5 | Infektion

A/N: Dieses Kapitel ist sehr lang, also bereitet euch euer Lieblingsgetränk zu, viel Spaß beim Lesen und einen guten Rutsch ins neue Jahr! ;)

Y⃥u⃥n⃥h⃥o⃥ P⃥o⃥v⃥:

„Denkst du, es gibt noch mehr Menschen, die so sind wie wir?", erkundigt sich der Jüngere grübelnd, während seine braunen Augen fokussiert den moosbedeckten, feuchten Waldboden unter uns betrachten, ich automatisch weiß, dass seine wissbegierige Frage auf die magischen Kräfte hindeutet, da der Erwachsene seine geschlossene Faust unterstreichend, schwungvoll öffnet, in derselben Sekunde eine lebhafte, glühende Flamme seine große Handfläche ausfüllend bedeckt, die intensiven Farben des kontrollierten Feuers den unikalen Haaren meines besten Freundes sehr gleichen.

Mittlerweile ist der frische Morgen vorbei und der, um ein paar Grad, wärmere Vormittag neigt sich ebenfalls dem Ende zu, weswegen das unberührte Gebiet im immensen, mittleren Nationalpark Südkoreas sonnendurchflutet erleuchtet, die paradiesische Pracht der Natur einen faszinierenden Eindruck verschafft, den ich ohne jegliche Zweifel nie wieder vergessen werde. „Sicher. Warum sollten wir die Einzigen mit außergewöhnlichen Merkmalen sein?", stelle ich dem ehemaligen Kellner eine Gegenfrage als Antwort, ehe sich sein leicht finsteres Gesicht instant aufhellt, ein leises Lachen ertönt. „Das wäre echt schön, aber ich bin auch damit zufrieden, allein mit dir das Unbekannte zu erkunden. Außerdem, wer weiß, was uns im Süden erwartet?", spricht der Überlebende breit grinsend, weshalb seine funkelnden Iriden kurzzeitig komplett verschwinden, mein Herz sogleich heftiger schlägt, sodass ich den rauschenden Puls schleunigst bis in den kalten Ohren perzipiere. Warum ist der Kleinere so niedlich? Am liebsten würde ich ihn vor jedem noch so winzigen Unheil auf dieser qualvollen, dennoch schönen Welt beschützen, für immer fest umarmen.

Mit einem sonnigen Lächeln auf den Lippen hüpft Mingi freudig ein paar Schritte vor mir her, während sein fluffiger Haarschopf auf der Stelle miteinsteigt und unbekümmert den rhythmischen Takt des Springens verdeutlicht, bis kurze Zeit darauf ein schulterbreiter Spalt an Helligkeit zwischen den herbstfarbigen Baumkronen auftaucht, das helle Licht der Sonne somit seine einzigartigen Haare trifft, es sich so anfühlt, als wäre der Koreaner eine leuchtende, unschuldige Waldfee, welche ihre Lieblingslichtung nach langer, mühseliger Suche endlich fand.

Allein für diesen zauberhaften Moment zahlt sich die anstrengende Reise aus, denn nur für den 25-Jährigen würde ich den Mount Everest bis in die Rocky Mountains versetzten, falls es seine Glückshormone ansatzweise fördert. Klingt äußerst kitschig, ist es auch, aber meine festsitzende Sentimentalität lässt sich keineswegs vernichten, nicht einmal der aggressive Virus, jener von den Symptomen und der Aussichtslosigkeit einer Heilmöglichkeit der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ähnelt, gelingt dies, schließlich kämpfe ich tagtäglich gegen meine verschleppte Infektion, obwohl die Inkubationszeit zunehmend kürzer wird. Ja, es ist schmerzhaft und ich stehe des Öfteren unter rezidivierenden Qualen, zumindest bei ungewöhnlich großer Anstrengung oder nachts, was logisch erscheint, da der normalerweise angenehme Zustand des Ausruhens besonders vorteilhaft für einen erneuten, stärkeren Angriff der Krankheitserreger zu sein scheint, aber so leicht gebe ich nicht auf. Ich halte das bis zur letzten Sekunde aus, selbst wenn es sich bereits so anfühlt, als könne ich mit jeder verstreichenden Sekunde die kühle Präsenz des Todes intensiver wahrnehmen, seinen kalten Atem an meiner versteckten, längst verfärbten Haut spüren.

Leider breiten sich zwischenzeitlich einige deutliche Charakterisierungen der selbsterschaffenen Krankheit rapide aus, weshalb sich das umliegende Gewebe, ebenfalls der Teint, in eine widerwertige Mischung aus grün und lila verwandelt, ich verzweifelt probiere, diese lästige, auffällige Veränderung zu verbergen, Mingi und die Hoffnung auf ein neues Leben in einer selbst erkämpften Zivilisation die einzigen Gründe sind, warum ich trotzdem nervenstark dagegen rebelliere.  

