13. EMPÖRUNG UND MEINE VORLIEBE FÜR MUFFINS

Ich stand noch immer wie angewurzelt da; selbst mein sonst so loses Mundwerk hatte keinen passenden Konter auf seine Aussage parat, den ich ihm hätte hinterherrufen können. 

Hallo? Er hatte mich doch zuerst geküsst!

Empört beschloss ich ihm zu folgen. Er lief zielstrebig um den Laden herum, in dem sich die ganze Sache soeben abgespielt hatte; ich dicht hinter ihm her. Beinahe wäre ich, von meinem Übermut und der Empörung übermannt, über einen Stein gestolpert und folglich mit dem Gesicht voraus auf den gepflasterten Boden gefallen.

Gerade wollte ich ihn zur Rede stellen, als ich sie entdeckte.

Eleanor, die wunderschöne Brünette, erwachsene, verantwortungsbewusste, alles Gegenteilige von mir, Freundin von Louis.

Er beugte sich zu ihr herunter und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund. Dieses Bild zu sehen, war wie mehrere Messerstiche in mein Herz. Ich kniff angestrengt die Augen zusammen, drehte mich um und bewegte mich in einem schnellen Schritttempo von den beiden weg. Wieso musste so etwas ausgerechnet mir passieren? War ich wirklich in Tomlinson verliebt? Selbst wenn dies der Fall war... er war immer noch mein Lehrer und hatte eine Freundin, die er allem Anschein nach liebte, obwohl er mich geküsst hatte.

Also wohl eher nicht.

„2:0 für das Gehirn. Tja Herz, da musst du dir wohl jemand anders suchen", meckerte mein Unterbewusstsein.

Ich benötigte jetzt unbedingt eine neutrale Meinung über den derzeitigen Stand der Dinge. Und mir fiel nur eine einzige Person ein, mit der ich darüber reden konnte.

S A R A H

Liams Lippen bewegten sich rhythmisch auf meinen.

Wir waren grade dabei sein Büro zu zerstören und uns die Klamotten vom Leib zu reißen, als auf einmal mein Handy klingelte. Verdammt nochmal, immer im falschen Moment wurde man gestört. Erst ignorierten wir es, doch beim dritten Mal seufzte ich genervt auf.

"Scheint wichtig zu sein. Wir wiederholen das", meinte ich.

Er nickte und gab mir noch einen Kuss. Ich richtete meine Bluse, zupfte meine Haare schnell zurecht und verließ im Anschluss das Zimmer. Mein Handy klingelte nun zum vierten Mal, weshalb ich einen genervten Blick auf den Bildschirm warf.

'Serena' leuchtete immer wieder auf.

"Hallo?", ging ich schließlich ran und versuchte mir meine Genervtheit nicht anmerken zu lassen.

"Hi", murmelte die getrübte Stimme. Ich hörte schon alleine anhand ihrer Begrüßung, dass etwas nicht stimmte und konzentrierte mich nun voll und ganz auf meine neu gewonnene Freundin.

"Schatz, was ist los?", wollte ich erfahren und fuhr mir mit meiner anderen Hand durch die Haare. Liam beobachtete mich von seinem Arbeitszimmer aus, jede einzelne meiner Bewegungen schien er haargenau unter die Lupe zu nehmen. Es war fast so, als würden seine Augen an meinen Körper gefesselt sein. Eine leichte Röte verbreitete sich auf meinen Wangen und ich hoffte darauf, dass er es nicht bemerkten würde.

"Können wir uns treffen?", kam sie gleich auf den Punkt. Bestimmt kaute sie mal wieder auf ihrer Unterlippe herum. Trotz unserer kurzen Bekanntschaft, hatte ich das schon des Öfteren mitbekommen.

"Klar. Starbucks?", schoss es aus mir heraus.

"Okay. Bis gleich", sagte sie geknickt.

"Bis gleich", verabschiedete ich mich von ihr.

Das hörte sich wie Alarmstufe rot an. Was war passiert? Vielleicht hatte es ja mit einer bestimmten Person was zu tun? Ich hatte absolut keine Ahnung. Bevor ich das Schulgebäude verließ, wollte ich unbedingt mein Aussehen noch schnell abchecken, nicht, dass jemand mir komische Blicke oder sowas zuwarf.

Meine braunen Haare waren ein bisschen verwuschelt und der Lippenstift total verschmiert. Warum hatte ich auch ausgerechnet den knallroten genommen? Ach stimmt ja, wegen Liam.

Er war einfach nur heiß... und ganz nebenbei der Schuldirektor.

