49. IT WAS WHAT IT WAS

S E R E N A

2 JAHRE SPÄTER

New York, der 31. Dezember

In der Küche roch es bereits nach Spiegelei, als ich meinen derzeitigen Arbeitsplatz betrat.

Hier hatte ich vor wenigen Monaten meine Ausbildung begonnen, und bald würde ich anfangen, auf dem College zu studieren. Im Restaurant war um diese Zeit ziemlich viel los, da jeder hier frühstückte, bevor er sich auf den Weg zu seiner Arbeit machte.

Meine Kollegin Mila, mit der ich mich sehr gut verstand, begrüßte mich mit einem strahlenden Lächeln. Genau in dem Moment wurde sie herumgedreht, und ihr Freund legte seine Lippen auf ihre. Leicht peinlich berührt wandte ich den Blick ab. Diese Geste erinnerte mich an jemanden, an etwas um genau zu sein, dass ich selber schon einmal erleben durfte.

Seit diesen ganzen zwei Jahren, hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Wie auch? Er konnte sich nicht melden, er saß meinetwegen hinter Gittern. Ich hatte verzweifelt versucht, die Liebe meines Lebens ein für alle Mal zu vergessen. Doch es hatte nie geklappt. Seit mich meine neue Familie, bestehend aus meinen ganzen Freunden, am Flughafen schließlich doch noch zum Fliegen überredet hatte, war ich ihn New York. Ich hatte mich hier niedergelassen, und zuerst mein Abitur wiederholt. An der Schule waren alle echt nett gewesen, sie hatten mich so akzeptiert, wie ich war. Klar hatte ich den Ruf der Schülerin, die etwas mit einem Lehrer gehabt hatte, aber das war den meisten recht egal.

Ich vermisste ihn.

Seine Küsse, seine warmen, rauen Hände, seine vollen pinken Lippen, unsere Liebe.

Das was wir hatten, einfach alles.

Diese Gefühle drohten mich zu zerreißen, mein Herz fühlte sich gesplittert an und die Luft schien meine Lungen zu verderben, ich musste kräftig husten.

Würde ich ihn jemals wiedersehen?

Wohnte er überhaupt noch in Doncaster?

Liebte er mich noch?

Wie ging es ihm?

Diese Fragen quälten mich seit mehreren Tagen, ich war völlig unwissend. Auf meine Fragen bekam ich keine Antworten, vielleicht würde ich niemals welche bekommen. Dieser Gedanke trieb mir einen Schauder den Rücken herunter und die Tränen in die Augen; ich fühlte mich schrecklich.

Da heute Silvester war, hatte ich beschlossen mit ein paar Leuten auf einem der größten Plätze in New York, in das neue Jahr hinein zu feiern. Was konnte es schon schaden? Ablenken würde es mich allemal. Nichts desto trotz musste ich nun erst einmal arbeiten.

Ich band mir meine Schürze um, und lief in die Küche. Dort angekommen stellte ich mich an den Herd, und wartete auf neue Bestellungen. Meine Chefin nickte mir zu, und ich lächelte sie an. Dann machte ich mich so wie jeden anderen Tag auch an die Arbeit.

*

Etwas gestresst hechtete ich durch die Innenstadt. Meine Mittagspause war fast vorüber, und ich hatte noch nicht einmal die Hälfte meines Weges hinter mich gebracht. Schnell rannte ich weiter, aber irgendwie kreuzte eine Person meinen Weg, die samt mir auf dem Boden landete. Wieso musste das eigentlich immer mir passieren? Wenigstens hatte sich mein Orientierungssinn etwas gebessert...

„Davon träumst du vielleicht nachts...", spottete meine innere Stimme und lachte sich beinahe schlapp.

Wirklich jetzt?

Ich brauchte einen Ausschaltknopf mehr als dringend, für diese innere Stimme; konnte immer noch nicht glauben, dass ich diesen selbst nach der langen Zeit noch immer nicht gefunden hatte. Kurz angebunden entschuldigte ich mich bei der Person, die sichtlich verwirrt auf dem Boden saß und mich anstarrte, und ich beschleunigte meine Schritte wieder etwas.

