4 | Realität?
M⃥i⃥n⃥g⃥i⃥ P⃥o⃥v⃥:
Mit einem heftig schlagenden Herzen reiße ich panisch meine zuvor geschlossenen Augen auf, erblicke, nachdem ich kopflos meine Augen einige Male fest zusammenkneife, erleichtert Yunhos, mit einem weiten, löchrigen, schwarzen T-Shirt bedeckten, Rücken vor mir, jedoch stimmt diese irreführende Situation gewaltig nicht. Irgendetwas scheint merkwürdig, besorgniserregend, gar falsch. Aber was ist das? Warum spüre ich einen dumpfen, warnenden Schmerz auffallend auf meinen aufgewühlten Magen pressen? Die Umgebung erweckt eine ungute, unwillkommene Atmosphäre, weswegen ich meine Schultern schützend anspanne, versuche, auf jede erdenkliche Situation vorbereitet zu sein.
Während meine empfindlichen Sinne und aktiven Organe auf Hochtouren sind, betrachte ich detailorientiert das Land um uns. Es erinnert an eine lebensgefährliche Lichtung, da jegliche Freude diese Gegend verließ, es so wirkt, als würde sich die Natur gegen uns wenden. Die trüben Bäume, welche einen eiförmigen, großen Kreis bilden, hatten ihre beste Zeit offenbar hinter sich, schließlich hängen die normalerweise grünen, aufgeweckten Blätter schlaf, deprimiert in Richtung eintönigen, schlammartigen, trüben Boden. Kein einziges Licht an Optimismus der Rückkehr eines Lebens spiegelt sich wider, nicht ein Anzeichen von Hoffnung. Es wirkt eiskalt, ablehnend, als würde man niemanden hier haben wollen. Diese Gegend strahlt intensive Dunkelheit, aufmerksamkeitserregende Gefahr, tiefe Traurigkeit aus, aber von einer herzlichen Einladung kann man hier definitiv nicht sprechen.
Instinktiv schließe ich angestrengt meinen herausgeforderten Sehsinn, reibe nachdenklich meinen Nasenrücken. Wo bin ich? Alles fühlt sich so real an, dass es unmöglich ein boshafter Traum, ein hinterlistiger Streich meines Gehirns sein kann, richtig? Wenige Sekunden später beobachte ich erneut genaustens das anonymische Umfeld, denn Yunho und ich stehen verirrt auf einer kühl wirkenden Lichtung, während der Ältere keine Anstalten aufweist, sich demnächst auch nur einen kleinen Millimeter zu bewegen, ein simples Lebenszeichen von sich zu geben. Eine umwerfende Welle an Besorgnis treibt mich rücksichtslos in den blanken Wahnsinn. Was passiert hier? Wieso verhält sich meine erste Liebe, als hätte ein empathieloser Dämon diabolisch von ihm Besitz ergriffen?
„Yunho?", bringe ich vorsichtig über meine, einen minimalistischen Spalt weit geöffneten, Lippen, wobei ich sichtlich verloren hinter dem Größeren stehe, sich steigend mehr Sorge in mir ausbreitet, mich die erdrückende Angst zunehmend belastet, meine Hände pausenlos zu zittern beginnen. Langsam, ähnlich wie in einer spannungsdehnenden Zeitblase gefangen, bewege ich mich verdutzt zu meinem besten Freund, jener die gesamte Zeit keinen einzigen Ton von sich gibt. Absolut nichts ist akustisch wahrzunehmen, kein leiser Atemzug, nur reine Stille vermischt mit meinen behutsamen Fußstapfen, wobei ich sein bildschönes Gesicht leider nicht erkenne.
Als mein Blick für den Bruchteil einer Sekunde irritiert auf den feuchten, matschigen Boden fällt, starre ich sofort wieder nach vorne zu der, normalerweisen positiv strahlenden, sonnigen, Person, bevor sich ein unerwarteter, dichter Neben hastig um die Lichtung ausbreitet, weswegen meine offensichtliche Angst nun keine Ruhe mehr findet, ich verzweifelt nach dem Erwachsenen greife, der ein bis zwei Meter regungslos vor mir steht, seinen Kopf still zur rechten Seite lehnt, die silbernen Haare wie leblos, gestorben scheinen. Ahnungslos weiten sich meine Augen ängstlich. Was passiert hier?
