Kapitel 48
Isabellas Sicht
„Dad, können wir los?", aufgeregt springe ich die Treppen hinunter. Meinen Koffer lasse ich vor mir herschweben. Dank eines Schutzzaubers, der über unser Haus liegt, können Draco und ich auch hier zaubern, ohne dass es dem Ministerium auffällt. Da minderjährige Schüler eigentlich außerhalb von Hogwarts nicht zaubern dürfen, unser Vater aber wollte, dass wir auch zuhause trainieren können, hat er vor einigen Jahren diesen Schutzzauber gesprochen.
„Schatz, der Zug kommt erst in einer halben Stunde.", schmunzelnd kommt mir meine Mutter entgegen. „Na und? Ich möchte aber los." „Du wirst deine Freunde schon noch früh genug wiedersehen.", Dad zieht sich seinen Mantel über. „Es kann nie früh genug sein." – um George wieder um den Hals zu fallen. Füge ich in Gedanken noch hinzu.
Ich stecke meine weißblonden Haare unter eine Mütze, um nicht gleich die ganze Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
„Wo bleibt dein Bruder?", genervt blickt Dad auf die Uhr. Genau in dem Moment kommt Draco die Treppe herunter: „Ich bin ja schon da."
„Super, dann können wir ja los!", fröhlich ergreife ich Mum's ausgestreckte Hand und halte Draco meine andere Hand hin. Mit einem, für Draco sehr untypischen, Grinsen sieht er mich an. „Worauf wartest du?" Auffordernd deute ich auf meine Hand. Draco jedoch schüttelt nur lachend den Kopf und deutet hinter sich. Verwundert folge ich seinem Blick. „Oh, mein Koffer!", mit einem Schwenk meines Zauberstabes hole ich meinen Koffer zu mir und fasse ihn fest mit meiner freien Hand. Kopfschüttelnd, aber immer noch leise vor sich hin lachend, ergreift Draco ebenfalls meinen Koffer. „Seid ihr endlich soweit?", streng beobachtet unser Vater uns. „Ja, Dad."
Einen kurzen Augenblick ist mir schwindelig, aber als ich auf dem Gleis 9 ¾ stehe ist das mulmige Gefühl weg und ein breites Grinsen liegt auf meinen Lippen. Ich gebe meiner Mum einen Kuss auf die Wange und verabschiede mich flüchtig von meinem Vater. Mit den Worten: „Wir sehen uns ja spätestens in den nächsten Ferien!", verschwinde ich in der Menschenmenge.
Ich gebe meinen Koffer im Gepäckabteil ab und steige in den Zug. Ich winke meinen Eltern noch einmal zu, bevor ich mich auf die Suche nach meinen Freunden begebe. Flüchtig schaue ich in jedes Abteil, in der Hoffnung dort einen Rotschopf zu entdecken. Abrupt stoppe ich vor einem Abteil und reiße grinsend die Tür auf. „Guten Morgen ihr drei!"
Fröhlich falle ich Hermine um den Hals. „Na wie waren eure Ferien?" „Dafür, dass du die Ferien mit einer Menge unsympathischer Leute verbracht hast, bist du aber echt gut drauf.", murmelt Ron kauend. „Dafür, dass du gerade einmal seit ein paar Minuten hier bist, hast du schon ganz schön viel Schokolade im Gesicht.", lachend reiche ich ihm ein Taschentuch. „Ach Ron, sie ist eben verliebt. Das sind die Glückshormone.", schmunzelnd beobachtet Hermine mich.
„Wird da etwa jemand rot?", lachend deutet Harry auf mein Gesicht. Augenrollend setze ich mich zu ihnen. „Wenn wir schon mal beim Thema sind: Wisst ihr wo er ist?" „Er wollte draußen auf dich warten. Wahrscheinlich habt ihr euch verpasst. Aber er wird bestimmt bald kommen." Wie auf Kommando stürmen die Zwillinge in das Abteil.
