41. LOVE ME AGAIN
S E R E N A
"... Sie dürfen die Braut jetzt küssen."
Zayn legte seine Lippen auf Nesrins, und alle in der Kirche fingen an zu klatschen, und sich mit den beiden zu freuen. Ich freute mich so sehr für die zwei, endlich waren sie wieder vereint. Aber irgendwie machte es mich auch traurig sie so glücklich zu sehen, während ich hier tausende Qualen litt, weil ich nicht mit Louis zusammen sein konnte.
Ich hatte ihn seit dem Vorfall ja nur noch in der Schule gesehen.
Normalerweise hätte ich ihn heute wieder ertragen müssen, aber dank der Hochzeit war dies nicht nötig. Eine einzelne Träne bahnte sich ihren Weg an meiner Wange herunter. Aber ich wollte doch nicht an der Hochzeit meiner allerbesten Freundin weinen! Tatze, die neben mir saß stupste mich an, und auch Sarah, die einen Platz weiter saß, war aufmerksam auf mich geworden.
Ich winkte ab und wischte mir schnell die Träne aus dem Augenwinkel. Alle Gäste erhoben sich, und begaben sich zu ihren Autos. Nesrin kam mit Zayn an ihrer Hand auf mich zu.
"Wir gehen jetzt alle zu uns nach Hause und feiern noch kräftig."
"Okay. Was ist eigentlich mit euren Flitterwochen?", fragte ich neugierig und musste grinsen. "Die werden wir nach dem Abschluss haben...", flüsterte sie und errötete ein wenig, woraufhin Zayn leise kichern musste.
Ich wusste genau, worauf die beiden anspielten und wollte so schnell wie möglich aus dieser peinlichen Situation entlassen werden. Deswegen schnappte ich mir Nesrins Hand und schleppte sie mit nach draußen. Dort standen vor Zayns Auto, Tatze, Niall, Sarah und... Liam.
Ich musste mir kräftig auf die Lippe beißen um nicht sofort in schallendes Gelächter auszubrechen.
Er sah in seinem Anzug aus wie ein zugeschnürter Pinguin.
Wir verteilten uns jeweils auf die zwei Autos und nicht einmal ein paar Minuten später war die Straße voller hupender Fahrzeuge.
Einige hupende Autos später, standen wir schließlich vor unserem Haus, wo schon die ganze Familie von Nesrin und Zayn wartete. Mir fiel auf, dass ich aber weder Zayns noch Nesrins Mutter sehen konnte. Wo waren die beiden denn? Nicht nur die Familie war da, sondern auch noch ziemlich viele alte Freunde und Freundinnen von Nesrin und mir, sogar noch welche aus der High School.
Innen standen ein riesiges Buffet und alles war wunderschön dekoriert. Wann zum Teufel war das denn bitte passiert, und wer hatte das gemacht?
"Überraschung!", riefen zwei weibliche Stimmen im Chor und ich erkannte, dass es sich um die Mütter handelte.
Hätte mich auch gewundert, wenn diese die Hochzeit ihrer eigenen Kinder verpasst hätten. Sie hatten sich beide wirklich selbst übertroffen. Es sah einfach nur wundervoll aus. Alle griffen sich erst einmal was zu essen vom Buffet, genau wie ich. Das Essen sah köstlich aus.
Und es schmeckte auch so.
Und als alle fertig waren, war Party angesagt, und unser Garten verwandelte sich in eine riesige Tanzfläche. Wieso hatte ich den Garten eigentlich nie richtig bemerkt? Irgendwie hatte ich nicht so wirklich richtig Lust zu tanzen, deswegen beschloss ich während alle anderen Spaß hatten, das Geschirr zu spülen. Teller um Teller wurde ich trauriger. Ich fühlte mich so richtig alleine gelassen.
„Sei nicht so griesgrämig und tanz doch einfach mit! Was ist daran so schlimm, bloß, weil du keinen Tanzpartner hast..."
Man, fast hätte ich vergessen, wie unfreundlich meine innere Stimme doch sein konnte. Ich war kurz davor nach draußen zu gehen, und wirklich auf meine Stimme zu hören, als ich meine Freundinnen beobachtete.
Sie sahen alle so glücklich aus und tanzten alle eng umschlungen miteinander.
Weinend machte ich mich daran wieder das Geschirr abzuspülen. Langsam hörte ich auch auf, mir irgendwelche Fragen zu stellen.
„Jetzt bloß nicht im Selbstmitleid versinken!", tadelte ich mich selbst.
„Glückwunsch du lernst dazu!", spottete meine innere Stimme wieder Gerade wollte ich darauf etwas erwidern, als ich von einer anderen Stimme unterbrochen wurde.
"Solltest du nicht eigentlich glücklich sein, und mit deinen Freunden Party machen?"
Und genau diese Stimme wollte ich genau jetzt am allerwenigsten hören. Mein Herz zerbrach schon wieder in tausend Stücke, das wurde ja langsam zur Gewohnheit. Was wollte Louis denn bitte hier?
„Bäm, du hast es nicht geschafft dir keine Fragen mehr zu stellen", freute sich mein inneres, dass ich nun aber herzlichst ignorierte, da ich mich auf Lou konzentrierte.
"Nicht weinen", flüsterte er, aber seine Stimme klang trotzdem rau.
