Kapitel 41
Isabellas Sicht
Ich sitze gegenüber von Harry, Ron und Hermine in der großen Halle und erledige meine Hausaufgaben. Professor Snape stolziert im Saal umher und sorgt für Ruhe.
Harry und Ron überlegen fieberhaft, wie sie an eine Ballbegleitung kommen. Da sie schon reichlich spät dran sind, sind die meisten Mädchen schon vergeben.
"Psst.", Fred, der neben mir sitzt wirft Ron einen Zettel zu. Er liest ihn und fragt: "Mit wem gehst du denn Fred?" Währenddessen schnappe ich mir den Zettel aus Rons Hand und überfliege ihn: 'Halt dich ran, sonst sind alle weg'. Es geht also um ihre Ballbegleitung. Fred versucht gerade Angelina aus dem Quidditchteam auf Zeichensprache zu verklickern, dass er mit ihr zum Ball gehen will. Als sie zusagt, zwinkert Fred seinem jüngeren Bruder zu und grinst frech. Ich schüttle nur mit dem Kopf und widme mich wieder meinen Hausaufgaben. "Wenn das so weiter geht, dann sind wir die einzigen, die ohne Begleitung zu dem Ball kommen, außer Neville natürlich.", Ron wirft einen belustigten Blick zu Neville. "Aber der kann ja auch super mit sich selbst tanzen.", lachend sieht er Harry an.
"Wenn ihr es genau wissen wollt ... Neville hat schon eine Begleitung.", genervt beugt sich Hermine zu den beiden Jungs.
"Wirklich?!", verzweifelt schlägt Ron sich die Hände vors Gesicht. "Wenn sogar Neville eine hat ..."
Plötzlich scheint Ron ein Licht auf zu gehen: "Hermine? Gehst du mit einem von uns?", unschuldig sieht er sie an. "Was?" "Naja für einen Jungen ist es eine Sache allein auf den Ball zu gehen, aber für ein Mädchen ... " Oho, das gibt Ärger. Schmunzelnd sehe ich die drei an und kann mir ein Lachen nur schwer verkneifen, als Snape ihnen mit einem Buch auf den Kopf schlägt. Wütend sieht Hermine den Weasley Jungen an: "Ob du es glaubst oder nicht, aber mich hat jemand gefragt." Aufgebracht steht sie auf und gibt Professor Snape ihre Hausaufgaben, dann kommt sie zurück und packt ihre Sachen zusammen. "Und ich habe 'Ja' gesagt!", wütend stapft Hermine davon.
"Sie lügt, oder?", mit großen Augen sieht Ron mich an. Ich schüttle nur mit dem Kopf: "Ihr zwei hättet einfach mal eher fragen sollen, dann wären Hermine und ich bestimmt mit euch gegangen. Aber jetzt sind schon fast alle Mädchen vergeben.", entschuldigend zucke ich mit den Schultern. Ich nehme meine Hausaufgaben und gehe um den Tisch herum zu Snape. Ich halte ihm meine Aufgaben hin, aber er nimmt sie nicht entgegen. Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch.
"Miss Malfoy. Ich wollte noch mit Ihnen reden. Es geht um Ihren Bruder." "Was ist mit Draco?", verunsichert schaue ich mich nach ihm um. "Naja, er scheint in letzter Zeit so abwesend zu sein. Er ist doch eigentlich ein guter und aufmerksamer Schüler. Aber zurzeit gibt er sich wirklich keine Mühe und hat sich einige schlechte Noten geholt." Draco ist eigentlich wirklich ein guter Schüler. Er will Dad zeigen, dass er was draufhat. Es passt nicht zu ihm, die Schule hängen zu lassen. "Ich werde mal mit ihm reden."
Schnell drücke ich dem Hauslehrer meines Bruders meine Zettel in die Hand und gehe zu Harry und Ron zurück. Ich lehne mich zwischen den beiden hindurch und schnappe mir meine Sachen. "Ihr könnt ja mal Fleur Delacour fragen, ich habe gehört, sie hat noch keine Begleitung. " Grinsend packe ich meine Sachen ein und gehe aus der Halle. Während ich raus gehe, werfe ich einen prüfenden Blick auf meinen Zwilling. Dieser packt gerade seine Sachen zusammen, weshalb ich beschließe, ihn draußen abzufangen, um mit ihm zu reden.
Ich muss nicht lange auf ihn warten. Er stolziert wie immer zwischen Crabbe und Goyle daher wie der King. "Draco!" Er bleibt stehen und dreht sich um. "Bella, was ist?" Stirnrunzelnd lasse ich meinen Blick über ihn schweifen. "Ich muss mit dir reden - allein."
Mit einer einfachen Kopfbewegung deutet er seinen beiden Gefolgsleuten an, hier zu warten. Er kommt zu mir. "Was ist los?" Schmunzelnd schaue ich zu Crabbe und Goyle, die wie angewurzelt immer noch dort stehen und uns nicht aus den Augen lassen. "Die beiden machen echt alles was du sagst, oder?" "Klar.", selbstsicher wirft er den beiden einen Blick zu. "Willst du wirklich über die beiden sprechen?" Ich wende meinen Blick kopfschüttelnd von den Jungs ab.
"Nein, natürlich nicht. Was gäbe es da auch noch zu sagen ..." Grinsend schaue ich ihn an. "Jetzt aber mal im Ernst: Snape hat mit mir gesprochen. Er meinte, du wärst in letzter Zeit unaufmerksam und würdest dich nicht mehr um gute Noten bemühen." "Und? Was geht den das an?" "Gar nichts. Aber mich geht es etwas an Draco! Ich bin deine Schwester. Wenn es etwas gibt, was du mir erzählen willst ..." "Da gibt es nichts zu erzählen, Isabella!"