Es mag unrealistisch wirken, allerdings bin ich trotz des ständigen, ermüdenden Kämpfens gegen die wuchernden Viren am Leben, obwohl dies ein reines, merkwürdiges Phänomen der Natur oder des positiven Zukunftsglaubens sein könnte, ich im schlimmsten Fall keine liebevolle Person namens Song Mingi mehr an meiner Seite hätte.

Wie würde er reagieren, wenn irgendwann die brutale Wahrheit ans Licht käme? Eindeutig nicht erfreut, aber ich kann es ihm nicht sagen, weil sich immer ein einklemmender Knoten in meinem Hals ausbreitet, die überdachten Worte dazu zwingt, pressend im Kehlkopf stecken zu bleiben, mir solch ungewisse Fragen einen angeekelten Gesichtsausdruck bescheren, sich demnach meine rissigen Lippen zu einem schmalen Spalt verkrampft zusammendrücken.

Unruhig schüttle ich genervt den Kopf, schließlich gehen mir die Erinnerungen gewaltig gegen den Strich. Eigentlich sollten meine kreisenden Gedanken bereits genug Ablenkung durch die revolvierenden Fluchten vor den hungrigen Untoten haben, jedoch finden sie immer wieder ihren Weg in meinen, von Plänen, Navigation oder ähnliches gefüllten, Schädel, was an meinen strapazierten Nerven nagt wie eine Maus, die ihren Lieblingskäse bei einer nächtlichen Raubaktion fand. Warum frustriet mich das alles gerade so? Hoffentlich legt sich dieser wütende, innere Tornado voller Gefühle und Reflexionen wieder.

„Hast du deinen Kompass bei dir?", frage ich den Feuermeister neugierig, während ich einen mickrigen, störenden Stein energisch wegtrete, gespannt auf eine positive Antwort warte, wobei Mingi schnell das gesuchte Objekt, jenes zuvor an seiner starken Brust lag, herausfischt, wenige Augenblicke später damit in seiner Hand umherwedelt. „Ja, ich habe ihn mit einem dünnen, aber robusten Band zu einer Art Kette umfunktioniert, damit wir in akuten Situationen sofort unseren Weg finden", spricht der Kleinere stolz, während ich anerkennend zu seinem Navigationsgerät starre. „Das ist eine geniale Idee", gestehe ich überrascht.

——

Ohne uns groß auszuruhen, vergleiche ich die aufkommende Strecke mit meinem Kompass und der geländeabbildenden Karte, jene ebenfalls den ausgerechneten Standort des wissenschaftlichen Institutes aufweist, ehe ich kurze Zeit darauf zwei mögliche Routen vorschlage, während wir unseren Weg standhaft fortsetzen, weil die entscheidende Abzweigung erst in einer guten Stunde vor uns liegt. „Entweder wir gehen die gefährlichere, dafür geografisch kürzere Strecke oder durch ein zunehmend engeres Dickicht. Die erste Variante würde durch ein 1500 Meter hohes, flächenmäßig breites Gebirge führen, was ordentlich an Geschwindigkeit und Proviant kostet. Noch dazu ist das Gebiet geschützt, weswegen es dort keine eingebauten Kletterhilfen gibt, dafür hätten wir eine gute Sicht. Bei der zweiten bleibt zwar mehr Vorrat, plus eine geringe lebensgefährliche Absturzwahrscheinlichkeit, aber wir sehen die kranken Gegner nicht und du kannst deine Feuerfähigkeit unter keinen Umständen einsetzen, sonst stecken wir in einem riesigen Waldbrand fest, der ebenso das Leben aufs Spiel setzt", erkläre ich kritisch, denn der momentane Stand der Dinge gefällt mir überhaupt nicht. Solange niemand mit übermenschlichem Gehör unserem Survival-Team beitritt, sehen die Chancen eher waghalsig als vernünftig aus.

„Ich bin für den Umweg. Du hast recht, der Gebirgszug wird uns vieles kosten, außerdem steht der Winter bald vor der Tür und die Zombies verfolgen uns ständig, das wird alles, aber nicht einfach", respondiert der Jüngere zustimmend, entlockt mir ein ausdrucksstarkes Nicken, bevor wir weiter über etliche Themen quatschen, erfolgreich eine Ablenkung erschaffen, schließlich möchte keiner in den nächsten paar Stunden auch nur einen Gedanken an die ekelhaften Verfolger verschwenden, denn es wird auf ein neues Aufeinandertreffen in absehbarer Zeit hinauslaufen, jedoch lässt es sich minimieren, indem man nicht auf sie zu rennt, sondern weg von der drängenden Gefahr. Darüber hinaus steht eine energieraubende Begegnung, in jener mein bester Freund und ich reuelos gejagt werden, eindeutig nicht auf meiner imaginären Liste, außer ich will meine unaufhaltbare Inkubationszeit unbedingt verkürzen, obwohl dies der letzte Wunsch ist, dem ich nachgehe, denn die optimistische Erwartung auf eine verbesserte Zivilisation mit Mingi ist mein rettender Anker, dem Virus nicht auf der Stelle wie ein blutiges, saftiges Stück Gazelle einem großen Haufen von Löwen schutzlos in die Arme zu fallen.

