34. THE STORY OF MY LIFE

S E R E N A

Meine Hände fühlten sich total taub an, da ich schon eine gewisse Zeit mal wieder durch die Gegend irrte und nach dem Friedhof suchte.

Ich spürte, dass ich meinem Ziel immer näher kam, da meine Hände langsam wieder auftauten, aber nur, weil ich schwitzte. Wieso hatte ich eigentlich so eine Panik? Es waren nur meine Eltern... meine Eltern die ich einfach so im Stich gelassen hatte, weil ich zu schwach gewesen war. 

Und da war es; das große Tor. 

Das große Tor, vor dem ich schon die ganze Zeit Angst gehabt hatte. Es erstreckte sich hoch über der verdorrten Wiese. Irgendwie war Glasgow anders als Doncaster. Hier fehlten die Farben und die Fröhlichkeit und... einfach alles, was man positiv aufnehmen könnte. 

Zumindest für mich. 

Für mich war hier alles nur negativ und voller Erinnerungen. Sowohl schlecht als auch gut. Trotzdem schritt ich meinen Weg fort. Wer hatte meine Eltern eigentlich bestatten lassen? Ich hatte doch nicht wirklich irgendwelche Verwandten hier. 

Den Eingang hatte ich bereits hinter mir und jetzt musste ich suchen.

Nach Emilia und Steven Stone.

L O U I S

Mein Herz klopfte wie verrückt, als ich meinen Wagen um mindestens 50km/h beschleunigte, da ich nun auf die Autobahn gefahren war. Serena brauchte mich jetzt und deswegen musste ich so schnell wie möglich nach Glasgow. Mein Fuß drückte erneut auf das Gas und mein Auto raste nur so über die Straße. E

ine der ersten Fragen die mir in den Sinn kamen, war, wie ich Serena eigentlich finden sollte, da Nesrin mir ja nichts Genaueres gesagt hatte. Nach einer Weile überlegen wurde mir mal wieder klar, dass ich im 21. Jahrhundert lebte und es so etwas wie Handy-Ortung gab.

Ausgerechnet jetzt bildete sich ein kleiner Stau.

Ich nutzte die Zeit um die Sache mit dem Handy orten auszuprobieren. Und es funktionierte wirklich. Schnell steckte ich das Handy in den Handyhalter und lugte immer wieder auf den Bildschirm.

Der Stau war eigentlich gar kein richtiger Stau. Es ging abwechselnd zähflüssig vorwärts. 

Dann gab es da auch noch eine Frage die ich mir stellte. Was sollte ich ihr sagen? 

Sie dachte wirklich, dass ich El noch liebe. Bestimmt war Serena nicht gerade gut auf mich anzusprechen. Ich wollte sie aber auch wirklich nicht belasten, sondern unterstützen. Unsicherheit keimte in mir auf.

'Ach was, du schaffst das. Es ist deine Freundin und deine Beziehung! Beiß dir in den Arsch und geh da jetzt durch', keifte ich mich selbst an.

„...war meine Freundin...", korrigierte ich schnell noch nach.

Und bald würde sie wieder meine Freundin sein. Wir ließen uns doch nicht wegen so einem Mist auseinander bringen?

Immerhin hatten wir viel größere Probleme. Zum Beispiel das Lehrer-Schüler Problem... und das hatten wir auch hingekriegt. 

Mittlerweile konnte ich wieder Vollgas geben und mein Handy zeigte mir an, dass ich nur noch drei Stunden von Serena entfernt war. Mein Herz schlug wieder ein paar Takte schneller, als ich an sie dachte. Bald würde ich bei ihr sein. 

Und genau in diesem Moment wurde mir etwas klar: ich fuhr gerade sechs verdammte Stunden nach Glasgow, um meine derzeitige Exfreundin zu suchen, um mit ihr zu reden und sie zu unterstützen.

In genau diesem Moment wurde mir etwas klar: ich liebte sie wirklich bedingungslos und würde vermutlich alles für sie tun.

S E R E N A

Der kalte Wind legte sich auf meinen Körper. Man konnte irgendwie richtig spüren, dass hier der Tod zuhause war. 

Ich war fast alle Gräber komplett durchgegangen, und hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass meine Eltern hier irgendwo lagen, als ich es sah. 

Ein großer weißer Grabstein. In geschwungener Schrift Emilia & Steven Stone darauf. 

Meine Schritte verlangsamten sich. So viele Erinnerungen kamen in mir hoch, wie zum Beispiel die letzten Minuten vor dem Unfall und wie genau alles abgelaufen war, als meine Eltern starben.

Am liebsten hätte ich darauf verzichtet, doch die Vergangenheit holte mich schnell wieder ein.

