Kapitel 33
"In diesem Zustand solltest du wirklich nicht apparieren oder flohen. Das ist viel zu gefährlich. Du könntest dabei das Bewusstsein verlieren und dann sonst wo rauskommen." Mrs Weasley wischt mit einem feuchten Tuch über meine Platzwunde am Kopf und säubert sie. "Aber ich muss nach Hause, sie machen sich bestimmt schon Sorgen." "Wenn es dich beruhigt, dann schicke ich eine Eule. Aber du solltest wirklich nicht das Flohnetzwerk benutzen." "Okay. Dann wenigstens eine Eule. Damit sie wissen, dass ich überhaupt noch lebe."
Müde grinse ich George an, der mit seinen Geschwistern, Harry und Hermine am Tisch sitzt und Grimassen zieht, um mich aufzuheitern. Als Molly Weasley meinem Blick folgt, wirft sie ihrem Sohn einen strengen Blick zu. "George. Das ist eine ernste Angelegenheit!" Entrüstet öffnet er den Mund zum Widerspruch. "Ich bin nicht George, ich bin Fred. Also Mum, erkennst du etwa deine eigenen Söhne nicht?" "Oh. Tut mir leid Fred. Ich bin nur so durcheinander." Sie dreht sich wieder zu mir und als sie mein Gesicht sieht, zieht sie fragend die Stirn kraus. "Das war doch George, oder?" Lachend nicke ich. Seufzend schlägt sie die Hände über dem Kopf zusammen. "Die beiden machen mich noch wahnsinnig!" In dem Moment kommt Arthur Weasley wieder herein. "Ich habe die Eule gerade losgeschickt. Ich habe ihnen geschrieben, dass ich dich morgen mit ins Ministerium nehmen werde und von dort kann sich dann dein Vater wieder um dich kümmern." Ich nicke nur kurz, da ich mich laut Molly nicht bewegen soll, weil sie gerade meine Wunde heilen lässt.
***
"Und das Auto kann wirklich fliegen?" "Naja, das vorherige konnte es, aber dieses hier bis jetzt noch nicht. Allerdings baue ich es schon um, bald wird es hoffentlich auch ohne Probleme fliegen können." "Trotzdem cool." Staunend betrachte ich die verschiedenen Funktionen, die dieses alte Auto hat. "Du bist wohl besseres gewohnt, was?" "Nicht wirklich. Ich bin erst einmal mit einem Auto gefahren. Das war in Deutschland, als ich mit dem Zirkus von Jo's Eltern herumgezogen bin." "Und ich dachte, ich muss mich für meine Schrottkarre schämen." "Nein, überhaupt nicht. Ich finde Autos total faszinierend. Ich meine, das funktioniert ganz ohne Magie. Genauso wie Telefone oder Fernseher. In Deutschland habe ich sehr oft Fernseher benutzt, aber hier habe ich leider keinen. Dad hasst ja schließlich so ziemlich alles, was mit Muggeln zu tun hat. Demzufolge auch Fernseher und Autos. Aber wir haben ja sowas auch nie gebraucht. Das Flohnetzwerk konnte ich schon mit vier Jahren allein benutzen und apparieren konnte ich mit zehn auch schon. Auch wenn ich das hier in England nicht darf, weil das ja erst ab siebzehn rechtlich erlaubt ist. Aber mit dem Flohnetzwerk oder mit Portschlüsseln kommt man hier ja auch überall hin."
"Das stimmt allerdings. Aber ich finde Mugglesachen wirklich faszinierend, deshalb fahre ich auch viel lieber mit dem Auto zur Arbeit."
Das Leben in London auf diese Art und Weise zu erleben, ist einfach erstaunlich. Überall sind hupende Autos und winkende Muggle. Einige rennen hektisch auf dem Fußweg entlang, andere stehen gelassen am Straßenrand und unterhalten sich. Mr Weasley biegt in eine schmale Straße ein und parkt am Straßenrand.
Wir steigen aus und ich folge ihm durch ein paar Straßen, bis wir an einer Telefonzelle angekommen sind. Stirnrunzelnd betrete ich sie hinter Mr Weasley und beobachte neugierig seine Bewegungen. Plötzlich ruckelt die Telefonzelle und fährt wie ein Fahrstuhl nach unten. Nach wenigen Sekunden sind wir auch schon im Ministerium angelangt und folgen dem Menschenstrom. Um diese Uhrzeit ist auf dem Eingangsflur sehr viel los, aber mit der Zeit verstreuen sich die Zauberer und Hexen auf die unzähligen Abteilungen.