Tief in meinen Gedanken versunken, starre ich deprimiert auf meinen linken, offenen Oberschenkel, welcher unaufhörlich, schmerzvoll, versteckt von einem eng anliegenden, weißem Stofftuch unter der schwarzen, robusten Cargohose, zu pochen beginnt, ich mich weitestgehend an die rezidivierenden Qualen gewöhnen muss, jedoch der Erfolg dieser unrealistischen Wunschvorstellung außerhalb jeglicher Reichweite zu sein scheint, außerdem darf der Gelb-Orangehaarige auf gar keinen Fall davon Wind bekommen, ansonsten kann ich meiner fantastische Einbildung auf eine gemeinsame Zukunft, egal ob als Paar oder nur beste Freunde, chancenlos dabei zusehen, wie sie unantastbar den strömenden, verschlingenden Bach hinunterfließt. Immerhin suchte sich der Zombievirus meinen hartnäckigen Körper aus und nicht den unschuldigen, engelsgleichen meiner ersten Liebe, dies wären unbestreitbar zerreißende Umstände, jene meine innere Welt in das grenzlose, entseelte Vakuum der tauben Gefühle zerquetschen würde, ein schrecklicher Zustand, in dem niemand freiwillig, ohne jegliche Wahrscheinlichkeit auf eine Rückkehr, feststecken will.

Plötzlich spüre ich eine komfortspendende Wärme an meiner verkrampften Hand, weswegen ich überrascht aufblicke, meinen besorgten Blick automatisch von meiner bluttriefenden Verletzung abwende, die ungeteilte Aufmerksamkeit direkt Herzklopfen habend in das unvergleichliche Gesicht des Jüngeren fixiere. „Yuyu, wenn was ist, kannst du jederzeit mit mir reden, das weißt du, richtig? Ich höre dir gerne zu und verspreche dir, dich keineswegs zu verurteilen. Das war in der Oberstufe so, warum sollte es nun anders sein? Wir kämpfen uns gemeinsam zurück in eine zombielose Lebensweise, komme, was wolle. Ich bin bei dir, du bei mir. Wir sind wie KitKat, uns gibt es nur im Doppelpack", versichert mir der Kleinere selbstbewusst, führt mich zufrieden händchenhaltend weiter durch die Wildnis, weshalb mir ein gedämpftes Lachen entweicht. „Selbstbewusstsein steht ihm", denkt sich mein Unterbewusstsein, weswegen sich meine Mundwinkel kurz erheben.

„Ich weiß, sorge dich bitte nicht zu sehr um mich, ich sollte mich eher um dich kümmern als umgekehrt", wende ich sanft lächelnd das Blatt, spüre meine rauen Lippen deutlicher als normalerweise, da ich in den letzten Tagen durch all die anstrengenden Fluchten seit der lebensbedrohlichen Geschichte in dem versteckten Labor, das anscheinend für die Proteinbarriere zwischen Tier und Mensch forscht, was im Nachhinein die reinste Lüge und der hinterhältigste Betrug des Geldes ganz Seouls war, pausenlos dehydriert bin, weil unser Tagesablauf konstant aus keiner anderen Aktivität besteht, als dem panischen Weglaufen von zukunftslosen Erkrankten oder der willensstarken Navigation nach Süden, im zuversichtlichen Glauben, es gäbe noch mehr Suchende wie uns, die unnachgiebig nach einem guten Anschluss fahnden.

„Aha, dann kannst du sicherlich ein sinnvolles Argument nennen, warum ich, dein bester Freund, ohne irgendwelche Bedenken um dich, blauäugig durch die abenteuerliche Natur kämpfen sollte, deine Gesundheit, Sorgen und alles weitere mit der realitätsfremden Beschreibung „Unwichtig" versiegeln soll", werde ich prüfend von der Seite angesehen, während ein gewisser jemand den Druck um meine Hand bestimmend verstärkt, ein tiefes Seufzen meinen ausgetrockneten Mund verlässt, meine kratzige Stimme erwidert: „Du bist verdammt stur", vermeide ich peinlich berührt den intensiven Augenkontakt, ansonsten wäre es nur noch offensichtlicher, dass ich tief in meinem Inneren dem Jüngeren zustimme. „Siehst du? Ich habe recht", nickt der Feuermeister selbstsicher, während unsere lange Reise keinesfalls unterbrochen wird, weswegen wir die Aufmerksamkeit auf den holprigen Weg richten müssen. „Tsk", entweicht es mir gespielt genervt, jedoch verrät mich das idiotische Grinsen meinerseits.

„Hier" hält mir Mingi unbeeindruckt eine Wasserflasche unter die Nase, weswegen ich ihn konfus beäuge, bereits meinen Mund öffne, um zu fragen, woher er das Wasser hat, aber der Kleinere nimmt mir dies vorweg. „MSR-Filter, Quelle vor drei Stunden", informiert der Feuermeister knapp, weshalb ich mich glücklich bedanke, endlich meinen Körper hydrieren kann.