„Yunho!", erhöhe ich meine Stimmlage nervös, in der Zwischenzeit eilig die wenigen Schritte zu dem Meister des Fliegens einhole. Seitdem ich wach bin, schlägt mein Blut pumpendes Organ unfassbar außer Kontrolle, während sich die konstant wachsende, immens beklemmende Furcht in meinem entsetzten Inneren ausbreitet.
„Yunho?! Antworte mir verdammt nochmal!", fluche ich überfordert, da diese Unwissenheit jeden meiner überlebenswichtigen Sinne benebelt, den rationalen Verstand reuelos unantastbar in die letzte Ecke meines Gehirns drängt, das Adrenalin mich in eine zerquetschende Panik versetzt, das sauerstofftransportierende Blut durch meinen gesamten Körper jagt, ein aufgewühltes Kribbeln auf meiner straffen Haut verursacht.
Gereizt strecke ich meinen linken Arm zittrig aus, ehe sich der Ältere stürmisch umdreht, ich etwas erkenne, was mir jegliche Hoffnung auf ein verbessertes Leben in einer, von uns hart erkämpften, Zivilisation kompromisslos nimmt, ich diese keineswegs mehr ergreifen kann, selbst, wenn ich dafür jeden Infizierten kopflos umbringen würde. Fassungslos starre ich den Tränen nahe in das Gesicht meines Gegenübers, welcher seine Hände ekelerregt vor sein hübsches Gesicht schlägt. „Nein, nein, nein! Verschwinde!", brüllt er mich plötzlich an, weshalb ich stark zusammenzucke, mehrere schmerzvolle, stechende Tränen über meine Wangen rollen, er sich zwischenzeitlich angstverzerrt abwendet.
„Yu", hauche ich verzweifelt, da seine Augen eine bestimmte Trübheit ausstrahlen, welche ich nur bei einer gewissen Spezies bemerken konnte. Zombies. Meine wichtigste Person wurde infiziert, während ich nichts davon wusste! Er leidet, ohne mir in irgendeiner Form Bescheid zu geben, ist stark genug, den aggressiven Virus so lange zu unterdrücken, bis er nun in einem zerbrechlichen Zustand vor meinen Augen steht, sich dennoch traut, die letzten Momente tapfer an meiner Seite zu bleiben. „Mingi", erwidert mein Gegenüber schluchzend, angewidert von sich selbst, bevor er schlussendlich beschützend einen Schritt zurücktritt, somit schuldbewusst den Kopf sinkt, seine Haare die salzige, auf den Boden tropfende Flüssigkeit wirkungslos verdecken. „E-Es tut mir leid", blickt der Ältere aufgelöst zu mir auf, wobei deutliche Reue in seinem wässrigen Blick zu erkennen ist. „D-Du solltest das niemals herausfinden", flüstert der ehemalige Arzt bedauernd. „Und dir zusehen, wie du vor meinen Augen stirbst?! Verstehst du nicht, dass es mir verfickt nochmal das Herz in tausende Trümmer schmettert, dich in diesem furchtbaren Zustand zu sehen?!", schimpfe ich hoffnungslos, noch dazu sind meine Wangen deutlich durchweicht von der emotional verbundenen Flüssigkeit.
Tief atme ich aus, versuche vergebens die Tränen zu unterdrücken, was jedoch keineswegs die erwünschte Wirkung erzielt. Ich durchbreche intuitiv die Distanz zwischen uns, weswegen der Silberhaarige erschrocken in sich zusammenzuckt, seinen Kopf unbewusst zur Seite zieht, somit ein klares Symptom zeigt, da seine Hände zu krampfen beginnen, man ihm unübersehbar ablesen kann, wie schwer ihm der energieraubende Kampf ums Überleben fällt. „Bitte, ich will dich keinesfalls verletzten oder infizieren. Es ist gefährlich genug für dich, dass du immer noch hier bist", ballt der Größere angespannt seine venösen Hände zu Fäusten, widersetzt sich mit seiner gesamten Kraft der schrecklichen Krankheit. „Es muss doch eine Lösung geben! Ich flehe dich an, du darfst mich nicht verlassen! Ich schaffe das unter keinen Umständen ohne dich! Verstehst du es denn nicht? Du bist mein verdammter Anker, meine letzte Rettung. Ich werde lieber von dir infiziert, als dich endgültig in meine Erinnerungen abzuschieben", raufe ich mir schluchzend in die Haare, schließe meinen Sehsinn verletzt.
