3 | Der gemeinsame Anfang unserer Mission
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„Danke, dass du an meiner Seite bist", flüstert mein bester Freund glücklich und mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen in den bezaubernden Nachthimmel, welcher voller Sterne hell leuchtet, meine Mundwinkel sich ebenfalls zufrieden nach oben erheben. „Danke, dass du mich nie weggestoßen hast", erwidere ich gedankenlos, während mein Gegenüber mit dem Kopf und Rücken vorsichtig an dem robusten, breiten Ast neben mir liegt, sein rechtes Bein entspannt baumelt, die festgezogenen Schnürsenkel seiner naturnahen beschmutzten, eigentlich beigen, Converse, jene ich ihm aufgeregt zu seinem 25. Geburtstag schenkte, leicht mitwippen. „Du hast deine Schuhe mitgenommen?", unterbreche ich die angenehme Stille zwischen uns überrascht. „Jup, sie sind von dir, selbstverständlich kann ich die zwei unter keinen Umständen zurücklassen", beschmunzelt der Jüngere seine eigene Antwort sonnig, weswegen mein Herz augenblicklich einen ganzen Takt schneller schlägt. Er ist so ein niedliches Küken.
Sein linkes Bein zieht der Kleinere gähnend ein bisschen näher an sich heran, um mehr Sicherheit und Halt zu erlangen, da er dieses zuvor gegen den umfangreichen, starken, gesunden Baumstamm lehnte. Ich hingegen finde erfolgreich Bequemlichkeit darin, meine Handgelenke über meinen Kopf risikofrei zusammenzubinden, meinen leichten, nicht allzu sperrigen, Rucksack ebenfalls an einem Ast neben meiner linken Schulter problemlos anzubinden. Mit meinem Rücken zum Stamm lege ich müde den Kopf in den Nacken, während ich, so gut es mir aktuell möglich ist, meinen Körper ausgiebig strecke, einen Fuß nach dem anderen kurz dehne, ausgelaugt zu meinem besten Freund blicke, der meine intuitive Idee anerkennend nachahmt, somit geduldig seine Hände über den Kopf fixiert, damit er in der Nacht keineswegs hinunterfällt und die Zombies ihn offenarmig, dankbar knurrend infizieren können oder jemand sich unabsichtlich das Genick bricht, da es doch ein paar Meter sind, bis uns der Boden unter den Füßen begrüßen kann.
„Ich hätte nie gedacht, dass wir so weit weg von jeglicher Zivilisation leben. Ich meine, sieh uns an! Wir schmiegen uns an einen verdammten Baum, welcher unser Gewicht trägt, vertrauen zuversichtlich, dass unsere einmalige Existenz morgen keinesfalls zu Ende geht, weil wir uns tiefgründig versprochen haben, um jeden Preis zurück in die Normalität zu kämpfen. Das fühlt sich surreal an", starrt der Gelb-Orangehaarige witzelnd in den strahlenden Himmel, ehe mein Blick besorgt zu meinem linken Oberschenkel fällt, jener erneut qualvoll zu pochen beginnt. „Ja, da hast du Recht", kommentiere ich kleinlaut, traue mich keineswegs, dem Erwachsenen ansatzweise in die Augen zu schauen, betrachte lieber in Gedanken fluchend das Blut getränkte Stofftuch. Eine Welle der Sorgen überschwemmt mich dröhnend, weil sich sowohl Schuld als auch Nervosität vermischen, mir alle Erinnerungen dominierend hochpressen, ich keine Chance habe, sie zu unterdrücken.
„Ich bin so erschöpft. Gute Nacht", zwinge ich mir reuevoll ein leicht verkrampftes Lächeln auf, jedoch kann man es zu meinem Vorteil schwer in der Dunkelheit erkennen. „Gute Nacht. Morgen müssen wir weiter in Richtung Süden, also sollten wir unsere Kräfte mittels Schlafs auftanken", sprich der ehemalige Kellner neutral mit geschlossenen Augen, ehe ich zustimmend brumme, meine Sicht schwarz wird, denn zumindest versuchen zu dösen wäre definitiv eine positive Überlegung.
Obwohl die furchteinflößenden Gedanken von dem unvergesslichen Tag, welcher die Verschwörungen meines Schwarmes unter anderem bestätigte und uns leider neue, grausame Eindrücke ermöglichte, blitzend in mein Gedächtnis schießen, bekomme ich es irgendwann hin, meinen Körper ein Stückchen zu entlasten, siegesreich in einem leichten Halbschlaf zu dämmern.