——



Seit fünf unspektakulären Tagen versuchten mein bester Freund und ich entschlossen zu dem versteckten Labor zu gelangen, allerdings wünschte uns diese durchdachte Mission bis zum aktuellen Zeitpunkt noch keinen wirklich erwähnenswerten Erfolg, dafür hatten wir endlich mehr Zweisamkeit als im stressigen Alltag, welcher für die monströse Hauptstadt logischerweise nichts Neues war, trotzdem fühlte es sich nach den pausenlosen, auslaugenden Schichten im überfüllten Krankenhaus befreiend an, weit weg von jeglicher Zivilisation einen langen Weg mit der wichtigsten Person auf sich zu nehmen und ein mysteriöses, verborgenes Geheimnis zu lüften, obwohl die nächtelange Recherche in den anstrengendsten Höhepunkten extrem aufwendig war, klang dies bereits bei der detaillierten Planung abenteuerlustig, schließlich arbeitete der Gelb-Orangehaarige, ebenso wie ich, Vollzeit, wobei meine spontanen Schichten des Öfteren bis spät in die ermüdende Dunkelheit verliefen, dennoch trieb uns die nervenkitzelnde Neugierde und die heldenhafte Idee, etwas herauszufinden, was dem ganzen Land helfen könnte, bis zu dem Punkt, an jenem wir nun standen.

„Sind wir hier richtig?", wendete sich der Feuermeister verwirrt an mich, weshalb ich prüfend die bedruckte Karte hochhielt, welche mit ein paar roten Strichen, die unser Ziel darstellen sollten, beschmückt war, ehe mein Blick konzentriert zu der bewegenden Kompassnadel schnellte. „Soweit meine Berechnungen und Orientierungssinn richtig liegen, ja", erwiderte ich nachdenklich, während Mingi einen stacheligen Strauch mühelos wegdrückte, um den naturbelassenen Weg frei zu legen. „Ich vertraue dir, Yu", respondierte der Jüngere zufrieden, bevor ich erneut dem Messinstrument für einen kurzen Augenblick meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte, diese intuitive Tätigkeit jedoch von knapper Dauer herrschte, denn der Kleinere zog mein Interesse automatisch auf sich. Wie wäre es auch anders möglich? Ich liebte niemand geringeres als den einzig wahren Song Mingi, welcher das impulsive Feuer ausgezeichnet kontrollierte, was ihn meiner Meinung nach noch attraktiver wirken ließ. „Ich bin wirklich ein hoffnungsloser Fall", dachte ich mir seufzend.

Hastig schüttelte ich schwungvoll meinen Kopf, weshalb meine silbernen Haare sofort mitflogen. Jetzt ist definitiv der ungünstigste Moment über solch eine Thematik nachzudenken, seine begrenzte Zeit unnötig zu verschwenden. Kopflos spannten sich meine Schultern unbewusst an, ehe ich die nervige Anspannung eilig aus ihnen löste, damit sich unter keinen Umständen eine schmerzvolle Myogelose bildete.

Obwohl es bereits September war, wurde es in der dunklen Nacht manchmal außergewöhnlich kalt, was wahrscheinlich auch an uns lag, denn normalerweise drehte man in der vollen Großstadt einfach die Heizung ein wenig auf und hat in wenigen Minuten eine warme, gemütliche Wohnung, allerdings wäre es äußerst merkwürdig, seine Heizung abzumontieren, nur um mit ihr in die freie Wildnis der gemäßigten Zone zu ziehen, zumindest war mir kein Fall bekannt, in dem fremde Leute ohne jeglichen Grund ihre Heizgeräte mitnahmen, diese folglich zum Überleben mitschleppten.

——

Mittlerweile verstrichen einige Stunden, weshalb der strahlende Sonnenuntergang sich mit einer dunklen Nacht ablöste, die sofortige Kälte ebenfalls im Schlepptau hatte. Zum Glück packten mein bester Freund und ich uns warme Jacken ein, sodass wir keineswegs frieren mussten, noch dazu war Mingi dazu in der Lage, ein Stück Holz zum Brennen zu bringen, was ein riesengroßer Bonus war, somit konnte jeder ein eigenes, brennendes Stück zum Wärmen tragen, ohne abhängig von dem jeweils anderen zu sein. Die wiederkehrende Dunkelheit der Nacht war einerseits ruhig, ausgeglichen und schön, andererseits wirkte sie in der Wildnis zugleich mysteriös, düster, unvorhersehbar. Ein reiner Adrenalinkick, zumindest manchmal.

„Yunho?", durchbrach der Jüngere unerwarteterweise die neutrale Stille, welche sich zwischenzeitlich ausbreitete, in einer deutlich erkennbaren, besorgten Tonlage, ehe ich ihm mit einem zustimmenden Brummen antwortete, dem Gelb-Orangehaarigen zur Kenntnis brachte, ich wäre ganz Ohr. Das Großartige an unserer Freundschaft war, dass wir meistens keine Worte benötigten, um den anderen zu verstehen, dafür kannten wir uns bereits zu lange.