Gerade noch rechtzeitig, bekam ich den Bus, der mir den Hintern vor dem zu spät kommen rettete. Meine Gedanken drifteten ab, als ich mir die Stöpsel in meine Ohren steckte. Dabei achtete ich gar nicht wirklich auf die Musik. Irgendwas stimmte nicht, heute war etwas anders, aber ich wusste nicht was genau es war.

Wenige Sekunden später, stürzte ich in das immer noch ziemlich gefüllte Restaurant und machte einen Vollsprint in die Küche. Dort wurde ich prompt wieder herausgeschmissen, da ich mich jetzt um die Kasse und die ganzen Bestellungen kümmern sollte. Verwundert stolperte ich an meinen neuen Arbeitsplatz. Mein Blick scannte das Geschäft ab, und blieb an zwei Personen hängen, die ich nur allzu gut kannte. Mit großen Augen lief ich auf die beiden zu.

"Nes?", schrie ich ihren Namen fast durch das ganze Restaurant. Sie drehte sich lächelnd um, und ich fiel ihr um den Hals. Verdammt, sie und Zayn waren ja noch brauner geworden, die Reise hatte ihnen eindeutig gutgetan. Fast wären mir die Freudentränen gekommen.

"Was macht ihr denn hier?"

"Wir wollten dich eigentlich besuchen kommen, dann ist uns eingefallen, dass wir deine Adresse ja gar nicht mehr haben. Bevor wir dich aber anrufen wollten, haben wir uns darauf geeinigt erst einmal was zu essen. Ich schätze die große Suche nach dir ist gar nicht mehr nötig", nahm Zayn das Wort in die Hand, während er mich ebenfalls kurz umarmte und breit grinste.

Wie sehr ich die beiden doch vermisst hatte. Ich nahm schnell die Bestellungen von ein paar Leuten auf und legte Mila die Zettel hin, danach setzte ich mich kurz zu meinen beiden Freunden dazu.

"Wie geht es euch? Ist bei Harry alles in Ordnung?", verlangte ich zu erfahren und zog neugierig die Augenbrauen kraus.

"Frag ihn das doch selber", kicherte Nesrin und deutete hinter mich. Langsam drehte ich mich um, und fast wäre mir mein Block, auf dem ich die Bestellungen notierte, samt Kuli aus der Hand gefallen.

Da standen doch wirklich Harry, Sky und der ganze Rest, meiner zusammengesetzten Familie.

Schluchzend legte ich meine Arme um meinen Bruder, dieser streichelte mir liebevoll über den Rücken. Ich konnte es nicht glauben, er war wirklich gekommen! Mein Herz schlug fast doppelt so schnell als vorher, während mir Aufregung durch die Venen pumpte.

Meine Chefin musste sich gerade wahrscheinlich auch ihren Teil dazu denken... Doch das war mir um ehrlich zu sein herzlichst egal, ich wollte nur noch meine Freunde umarmen. Meine Augen hielten Ausschau nach Louis, doch er blieb verschwunden. Fragend sah ich meinem Bruder in die stechend grünen Augen. Harry schüttelte langsam seinen Kopf. Wieso hatte ich nur Hoffnungen gehabt, dass er kommen würde? Wieso dachte ich überhaupt über ihn nach? Bestimmt hatten wir uns so oder so auseinandergelebt.

Das meinst du hoffentlich nicht ernst, wenn ja, dann bist du eine sehr schlechte Lügnerin." Ich reagierte nicht auf die Ansprache meiner Inneren Stimme, sondern wandte mich an meinen großen Bruder.

"Wo ist er?", fragte ich kalt und kniff die Augen zusammen, um die angestauten Tränen zu unterdrücken.

"Serena, er wurde heute Morgen freigelassen und ist sofort verschwunden Keiner hat ihn gesehen, es tut mir so leid."