„Du bist meiner! Ich wäre längst von dem besitzergreifenden Virus zum finalen Untergang gezwungen worden, wenn du nicht an meiner Seite sein würdest", antwortet Yunho ehrlich, bevor sein erschöpfter Körper dumpf auf den harten, steinigen Boden in sich zusammenbricht, er angsterfüllt um Erlösung bettelt, seine Hülle in unregelmäßigen Abständen heftig zuckt. „Nein! Bleib bei mir", stürze ich panisch zu dem Meister des Fliegens auf die Knie, verhake weinend seine rechte Hand nervös mit meiner, streichle seine Wange mit der Linken. „Renn! Ich-", unterbricht sich der Infizierte selbst, da ein erneuter Blitz der unheilbaren Krankheit quälend durch seine Muskeln fährt. Die wunderschönen Augen, in jene ich stundenlang starren könnte, dabei nie Langeweile empfinden würde, weitet mein bester Freund schmerzerfüllt keuchend, verkrampft konstant, bis er sich zu einer kleinen, verzweifelten Kugel formt.
Die Konsequenzen meiner Anwesenheit sind mir zutiefst bewusst, dennoch entscheide ich mich, bei meiner ersten Liebe zu bleiben, bis er seinen letzten Atemzug nimmt, danach höchstwahrscheinlich hungrig auf mich losgehen wird. Bereits jetzt erkenne ich, dass seine Konzentration um die Hälfte minimiert wurde, seine letzten Augenblicke trotzdem mir schenkt. „Es t-tut so weh", jammert der 25-Jährige stotternd, lässt seinen gefühlsvollen Tränen freien Lauf. Seine Worte, die grausame Tatsache, dass der Silberhaarige vor mir um sein Leben winselt, stechen brutale Messer in mein sensibles Herz, bringen dieses zum Brennen, während ich kopflos mein Gegenüber in eine innige Umarmung ziehe. „Wir sterben zusammen! Vielleicht treffen wir uns in einem neuen Leben, mein Seelenverwandter", wimmere ich am Boden zerstört, vergrabe mein tränenüberströmtes Gesicht zittrig in der Halsbeuge des Erwachsenen. „D-Danke", bebt der Größere entkräftet, schlingt seine erschöpften Hände dennoch fest um meine Taille.
Eine Weile verweilen wir weinend so, bis Yunho sich mit einem unerwarteten Ruck blitzschnell löst, weshalb ich ihm entgeistert zusehe, wie er einige Schritte in den weißlich, grauen Nebel verschwindet, nur noch die zierlichen Umrisse seiner selbst zu erkennen sind. Die letzten Schritte taumelt er abwesend, ehe ich schnell aufstehe, heulend zu meinem besten Freund stürme, seinen lauten Kollaps auf den ungemütlichen Boden durch meine Ohren hallen höre. „NEIN!", schreie ich lauthals, umfasse seine Schulter panisch, da er mit dem Rücken von mir abgewendet in der Seitenlage liegt. Seine Augen sind bereits bewusstlos geschlossen. Es ist zu spät...
„Wieso hat es mich nicht erwischt? Warum genau die Person, welche mein Herz besitzt? Ich schaffe das niemals ohne ihn!", lehne ich meine Stirn zerrissen an seinem Oberarm an, wobei der Stoff seines Oberteils wegen den Tränen meinerseits komplett feucht ist.
Ich habe versprochen, ihn zu beschützen und habe es gebrochen. Ich konnte ihm weder meine Gefühle gestehen noch seine Lippen auf meinen fühlen, seine Stimme je wieder hören.
Ein abrupter, intensiv wachsender Schmerz in meinem gebrochenen Herzen zwingt meinen Körper, sich unter immensen Qualen zusammenzukrümmen. Die letzten Momente sind pure Folter für mich, weswegen ich am liebsten aufgeben würde.
„Ich will zu dir, Yuyu", sind meine verlorenen, zerbrochenen Worte, ehe ich den reaktionslosen Körper schluchzend, zitternd und bebend auf meine, in einem unruhigen Schneidersitz verhakten, Oberschenkel lege, seinen bewusstlosen Kopf auf meine verzweifelt hebende Brust presse, an der besonderen Stelle, wo sich das heftig pumpende Organ, jenes die menschliche Liebe präsentiert, befindet.
Erledigt vergrabe ich meine Nase in seinen wunderschönen, den Umständen entsprechend weichen Haaren, während ich das präsente Zucken des Körpers in meinen Armen deutlich spüre, kurze Zeit später mein bester Freund knacksend seinen Rücken durchbiegt, seine Augen komplett verschleiert und trüb sind, den Kopf wirft er hungrig in den Nacken, wobei die weiche Haut am Hals sich sofort lila verfärbt. „Ich bin bei dir", zwinge ich meinen Lippen ein unehrliches Lächeln auf, drücke den Silberhaarigen instinktiv dichter an mich. Es quält mich so unglaublich sehr, ihn in einen derartig entsetzlichen Zustand bei mir zu halten.