„Was ist, wenn die Wissenschaft uns verarscht und eigentlich ein abscheuliches Projekt geplant hat?", fuhr Mingi tiefsinnig fort, wobei man die unverwechselbare Präsenz von Furcht in seiner zögernden Stimme klar wahrnahm. „Dann müssen wir es finden und sie mit allen möglichen Mitteln aufhalten! Das Labor und die plötzlich verschwundenen Menschen, das kann keinesfalls zufällig passieren!", versicherte ich dem Feuermeister mit fester Tonlage, bis ein lautes, unsicheres Schlucken seitlich von mir zu hören war.

„Aber, was ist, wenn-", begann der Angesprochene zweifelhaft. „Min, es wird alles gut. Ich bin bei dir und wir schaffen das zusammen. Ich verspreche dir, dich niemals allein zu lassen, immer bei dir zu bleiben, okay?", wurde der Koreaner einfühlsam von mir unterbrochen, weswegen es für einige Augenblicke komplett still war, ich wachsend das drängende Gefühl bekam, ich müsse noch etwas hinzufügen. „Selbst, wenn herauskommt, dass nichts Bedrohendes in dieser eigenartigen, wissenschaftlichen Institution ist, dann können wir zufrieden ausatmen, was selbstverständlich die beste Situation wäre, aber falls es etwas Gefährliches sein sollte, ist die unwissende Bevölkerung gewarnt", legte ich kurze Zeit später einen Arm um die Taille meines Schwarmes, jener seinen sofort um meine Schulter schwang. „Du hast recht. Ich sollte mir nicht so den Kopf zerbrechen", seufzte der Kleinere leicht angespannt, während seine Schultern ein paar Mal kreisten, damit die Anstrengung aus ihnen verschwand.

„Yuyu, ich glaube, da vorne brennt Licht!", schüttelte der Kleinere freudestrahlend an meinem Arm, bevor ich ihm mit dem Freien lächelnd auf seine voluminösen Haare klopfte, seinem achtsamen Blick neugierig folgte. Keine Sekunde später bemerkte ich es ebenso. Da brannte künstliches Licht, nicht weit weg, dennoch zu fern, um es wirklich einordnen zu können. Das konnte niemals real sein, oder? Hatten wir das versteckte Labor nach diesen wenigen Tagen gefunden? Irgendetwas fühlte sich bei dem Gedanken komisch an, jedoch ließ es sich keinesfalls einordnen.

Eilig schlichen sich der Jüngere und ich tonlos zu dem emotionslosen Gebäude, schafften es jedoch nur bis zu dem elektrisch geladenen Zaun, welcher das Gelände ständig vor Eindringlingen schützte, somit auch vor uns, denn im Endeffekt waren wir nichts anderes. Ohne großartig Zeit zu verschwenden, liefen wir eine lange Runde um die vier Meter hohe, lückenlose Abgrenzung, wobei Mingi vor mir tapste, ich hinter uns aufpasste, dass uns niemand folgte.

Ein plötzlicher, abgedämpfter Aufschrei meines besten Freundes zwang meinen, von einer Kapuze verdeckten, Kopf zu einem ruckartigen Drehen, während ich erschrocken die Augen weitete. „Was-", entwich es mir reflexartig, bevor sich mein Gegenüber abrupt zu mir wendete, meinen Mund mit seiner zitternden Hand zuhielt. Obwohl ich den Gelb-Orangehaarigen beschützend hinter mich schob, da ich schneller meinen geschockten Verstand erneut in den Griff bekam, schien er sich sehr sukzessiv zu beruhigen. „Wieso ist der 25-Jährige so emotional reaktiv?", befragte ich mich selbst verwirrt, denn mein bester Freund war zwar definitiv kein Horrorfilm-Typ, aber in diesem Schockzustand hatte ich ihn noch nie gesehen.

Als ich den wesentlichen Auslöser für die panische Reaktion mit eigenen Augen sah, drehte sich mein leerer Magen um 180 Grad. Ich fühlte mich mulmig, wie von einer Horde Pferde unachtsam überrumpelt. Am liebsten hätte ich die gesamte Magensäure aus tiefstem Ekelerregen hochgewürgt, jedoch hatte ich es trotz der widerlichen Aussicht im Griff, bloß, damit es Mingi nicht schlechter ging.

In dem elektrischen Zaun steckte etwas Totes, um spezifischer zu sein, jemand, der nicht mehr lebte. Lila bis grüne, durch und durch verfärbte Haut, aus dem Mund rannte gewaltig stinkendes Blut, welches langsam, schwer auf den grasigen Boden floss, Unter- sowie Oberlid in pechschwarz getränkt. Der Körper deutete klar auf den Menschlichen hin, trotzdem erörterte das nicht, warum dieser Infizierte solch starke Symptome aufwies. „W-was ist passiert?", stotterte der Koreaner unbeholfen, sichtlich ängstlich. „Ich weiß es nicht. Zugegebenermaßen hatte ich als Krankenhausarzt noch keine Erfahrungen mit Creutzfeldt-Jakob oder was auch immer das hier ist", respondierte ich ehrlich, nickte nachdenklich mit dem Kopf in die Richtung des Kranken. „Wir sollten weiter", griff ich bestimmend nach der Hand des Jüngeren, verhakte unsere kalten Finger miteinander, während wir weiterschlichen, in mir erneut eine wirbelnde, innere Unruhe aufflammte.

