13 Lose Fäden- Teil 1
„Und nun wirst du wohl einfach verschwinden, oder, Stiles?" erkundigte sich Derek unzufrieden: „Deine Mission hier ist erfüllt. Du hast es geschafft, uns allen den Arsch zu retten, hast die Alphas besiegt... und jetzt wirst du nachhause zurückkehren; richtig? Nachhause zu ihm?"
Stiles blickte den Werwolf mitfühlend und auch ein wenig schuldbewusst an:
„Bald, aber jetzt noch nicht. Es gibt noch zu viele lose Fäden, die ich zusammenführen will; Dinge, die ich zu Ende bringen möchte." erklärte er. Dann nahm er Dereks Gesicht in seine Hände und fügte hinzu: „Und ich brauche noch ein bisschen mehr Zeit mit dir, mein Liebling!"
Derek zog skeptisch die Augenbrauen zusammen und erwiderte bitter:
„Wozu das? Ich bin er, oder nicht? Du tauschst einfach bloß den einen gegen den anderen und verlierst am Ende nichts!"
„Da irrst du dich!" flüsterte Stiles traurig: „Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass es weh tut. Ich wünschte, ich müsste nicht gehen, denn mir tut es auch weh."
Er legte sich auf das Bett, das einmal Allisons gewesen war und und zog Derek zu sich heran, so dass dieser den Kopf an seiner Brust platzieren konnte:
„Hast du eigentlich jemals darüber nachgedacht, einfach NICHT zurückzukehren, sondern hier bei mir zu bleiben?" fragte Derek ein wenig mürrisch und schob langsam Stiles T-Shirt höher:
„Ja, das habe ich!" gab Stiles zu: „Aber ich kann nicht."
Er ließ die Finger sanft durch Dereks Haar fahren, während dieser eine Spur aus Küssen über seinen Bauch hauchte und sich an seien Hosenknöpfen zu schaffen machte: „Ich gehöre nicht in diese Welt. Drüben auf der anderen Seite sind Scott, meine Freunde, mein Dad, mein Gefährte... und außerdem... dein Ebenbild und ich, wir haben eine Tochter. Sie ist fünfzehn."
Derek hob verblüfft den Kopf und so erklärte Stiles:
„Sie ist eine Werwolfwaise. Wir haben sie vor ein paar Jahren gefunden und man hat sie uns adoptieren lassen! "
Der Ältere nickte.
Sein Gesichtsausdruck in diesem Augenblick war herzzerreißend. Es war nicht schwer zu erraten, was er dachte oder fühlte.
Stiles zog Derek sein Shirt über den Kopf, schälte ihn aus seiner Jeans und forderte:
„Bitte lass' uns das bisschen Zeit, das wir noch miteinander haben nicht mit Trauer verbringen. Ich will dir ein paar glückliche Erinnerungen zurücklassen, in Ordnung? Und ich will... na ja... Dich!"
Er befreite sich von seinen Kleidern, zog den Älteren auf sich und legte ihm die Füße über die Schultern.
Derek hielt in der Bewegung inne und murmelte unsicher:
„Ehrlich? So willst du es? Ich bin zu schwer! Ich werde dich zerquetschen!"
Stiles schüttelte belustigt den Kopf:
„Wer bin ich denn? Cinderella, oder so? Komm' schon her! Das hier ist bereits erprobt und ich hab's noch immer überlebt!"
Peter stand mit freiem Oberkörper am Waschbecken, ließ sich von seinem Gefährten waschen und die zahlreichen Verletzungen verbinden:
„War das wirklich nötig, mein Großer?" fragte Scott kopfschüttelnd, als er ihn verarztete: „Was wolltest du denn damit beweisen, als du dich mit Deucalion geprügelt hast, als wärt ihr zwei Zwölfjährige auf dem Schulhof? Das du ein harter Kerl bist, oder was?"
„Pfft! Diese ganze lauwarme, weichgespülte 'Liebe, Frieden-und-Vergebung'-Nummer mag gut für dich und Stiles sein, aber mir schläft dabei der Schwanz ein!" maulte Peter: „Ich musste ihm einfach seine dumme Fresse polieren. Und ich wünschte, Stiles hätte mich nicht aufgehalten, dann wäre dieser aufgeblasene Pisser jetzt Geschichte."