——
„Yunho!", gebe ich zu Tode besorgt von mir, während mein Oberkörper automatisch hochschnellt, mein Kopf im selben Moment eine erschreckende Bekanntschaft mit dem starken Baumstamm, an welchem meine Handgelenke sicher festgebunden sind, um bloß nicht im Schlaf aus Versehen vom Ast zu stürzen und von einem infizierten Untoten erwischt zu werden, macht. Ein lauter Knall ertönt, jenen man kaum überhören kann, ehe ich fluchend meine Stirn in die angewinkelten Ellenbeugen lehne. „Aua, das klang schmerzhaft. Ist alles okay?", dreht sich der Ältere fürsorglich um, weshalb mein Herz einen kleinen Sprung macht. Der Größere lebt. Er ist an meiner Seite. Es war nur ein unruhiger Schlaf. „Warum hast du mich gerufen?", fragt er verwirrt, ehe seine Stirn leichte Falten der Sorge abbildet.
„Jaja, ist in Ordnung. Ich hatte nur einen Albtraum und da warst du dabei", befreie ich mich vorsichtig von meiner kreativen Sicherung, bevor sich mein Blick seufzend, ununterbrochen zischend den Kopf reibend, zu dem Meister des Fliegens richtet, ich ihn neugierig dabei betrachte, wie er schnell seinen Knoten über dem Schädel löst. „Wir müssen weiter. Bis wir im Süden sind dauert es noch eine Weile. Über den Traum können wir uns erst später unterhalten", spricht er anschließend planend, beißt sich schuldbewusst auf die Unterlippe, kramt zwischenzeitlich einen kleinen, simplen Kompass aus seinem portablen Rucksack heraus. Ein zustimmendes Nicken entweicht mir, ehe meine Ohren das Knacksen von Ästen zwei bis drei Meter von uns entfernt wahrnehmen. „Warte. Da ist jemand", stoppe ich den 25-Jährigen aufmerksam von jeglicher Aktivität. Still lauschen wir dem lauter werdenden Geräusch zu, bis das hungergesteuerte, charakteristische Knurren eines Erkrankten ertönt. „Ein Zombie? Wie ist der so schnell hierher gelangt?", wispert Yunho verwundert.
„Wie es aussieht, wird das Überleben in der Wildnis nicht nur zu unserem Alltag", kommentiere ich seine Frage seriös. Zum Glück befindet sich unser kurzfristiger Schlafort einige Meter über dem Boden, ansonsten wären wir ziemlich aufgeschmissen. „Na großartig. Was ist der Plan? Wenn du deine Fähigkeit einsetzt, entsteht ein monströser Waldbrand", seufzt mein bester Freund genervt von der aktuellen Situation. „Was ist mit deiner? Wir können uns auf die Spitze des Baumes schleichen und losfliegen, außer, es benötigt zu viel deiner Energie", überlege ich angestrengt, fauche gereizt zu dem Wesen, welches gefährlich schnell immer näher auf den Stamm zu sprintet. Währenddessen scheint der Angesprochene sehr in Gedanken versunken zu sein, zuckt kaum merklich zusammen und reibt sich abwesend die Stirn. Plötzlich erklingt ein dumpfer Aufprall, weshalb meine ungeteilte Aufmerksamkeit auf der Stelle dem verwesten Monster unter meinen Füßen gilt. Der Idiot ist tatsächlich in den Baum gerannt und stöhnt nun hungrig zu uns hinauf.
„Gilt das eigentlich als Belästigung?", frage ich witzelnd nach. „Wie kommst du darauf?", erwidert der Silberhaarige kichernd, wirft sich schwungvoll die lebenswichtige Tasche auf den Rücken. „Sie knurren uns jedes Mal an. Das nervt so langsam", erkläre ich grinsend, schmeiße mein Gepäck ebenfalls locker an meine Wirbelsäule. Auf jeden Schritt genaustens achtend breche ich einen spitzen Ast unüberlegt ab, um ihn gewaltvoll auf den Zombie schießen zu können, um wenig später die aggressiven Laute aus Richtung Boden zu hören.
Anerkennend den Kopf schüttelnd wendet sich der Größere schlussendlich von mir ab, damit wir erfolgreich weiter nach oben kommen.