„Geht es dir besser?", erkundigte ich mich nach ein paar weiteren, verstrichenen Minuten, da Min seit dem plötzlichen Vorfall keinen Ton von sich gab. „Nein...", murmelte er kopfschüttelnd, weshalb ich instinktiv stehenblieb, ihn folglich in eine innige Umarmung zog, mein pochendes Herz vor lauter Sorge präsenter als je zuvor spürte. Keiner blockierte die Stille daran, sich automatisch auszubreiten, nur das intensive Aus- und Einatmen seinerseits hätte uns theoretisch als ungebetene Gäste entlarvt.

„Shh, ich bin bei dir", flüsterte ich meinem besten Freund ermutigend ins Ohr, während er sich endlich entspannte, dennoch fester an mich drückte. „Versprichst du mir, dass wir das gemeinsam überstehen? Was auch immer im Labor vor sich geht, du bleibst bei mir, richtig? Ich kann mich auf dich verlassen?", bat der Feuermeister eingeschüchtert nach meiner Bestätigung. Manchmal brauchte er diese, das war eine niedliche Angewohnheit von ihm, die sich oftmals in stressigen Momenten widerspiegelte, ob bei den Abschlussprüfungen, beim finalen Schulball, als wir uns gegenseitig gefragt haben, ob der jeweils andere den einmaligen Abend zusammen verbringen möchte oder bei seiner ersten Bewerbung in einem durchschnittlichen Lokal, bei mir versteckte er seine wahren Empfindungen nie länger als ein paar Tage, schließlich reagierte ich unter keinen Umständen negativ auf seine Offenheit gegenüber seinen Gefühlen. Meine enthielt ich ihm jedoch, außer ich wollte wirklich darüber sprechen. Vor allem bei dem persönlichen Thema „Liebe und Beziehungen" verriet ich nicht viel, denn ich konnte ihm schwer sagen, dass ich ihm seit dem ersten Aufeinandertreffen verfallen war.

Sobald sich der Erwachsene, nach meiner positiven Bestätigung auf seine Frage hin, beruhigte, hielt er sich entschlossen an mir fest, ehe ich uns über die monströse Absperrung flog. Kurz darauf landete ich unfallfrei auf dem weißen Satteldach, danach fixierten wir unsere Rucksäcke sicher, nachdem ich jeweils zwei Stirnlampen, Messer, Handys, handliche Pistolen griffbereit an dem Gürtel und in den Hosentaschen verstaute.

„Warum benötigen wir Stirnlampen, wenn unsere Handys sowieso da sind?", hinterfragte der Koreaner meine überlegte Intention. „Erstens, weil wir Beweisfotos brauchen, die Handys nicht gleichzeitig Fotos schießen und Licht scheinen, zweitens, damit niemand über deine magische Kraft erfährt. Ich will nicht wissen, was die mit uns machen, wenn sie über, du weißt schon was, erfahren", konterte ich ehrlich in einer flüsternden Tonlage, um bloß keine Aufmerksamkeit zu erregen. Zuerst blieben der Jüngere und ich auf dem Dach, bis wir die gesicherte Bestätigung bekamen, dass es sicher war, dieses zu verlassen.

Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, sobald Mingi seriös bestätigte, es wäre keiner mehr wach, somit war es offiziell. Wir mussten in die unbekannte Gefahr, zeitgleich ein Risiko eingehen, welches uns eventuell den Kopf kostete. Auch, wenn Mord in Südkorea strengstens verboten war, so gab es zweifelsfrei gewisse Ausnahmen für Leute, welche die gewünschten, politischen Sichtweisen des Staates vertraten, in der geldgierigen Pharmazie dienten, definitiv etwas, was ich mit dem ehemaligen Kellner sehr stark an dem System kritisierte. Noch dazu waren wir hier irgendwo im nirgendwo, da schien es umso leichter, jemanden auf mysteriöse Weise verschwinden zu lassen.

Vorsichtig spähte ich im Flug in den großen Innenhof, weshalb kurze Zeit später mein Magen sich erneut um 180 Grad wendet, das widerliche Gefühl von vorhin seine Präsenz zurückverlangte. „Mingi", zischte ich erschrocken, gab mein Bestes, möglichst leise zu klingen. In der Zwischenzeit verschwand der Angesprochene in eines der Büros, um die Unterlagen durchzugehen, wobei er das Fenster sperrangelweit offen behielt, falls es zu einer Notsituation kommen sollte. „Was ist denn?", fragte der Kleinere besorgt, sammelte ein paar Blätter zusammen, ehe er sich am Rahmen stützte, auf der Fensterbank in die Hocke ging. „Da sind sperrige Käfige im Innenhof. Irgendetwas ist hier gewaltig faul", informierte ich den Feuermeister, welcher sich in dem Moment ein essenzielles Dokument durchlas. „Yu, überflieg das, dann weißt du, worum es sich handelt! Es ist so ekelhaft und grauenvoll, ich könnte kotzen", fasste sich Min absolut entgeistert an die Stirn, atmete tief aus, damit er unter keinen Umständen den Verstand verlor.