F L A S H B A C K

"ICH HASSE EUCH!", brüllte ich und sprang aus dem Auto.

Die Tür schlug ich mit einem lauten Knall zu. Warum erlaubten mir meine Eltern nie auf Partys zu gehen? Ich war verdammte siebzehn Jahre alt, also fast volljährig und damit für meinen Geschmack alt genug um zu entscheiden, ob ich auf Partys ging oder nicht. Sie verboten mir wirklich immer alles. Und gerade spürte ich kein anderes Gefühl, außer Zorn, Hass und Trauer.

Im Haus angekommen stürmte ich nach oben, und verriegelte meine Zimmertür hinter mir. Es war einfach nur sowas von Unfair. Wütend setzte ich mich auf das Bett, ein paar Tränen liefen meine Wangen hinunter. Ich vernahm ein leises Klopfen an der Tür, und dann die Stimme meiner Mutter.

"Schatz? Wir fahren noch schnell einkaufen, willst du mit? Dann können wir meinetwegen noch einmal reden."

"Geh weg, ich hasse dich!", schrie ich, und bereute es sofort.

"Serena, es ist das Beste für dich. Ich liebe dich, und würde dir nie was verbieten, von dem ich weiß, dass es gut für dich ist. Glaub mir, ich mach das nicht, weil es mir Spaß macht. Wir sehen uns Schatz, ich habe dich lieb, genauso wie dein Dad auch. Bitte vergiss das nicht, egal wie sauer du auf uns beide bist."

Deswegen rollten mir nun noch mehr Tränen runter.

"Ich euch doch auch", hauchte ich, obwohl ich wusste, dass sie bereits weg war. Mein Kopf begann zu schmerzen, weshalb ich das Fenster öffnete und ein bisschen nach Luft schnappte.

Ein lautes Krachen durchbrach die friedliche Stille. Ich guckte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Ein rotes Auto war frontal in ein schwarzes reingefahren und hatte sich überschlagen. Es roch verdächtig arg nach Rauch. Und dann riss ich die Augen auf. Nein! Das konnte doch nicht sein!

"NEIN!", schrie ich so laut ich konnte rannte nach unten, und schließlich nach draußen, zu der Unfallstelle hin.

Es war unverkennbar unser roter Golf der nur noch aus Schrott bestand. Ich schrie so laut ich konnte nach Hilfe. Mein Handy hatte ich unglücklicherweise drinnen liegen gelassen, weshalb ich weder Krankenwagen noch Feuerwehr oder sowas in der Art anrufen konnte. Mein Schreien wurde immer Schriller, bis schließlich ein paar Nachbarn nach draußen kamen und sofort den Notarzt verständigten. Mein Herz zog sich zusammen. Große Flammen türmten sich über den beiden Autos. In dem Moment war mir scheiß egal was passieren konnte, und ich rannte praktisch in die Flammen rein. Eine Frau ging mir hinterher, und versuchte mich festzuhalten, aber ich riss mich los.

Zwischen den ganzen Trümmern erkannte ich die Rabenschwarzen Haare meiner Mutter. Der Rauch nahm mir die Luft zum Atmen, während ich mich nach drinnen kämpfte. Meine Eltern waren beide nicht bei Bewusstsein. Ich rüttelte abwechselnd an ihnen und versuchte den Gurt zu lösen.

Nichts passierte.

Ein paar starke Arme zerrten mich aus dem Wagen. Ich schrie wie eine Gestörte, Tränen liefen mir erneut über meine Wangen.

Ein Feuerwehrmann brachte mich zu einem Krankenwagen, als ich einen lauten Knall hörte. Mit weit aufgerissenen Augen drehte ich mich um und musste mit ansehen, wie das Auto nun Lichterloh brannte. Zitternd sank ich zu Boden. Ich hatte alles verloren... Und dann auch noch der ganze Streit die ganze Zeit... Schmerzerfüllt krümmte ich mich am Boden und weinte.

Ich weinte nur noch, bis alles schwarz und erlösend wurde.

F L A S H B A C K E N D E

Tränen brannten auf meinen Wangen, als ich daran zurückdachte. Alles in mir schmerzte vor Trauer und Wut auf mich selbst. Es war alles meine verdammte schuld gewesen. Wenn wir nur nicht gestritten hätten. 

Die Tränen tropften auf die Erde, unter der meine Eltern begraben waren. 

Das Gefühl, welches ich gerade verspürte, war komplett unbeschreiblich. Es gab einfach keine Worte dafür. Ich war so verletzt und zerbrechlich geworden. Ein paar Mal schluchzte ich laut und schnappte nach Luft.

Irgendwann legte sich eine Hand auf meine Schulter und jemand setzte sich neben mich auf die durchnässte und kalte Wiese.

"Serena."

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