„Haben wir alles?", wendete sich der Feuermeister seufzend, dennoch mit deutlicher Sicherheit in den Augen, zu mir, während ich Herzklopfen habend die Koordinaten abgelenkt in die elektronische Navigation in dem leicht veralteten, tarnbaren Auto einblenden ließ, der 25-Jährige selbstsicher den Gurtstecker in sein passendes Gegenstück klickte. „Soweit ich weiß, ja. Unsere Rucksäcke sind praktisch, Proviant ist eingepackt, die Finanzielle Versorgung belastet uns ebenso nicht, die Karten sind von dir studiert worden. Es dürfte uns an nichts mangeln. Außerdem ist im Krankenhaus vor drei Tagen eine hochschwangere Frau eingeliefert worden, die aber am nächsten Tag auf mysteriöse Weise verschwand. Selbstverständlich ist sowas meldepflichtig, was ich auch im nächsten Moment getan habe, gefunden hat die Polizei sie dennoch nicht. Sie tat mir echt leid, vor allem können die Wehen durch Stress, Aufregung oder dergleichen früher einsetzen. Ich meine es todernst, das nächtelange Recherchieren über dieses merkwürdige Projekt „Forschung der Proteinbarriere zwischen Tier und Mensch" wird sich auszahlen, schließlich bezweifle ich es, dass sie tatsächlich nach Vorgabe forschen oder ihnen wurde etwas anderes beauftragt", erzählte ich bedrückt, während sich Mingis Gesichtsausdruck sofort bemitleidend verzog. Bevor sich eine erdrückende Stille ausbreiten konnte, legte der Besorgte sanft seine linke Hand an meinen rechten Oberschenkel.
Kurze Zeit später waren wir tief ausatmend bereit, den ausgefeilten Plan zuversichtlich in die Tat umzusetzen, deshalb fuhr ich fokussiert auf die Autobahn, wobei mein bester Freund ab und an zukunftssicher, Komfort spendend meine freie Hand in seine nahm, mir ein umwerfendes, breites Lächeln schenkte. „Im Restaurant habe ich von ein paar Leuten gehört, wie sie sich über die steigenden Steuern beschwerten, jedoch scheint niemand die Anstalten zu machen, Veränderung oder Revolution einbringen zu wollen. Es verwundert mich jedes Mal aufs Neue, wie manche Menschen einerseits genervt jammern, andererseits keine Bereitschaft zeigen, das hinterlistige System zum Einsturz zu bringen", startete mein Beifahrer angeregt ein leider reales Thema, das die Gesellschaft seit der positiv dargestellten Fertigstellung des versteckten Labors finanziell hinderte, ihre Ziele und Träume zu verfolgen, denn nichts anderes war es in Wirklichkeit. Eine widerwertige Aktion die Leute einzuschränken, ihre mentale Gesundheit aufs Spiel zu setzen, um sie leichter manipulieren, gar kontrollieren zu können.
„Obwohl mir vereinzelt ein paar andere Ärzte aus dem Krankenhaus berichteten, bei ihnen würden konstant, ohne jegliche Vorwarnung, Patienten spurlos verschwinden, hatte keine Menschenseele vor, dies zu melden. Warum, weiß ich selbst nicht. Im Endeffekt suchte ich das Gespräch mit dem Leiter, jedoch wimmelte er mich immer ab, wechselte augenblicklich das Thema, was ich mehr als eigenartig fand", erwiderte ich Mingis Aussage nachdenklich, überholte in der Zwischenzeit unterbewusst das schwarze Auto, jenes im Schneckentempo vor uns herfuhr. „Noch langsamer ist rückwärts, Kollege", warf der Gelb-Orangehaarige empört die Hände in die Luft, wobei ich mir ein leises Lachen keinesfalls unterband.
„Du solltest ein wenig Schlaf aufholen. Die Fahrt dauert sicher noch um die vier Stunden, da die Koordinaten sehr abgelegen sind, darüber hinaus müssen wir ein bis zwei Tage zu Fuß gehen, bis unser Ziel endlich erreicht ist", informierte ich meinen besten Freund fürsorglich, weswegen er verständnisvoll nickend eine kleine, flauschige, graue Decke aus seinem mittelgroßen, nicht allzu sperrigen Rucksack, welcher zwischen seinen Knien eingequetscht wurde, zog, seinen Oberkörper entspannt damit umwickelte, planend sein Handy hervorfischte. „Ich stelle einen Wecker für eineinhalb Stunden, danach wechseln wir ohne Widerrede", packte er sein Handy befehlend zurück in seine Hosentasche. „Von mir aus. Aber du schläfst jetzt erstmal", verschränkte ich breit lächelnd unsere Hände miteinander, spürte herzrasend und mit freudigen Schmetterlingen im Bauch die vertraute Wärme, welche sein Körper meistens ausstrahlte, mich seit dem unvergesslichen Tag in der Kantine der Schule die kitschige Präsenz des Verliebtsein eines Teenagers bis in meine Zwanziger, sprich zum heutigen Tag, empfinden ließ.