Isabella? Seit wann nennt Draco mich bei meinem vollen Vornamen? Das macht er sonst nur, wenn er aufgewühlt ist oder wütend. Oder eben abgelenkt. Auch Draco scheint seinen Fehler bemerkt zu haben. Verunsichert schaue ich ihn an. Plötzlich geht mir ein Licht auf und ich fange an zu grinsen. "Verstehe.", schmunzelnd schaue ich mich um, finde aber nicht, was ich suche. "Was?", stirnrunzelnd sieht Draco mich an. "Was verstehst du?" "Ach nichts.", frech grinse ich ihn an. "Du bist schon komisch, Bella.", damit dreht er sich um und geht mit seinen Freunden davon. Kurz bevor er um die Ecke geht und ich ihn somit aus dem Blick verlieren würde, sage ich per Telepathie: Ich werde schon noch herausfinden wer es ist.
Verwundert dreht Draco sich um und schaut mich an. Ich zucke nur unschuldig mit den Schultern und drehe mich grinsend um.
Draco ist verliebt!
Das ich das mal noch erleben werde, hätte ich auch nicht gedacht. In Gedanken gehe ich die Mädchen durch, die in Frage kommen könnten, aber ehrlich gesagt, kann ich es mir bei keiner von denen vorstellen. Ich meine, dass Pansy Parkinson in meinen Bruder verknallt ist und alles versucht um auch ihn für sich zu begeistern, ist wohl jedem klar. Aber soweit ich weiß, weist er ihre Annäherungsversuche immer wieder ab.
Es ärgert mich, dass ich es nicht eher bemerkt habe. Ich meine, er ist mein Zwillingsbruder! Aber naja, dass Draco sich mal verliebt, kann ich ja nicht ahnen.
Ich beschließe Draco in nächster Zeit genau zu beobachten, um möglichst schnell herauszufinden, wer denn das mysteriöse Mädchen ist, das das Herz eines Malfoys erobert hat.
"Miss Malfoy, was machen Sie denn da?" Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkt habe, dass ich auf meinem Stift herum kaue. Schnell nehme ich ihn aus dem Mund und sehe Professor McGonagall entschuldigend an. Hastig drehe ich mich um und will in den Gryffindorturm gehen. "Miss Malfoy?!" Verwundert drehe ich mich um: "Ja Professor?" Meine Hauslehrerin ist bemüht sich ein Kichern zu verkneifen und deutet schmunzelnd auf ihren Mund. Verwirrt fahre ich mit meinem Handrücken über meine Lippen und merke, worauf Mrs McGonagall mich hinweisen will. Mein Handrücken ist voll mit blauer Tinte.
"Oh nein.", ich hatte den Stift wohl verkehrt herum im Mund. In Gedanken klatschte ich mir wegen meiner Dummheit selbst eine. Ich drehe mich um und renne in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors und von dort ins Mädchenbad. Als ich mein Spiegelbild betrachte, muss ich lachen. Meine Lippen sind blau und mit meiner Hand hatte ich es bloß noch mehr verschmiert. Schnell wasche ich die Tinte ab.
Zwei Stunden später sitze ich in der Großen Halle beim Abendessen. Ich habe mich extra so gesetzt, dass ich Draco am Tisch neben uns gut sehen kann. Während ich esse, lasse ich meinen Zwilling nicht aus den Augen. Die ersten Minuten ist er nur mit Essen beschäftigt und redet nebenbei mit Goyle. Als sein Teller aber leer ist, schaut er sich suchend um. Nach ein paar Sekunden bleibt sein Blick an einer Stelle hängen. Schnell setze ich mich aufrecht hin und folge seinen Blick an den Ravenclawtisch. Mein Blick huscht immer wieder zwischen Draco und seinem möglichen Zielobjekt hin und her, bis ich die Auswahl auf zwei nebeneinandersitzende Mädchen reduzieren kann. Er beobachtet eindeutig eines der beiden Mädchen. Eines der Mädchen kenne ich.
Ich drehe mich wieder um und sehe meinen Bruder an: Ertappt.
Grinsend beobachte ich, wie Draco erschrocken zusammenzuckt und mich am Gryffindortisch sucht. Als er meinem Blick begegnet, zieht er die Stirn kraus: Was?
Schmunzelnd antwortete ich ihm: Du bist verliebt!
Sogar auf die Entfernung sehe ich, wie Draco errötet.
Stimmt gar nicht! Wütend funkelt er mich an.
Schnell hat sich Draco wieder gefasst und setzt seine ausdruckslose Maske auf. Doch mir war das egal, seine Reaktion bestätigt meine Vermutung nur noch mehr. Zufrieden lehne ich mich zurück, bedenke dabei aber nicht, dass die Bänke ja gar keine Rückenlehne haben und verliere mein Gleichgewicht. Bevor ich jedoch ganz nach hinten umkippen kann, werde ich von George wieder nach vorne gedrückt. "Was machst du denn?", lachend sieht Fred mich an. "Ich weiß auch nicht.", ich muss über mein Ungeschick schmunzeln.
Die anderen wenden sich wieder ihrem Essen zu.
Mein Blick schweift wieder zurück zu Draco. Eigentlich kann er einem ja nur leid tun. Für jemanden wie ihn, ist es schwer Gefühle zu zulassen. Außerdem achtet Dad sehr darauf, dass Draco sich mit den richtigen Leuten abgibt. Ravenclaws, und vor allem diese eine Ravenclaw, gehören da mit Sicherheit nicht dazu. Aber ich werde alles tun, damit mein Bruder glücklich ist.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top