Kapitel 52

Harrys Sicht

*Dumbledores Büro*

"So leid es mir tut Harry, aber du kannst nicht am nächsten Quidditchspiel teilnehmen." "Was wieso?"

In einem Monat ist das letzte Quidditchspiel in diesem Schuljahr. Es ist immer das wichtigste Spiel, da sich dort entscheidet wer den Quidditchpokal erhält. "Es ist zu riskant. Das Spiel findet zwei Tage vor deiner letzten und wichtigsten Prüfung statt. Da können wir nicht riskieren, dass dir etwas zustößt." "Aber das Spiel Gryffindor gegen Slytherin ist das Wichtigste. Slytherin sind unsere stärksten Gegner, da braucht mein Team mich!" "Ihr habt genügend Zeit, um einen neuen Sucher zu finden und zu trainieren." Das kann nicht sein Ernst sein! Ich respektiere Dumbledores Entscheidungen, aber das wird unserem Team den Sieg kosten ... Enttäuscht verlasse ich das Büro und mache mich auf zum Training, das Oliver Wood für heute angesetzt hat.

Ich hole meinen Besen aus meinem Zimmer und laufe zum Quidditchfeld. George und Fred sind schon in der Luft und werfen Bella und Hermine mit Bällen ab. „Harry! Da bist du ja! Wir haben auf dich gewartet." Bevor ich es noch weiter hinauszögern kann, sage ich es ihnen einfach: "Ich kann beim nächsten Spiel nicht mit machen." 

Meine Bemerkung löst starke Empörung aus. "Wieso?" "Dumbledore hat es mir verboten. Er meint, dass es zu riskant wäre, weil es zwei Tage vor meiner letzten Prüfung ist.", verzweifelt erkläre ich den anderen meine Lage. Wood ruft die Zwillinge zu uns, und teilt ihnen mit, was los ist. "Das kann er doch nicht machen. Das Spiel Slytherin gegen Gryffindor ist das Wichtigste!", 

Fred schlägt verzweifelt seine Hände über dem Kopf zusammen. Entschuldigend zucke ich mit den Schultern. Wood seufzt verzweifelt: "Uns bleibt wohl nichts anderes übrig. Wir müssen einen Sucher für dieses eine Spiel finden. Gibt es irgendwelche Vorschläge?" Und da haben wir das nächste Problem. Alle reden wild durcheinander. 

„Meint ihr, Krum könnte ihn ersetzen?", mit hochgezogener Stirn schauen wir Fred an. „Dir ist schon bewusst, dass er auch ein trimagischer Champion ist und das schon mal ein Grund wäre, weshalb er das nicht tun kann?! Und außerdem glaubst du doch nicht wirklich, dass Victor Krum sich dazu bereit erklären würde, unseren Sucherersatz zu spielen.", kopfschüttelnd schaut Wood sich um. "Es gibt keinen Gryffindor, der auch nur halb so gut ist wie Harry!" "Und selbst wenn er gut wäre, dann hat er mit Sicherheit Schiss vor Malfoy." "Wir brauchen auf jeden Fall jemanden, der sich traut gegen Malfoy anzutreten und sich nicht von ihm beeinflussen lässt. Außerdem wäre es nicht schlecht, wenn er ganz nebenbei auch noch recht passabel fliegen kann und im Stande ist, einen kleinen goldenen Ball zu fangen." 

Wood schaut sich verzweifelt um, doch mit einem Mal erhellt sich seine Miene. Verwundert folge ich seinem Blick. "Ihr braucht keine Vorschläge mehr zu machen: Ich habe den perfekten Sucher gefunden... Schlagen wir einen Malfoy mit einer Malfoy.", zufrieden lächelt Wood uns an. Alle 6 Augenpaare folgen Woods ausgestreckten Arm, der auf die Tribüne deutet. 

Dort sitzt Bella und unterhält sich mit Hermine. Genau in dem Moment schaut sie auf und sieht zu uns runter. Ich kann ihren verdutzten Blick sogar von hieraus sehen. "Habe ich irgendetwas im Gesicht, oder warum schaut ihr mich alle so an?", sie fängt an zu lachen, und schaut fragend zu ihrer besten Freundin, die nur verwundert mit dem Kopf schüttelt. George steigt grinsend auf seinen Besen und fliegt zu ihr hoch. Kurz darauf kommt er mit seiner Freundin zurück.

Wir erklären ihr die Situation. Stirnrunzelnd hört sie uns zu. "Meint ihr das Ernst? Ihr wollt mich als Sucherersatz?", ein einstimmiges Nicken beantwortet ihre Frage. Zweifelnd sieht sie mich an: "Ich war bisher immer nur Treiber. Ich weiß nicht, ob ich gut genug bin..." "Bella, du bist einfach perfekt dafür geeignet: Du bist schnell, hast Erfahrung im Quidditch und du bist eine der Wenigen, die sich nicht von Draco beeinflussen und verschrecken lässt." Zweifelnd sieht sie mich an. "Na gut.", schulterzuckend sieht sie zu Wood. "Ich mache es."