„Oder vielleicht du!" Scott kicherte: „Weißt du was? Ich liebe dich, du alter Esel!"
Erst als die Worte raus waren, wurde ihm bewusst, dass es das erste Mal war, dass er sie ausgesprochen hatte, ohne sich dabei kurz vor oder nach einem Orgasmus zu befinden.
Er warf einen prüfenden Blick auf Peter und an dessen Gesicht konnte er ablesen, dass es diesem auch klar war:
„Ich liebe dich auch, Scott! Ehrlich!"
Peters Worte kamen gepresst.
Da flackerte kurz etwas in seinem Blick auf, doch es war verschwunden, bevor Scott sich darüber klar werden konnte, was es war.
Peter war einfach zu gut darin, seine Empfindungen zu verbergen.
Sogar einem anderen Wolf gegenüber.
Sogar IHM gegenüber!
Ob sich das wohl jemals ändern würde?
Als Peter nach einer Weile gewaschen und fertig verpflastert war, protestierte er gegen das, was Scott als nächstes vorhatte:
„Spinnst du?" quengelte er und zog sich ein wenig zurück: „Die Haare kann ich mir jetzt aber wirklich selbst kämmen!"
„Mir egal!" lachte Scott und fuhr damit fort, ihn zu bürsten: „Ich werde dich so lange bemuttern und peppeln, bis du wieder ganz auf den Beinen bist, mein Held. Ich werde dich füttern, zum Klo und ins Bett bringen... !"
Peter zog Scott mit einem Ruck an sich, nahm ihm die Bürste aus der Hand und küsste ihn:
„Bring mich doch einfach bloß ins Bett. Das ist eigentlich schon alles, was ich brauche."
„Was mache ich bloß mit dir?" fragte Scott mit einem schiefen Grinsen: „Du siehst aus wie Mettwurst und trotzdem denkst du immer noch bloß an das Eine! Was stimmt eigentlich nicht mit dir?"
„Ich kompensiere mit Sex!" schnurrte Peter mit listigem Grinsen: „Was ist nun? Machst du mit oder soll das etwa eine One-Man-Show werden?"
„Also gut, ich bin dabei, du Spinner!" seufzte Scott geschlagen, legte sich Peters Arm um die Schultern und schleppte ihn in ihr Schlafzimmer.
Dort war Scott schnell seine Kleider losgeworden, hatte sich auf dem Bett lang gemacht und die Arme hinter dem Kopf verschränkt.
Er bemerkte das kleine Zögern Peters, als dieser sich zu ihm gesellen wollte.
„Na, komm, Baby!" flüsterte Scott also und streckte die Hand nach seinem Gefährten aus: „Hier ist nichts, vor dem du Angst haben musst! Ich bin jetzt vielleicht ein bisschen anders als zuvor, doch zwischen uns beiden ändert das nichts. Versprochen! Ich werde jetzt nicht damit anfangen mit dir darum zu kämpfen, wer von uns die Oberhand hat, oder irgendetwas Blödes. So bin ich nicht! Und jetzt komm' und besorg's mir, ja?"
Einer solchen Einladung konnte Peter nicht widerstehen. Er folgte ihr mit einem listigen kleinen Grinsen.
Es war bereits sehr spät in der Nacht, als Derek sich atemlos und zufrieden von Stiles herunterrollte:
„Das war... oh, Mann!"
„Ich stimme dir voll und ganz zu!" keuchte Stiles kichernd.
„Vielleicht wäre ich in den letzten Jahren ein bisschen nachsichtiger mit meinen Onkel und deinen besten Freund gewesen, wenn ich eine Ahnung gehabt hätte, wie sich das hier anfühlt."
Stiles musste lachen:
„Ich kenne dich, mein Schatz. Du hättest dich trotzdem geärgert!"
Derek lachte und kuschelte sich an seinen Bettgefährten:
„Vermutlich hast du recht!"
Sie lagen eine ganze Weile einfach nur beieinander und genossen das Nachbeben. Irgendwann sagte Derek unvermittelt in die Dunkelheit:
„Ich liebe dich, Stiles!"
