20. PARTY MIT SCHWERWIEGENDEN FOLGEN

Meine Füße trugen mich zu dem Haupteingang, man hatte die Musik fast die ganze Straße hinunter gehört. Konzentriert suchte ich mit den Augen die Menge ab und entdeckte sogleich Sarah, die etwas abseits stand. Unsere Blicke trafen sich fast gleichzeitig. Sie wollte auf mich zulaufen, aber ich kam ihr zuvor.

"Hi."

Wir begrüßten uns mit einer Umarmung, ehe sie sich bei mir einhakte. Wir traten in die Turnhalle ein und erblickten unglaublich viele Menschen, die zusammenstanden und Spaß hatten oder auf der Tanzfläche das Tanzbein schwangen. Wirklich tanzen konnte ich nicht gerade gut, hauptsächlich wegen meinem Fuß. Aus diesem Grund beschloss ich mir etwas Punsch zu holen, während Sarah die tobende Menge im Auge behielt. Ich wusste sofort, wen sie suchte: Mr. Payne. Wen auch sonst?

Ob Louis auch hier war?

„Jetzt fängst du schon wieder damit an!"

'Ist ja schon gut, ich bin ja still', fauchte ich meine altbekannte innere Stimme an.

Die Musik stoppte und der DJ trat ans Mikro.

"Jetzt gibt es die nächste Runde Karaoke. Derjenige, der vom Licht getroffen wird, muss auf die Bühne und sich stimmlich beweisen... oder total versagen."

Schnell wendete ich den Blick ab und ließ meine Augen durch den Raum gleiten, denn für Karaoke hatte ich mich nie sonderlich interessiert. Ich konnte - wie wahrscheinlich der Großteil der Leute hier - nicht einmal richtig singen. 

Sarah ließ sich seufzend neben mir auf die Bank fallen, über ihre Lippen glitten ein paar undeutliche Worte. 

Das Licht wurde verdunkelt und ein greller Scheinwerfer ging an. Er kreiste durch die ganzen Leute und blieb irgendwann stehen. Ich blickte nach oben. Das unfassbar helle Licht blendete mich so sehr, dass ich vereinzelte Punkte zu sehen begann. Ich schaute mich leicht panisch um, in der Hoffnung den Lichtstrahl woanders zu sehen.

Aber er war nirgendwo anders.

Der DJ kam mit einem breiten Grinsen auf seinen Zügen auf mich zu und zog mich - gegen meinen Willen - auf die kleine Bühne. Dort hatten zuvor noch mehrere Mikrofone gestanden, jetzt war nur noch eins da. 

Ich wusste gar nicht wie mir geschah.

"Dein Name?", fragte der DJ.

"S-Serena", gab ich geistesgegenwärtig von mir.

Er hielt sich das Mikrofon vor den Mund. "Okay Serena. Der Zufallsgenerator entscheidet, welches Lied du singen wirst."

Ich? Singen? Das konnte ja nur schiefgehen.

Er tippte einmal auf die Leertaste seines Laptops. Hinter mir war ein riesiger Flatscreen, auf dem die Auswahl der Songs zu sehen war. Der blaue schmale Streifen bewegte sich erst ganz schnell, und dann immer langsamer. Schließlich hielt er bei 'I need your Love' von Ellie Goulding und Calvin Harris an.

Na toll... wie sollte ich das bitte singen? 

Mit zitternden Händen stellte ich mich vor das Mikrofon und versuchte die aufkommende Übelkeit zu verdrängen. Unzählige Augenpaare schauten mich gespannt an; etwas weiter hinten in einer Ecke entdeckte ich Harry.

Ein Adrenalinstoß durchfuhr mich, als auf einmal die Musik zu spielen begann. Ich drehte mich ein bisschen nach rechts, um den Text besser lesen zu können. Erst hatte ich Angst, dass ich keinen einzigen Ton herausbrachte, aber wie durch ein Wunder funktionierte meine Stimme. 

Der Anfang des Liedes verlief noch ziemlich bescheiden, aber den Rest hatte ich eigentlich ganz gut hinbekommen.

Gerade als ich bei 'I need your Love, I need your Time, when everything's wrong you make it right' ankam, betrat Louis die Turnhalle. Mein Herz schlug schneller, mein Blick suchte den Seinen. 

Blau traf auf Blaugrau.

Als er entdeckte, wo ich gerade stand und was ich tat, weiteten sich seine Augen. Doch dann begann er zu Lächeln. Beim Refrain versuchte ich die ganze Zeit, mich von seinem Blick zu befreien, aber es ging einfach nicht. Er schien mich damit gefesselt zu haben.

Das Lied war schneller vorbei, als gedacht und die Leute klatschten sogar Beifall. Sarah pfiff durch die Zähne und grinste mich dabei an. 

Ich bedankte mich knapp und stolperte etwas ungeschickt von der Bühne herunter. 