Ich konnte förmlich spüren, wie meinem Gesicht die gesamte Farbe entwich. Was hatte er da gerade gesagt? Louis war weg? Er hatte nicht nachgesehen, ob ich da war, oder wie es mir ging? Enttäuscht lehnte ich mich zurück und biss mir auf die Lippe. Sarah wollte etwas sagen, verkniff es sich aber. Die anderen wussten ebenfalls nicht, wie sie mich aufmuntern sollten.

"Heute Abend feiern wir zusammen Silvester, wie wäre das?", fragte Sky schließlich, um die Stimmung ein bisschen zu lockern, wofür ich ihr echt dankbar war.

Keiner hatte etwas dagegen. "Wie wäre es, wenn wir einfach alle draußen auf dem großen Platz feiern und danach zu Serena oder ins Hotel gehen?" Nes nickte zustimmend, genau wie Harry. Anscheinend gefiel ihnen Skys Idee. Mit anderen Leuten machte es einfach noch mehr Spaß, sofern das möglich war. Ich beschloss mich wieder an die Arbeit zu machen, nicht, dass meine Chefin noch etwas bemerkte.

*

"Wie wäre es damit?"

Sky trat aus der Umkleide heraus, und legte einen kompletten Catwalk hin, um uns ihr mittlerweile bestimmt zehntes Kleid zu präsentieren. Irgendwie hatten wir immer so ein Problem damit, das passende Kleid zu finden...

Jedes Mal dauerte es fast vier Stunden, bis jeder vollends zufrieden mit dem war, was er ausgewählt hatte. Ich wollte kein Kleid anziehen, und mich allgemein nicht so schick machen, da es für mich nicht wirklich einen Grund gab, dies zu tun. Immerhin war ich ohne männliche Begleitung, was meine Freundinnen nicht ganz von sich behaupten konnten. Seufzend stellte ich mich vor meinen Kleiderschrank und öffnete diesen. Die anderen hatten sich auf den Weg in ihr Hotel gemacht, um sich umzuziehen, wir würden uns dann auf dem Platz treffen.

Grübelnd, und mal wieder in Gedanken versunken, nahm ich einfach nur eine Jeans und einen viel zu großen Pullover heraus. Mir war es relativ egal, wie ich aussah, ich würde eh eine Jeansjacke tragen, draußen war es ja nicht gerade warm.

Louis ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Die gesamten zwei Jahre, hatte ich fast kein einziges Mal über ihn nachgedacht, aber ausgerechnet die Situation von Mila und ihrem Freund hatte mich wieder an ihn erinnert.

Dann noch die Anwesenheit meiner Freunde, und die Nachricht, dass Louis verschwunden war.

Es war alles zu viel für mich.

Kraftlos setzte ich mich auf die Couch, und dachte darüber nach, einfach nicht zu erscheinen. Aber dann wollte ich es für meine Freunde tun. Sie hatten sich bestimmt schon gefreut, mit mir zu feiern, und das wollte ich ihn keinesfalls versauen. Deshalb erhob ich mich und checkte mein Aussehen das letzte Mal im Spiegel, ehe ich mir meine Converse anzog und nach unten verschwand.

Die Busse waren alle total voll, weshalb ich mich dazu entschied zu laufen. Auch auf den Straßen herrschte stetiges Gewühle. Es dauerte etwas, bis ich mich durch die Massen gequetscht hatte. Auf dem Platz angekommen, waren alle schon voller Partylaune.

Ich erblickte kein einziges bekanntes Gesicht, und entschied mich dazu, mich einfach etwas weiter abseits hinzustellen und zu warten, bis jemand kam den ich kannte. Irgendein Kerl drückte mir einen roten Plastikbecher in die Hand, in der eine Flüssigkeit war, die ich als Bier definieren konnte.

„Ach scheiß darauf", dachte ich und nahm einen kräftigen Schluck.