Dabei kam er ein paar Schritte auf mich zu, und als er dann vor mir stand, strich er mit seinem Finger eine Träne weg. Sein Finger war kalt und hinterließ eine Gänsehaut bei mir. Wieso hatte er immer noch diese Wirkung auf mich, jetzt wo er doch mein toller Bruder war?
"Louis... Was willst du hier?"
"Ich muss dir etwas erzählen. Wir sind keine Geschwister." Ich wusste nun wirklich nicht, ob ich ihm das glauben konnte, oder weinen oder glücklich sein sollte.
"Aber... Was war das dann mit meinem Testament?", fragte ich und schluckte diesen ekligen Geschmack in meinem Mund herunter. "Es waren Eleanor und ihre Freundin Alana, die dein Testament gefälscht haben. Ich weiß nicht wie die beiden das in der kurzen Zeit hinbekommen haben, aber naja. Es ist so, und du kannst mir glauben. Meine Mutter hat es ebenfalls bestätigt."
"Aber wie kommt diese Alana an meine Daten heran?"
"Sie arbeitet bei Mr. Blackfield als Sekretärin."
Ich wollte ihm glauben, aber konnte ich es? Aber was würde es für einen Sinn ergeben, wenn er jetzt lügen würde? Und so unrealistisch klang das gar nicht. Es konnte gut möglich sein. Mein Hass auf Eleanor wurde immer größer und größer.
"Ich werde sie anzeigen."
"Das kannst du nicht Serena."
"Und wieso bitte nicht?"
"Weil sie etwas über uns weiß, und das gegen uns verwenden kann. Dann verliere ich meinen Job und lande schlimmstenfalls im Knast, und du musst diese Jahrgangsstufe wiederholen." Da hatte er nun einmal irgendwie Recht. Aber irgendwas musste ich doch gegen diese falsche Schlange unternehmen! Das würde ich ganz sicher nicht einfach so auf mir sitzen lassen.
„Halloho, hast du es eigentlich begriffen? Louis ist nicht dein Bruder, das heißt, dass euch nichts mehr im Weg steht", rief sie wieder, und so langsam freundete ich mich mit meiner inneren Stimme an.
Mit einer schnellen Bewegung hatte ich meine Arme um Louis' Körper gelegt. Wie sehr ich das doch vermisst hatte! Er streichelte mir über meine Haare und platzierte anschließend einen Kuss auf meinem Scheitel. Draußen ertönte erneut lautstarke Musik und ich konnte das Lied das gerade lief, als Love Me Again von John Newman identifizieren. Dieser Song war schon etwas länger mein Lieblingslied gewesen. Da löste sich Louis von mir und starrte mich an.
"Darf ich um diesen Tanz bitten?", fragte er Gentleman-mäßig, und gab mir einen weiteren kleinen Kuss, dieses Mal aber auf die Hand.
Ich nickte freudig und er zog mich ganz nah zu sich heran, so nah, dass ich wieder sein Aftershave riechen konnte. Noch etwas, was ich vermisst hatte. Ganz leicht wiegten wir uns zu dem Lied, was aber irgendwie echt unpassend war, da Love Me Again ja eher einen schnelleren Rhythmus hatte. Lou bemerkte das, und schon bewegten wir uns viel schneller als vorher.
"Wieso tanzen wir eigentlich mitten in der Küche, anstatt draußen?"
"Weil ich mit dir alleine sein möchte", antwortete er amüsiert und zwinkerte mir zu.
"Aha, wieso denn?"
"Um das zu tun..."
Er küsste mich auf die Stirn.
"...und um das zu tun...", sprach er weiter und liebkoste meine Wange, dann meinen Hals.
Als er meine empfindliche Stelle gefunden hatte, fing er an daran zu saugen, und ich wimmerte einmal kurz auf. Es tat ein bisschen weh, und je mehr Louis saugte, desto größer wurde der kleine Schmerz, der mir ein Stöhnen aus meinem Mund entlockte. Seine weichen Lippen entfernten sich wieder von meinem Hals, und ich wusste genau, was sich dort nun befand.
"Und um letztendlich das zu tun...", vervollständigte er seine nicht vollendeten Sätze und küsste mich auf den Mund.
In mir war es so, als würde mein Körper vollkommen in Flammen aufgehen oder völlig neu entstehen. Jede einzelne Zelle in mir fing an zu kribbeln, und ich erwiderte den Kuss. Wie lange hatte ich darauf nur gewartet... Endlich wieder mit Louis vereint zu sein.
Ich hatte die Hoffnung längst aufgegeben.
„Relax mal, du warst nur knapp zwei bis drei Tage nicht mit ihm zusammen..."
„Gar nicht war! Das war länger!"
Diskutierte ich hier im ernst mal wieder mit mir selbst? Das war sowas, was ich mir unbedingt abgewöhnen musste, wobei ich meine innere Stimme mit ihren kessen und frechen Sprüchen total vermissen würde. Wieso dachte ich eigentlich darüber nach, während ich Louis küsste?
"Ich. Habe. Dich. So. Vermisst!", presste er keuchend hervor und betonte dabei jedes einzelne Wort, als wir uns erneut voneinander gelöst hatten.
"Ich dich auch!"
Und schon lagen seine Lippen wieder auf meinen. Diesmal war der Kuss fordernder und leidenschaftlicher, aber ich genoss es. Ich wollte meine Zeit mit Louis einfach richtig genießen, weil ich Angst hatte, dass es schon bald wieder vorbei war.
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