An einer Art Empfang bleibt Arthur Weasley stehen und fragt die alte Hexe, wo sich Mr Malfoy momentan aufhält. "Er ist im Richtersaal, gerade findet eine Vernehmung statt." "Gut, dann bringe ich dich dort hin." "Ich weiß wo das ist. Sie müssen doch sicherlich arbeiten." Arthur Weasley fährt sich unruhig durch die Haare. "Eigentlich schon, aber mir wäre wohler, wenn ich dich wenigstens in die richtige Etage bringe." "Okay." Zielstrebig steuere ich einen der Fahrstühle an und betrete ihn. Mr Weasley drückt ein paar Knöpfe und kurz darauf setzt sich der Aufzug in Bewegung.
Ein paar Sekunden später hält er an und ich verabschiede mich von Mr Weasley und bedanke mich bei ihm. Dann steigt er wieder in den Aufzug und ich laufe ein paar Gänge entlang und bleibe vor einer Tür stehen. Kurz zögere ich, doch dann drücke ich sie auf und gehe in das Zimmer. An einer Seite steht ein Tisch, doch dieser ist momentan unbesetzt und nicht einmal eine Wache steht vor dem Gerichtssaal. Langsam gehe ich auf die große Tür zu und lausche. Ich kann lautes Gerede hören und öffne die Tür einen kleinen Spalt.
Keiner scheint mich zu bemerken und deshalb betrete ich den Saal. Ich stehe am oberen Rand des Saals und irgendwie fühle ich mich wie in einer Miniaturausgabe des Colosseums, nur in modern. Auf der anderen Seite kann ich meinen Dad entdecken und am Richterpult sitzt der Minister. Der Anklagestuhl ist leer und auch die Zeugenplätze sind unbesetzt. Verwundert ziehe ich die Stirn kraus. Plötzlich werde ich mir meiner Situation bewusst und mache mich schnell unsichtbar, bevor mich noch jemand entdeckt.
Ich setze mich in die hinterste Reihe und beobachte die Hexen und Zauberer. Die Verhandlung ist ziemlich unspektakulär, da es nur um ein paar Gefangene aus Askaban geht. Ein paar der Namen kommen mir bekannt vor, doch erst bei "Bartemius Crouch Junior" stutze ich. Ich habe gehört, dass er vor ein paar Jahren nach Askaban geschickt worden war, weil er den Todessern angehörte. Er ist der Sohn eines Ministeriummitarbeiters und ich hätte nicht gedacht, dass man mit ihm so öffentlich über seinen Sohn redet. Er ist aus Askaban entkommen und wird jetzt 'vermisst'. Bisher hat ihn noch keiner gesehen.
Ich höre noch ein paar Minuten zu, bevor ich wieder raus gehe und im Flur warte. Gelangweilt blättere ich durch den Tagespropheten und schlage die Zeitung zu, als mir ein bekanntes Gesicht entgegenblickt. Geschockt springe ich auf. Der Mann bei der Meisterschaft! Das war Bartemius Crouch Junior. Harry und ich standen einem der gefährlichsten Zauberer der Welt gegenüber!
Ich renne zurück in den Saal, doch diesmal bemühe ich mich nicht leise zu sein, und stoße die Tür geräuschvoll auf. Über vierzig Hexen und Zauberer sehen mich an. Einige überrascht, andere wütend. Keuchend halte ich den Tagespropheten hoch. "Ich...habe...ihn...gesehen." "Isabella!", auf einmal steht mein Dad neben mir. "Dad, ich habe ihn gesehen. Ich habe Bartemius Crouch Junior gesehen. Beim Quidditchspiel! Er hat das dunkle Mal gezeichnet!" "Bist du dir sicher?" Hektisch nicke ich. Im Saal wird das Gemurmel lauter und einzelne Rufe sind zu hören. "Wahrscheinlich hat sie sich das nur ausgedacht, um Aufmerksamkeit zu bekommen!" "Wer ist das überhaupt!" Sie glauben mir nicht...
"Dad, du weißt das ich nicht lüge." Er nickt und geht zum Minister, der bisher noch nix gesagt hat. Sie tuscheln miteinander und kurz darauf kommen die beiden zu mir und sagen, dass ich mit ihnen kommen soll.
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