Isabellas Sicht

Grinsend sitze ich auf Harrys Besen. Da die Anderen gleich mit dem Training anfangen wollten, hatte ich keine Zeit, meinen Besen zu holen, weshalb mir Harry seinen angeboten hat. Wood will sehen, wie zielsicher ich fliegen kann, und deshalb hat er über das ganze Feld verteilt einen kleinen Parcours aufgebaut. Dieser besteht prinzipiell nur aus den anderen Spielern, die alle einen kleinen Ball in der Hand halten. Meine Aufgabe besteht darin, so schnell wie möglich alle Teamkollegen anzufliegen und die kleinen Bälle zu fangen.

Harry hat sich neben Hermine auf die Tribüne gesetzt und ich warte auf sein Startsignal. Grinsend visiere ich Fred an, der auf der anderen Seite des Feldes schwebt und herausfordernd den kleinen Ball in die Luft hält. „LOS!" Auf los geht es los! Wie aus der Pistole geschossen starte ich und düse zu Fred. Dieser wirft den Ball nach oben, doch ich fange ihn gekonnt. Auch die nächsten Bälle fange ich geschickt, da Angelina, Alicia und Katie die Bälle genau wie Fred einfach nur nach oben werfen. Den nächsten Ball muss ich von George fangen, und schon als ich auf ihn zufliege, weiß ich, dass er den Ball nicht einfach nach oben werfen wird. Bloß gibt es halt noch unzählig viele weitere Möglichkeiten... Doch George macht einen kleinen Fehler, er lässt den Ball viel zu zeitig fallen, sodass ich problemlos abwenden kann und meine Hand schon kurz darauf den kleinen Ball umfasst. Kaum habe ich wieder etwas an Höhe gewonnen, fliege ich konzentriert auf Oliver Wood zu, der zwischen den Torringen schwebt. Achtsam verfolge ich den Ball. An Woods glitzern in den Augen, kann ich erkennen, dass er mich austesten will. Entweder will er schauen, wie mutig ich bin oder wie schnell ich tatsächlich abbremsen kann. Oder er ist einfach nur lebensmüde und will, dass ich ihn mit voller Wucht umfliege. Nur wenige Meter trennen uns noch, als er den Ball nach links wirft. Ich kann meinen Besen kurz vor ihm noch nach links ziehen, und greife selbstsicher nach dem Ball. Nur habe ich voll und ganz vergessen, dass wir uns zwischen den Torringen befinden und so umschließt meine Hand lediglich das kühle Metall des mittleren Ringes. Lachend ziehe ich mich an dem Ring hoch und setze mich. Harrys Besen liegt unter mir im Sand. Innerlich danke ich Jo, da ich dank ihm schon einige Male im Zirkus am Trapez hing und dadurch instinktiv wusste, was zu tun ist. „Das hätte auch schief gehen können." „Du hättest den Ball ja auch eine Sekunde eher werfen können!", schmunzelnd zieht Wood mich auf seinen Besen und befördert mich heil auf den Boden. „Bel! Geht es dir gut?", besorgt nimmt George mich in den Arm. „Ja, alles super." „Nichts ist super! Du hättest 20 Meter tief fallen können!", wütend baut sich George vor Oliver auf. Ich nehme seine Hand und schaue in eindringlich an. „Mir geht es gut, okay? Ich habe jede Ferien in meinen ersten beiden Schuljahren im Zirkus verbracht, und da bin ich schon wesentlich tiefer gefallen, und schau mich an: Mir fehlen keine Körperteile!", schmunzelnd breite ich die Arme aus und drehe mich einmal im Kreis. Jetzt kann auch mein Freund wieder lächeln, und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Bella! Geht es dir gut?", Hermine kommt angerannt – Harry im Schlepptau. Lachend empfange ich meine beste Freundin und beobachte Harry, wie er zu seinem Besen läuft und ihn skeptisch begutachtet. „Na, noch alles dran?", Fred steht neben Harry und tut so als würde er dem Besen fürsorglich den Staub abputzen.

***

*ein paar Tage später*

Seit vorgestern gehöre ich nun offiziell zum Gryffindor-Quidditchteam! Zwar nur für den Rest des Schuljahres, aber immerhin. Wir haben beschlossen, vorerst noch keinem von dem Sucherwechsel zu erzählen, um die Slytherins nicht vorzuwarnen. Allerdings hat wohl irgendjemand noch nicht ganz verstanden, was das Wort 'schweigen' bedeutet, denn seit gestern wird überall getuschelt, wer den Platz von Harry Potter im Quidditchteam bekommen hat. Aber so wie ich meine Freunde kenne, hat der eine es nur einem Freund erzählt. Dieser Freund hat es auch nur einem erzählt, und so hat es sich dann immer weiter herumgesprochen, sodass mittlerweile die ganze Schule weiß, dass Harry Potter nicht am letzten Spiel teilnehmen wird. Das Quidditchteam macht sich einen Spaß daraus, den Ersatzsucher – also mich – geheim zu halten.