Warum mussten ausgerechnet die heißen Typen immer verbotene Zone für mich sein? Auch, wenn er das nun einmal war: ich konnte ihm einfach nicht widerstehen und anscheinend beruhte dies auf Gegenseitigkeit.

Aber jetzt musste ich mich auf meine Freundin konzentrieren und aufhören andauernd über unsere kleine Affäre nachzudenken.

Ein letzter Blick in den Spiegel - alles saß perfekt - und ich ging los zu Starbucks.

Auf dem Weg passierten immer wieder irgendwelche ungewollten Missgeschicke, was vielleicht an den Schuhen gelegen haben könnte oder auch an der Aufregung, welche nach wie vor durch meine Venen pumpte.

Einmal rempelte ich einen jungen, gutaussehenden Mann an, dem sein Milchshake daraufhin aus der Hand rutschte. Ich klimperte mit den Wimpern und zog einen Schmollmund, während ich mich entschuldigte. Sobald sich seine Miene etwas aufgebessert hatte, hatte ich mich verabschiedet und meinen Weg fortgesetzt. Die nächste Kontaktaufnahme hätte ich um ein Haar mit einer Straßenlaterne gemacht.

Seufzend strich mir meine Bluse zurecht und betete, dass sich nun keine weiteren Unfälle oder fast-Unfälle mehr ereigneten.

Bestimmt wartete meine Freundin schon mehr als ungeduldig auf mich.

S E R E N A

Wo blieb sie nur? Mein Magen knurrte, ich hatte seit heute Morgen nichts mehr gegessen, was nicht unbedingt eine gute Idee gewesen war. Auch wenn ich Hunger hatte, war mir zugleich einfach nur schlecht, wegen der Sache von vorhin. Ungeduldig tapste ich von einem Fuß auf den anderen.

Hoffentlich würde ER jetzt hier nicht vorbeilaufen. Denn auf ihn hatte ich jetzt überhaupt keine Lust. Ich wollte nicht einmal seinen bescheuerten Namen aussprechen.

Da kam sie ja dann auch angestöckelt.

Man, waren das hohe Schuhe! Wie schaffte Sarah es nur, auf diesen Spießen zu laufen? Da konnte man ja sogar schon Fruchtspieße draus machen, so dünn und hoch wie die Dinger waren. Ich stellte mir vor, wie ich solche Schuhe trug, und irgendwie schlich sich das Bild von einem Storch auf Stöckelschuhen vor mein geistiges Auge.

"Wie kannst du mit den Teilen denn laufen?", fragte ich erstaunt. "Kann ich eben nicht", kam die Antwort zurück, und wir beide begannen zu lachen. "Das sah aber richtig sexy aus. Dir haben bestimmt 20 Leute hinterher gestarrt", schmunzelte ich.

 "Hm. Schon einmal daran gedacht, dass sie mir vielleicht hinterher gestarrt haben, weil ich es eben nicht kann?", widersprach sie desinteressiert und musterte die Pumps an ihren Füßen. 

"Im Ernst. Ich kann sowas überhaupt nicht", brummte ich und sah sie todernst an. 

"Wenn du willst bring ich dir das bei. Komm, wir kaufen uns was zum mit nehmen und gehen dann zu mir", schlug meine neue Freundin vor, und ich willigte mit einem kurzen 'Okay' ein.

Gesagt, getan.

Mit einem Frappucchino, einem Java Chip und fünf Muffins machten wir uns auf den Weg zu ihr. 

Eigentlich hätte ich ja noch mehr Muffins genommen, aber erstens, würde dies meiner Figur nicht sonderlich guttun und zweitens, hätten alle Leute mit Sicherheit ziemlich dumm geschaut.

Draußen war es wieder ein bisschen kälter geworden; die kühle Luft wickelte sich um meine Beine, während wir zu meiner Freundin nach Hause stolzierten. 

Ihre Wohnung lag genau im Zentrum. 

Dennoch dauerte es tatsächlich ein bisschen, bis wir an ihrem Wohnblock angekommen waren und sie ihren Schlüssel gefunden hatte. Natürlich musste sie diesen erstmal eine halbe Ewigkeit lange suchen. 

Kaum saßen wir also auf dem Sofa, wollte sie schon wissen, was passiert war, aber ich widmete mich erst einmal meinen Muffins, da mein knurrender Magen nach etwas zu Essen verlangte. 

Die Übelkeit, die ich zuvor beinahe durchgehend verspürt hatte, war auf einmal verflogen, was vermutlich nicht zuletzt an dem köstlich duftenden Süßgebäck lag, welches ich mir stückweise in den Mund schob.

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