Die Worte trafen Stiles unvorbereitet. Sicherlich, er hatte schon vorher gewusst, dass es so war. Er konnte es fühlen, dennoch machte es einen großen Unterschied, dass diese drei bedeutungsvollen Worte nun zwischen ihnen hin und her echoten, denn es machte alles noch viel schwerer:
„Ich liebe dich auch, Mann. Wie verrückt!" brachte er erstickt hervor und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
Einen Augenblick klammerten die zwei sich aneinander, wie Ertrinkende. Dann schreckten sie hoch, weil unten im Haus Tumult entstanden war.
Sie schlüpften blitzschnell in Jogginghosen und rannten die Treppen hinab.
Chris hatte seine Beretta in der Hand und zielte damit auf Ethan und Danny, welche auf der Schwelle der Haustür standen und den Jäger mit ängstlich aufgerissen Augen anblickten. Hinter Chris hatten sich Malia und die drei jungen Betas aufgebaut und knurrten die unerwarteten Gäste an.
Stiles hatte sich blitzschnell zwischen die Kontrahenten gebracht, so dass der Lauf der Waffe nun auf seine eigene Brust gerichtet war. Dieser Umstand brachte den Jäger jedoch keineswegs dazu, die Pistole zu senken:
„Das sind die Kerle, die meine Frau und meine Tochter auf dem Gewissen haben. Was denken die sich, hier aufzutauchen? Wir jagen die, die uns jagen!" knurrte Chris: „Also verschwinde, Stiles, sonst muss ich dich auch über den Haufen schießen!"
Diese Bemerkung rief natürlich Derek auf den Plan, der im Hintergrund zu knurren begonnen hatte.
Stiles schenkte dem Werwolf ein kleines beruhigendes Lächeln und wandte sich dann an Chris:
„Hören sie auf, Argent! Diese zwei haben ihre Familie NICHT getötet und das wissen sie auch. Und sie haben auch nicht versucht und alle im Schlaf zu erstechen, sondern sie haben brav an der Vordertür geklopft. Haben sie die beiden wenigstens mal gefragt, was sie hierher führt, Chris?"
Stiles warf einen Blick zurück über seine Schulter zu den beiden Werwölfen:
„Ich habe dir doch gesagt, das hier ist Schwachsinn! Sie werden uns nicht helfen!" grollte Ethan und versuchte, Danny fortzuziehen, doch dieser rührte sich nicht, sondern sagte:
„Wir möchten mit eurem Alpha sprechen."
Malia und die Jungwölfe waren von dieser Idee scheinbar wenig begeistert, sie fuhren die Klauen und Fänge aus und knurrten.
Mittlerweile war auch Scott, von dem Tumult alarmiert, zu ihnen getreten.
Peter folgte ihm humpelnd und mühsam und kam gerade rechtzeitig, um den wahren Alpha in Aktion zu erleben: Scott verwandelte sich und brüllte die vier Betas an, welche daraufhin demütig zurückwichen.
Und Peter wusste genau, was das bedeutete.
Was er nicht wusste war, was er davon halten sollte.
Er trat mühsam hinter Chris, schob diesen ein wenig beiseite und fragte die beiden Gäste:
„Was wollt ihr von mir?"
Dem Alpha entging nicht, dass Danny seinen Blick zunächst flüchtig zu Scott wandern ließ, ehe er sein Wort an Peter richtete:
„Wir wollen uns eurem Rudel anschließen! Wir haben keinen Platz mehr, an den wir gehören. Wir sind bereit, unsere Kräfte mit euren zu vereinen und euch unserer Treue zu versichern."
Peter legte den Kopf schief:
„Du hast doch da deinen Alpha. Wozu braucht ihr da uns?"
Anstatt einer Antwort ließ Ethan seine Augen aufleuchten.
Sie funkelten blau:
„Ich habe mich von meinem Bruder losgesagt. Ich schätze, das hat uns beide die Alphamacht gekostet, denn unsere Kraft speiste sich aus unserer Einheit. Also, was ist nun Peter? Verschwenden wir hier bloß unsere Zeit? Dann sag es uns lieber gleich."
Peter wandte sich zu Scott um:
„Was meinst du?" wollte er wissen.
Der Jüngere blickte ihn überrascht an und erwiderte:
„Ich finde, sie sollten eine Chance erhalten, sich zu rehabilitieren und zu zeigen, dass sie es wert sind. Eine Art Probezeit."