„Wow, du wirst ja voll das Badgirl", murmelte meine innere Stimme ungläubig und unterdrückte sich ein spöttisches Lachen.

„Dir auch Cheers", erwiderte ich und hob meinen Plastikbecher.

Mein Unterbewusstsein holte unter seinem Sofasessel ebenfalls eine Bierflasche hervor und tat es mir gleich.

Wie das gerade für einen außenstehenden aussah, wollte ich gar nicht wissen.

Mein Blick schweifte durch die ganzen Leute, ich hielt weiterhin Ausschaue, nach einem bekannten Gesicht. Als ich diese eine Person erblickte, wurde mir schlecht und ich ließ meinen Becher fallen.

Die Person hatte mich genau im selben Moment gesehen, und steuerte direkt auf mich zu. Mein Herz blieb erst stehen, und die Schläge verdoppelten sich danach fast. Das Blut schoss mir in den Kopf und Adrenalin pumpte durch meine Adern.

Mein gesamter Körper fühlte sich an, als wäre er kurz vor dem explodieren.

Dann stand er vor mir.

"Louis?", hauchte ich, und es hörte sich wie eine Frage an.

Seine blau - grauen Augen bohrten sich in meine, er musterte mich aufmerksam, und kontrollierte, ob sich irgendwas an mir verändert hatte. Er sah noch genauso aus, wie ich ihn das letzte Mal in Erinnerung gehabt hatte. Sein Dreitagebart stand ihm echt gut. Ich wusste nicht, wie ich auf dieses Zusammentreffen reagieren sollte, da ich eigentlich gedacht hatte, dass er mich vergessen hatte.

"Serena..."

Louis' Augen wurden mit einem Mal richtig glasig. Aus dem Augenwinkel erkannte ich, dass Nes, Zayn und die anderen bereits anwesend waren, sich aber noch zurückhielten.

"Ich habe dich so vermisst", murmelte ich und bemerkte zuerst gar nicht, dass mir die Tränen herunterliefen. Seine Arme breiteten sich aus und er zog mich in eine feste Umarmung. Dabei verteilte er ein paar Küsse auf meinen Haaren, bei meinem Scheitel verweilte er einen Moment.

Beruhigend und sanft strich er über meinen Rücken und versuchte mich irgendwie zu beruhigen. Aber meine Gefühle spielten weiterhin verrückt.

Ich liebte ihn und nun stand uns so gut wie nichts mehr im Wege... Es sei denn, er empfand nichts mehr für mich, was ich eher als unmöglich abstempelte. Aber man konnte ja nie wissen.

"Ich dich auch... Mehr als alles andere. Es verging kein einziger Tag, an dem ich nicht an dich gedacht habe; an dem ich nicht daran gedacht habe, wie unser erstes Wiedersehen wird", erwiderte er und schaute mich nervös durch das blaugrau seiner Augen an.

Traurig erwiderte ich seinen Blick, bevor ich mich von ihm löste und meine Hand ausstreckte.

"Ich denke, es ist Zeit für einen kompletten Neuanfang." Harry grinste breit als er sah, was ich gemacht hatte, da er diese Geste nur zu gut kannte.

"Mein Name ist Serena."

Auch auf Louis' Gesicht schlich sich ein breites Lächeln.

"Tomlinson. Louis Tomlinson."


THE END

»Love is like a piece of gold, hard to find and hard to hold.«

Ein kurzes Dankeschön an alle die diese Fanfiction gelesen, gevotet und kommentiert haben. Da es meine zweite und vor allen Dingen die erste Lehrergeschichte hier war, bedeutet mir eurer Support sehr viel. Ich hoffe ihr habt #Lourenas Abenteuer genossen und die Beiden werden euch immer in euren Gedanken erhalten bleiben (so wie bei mir).

Who knows, who knows, vielleicht liest man sich ja in den Kommentaren meinen anderen Büchern mal wieder, freuen würde ich mich natürlich sehr.

Stay tuned c:

Lots of love to all my lovely Lusinators

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