„Ist eigentlich alles okay? Du warst beim Aufwachen ziemlich durcheinander", beginnt Yunho voller Sorge ein Gespräch, wobei es äußerst erwähnenswert ist, dass wir uns glücklicherweise in der Luft befinden. Schutzsuchend klammere ich mich noch dichter an den Silberhaarigen, da er mich auf seinen Rücken nahm, somit seinen Rucksack mir anvertraute, ich auf die zwei konzentriert aufpasse. „Ja, es ist nur die Situation an sich. Damals hätte ich nie gedacht, dass unser Ausflug direkt dieses Ausmaß annimmt", atme ich gedankenverloren aus, verstecke mein Gesicht beschämt in seiner Halsbeuge, weil es sich so anfühlt, als wäre ich ein kleines Kind, welches vor surrealen Gestalten unter dem Bett Angst hat.
„Wir schaffen das zusammen und wer weiß? Vielleicht finden wir andere Überlebende?", spricht der Erwachsene empathisch, fliegt tapfer weiter, wobei mein Herz mir bis zum Hals schlägt, ich das Gefühl des Komforts versuche zu genießen, jedoch geht mir eine Aussage nicht aus dem Kopf.
„Ich habe Angst", teile ich dem Älteren besorgt meine Gedanken mit, weshalb dieser seinen Kopf bekümmert zur Seite wendet. „Wovor?", erkundigt er sich sanft, drückt mich näher an seinen starken Rücken. Ein lauter Seufzer verlässt meine Lippen. „Dich zu verlieren und der Gedanke, du wärst in Zukunft der Infektion ausgesetzt, macht es nicht besser", respondiere ich nachdenklich, verberge mein Gesicht wie zuvor in der Halsbeuge des Größeren, spüre eine zarte Gänsehaut meine Wirbelsäule hinaufkrabbeln.
Der Gesichtsausdruck meines besten Freundes wirkt zuerst traurig, jedoch schluckt er diese Empfindung augenblicklich weg, obwohl sein Körper immer noch etwas verspannt ist. „Ich bin da und habe nicht vor, dich im Stich zu lassen. Wir haben es uns versprochen", lächelt der Silberhaarige leicht, ehe sich ein beruhigendes Grinsen auf meine Lippen schleicht, ich mich, falls das überhaupt möglich ist, fester an den 25-Jährigen kuschle.
Ein paar vergleichbare Beispiele schießen durch meinen Kopf, denn ein paar Wochen vor und in den Prüfungsphasen war ich immens unter Druck, konnte kaum Ruhe finden, da man in der Oberstufe selbstverständlich Leistungen erzielen muss. Glücklicherweise wurde es uns ermöglicht, nachdem wir uns näher kennengelernt haben, in ein Zweierzimmer zu wechseln, denn die ehemaligen Zimmerkollegen mochten mich überhaupt nicht, deshalb bot Yu an, dass ich bei ihm einziehen könne, weil seiner die Ausbildung wechseln würde. Somit hatten wir alles, was wir wollten. Besonders in der stressigen Zeit durfte ich jederzeit, ohne nachzufragen immer mit dem Erwachsenen kuscheln, was mein Herz jedes einzelne Mal unfassbar schnell rasen ließ, wobei sich diese Situation nie geändert hat. Jetzt empfinde ich es nur stärker, intensiver.
Ich liebe ihn aus tiefstem Herzen, das ist mir seit langem bewusst, aber bin ich in seinen Augen mehr als der beste Freund? Es in so einer lebensgefährlichen Apokalypse zu gestehen ist jedoch nicht von großem Vorteil, schließlich schaffe ich es keinesfalls, den ehemaligen Arzt zu verlieren.
Ich hoffe wirklich, dass mein Traum keine realitätsnahen Züge zeigt. Meine erste Liebe so qualvoll zu verlieren, würde alles in mir zum Einsturz bringen. Ich werde mein Bestes geben, ihn, um jeden Preis zu beschützen!
Leider weiß man in einer lebensbedrohlichen Situation nie, was noch kommen mag. Wird es gut ausgehen? Ich habe keinen blassen Schimmer, aber wir kämpfen bis zum letzten Wimpernschlag.
Ich wünsche echt, ich hätte in die Zukunft voraussehen können. Allerdings, was ist das Leben ohne Risiko?
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Das Kapitel ist relativ lange (ca. 2.700 Wörter), somit habt ihr mehr zum Lesen.
Viel Spaß beim Lesen und noch ein schönes Wochenende 😉
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