Peter nickte:
„Das sehe ich genau so. Wie sieht es aus Argent? Werden sie sie nun reinlassen?"
Der Jäger wandte sich nun an Peter und bohrte diesem die Waffe unters Kinn:
„Sie bürgen für die zwei Spaßvögel, Hale! Und sie werden sie gefälligst die ganze Zeit im Auge behalten."
Peter wischte die Hand, die ihm eine Waffe in die Gurgel drückte beiseite und bellte:
„Na, prima! Ich habe ja auch sonst nichts zu tun, als kleine Soziopathen zu betreuen."
Bevor die Situation eskalieren konnte, schlängelte sich Scott zwischen die beiden, drückte Peter einen besänftigenden Kuss auf die Lippen und versprach Chris:
„Wir werden die zwei mit in unser Zimmer nehmen und passen auf sie auf."
Er nickte Ethan und Danny zu und sagte:
„Na dann kommt ihr zwei! Aber damit das eine klar ist: Ihr schlaft auf dem Fußboden! Ein bisschen Strafe muss sein!"
„Na toll!" maulte Peter auf dem Weg nach oben: „Und was wird aus unserem 'Rückspiel'? Ich mache es nämlich nur vor ausgewähltem Publikum!"
„Heute Nacht nur noch kuscheln!" bestimmte Scott lächelnd und küsste Peter auf die Nase:
„Damit das Eine klar ist: Ich kann euch zwei Pappnasen jetzt schon nicht leiden!" ließ der ältere Alpha die beiden Beta-Bewerber wissen.
Scott strich ihm grinsend durch das Haar.
Am nächsten Morgen war Stiles vor allen anderen wach, schnappte sich Dereks Autoschlüssel und Geldbörse und machte erst einmal einen Abstecher in den Supermarkt.
Als er mit mehreren braunen Papiertüten beladen zurückkehrte, fand er Derek in der Küche, wie er in seine Kaffeetasse schmollte:
„Das ist aber nicht die feine Art: Einem Jungen die Nacht seines Lebens zu verschaffen, nur um dann mit seinem Geld und seinem Auto zu verschwinden."
„Ich bringe Frühstück!" erwiderte Stiles kichernd und reichte Derek die Tüten, die ihm gerade aus den Händen zu rutschen drohten: „Die Nacht deines Lebens, huh?" fragte er zwinkernd: „Ich sollte vielleicht mal über eine Karriere als Callboy nachdenken? Möglicherweise entgeht mir da ein Vermögen?"
Derek stellte die Tüten auf die Anrichte und schnappte sich dann Stiles bei den Hüften:
„Nicht, dass ich für so eine Erfahrung nicht auch bezahlen würde... !" schnurrte Derek und drängte Stiles gegen die Arbeitsplatte, so dass dieser im Grunde keine Wahl hatte, als den Rücken nach hinten durchzubiegen. Nun brachte Derek den Jüngeren dazu, leise zu stöhnen, indem er zart an seinem Hals knabberte.
„Ist ja widerlich!"
Das war die Stimme von Peter, welcher soeben von Scott, Danny und Ethan begleitet die Küche betreten hatte.
Lachend schob Stiles Derek von sich herunter und spottete:
„Na da ist aber einer quengelig, wenn ihm seine Morgen-Nummer verwehrt wird!"
„Gib mir lieber einen Kaffee, du kleiner Penner!" murrte Peter weiter.
Stiles drückte Dereks Onkel einen kleinen Kuss auf die Nase:
„So schlimm?" fragte er halb spöttisch, halb mitfühlend und fischte dann für ihn eine Kaffeetasse aus einem der Oberschränke.
Dann machte Stiles sich daran, Frühstück für eine ganze Kompanie zuzubereiten und spannte dafür auch die fünf Werwölfe ein, die bei ihm waren.
Als jeder wusste, was er zu tun hatte, begab Stiles sich zu seiner, immer noch schlafenden Gefangen und löste den Zauber, der sie ruhig gestellt hatte mit einer kleinen Berührung.
Lydia begann sogleich damit, sich hektisch umzublicken und packte dann Stiles am Kragen:
„Wie bin ich hier her gekommen. Wieso werde ich gefangen gehalten. Und wo zur Hölle ist Aiden!"