„Da ist ja unsere kleine Malfoy!", schmunzelnd drückt George mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich bin nicht klein! Und seit wann nennst du mich bei meinem ach so beliebten Nachnamen?" „Das Thema mit dem klein hatten wir ja schon mal.", grinsend quetscht sich George zwischen Harry und mich. Einen kurzen Augenblick mustert er mich, bevor er mir mit einer schnellen Handbewegung die Mütze vom Kopf zieht. „Und 'Malfoy' werde ich dich solange nennen, wie du diese Haare hast.", stirnrunzelnd wickelt er sich eine Strähne um seine Finger. „Was ist das denn?", auch Harry nimmt sich eine meiner Haarsträhnen. Ron und Hermine sitzen mit offenen Mündern mir gegenüber. Nur Fred sieht mich wie immer an: „Steht dir."
„Danke Fred.", gekonnt ignoriere ich die erstaunten Blicke der anderen. „Wegen der Silvesterparty musste ich mich ein bisschen anpassen.", entschuldigend ziehe ich die Schultern hoch. „Voll krass, wie ähnlich du so deinem Bruder siehst!", Ron lehnt sich mit großen Augen nach vorne, um mich besser zu anzuschauen. „Wirklich?", stirnrunzelnd drehe ich mich zu Hermine. Sie nickt bestätigend: „Stimmt schon – irgendwie. Die Haare lassen dich blasser wirken, und jetzt sieht man, dass ihr die gleichen Gesichtszüge habt." „Gruselig – die Ähnlichkeit." „Naja, wir sind halt Zwillinge, so unnormal ist das jetzt auch nicht.", lachend streiche ich mir eine lose Haarsträhne nach hinten.
„Die Frage ist nur, ob ich es jetzt als Kompliment sehen soll.", lachend setze ich mir meine Mütze wieder auf. Die Jungs schauen mich nachdenklich an, trauen sich aber nicht wirklich etwas zu sagen. Nur Hermine antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Natürlich! Dein Bruder sieht doch gut aus!" Jetzt lagen 5 Augenpaare auf ihr. Schmunzelnd beobachte ich, wie sich Hermines Wangen langsam rötlich färben.
„Du findest, Malfoy sieht gut aus?", Ron zieht eine Augenbraue hoch. Entschuldigend zuckt Hermine mit den Schultern: „Das sind die Gene, da kann ich doch nichts dafür." „Also ich finde, Bella trotzdem tausendmal schöner als den Rest ihrer Familie.", lächelnd schaut George mich an. „Uh, ich fühle mich geschmeichelt. Ich finde dich auch tausendmal schöner als den Rest deiner Familie!", lachend verwuschle ich ihm die Haare.
Ein zweistimmiges „Hey!" lässt mein Lachen lauter werden. Fred und Ron funkeln mich böse an. „Nimm das sofort zurück!" Ich hebe ergebend die Hände: „Schon gut, ihr habt ja Recht. Ginny sieht schon ein wenig besser aus als George." Jetzt ist es George, der mich verärgert anschaut. Hermine, Harry und ich können uns vor Lachen kaum noch aufrecht halten. Wir unterhalten uns noch eine Weile, bis der Wagen mit Süßigkeiten vorfährt und Harry und ich gefühlt den halben Wagen leer kaufen. Die nächsten Stunden sitzen wir schmatzend und lachend in unserem Abteil und freuen uns auf das zweite Halbjahr.
Am Bahnhof angekommen springen wir alle aus dem Zug und ich wickle meinen Umhang fester um meinen Körper. „Brr, ist das kalt hier." „Man sollte annehmen, eine Malfoy sollte mit etwas Kälte klarkommen, so kalt wie eure Herzen sind!", höhnisch grinsend schlendert ein Ravenclaw 6. Klässler an mir vorbei. Wütend stampfe ich auf den Boden. „Wie bitte?" Der 6. Klässler bleibt stehen und dreht sich zu mir um. „Ach, schlecht hören können die Malfoys also auch noch. Ich wusste doch, dass ihr noch mehr versteckte Talente habt!", hinter ihm krümmen sich seine Machofreunde vor Lachen.