Währenddessen starrte ich zutiefst entsetzt und angewidert auf die Buchstaben, jene die radikalste Wahrheit widerlegten. „Ein Projekt zum Auslöschen der aktuellen Zivilisation? Zombievirus? Entführen von unschuldigen Menschen, die folglich Testobjekte wurden? Dokumentationen der Krankheit? Eine Schwangere mit Bildern des bereits infizierten Babys?", wiederholte ich grob, was ich las. Mit jeder zusätzlichen Information hatte ich einen wachsenden Drang, diesen heuchlerischen, empathielosen Wissenschaftlern den Hals umzudrehen. „Keine Heilung...", schlossen die Fakten ab, ehe Mingi wutentbrannt in meine Augen starrte, ich den durchdringenden Ekel und Hass auf das reuelose System unübersehbar aus ihnen entnahm. Mir ging es hierbei keineswegs anders.

„Der Plan: Wir machen Fotos aus den Infizierten in den Käfigen, dann sprenge ich das Labor in die Luft, nachdem wir unsere Rucksäcke haben und du uns zurück in die Stadt fliegst, damit wir die Bevölkerung rechtzeitig warnen können! Wenn wir nichts unternehmen, sterben wir alle", übermittelte der Erwachsene ernst, wobei die brennende Wut seine Iriden in einem feurigen Rot aufleuchten ließ, ich reliabel nickte, mich sofort an den Plan hielt.

Sobald wir unentdeckt im Atrium ankamen, näherten wir uns sofort den Gittern, schließlich wollten wir das baldigst hinter uns bringen, jedoch pressten die Eingesperrten knurrend ihre verfärbten Arme gefährlich durch die metallischen Gitter, weshalb immer wieder ein unregelmäßiger Knall ertönte. Als wir bei den letzten künstlichen Kranken die Fotos schossen, begannen die Zombies plötzlich heftiger gegen die Absperrung zu drücken, nachdem unbeabsichtigt mein Handy zu Boden fiel. Ich betete einfach, dass niemand aufwachte oder uns anderweitige Probleme begrüßten.

„Na, wen haben wir denn da? Zwei Eindringlinge!", ertönte schallendes Gelächter, vermischt mit geräuschvollen Schritten von der robusten Tür hinter uns, während drei Forscher schadenfreudig über den Steinboden liefen. Wer hat sich diese beschissene Architektur bitte einfallen lassen?! Die Tür befand sich direkt gegenüber von dem metallischen Gerüst, welche die gesamte Front von links nach rechts anreihend ausfüllten, man jeden perfekt darin einkesseln konnte. „Ihr Mörder!", schrie Mingi hasserfüllt, weswegen das sadistische Lachen nur noch mehr an Lautstärke zunahm, die blutbeschmierten, stinkenden Kittel nun zum Vorschein traten, die drei uns näher an die Gitter pressten, sodass es bloß eine Frage der Zeit war, bis die Zombies entweder meinen besten Freund oder mich erwischten.

„Ja, das sind wir! Es hat seine Privilegien, der Liebling des Staates zu sein", konterte der Mittlere hämisch, die anderen zwei lachten nur unterstützend, während sie sich rasant auf den 25-Jährigen und mich zubewegten, die Situation stetig aussichtsloser schien. Je näher sie traten, desto kampfeslustiger starrten der Gelb-Orangehaarige und ich sie an, ballten die Hände fest zu Fäusten, dachten nicht einmal daran, weiter nach hinten zu stolpern.

Als die drei Akademiker wenige Meter vor uns keine Anstalten machten, stehen zu bleiben, blickte ich eine Idee im Sinn habend, selbstsicher zu dem Kleineren, welcher mir den exakt selben Ausdruck schenkte, unsere einzigartige Verbindung ab diesem Zeitpunkt zu glühen begann, er mir mit einem siegessicheren Nicken meine Vermutung bestätigte, unseren Abstand augenblicklich verkürzte. „Ihr könnt uns mal kreuzweise!", schlich sich ein hinterhältiges Grinsen auf meine Lippen, ehe Mingi mit seinen Schuhen auf meine Schultern sprang, ich in dem Moment seinen Schwung exzellent nutzte, um ihn hinter die Wissenschaftler zu katapultieren, welche zuerst perplex abwechselnd zu dem Koreaner, dann zu mir schauten, jedoch ziemlich schnell ihren Verstand zurück in die Realität holten, ehe sie die Gitter mit einem elektronischen Knopfdrück öffneten, konstant höhnisch spotteten. Die Gitter waren mit einer Art Fernbedienung verbunden?