Stiles beantwortete die Fragen in der gestellten Reihenfolge:
„Wir haben dich hierher gebracht, als du geschlafen hast. Du wirst nicht gefangen gehalten. Ich will bloß sichergehen, dass du deinen freien Willen wiederfindest und dann lass' ich dich gehen. Und Aiden haben wir bei seinem Rudel zurückgelassen."
„Lass mich auf der Stelle zu ihm, sonst bringe ich dich um!" drohte Lydia mit schriller Stimme und sprang vom dem Sofa auf, auf welchem sie zuvor geschlafen hatte.
„Hey!" sagte Stiles sanft: „Reg' dich nicht auf Lydia! Ich verspreche dir, wir lassen dich gehen, sobald ich sicher bin, dass du nicht mehr unter fremdem Einfluss stehst. Niemand hier will dir etwas antun!"
„Ich stehe nicht unter fremdem Einfluss, du Idiot. Du lässt mich jetzt hier weg und zwar ein bisschen plötzlich." befahl Lydia mit dieser ihr eigenen Mischung aus Hochherrschaftlichkeit und Verachtung, welche sie so gut beherrschte.
Und damit klang sie tatsächlich sehr nach sich selbst.
Dennoch beharrte Stiles:
„Nein! Die Lydia Martin die ich kenne, hätte sich nie über Jahre einer Bande von Mördern angeschlossen. Diese Lydia Martin ist besser als das! Sie kämpft mit aller Kraft für die gute Sache! Also? Sag es mir! Was haben sie dir angetan, Liebes?"
„Du kennst mich überhaupt nicht, du kleiner Blödmann. Du bist irgendein Niemand, mit dem ich mal zur Schule gegangen bin!" ätzte Lydia: „Ich verschwinde jetzt von hier! Versuch' nicht, mich aufzuhalten, sonst mache ich dich fertig, capisce?"
Die Banshee versuchte sich an dem Magier vorbei zu drängen, doch Stiles ließ sie nicht gehen, so dass diese schließlich damit begann, mit flachen Händen auf ihn einzudreschen.
Am Ende wusste Stiles, der die Arme vor das Gesicht hielt, um sich zu schützen und für den zurückschlagen nun einmal keine Option war, sich nicht anders zu helfen, als Lydia einen kleinen Stromschlag zu verpassen.
Erschrocken ließ die Erdbeerblondine für einen kurzen Moment von Stiles ab, nur um danach noch wütender auf ihn einzuprügeln.
Irgendwann kam Chris Argent kopfschüttelnd in das Wohnzimmer und kommentierte:
„Oh, Mann Stiles, das ist wirklich peinlich!"
Der Jäger packte Lydia unsanft mit seiner einzigen Hand am Schlafittchen, drückte sie auf's Sofa und befahl:
„Und jetzt ist Schluss mit dem Blödsinn, Prinzessin!"
Tatsächlich hielt Lydia nun für einen Moment still und blickte die beiden Männer finster an:
„Ist er tot?" wollte sie wissen: „Habt ihr Aiden umgebracht?"
Stiles schüttelte den Kopf:
„Nein, Lydia! Ich sage doch, er lebte, als wir gegangen sind! Wir sind hier nicht die Bösen! Wir laufen NICHT herum und töten Leute!"
„Ich glaube euch nicht!" zischte die Rothaarige: „Wenn er noch leben würde, hätte er mich schon längst hier gefunden!"
„Ich habe ihm gestern tüchtig eins übergebraten. Wahrscheinlich schläft er noch!" verkündete Chris gleichgültig und machte Lydia damit verdammt wütend.
Und Stiles war derjenige, der dafür büßen musste. Lydia packte den Magier an den Schläfen und stieß einen ihrer berühmten Schreie aus.
Stiles hatte das Gefühl, sie würde ihm das Hirn grillen, also hatte er keine Wahl. Der Stromstoß, der Lydia diesmal traf, war um einiges heftiger und beförderte sie mit einem Schlag wieder zurück auf das Sofa.
„Ich habe die Schnauze voll von diesem schlecht erzogenen, kleinen Mädchen." kommentierte Chris und es gelang ihm tatsächlich einhändig, einer zappelnden, sich wehrenden Lydia Hand- und Fußschellen anzulegen.