Brodelnd vor Wut mache ich einen Schritt auf ihn zu und richte mich auf. „Sag noch einmal was gegen meine Familie und ich zeige dir wie eiskalt eine Malfoy wirklich ist." Mit funkelnden Augen mache ich noch einen drohenden Schritt auf ihn zu. Er ist mindestens einen Kopf größer als ich, doch das ist mir egal. „Oho, da habe ich jetzt aber Angst!", lachend macht er ebenfalls einen Schritt auf mich zu, mit der Hoffnung, dass ich vor ihm zurückweiche. Doch ich bleibe stehen und setze meinen eiskalten Malfoy-Blick auf.
„Bella, lass es sein. Das ist er nicht wert.", George, der die ganze Szene bis jetzt stumm beobachtet hat, will einen Schritt auf mich zu machen, doch ich halte ihn mit einer einfachen Handbewegung auf. „Rufst du jetzt deine Blutsverräterfreunde zur Hilfe?" Das wars, ich kann meine Wut nicht mehr zurückhalten und schlage ihm mit der Faust ins Gesicht. Scheinbar habe ich mehr Kraft als erwartet, denn der Ravenclaw krümmt sich vor Schmerzen und schwankt. Wenn ihn seine Freunde nicht aufgefangen hätten, wäre er sicherlich gestürzt. Geschockt von mir selbst mache ich einen Schritt zurück. Hinter mir kann ich Ron und Fred lachen hören. „Manoman, Bella. Das hat gesessen." Die Ravenclaws schauen mich wütend an und kommen auf mich zu.
Mit dem folgendem hätte ich im Traum nicht gerechnet. Bevor ich mich auch nur ansatzweise verteidigen konnte, stehen auf einmal 3 kräftige Slytherins vor mir und richten ihre Zauberstäbe auf die Ravenclaws. „Wagt es ja nicht, nur daran zu denken, meiner Schwester etwas anzutun!", gereizt funkelt Draco die Ravenclaws an. Er ist zwar 2 Jahre jünger, aber genauso groß wie die 6. Klässler und die Slytherins sind ihnen kräftemäßig überlegen.
„Sie hat mich angegriffen! Sie ist gefährlich! Sie gehört weggesperrt!" Fassungslos mache ich einen weiteren Schritt nach hinten. Draco allerdings macht noch einen weiteren Schritt auf den Ravenclaw zu und hält ihm drohend seinen Zauberstab unter die Nase. „Sprich noch einmal so über Isabella, und ich werde dafür sorgen, dass du weggesperrt wirst! Und jetzt verschwinde!"
Eingeschüchtert drehen sich die Ravenclaws um und gehen weg. Die Slytherins verziehen sich ebenfalls, nur Draco steht noch da und schaut mich besorgt an. Er kommt zu mir und streicht mir eine lose Haarsträhne zurück unter die Mütze. „Mach sowas nie wieder!", belehrend stellt er sich vor mich. „Er hat unsere Familie beleidigt!", aufgebracht richte ich mich auf. „Ich weiß, er hat es verdient.", schmunzelnd dreht er sich um und läuft seinen Freunden hinter her.
Lächelnd schaue ich ihm hinterher. Ich weiß ja, dass er mich liebt und dass er alles für mich tun würde, aber dass er mich hier vor allen anderen so verteidigt und damit seine Gefühle offenbart, hätte ich nicht gedacht. „Alles gut?", besorgt legt George mir eine Hand auf die Schulter. Ich nicke nur. „Mann, was war das denn? So habe ich Malfoy ja noch nie erlebt!", erstaunt stellt sich Fred zu uns. „Er ist eben ihr Bruder. Du würdest Ginny doch auch verteidigen.", Hermine zuckt nur mit den Schultern.
„Außerdem ist Marcus ein Mistkerl, der hat das verdient!" „Marcus?", ahnungslos schaue ich Hermine an. „Na der Ravenclaw, dem du eben eine reingehauen hast.", lachend reicht mir Hermine meine Tasche, die ich vorhin liegen gelassen habe. „Sauberer Schlag übrigens. Ich werde mich in Zukunft in Acht nehmen, dich nicht zu reizen.", lachend legt Fred den Kopf in den Nacken. Ich atme erleichtert auf und wir machen uns auf den Weg zum Schloss.
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