Gerade wollte ich mich auf die Suche nach Louis machen, aber ich hatte ihn schon entdeckt. Mein Herz begann sich zu verkrampfen, bevor es in mehrere Teile zu zerspringen drohte. Er küsste genau in dem Moment, in dem ich zu ihm sah, Eleanor. 

Sarah wollte gerade etwas sagen, aber ich stürmte nach draußen, an Louis vorbei. Aber so wie Sarah war, konnte ich sie nicht wirklich schnell loswerden. Sie stöckelte in einem schnellen Schritttempo hinter mir her. 

"Tommo?"

Ich schüttelte den Kopf.

"Das glaubst du doch wohl selbst nicht, Seri."

Hatten die hier auch noch etwas Stärkeres als alkoholfreie Cocktails? "Gibt's hier was stärkeres als den Punsch und die Cocktails?", sprach ich meine verzweifelten Gedanken laut aus.  

"Hör auf vom Thema abzulenken, Serena!"

"Das war eine ernst gemeinte Frage!", empörte ich mich.

"Sag mir, was grade los war."

"Ja... ja, du hattest Recht", flüsterte ich.

Sie setzte ein Grinsen auf und gab dabei einen komischen Laut von sich. Ich wollte eigentlich nicht loslachen, aber im Verkneifen war ich schon immer schlecht gewesen.

"Was ist denn?"

"Nichts", japste ich.

Sarah schüttelte ihren Kopf.

"Okay. Schlag dir Tommo aus dem Kopf. Du wolltest was Stärkeres als Cocktails und Punsch? Dann komm mit."

Sie lief ins Schulhaus... weil man ja genau dort etwas Stärkeres bekommen würde! Ich verdrehte die Augen. Sarah jedoch ließ sich nicht von ihrem Ziel abbringen und stoppte schließlich vor ihrem Spind. Was wollte sie denn jetzt bei ihrem Schließfach?

Mit zwei Griffen hatte sie den Spind geöffnet und mit einem weiteren mindestens fünf Flaschen von den unterschiedlichsten Alkoholsorten herausgeholt.

Ich nahm ihr die Hälfte ab. Was hatte sie jetzt damit vor? Allein schon der Gedanke, was sie alles noch in ihrem Fach drin haben könnte, schreckte mich vor der Frage 'Wieso hast du so viel Alkohol in deinem Schließfach?' ab.

"Wir schütten das jetzt in die Getränke."

"Kannst du Gedanken lesen?", fragte ich.

"Wenn du sie so wie eben laut aussprichst, dann schon."

Dumme Angewohnheit von mir. Wie sollten wir das Zeug in die Turnhalle schmuggeln? Okay, wer hatte etwas von schmuggeln gesagt; Sarah stolzierte ganz normal hinein, hielt aber die Flaschen, sodass man den Inhalt nicht genau erkennen konnte. Ich versuchte es ihr so gut wie möglich nachzumachen. 

Um ein Haar wäre ich bei meiner Mission gegen Louis gelaufen. Warum war ich nur so tollpatschig?

Ich quetschte mich schnell weiter durch die Leute, bevor er etwas sagen konnte.

Und was machte meine beste Freundin? Sie stand seelenruhig bei den Getränken und schüttete so unauffällig wie möglich den Alkohol hinein. Ich würde ihr definitiv meine Flaschen ebenfalls überlassen. Wenn ich das machen würde, würde bestimmt ein Unglück passieren. 

Als sie fertig war, ließ sie die Flaschen unter einem der Tische verschwinden. Dann gab sie mir ein Glas von unserem Cocktail-Tequila Mix.

"Cheers", sagte ich.

"Cheers."

Ich hatte bei der ganzen Sache ein komisches Gefühl im Magen, aber ich wollte Louis einfach vergessen.

*

"Hahahahaha Sarah! Guck dir mal an, wie der aussieht! Der hat sich ein drittes Auge aufgeklebt!", lallte ich. "Seri... wie viel hast du bitte getrunken?" 

"Ungefähr drei Gläser mit Tequila, eins mit Wodka und noch eins. Was da drinnen war, weiß ich nicht."

Sie verdrehte die Augen, während ich schon zum nächsten Glas griff. Als Sarah dies sah, kam sie sofort her und nahm es mir ab.

"Du hast genug für heute!"

Ich wollte schon protestieren, ließ es dann aber doch. Mein Blick flog zum Eingang, wo gerade Zayn und Nesrin reinkamen. Wie viel Uhr hatten wir eigentlich? Schwungvoll lief ich auf die beiden zu. Irgendwie drehte sich alles, ich konnte kaum noch klarsehen.

"Hi Nes", blökte ich.

"Hast du getrunken?!"

"Dankeschön für die tolle Begrüßung."

"Sel, du sollst doch nicht mehr trinken! Du warst schon einmal auf der schiefen Bahn und ich will nicht, dass das nochmal passiert!"

"Ist ja gut, Mommy."

Mit diesen Worten stolperte ich davon. Louis ging ich soweit ziemlich gut aus dem Weg. Um knapp zwölf Uhr hatte ich so viel Alkohol intus, dass ich kaum noch aufrecht laufen konnte und fast nichts mehr mitbekam. 