Lydia schenkte Stiles dafür einen vorwurfsvollen Blick, doch der erklärte nur schulterzuckend und auf den Jäger deutend:
„Sorry Sis! Sein Haus, seine Regeln!"
„Das heißt, mein Leben liegt in der Hand des Kerls, der meinem Freund den Schädel zertrümmert hat. Du willst mich wirklich diesem Mörder ausliefert, Stiles?" zischte Lydia erbost:
„Ich sage dir doch: WIR sind nicht die Mörder!" gab Stiles zurück: „Die Bösewichte finden sich in DEINEM Rudel! Sie haben Scotts Mutter getötet! Genau so, wie sie seine Frau und seine Tochter auf dem Gewissen haben! Allison! Du erinnerst dich doch noch an deine beste Freundin Allison, richtig?"
Lydia zuckte ein klein wenig zusammen bei der Erwähnung ihres Namens.
'Gut!', dachte Stiles. 'Möglicherweise bekam die Fassade erste Risse.'
„Beweis mir, dass Aiden noch lebt!" forderte Lydia und klang nicht mehr ganz so zornig.
Stiles seufzte:
„Ethan!" rief er laut durchs Haus und kurz darauf tauchte der Werwolf aus der Küche auf: „Könntest DU Lydia bestätigen, dass wir deinen Bruder nicht kaltgemacht haben?" forderte der Magier.
„Der Arsch lebt noch!" bestätigte Ethan mürrisch.
Lydia gab daraufhin einen Schrei seine Richtung ab , wodurch sie seine Verwandlung auslöste.
„Blau!" stellte Lydia entsetzt fest: „Du bist ein Beta! Also MUSS er tot sein!"
Stiles raufte sich die Haare:
„Wir haben diesen Blödmann nicht getötet. Ehrlich nicht! Ich weiß nicht, wie ich es dir bew...." er stockte: „Doch ich weiß es! Wir machen jetzt das, was die Wölfe immer tun!"
Er setzte sich neben Lydia, legte ihre Hände auf sein eigenes Herz: „Du wirst dich jetzt konzentrieren und auf meinen Herzschlag achten!" forderte er: „WIR.HABEN.AIDEN.NICHTS.ANGETAN!" Stiles blickte die junge Frau prüfend an: „Und? Hast du gespürt, dass ich die Wahrheit sage."
Lydia warf ihm einen trotzigen Blick zu, doch daran, dass sie ihren Widerstand aufgab, konnte Stiles erkennen, dass sie ihm nun offenbar glaubte:
„Wann hast du zuletzt deine Eltern gesehen, Lydia?" wollte der Magier jetzt von der Banshee wissen.
Auf dem Gesicht der jungen Frau zeigten sich etliche unterschiedliche, schwer zu deutende Regungen, ehe sie schließlich behauptete:
„Ich pfeife auf meine Eltern. Sie waren in den letzten Jahren nie mit mir einverstanden, also brauche ich sie jetzt auch nicht mehr!"
„Das ist doch gar nicht wahr, Lydia! Das ist die Gehirnwäsche, der mein Bruder dich unterzogen hat! Deine Eltern haben bloß versucht, dich nachhause zu holen. Sie hatten Angst um dich!" stellte Ethan richtig.
Stiles wusste plötzlich, wie er dem Ebenbild seiner besten Freundin möglicherweise helfen konnte, sich daran zu erinnern, wer sie in Wirklichkeit war.
Doch jetzt tauchte erst mal Peter auf der Bildfläche auf und verkündete noch immer schlecht gelaunt:
„Frühstück ist fertig. Das Rührei ist ein bisschen angebrannt!"
„Machst du sie wieder los, damit sie essen kann?" wollte Stiles, auf Lydia deutend von Chris wissen.
Der schüttelte energisch den Kopf und erklärte:
„Ich lasse sie erst wieder frei, wenn sie bewiesen hat, dass sie sich wie ein großes Mädchen benehmen kann. Aber ich werde sie füttern! Schließlich bin ich kein Unmensch!"
Wie, um Chris Bedenken zu untermauern, spuckte Lydia dem Jäger nun ins Gesicht.
Dieser zog kopfschüttelnd ein großes Stofftaschentuch hervor und wischte sich sauber.
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