechnet. Auf keinen Fall.
»Ähm...ich wusste, ich würde dich hier treffen.«, sagt er. Er blickt in ihre grünen Augen. Oft hat er von ihnen geträumt. Er wusste nur nicht, dass es ihre waren.
»Ich nicht.«
Seine blauen Augen sind faszinierend. Sie kann sich nicht von ihnen losreisen. Er hält ihren Blick.
»Kann ich dir was sagen?«
Zögerlich nickt sie.
»Lee, ich mag dich. Mehr als nur das. Irgendwo wusste ich schon immer, dass du es bist. Ich habe dich beobachtet und mir vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn ich mit dir befreundet wäre oder sogar mehr als das. Mir wäre alles recht gewesen. Doch du warst so unerreichbar. Für mich und für jeden anderen. Vor allem für mich. Also habe ich beschlossen, dich anzuschreiben. Deine Nachrichten waren immer das beste, was mir am Tag passieren konnte. Auch wenn du verletzende Worte geschrieben hattest. Ich konnte dir immer verzeihen. Jetzt weiß ich, was ich wirklich für dich empfinde, Lee Stone. Ich liebe dich.«
Tief holt er Luft. Alles was er gefühlt hat, ist ausgesprochen. Hängt zwischen ihnen in der Luft.
Wie wird sie reagieren?
Sie weiß nicht, was sie sagen soll. Es ist so wunderschön und doch traurig. Wie hatte sie das nicht merken können? War sie wirklich so blind gewesen? Sie merkt, dass sie zu lange nachgedacht hat. Er wartet auf eine Antwort.
Sie versucht eine zu formulieren, scheitert aber. Sie weiß einfach nicht, wie sie ausdrücken kann, was sie gerade fühlt.
Also tut sie das einzig richtige. Sie beugt sich vor und drückt ihre Lippen auf seine. Sie sind weich und kalt von der Kälte der Nacht. Intuitiv schließt sie die Augen.
Er küsst sie zurück. Ihre Lippen schmecken nach Zitrone und Pfefferminz. Connor legt eine Hand an ihre Wange. Seine Finger streichen über die zarte Haut.
Das hier ist Beweis genug. Sie fühlt genauso wie er.
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