Mitten auf der Tanzfläche legte jemand von hinten, seine Arme um mich. Wer genau es war, konnte ich nicht erkennen, aber es gefiel mir.

Derjenige nahm meine Hand und zog mich nach draußen. Dort presste er mich ohne Vorwarnung gegen die Wand. Er kam mir so nah, dass ich seinen nach Alkohol riechenden atem aufschnappen konnte. Sein Mund kam immer näher und presste sich letztendlich auf meine Lippen. Der Kuss war im ersten Moment sehr sanft, wurde aber immer wilder. Nach einer Weile unterbrach er ihn und zog mich mit ins Schulgebäude.

Dabei fiel mir auf, dass er braune Haare hatte und ich konnte mir ein breites Lächeln nicht verkneifen; es musste sich um Louis handeln. Zwar hatte ich das Gesicht nicht erkennen können, aber wer hätte es sonst sein sollen? Ich war mir so sicher, dass er es war, weswegen mir mein Herz beinahe aus der Brust gesprungen wäre.

Letztlich kamen wir in irgendeinem Raum an, in dem es so dunkel war, dass ich kaum meine eigene Hand vor Augen erkennen konnte. 

Louis kickte die Tür hinter mir zu, woraufhin ich mich zu ihm umdrehte und meine Lippen erneut auf seine presste, während er mich ein weiteres Mal gegen die Wand drückte. Mein Atem wurde immer schneller und hektischer. Dann ließ er mich auf einmal los, weshalb ich für einen Moment das Gleichgewicht verlor und mich auf irgendetwas abstützte, was einer Liege oder etwas ähnlichem ähnelte. Seine Hände glitten meine Hüfte rauf und runter. Louis platzierte ein paar Küsse auf meinem Hals, ich schloss die Augen. 

Mein Herz schlug immer schneller. 

Er schubste mich sanft auf die Liege. Ich ging seiner Forderung nach und legte mich ohne zu Zögern auf den Rücken. Louis trat an mich heran und beugte sich mit seinem muskulösen Körper über mich. 

Er streichelte meinen Körper, während wir uns wieder küssten. Meine Hand glitt unter sein T-Shirt, ich zog es ihm über den Kopf. Danach fuhr ich mit meinen Fingern seine Bauchmuskeln nach.

Seine Hand glitt zu meiner Hose, welche er ohne Probleme öffnete und im Anschluss auszog. Ich öffnete seine ebenfalls und entfernte sie von seinem Körper. Elegant schmiss er sie in eine Ecke. 

Ich schaute ihn an und lächelte unwillkürlich. Louis strich mir sanft über die Wange, ich küsste ihn erneut.

Dann entfernte sich der braunhaarige für einen kurzen Moment, um zu seiner Hose zu laufen und etwas kleines, eckiges aus deren Tasche zu ziehen. Er öffnete das Päckchen mit den Zähnen und sah mich dann an.

Ich verstand und zog ihm die Boxershorts herunter; schnell rollte er sich das Kondom über. 

Wie hatte er daran überhaupt noch denken können? Ich hätte das glatt vergessen, da der Alkohol sämtliche meiner Sinne betäubte. 

Er kam wieder auf die Liege und begann mir langsam meinen BH und meine Unterhose auszuziehen. Dabei fing er wieder an mich zu küssen. Seine Zunge bat um Einlass und ich ließ sie in meinem Mund. Als wir außer Atem voneinander abließend sah er mich an. Ich nickte und legte meine Beine um ihn herum.

Er sah mich beruhigenden an und flüsterte in mein Ohr. "Vertrau mir."

"Das tue ich." Ich schloss die Augen und nickte kaum merklich, bevor wir uns schließlich in unserer kleinen Welt verloren. 

Im Hintergrund war ein leises Klicken zu hören, welches stark nach einer Tür geklungen hatte, die zaghaft ins Schloss gezogen worden war, weswegen ich für eine Sekunde abgelenkt war. Jedoch ließ ich mich von dem Geräusch nicht beirren und widmete meine volle Aufmerksamkeit wieder dem jungen Mann, der sanfte Küsse auf meiner nackten Haut platzierte. 

Irgendwann lagen wir mit verschränkten Händen und außer Atem nebeneinander. Er drückte meine Finger für einen kurzen Augenblick zusammen und hauchte mir "Schlaf gut, Liebes" ins Ohr.

Ich schloss meine Augen mit einem breiten Lächeln auf den von den Küssen geschwollenen Lippen und glitt schon bald darauf ins Land der Träume.

*

Die Sonne kitzelte meine Wangen. Wo war ich? Mein Blick fiel auf meinen nackten Körper, der lediglich von einer Jacke bedeckt war. Neben mir rührte sich etwas, weshalb ich den Blick hob.

Fast wäre mir das Herz stehen geblieben. Was war hier passiert? Was hatte ich nur getan?

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