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Selbstverständlich war ich so verzaubert von dem tiefschlafenden Mingi, dass ich es keineswegs übers Herz brachte, ihn lautstark aus seinen süßen Träumen zu wecken, weswegen ich vorsichtig während der Fahrt sein Handy aus seiner Hosentasche holte, seinen Timer reuelos ausschaltete, immer wieder achtsam zur schlummernden Schönheit blickte. Er war eine unglaublich gutherzige Person, die man, meiner Meinung nach, nur lieben konnte, deswegen blieb mir die simple Frage, wieso es zu unserer Schulzeit dennoch welche gab, die ihn ignorierten, über ihn lästerten oder bloß wegen seinen natürlichen Haaren die Korridorseite wechselten, als wäre er ein hochgefährliches Monster, was nicht einmal ansatzweise der Realität entsprach, stets unerklärt. Sein entspanntes Gesicht war so anmutig, wobei ihm ein paar Strähnen unkontrolliert ins Gesicht fielen, einen kleinen Teil seiner makellosen, reinen Haut verdeckten, sein Brustkorb sich regelmäßig hob und erholend senkte.
Wären die Umstände andere, hätte ich dem Kleineren längst meine Gefühle gestanden, aber ich schaffte es nie, den Satz „Ich liebe dich auf romantische Weise" erfolgreich über meine Lippen kommen zu lassen. In meinen Gedanken war der durchdachte Plan gewiss einfacher als in der komplizierten Praxis. Außerdem schien Mingi geringes Interesse an einer festen Beziehung zu haben, denn ich bekam nie Wind davon, dass er in den letzten Jahren, in welchen wir zusammen im Internat, sobald der Jüngere einige Wochen später zu mir in das Doppelzimmer zog, wohnten, später die mittelgroße Wohnung mieteten, irgendwelche Mädchen mitbrachte oder von jemanden schwärmte, was ein monströser Pluspunkt für mich war, schließlich lieferte der Feuermeister mir nie einen plausiblen Grund, heftige Eifersucht zu verspüren.
Ein kräftiges Kopfschütteln beförderte mich erneut in die nervenkitzelnde Realität. Ich sollte bei der Sache sein, ansonsten würde ein ungewollter Unfall passieren und das war echt nicht das Gelbe vom Ei, da wir uns so sehr auf diese geheime Mission vorbereiteten, weswegen die Zeit der letzten beiden Monate für das Planen geopfert wurden. Die schmale Autobahnabfahrt ließ mich zufrieden aufatmen, weil es nicht mehr lange dauern wird, bis der erste Teil abgehakt werden konnte. Das Wetter schien in positiver Ordnung zu sein, wenn man die langsam steigende Kälte des Septembers kopflos ausblendete.
Als die letzte Stunde schnell vorbeistrich, parkte ich das Auto querfeldein am Waldrand, ehe ich endlich den Motor ausschaltete, mich leicht erschöpft zu Mingi lehnte und die letzten warmen Sonnenstrahlen des verplanten Samstages genießte. „Huh, sind wir da? Ich wollte doch ein Stück fahren, damit du dich ausruhen kannst, Yu", schmollte der Beifahrer liebenswert, nachdem er instinktiv seine Arme verschränkte, seine Hand zuvor aus meiner rechten löste, mir einen bösen Blick zuwarf. „Es tut mir leid, du hast so friedlich geschlafen, da konnte ich dich nicht wecken", respondierte ich ehrlich, weshalb die Wangen seinerseits unerwarteterweise einen rosaroten Ton annahmen, mich insgeheim sehr amüsierten.
„Frech", kommentierte mein Gegenüber aufmerksam meine Antwort, bevor er seine Decke sorgenvoll über mich warf. „Du sollst nicht frieren", rechtfertigte der Erwachsene sich verteidigend, brachte mich sonnig zum Lachen. „Legen wir uns auf die Rückbank?", schlug ich gähnend vor. „Jaaa, kuscheln", kicherte der Kleinere kindlich, während mein Herz sofort schneller schlug.
Wenige Minuten später genoss ich grinsend die bequeme Wärme des 25-Jährigen, jener fest umschlungen, damit er unter keinen Umständen auf den gummiartigen Fußboden flog, neben mir immer wieder erschöpft die Augen schloss. „Du bist übermüdet, Min. Ich bin bei dir, du bist nicht allein", versuchte ich meinem Gegenüber seriös klarzumachen. „Danke, dasselbe gilt für dich. Danke, dass du da bist", vergrub er schüchtern sein Gesicht in meine stoffbedeckte Brust, wobei ich bedacht die flauschige Decke über uns geworfen hatte, sanft durch seine zarte, trotzdem starke, Haarstruktur strich.
„Hab dich lieb", flüsterte ich unbewusst, starre den Jüngeren glücklich an.
„Ich dich auch"
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Hey, wie geht's euch? Wie war/ ist eure Woche, beziehungsweise Wochenende? Ich hoffe, ihr könnt ein wenig Ruhe und Entspannung genießen <33
Einen schönen Start in die Woche! Was auch immer ihr vor euch habt, ihr schafft es!
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