Wood zwinkert mir verschmitzt zu, nachdem er Marcus Flint nun schon zum dritten Mal abgewiesen hat. Dieser wird von Mal zu Mal wütender, was Oliver Wood bloß immer breiter grinsen lässt.

Ich bin ja gespannt, wie lange es wirklich ein Geheimnis bleibt. Spätestens nächste Woche, wenn mein Training beginnt, wissen es ja sowieso alle, aber bis dahin gönne ich den Jungs ihren Spaß. Ich muss zugeben, dass selbst ich es mittlerweile amüsant finde, wie stark sich ein paar Jugendliche nur durch Blicke konkurrieren können.

***

Ich sitze mit Harry und Oliver im Gemeinschaftsraum und lasse mir von ihnen alle meine Fragen beantworten. Ron sitzt neben mir und lauscht unserem Gespräch. Zwar habe ich schon einmal in einer Schulmannschaft Quidditch gespielt, aber ich habe mich nie wirklich für die Aufgaben eines Suchers interessiert, da ich bisher dachte, dass er nur einen kleinen goldenen Ball fangen muss. Wie sich herausstellt, hat er noch weitere Aufgaben. 

Harry erklärt mir, dass ich nie bewegungslos in der Luft schweben darf, und die anderen Spieler immer im Blick behalten soll. Ich bin quasi ihre Alarmanlage. Es kam schon öfters vor, dass ein Jäger von einem Klatscher getroffen wurde, weil er abgelenkt war oder die Jäger Hilfe benötigt haben, den Gegner den Ball wegzunehmen. „Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, bin ich also nicht nur Ersatzsucher, sondern auch Ersatzjäger?", verwundert schaue ich die beiden an, die zustimmend nicken. „Ja, so in etwa. Das wichtigste ist eigentlich, dass du nicht von einem Klatscher getroffen wirst, denn dann haben wir verloren. Du musst in deinem Kopf umdenken. Vom Treiber zum Sucher. Du bist nicht mehr für die Sicherheit deiner Teamkollegen verantwortlich. Du holst uns den Sieg!" 

Schmunzelnd nicke ich. „Okay, das bekomme ich schon hin. Wir haben ja noch drei Wochen." Nachdenklich begutachtet Wood meinen Besen, der neben mir auf dem Boden liegt. „Malfoys Besen ist schneller... Meinst du, du kannst ihn trotzdem besiegen?" Lachend hebe ich meinen Besen auf und reiche ihn Ron. Verwundert nimmt er meinen Nimbus 2000 und hält ihn in der Hand, als wäre es aus Porzellan. 

„Ich schenke ihn dir." Mit großen Augen und offenem Mund schaut mich der jüngste Weasley-Bruder an. „W-Was?" „Du hast mich schon richtig verstanden, ich schenke ihn dir.", lächelnd nicke ich ihm zu. „Aber dann hast du ja keinen Besen mehr...", traurig will er mir den Rennbesen zurückgeben. „Du willst doch auch mal ins Quidditchteam, oder? Du möchtest mal ein Hüter sein, nicht wahr?" Unsicher nickt Ron mir zu. „Das wirst du niemals mit deinem alten Besen erreichen, also bitte nimm mein Geschenk an und freu dich!", lachend schiebe ich den Besen wieder zurück. „Ich bekomme zum Geburtstag einen neuen Besen von meiner Mutter!" 

„Dein Geburtstag! Den hätte ich ja fast vergessen! Oh nein! Jetzt, wo du mir deinen Nimbus 2000 geschenkt hast, brauche ich auch ein Geschenk für dich!", panisch springt Ron auf und düst die Treppen zu seinem Schlafsaal hinauf. Keine zwei Sekunden später kommt er schon wieder zurück und schnappt sich seinen neuen Besen, den er neben mir liegen gelassen hat. „DANKE BELLA!", er drückt mich kurz, bevor er wieder die Treppen hoch rennt. 

„Fred, George! Ihr glaubt nicht, was mir gerade passiert ist! Bella hat mir ihren Besen geschenkt!" Schmunzelnd wende ich mich wieder zu Oliver und Harry, die mich lachend ansehen. „Du bist echt verrückt Bella!", kopfschüttelnd packt Wood seine Sachen ein und verabschiedet sich von uns. „Was bekommst du denn für einen Besen?", neugierig schaut Harry mich an. 

Bevor ich ihm antworten kann, kommen zwei rothaarige Jungen auf mich zugerannt. „Ist das wahr? Hast du Ron wirklich deinen Besen geschenkt?" Schmunzelnd nicke ich: „Ich bekomme morgen sowieso einen Neuen, und Rons Besen ist abgenutzt und langsam." Schmollend lassen sich die Zwillinge neben mir aufs Sofa fallen. Sie hätten den Besen auch gerne gehabt, das weiß ich, aber es wäre unfair gewesen, wenn ich einem Zwilling einen neuen Besen schenke, und dem anderen nicht. So habe ich Ron den Weg ins Quidditchteam geöffnet, und mit etwas Training kann er es auf jeden Fall schaffen. 

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