Entgeistert entwich mir jegliche Gesichtsfarbe, sobald mich die Realisation traf, ich müsse wohl oder übel meine Fähigkeiten benutzen. Hinter mir befanden sich hungrige Kranke, die mich jeden Moment zerfleischten, vor mir waren drei psychopatisch Gestörte, die sich gleich mitumbrachten und ich stand hier, wie der große Vollidiot in einer der schlimmsten Positionen, von denen ich in meinen 25 Jahren Lebenserfahrung noch nicht einmal geträumt hatte. Ohne mir weiter den Kopf zu zerbrechen, nahm ich also die Beine schleunigst in die Hand und flog rechtzeitig über die drei, bevor die Zombies herausstürmten, Mingi sogleich meine Hand fest in seine packte.

Hastig lud ich meine handliche Pistole, bemerkte jedoch zu meiner großen Verwunderung, dass sich nur noch zwei Akademiker vor uns befanden, mir aber jegliche Zeit fehlte, den Übrigen zu suchen. Stattdessen beschäftigte ich mich damit, die aktiven Untoten erfolgreich zu erschießen, was fürs Erste gut funktionierte, Mingi zwischenzeitlich entweder seine Waffe oder eine monströse Stichflamme verwendete, somit seine ungeteilte Aufmerksamkeit sichtlich auf unseren Gegnern lag.

„So schnell entkommt ihr Abnormalen nicht", sprach jemand hinter mir, ehe ich kurze Zeit eine schmerzvolle Bekanntschaft mit dem kalten Steinboden machte, da mich der dritte Gestörte schwungvoll auf den Boden schleuderte. „Aua", zischte ich qualvoll auf, nachdem sich ein sofortiger Stich in meinem linken Oberschenkel ausbreitete, ich die ordentliche Schürfwunde bereits bluten spüren konnte. Das drehende Gefühl des Schwindels kroch durch meinen Kopf, ließ mich die Sterne am dunklen Nachthimmel leicht verschwommen sehen. Der bestialisch stinkende Geruch von der Person, die der Feuermeister und ich vorhin am Zaun entdeckten, breitete sich wiederkehrend aus, aber dieses Mal aufgrund des Wissenschaftlers, welcher, nachdem der Dummkopf sich freiwillig hat infizieren lassen, breit grinsend auf mich zu torkelte, dickflüssiges Blut von seinem Mund vorerst seinen Kittel, dann den Boden erwischte.

Angsterfüllt weiteten sich meine Augen, als ich den Ausdruck in seinen las. Er wollte pure Zerstörung, jeden umbringen, in seinesgleichen verwandeln. „Mingi!", schrie ich erstickt, während brennende Tränen meine Wangen hinunterflossen, der Typ immer nähertrat, egal, wie weit ich wegrutschte, da die pochenden Schmerzen in meinem Bein keinesfalls nachgaben, stattdessen nur stärker wurden.

Die nächsten Ereignisse vergingen so schnell, dass es mir immer wieder schwerfiel, mich ordentlich daran zu erinnern. Plötzlich wurde der Akademiker von der Seite angesprungen, weswegen dieser lautstark auf den kühlen Boden aufprallte, wenig später von einem Kranken regelmäßig gebissen wurde. Kurz darauf stürmte ein Zombie auf mich zu, während ich mein Bestes gab, seinen unerschütterten Angriff abzuwehren, bis es schlussendlich nichts mehr nutzte und er tief in meine klaffende Wunde biss. Ein qualvoller Schrei entfloh mir, ehe ich das untote Wesen mit aller Kraft von mir wegdrückte, schnell meine Tränen wegwischte und probierte, vorerst erfolglos aufzustehen.

Irgendwann rannte mein bester Freund panisch zu mir. „Yu! Yunho! Ist alles in Ordnung? Wurdest du infiziert?", erkundigte er sich mit einer zu Tode besorgter Stimmlage, weshalb ich augenblicklich zwiegespalten war, ob ich die traurige Wahrheit gestehen soll oder nicht. Allerdings entschied ich mich intuitiv dagegen und log glaubwürdig, alles sei okay, damit ich bei ihm bleiben konnte, ohne, dass er mich mit demselben hasserfüllten, ekelerregten Blick musterte, denn dies würde ich keineswegs aushalten. Zum Glück war es dunkel, also konnte man meine Verletzung nicht erkennen. Ich riss mich zusammen und transportierte uns verkrampft auf das Dach, wo wir die Konsequenzen unserer illegalen Tat endlich im Großen sahen. Ich fühlte mich noch nie so schuldig. Einerseits, weil ich Mingi ins Gesicht log, andererseits tat es mir für die ganzen Entführten und die Schwangere leid.

Nachdem wir das gesicherte Gelände verließen, ich die Zähne kräftig zusammenbiss und die stechenden Qualen unterdrückte, schaltete sich unerwarteterweise ein ohrenbetäubender Alarm ein, was in diesem Fall schrille Sirenen und rot, blinkendes Licht bedeutete, die Flucht um einiges erschwerte.

Das letzte, woran ich mich noch erinnerte, war das heftige Herzklopfen, schnelles Rennen, tiefsitzende Angst, hohes Adrenalin und ein komfortspendender Mingi.



——

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