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„Ist es nicht verrückt", fragte Maddie mich, während ich darüber nachdachte, wie verrückt es war, dass ich über einen Monat lang fast jeden Tag an dem gemalten Bild aus dem Kunstkurs, das neben dem Chemielabor in der dritten Ebene hing, vorbeigegangen bin und mich gefragt habe, wer nur so gut mit Farben umgehen kann, und ich heute früh Maddies Namen in der Ecke des Bildes hab stehen sehen.
„dass die meisten Menschen einen Beruf lernen und dann fünfzig Jahre lang darin arbeiten? Wir sollen uns mit achtzehn dazu entscheiden, wie wir den Großteil unseres Lebens verbringen wollen, nachdem wir zwölf Jahre lang in der Schule herumgesessen haben. Wir wissen doch selbst noch nicht mal, wer wir sind." Maddie schob sich einen Löffel voll mit Milchreis in den Mund, schluckte herunter und fügte hinzu: „Das ist, als müsstest du entscheiden, welches Gericht du für den Rest deines Lebens essen willst, ohne jemals eins probiert zu haben."
„Welches Essen würdest du nehmen, wenn du nur noch eins für immer essen könntest?", fragte ich interessiert, obwohl es etwas unhöflich war, auf ihre vorige Aussage nicht einzugehen.
Doch Maddie schien das nichts auszumachen. „Pizza, und du?"
„Brokkoli-Auflauf."
„Nicht dein Ernst!"
„Nein", erwiderte ich lachend. „Natürlich nicht. Ich denke, ich könnte mich nicht entscheiden. Und genauso wenig auch für einen Beruf."
Maddie aß zwei weitere Löffel Milchreis, bevor sie antwortete. „Du solltest Blauwalforscher werden. Du weißt jetzt schon mehr über die Tiere als alle unsere Mitschüler zusammen."
Das brachte mich zum Schmunzeln. „Nur, wenn du dich als Künstlerin selbstständig machst."
Ich sah zu, wie sie zum Reden ansetzte, dann verstummte, da ihr wahrscheinlich das Bild neben dem Chemielabor einfiel, und sich dann ihre Mundwinkel hoben.
„Ich habe darauf eine 3 bekommen", sagte Maddie und zog die Augenbrauen hoch.
Meine Augen weiteten sich, während ich den Kunstunterricht infrage stellte. „Das ist verrückt."
In dem Moment stand Maddie auf, nahm ihr Tablett mit dem sauber ausgekratzten Milchreisteller in die Hand, machte einen Schritt auf mich zu und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange. Ich starrte ihr hinterher, wie sie das Tablett wegbrachte, sich dann bückte, ihren Schnürsenkel neu band und aus der Mensa verschwand. Und plötzlich wusste ich nicht mehr, was verrückter war. Dass ihr Kunstlehrer mit achtzehn anscheinend den völlig falschen Job gewählt hatte, oder das, was gerade passiert war.
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