Kapitel 26
Es war der 23. Mai im Jahr 1991:
"Sie wird nach Hogwarts gehen, genau wie ihr Bruder! Dort wird sie alles lernen und sie wird zu einer begabten Hexe heranwachsen! Bitte Lucius, du darfst sie nicht von uns trennen! Sie ist doch unsere kleine Bellissima!" Angst spiegelt sich in Narzissas Augen. Noch nie hat Narzissa Malfoy, die Mutter der Zwillinge Draco und Bella, ihren Gefühlen freien Lauf gelassen. Immer war sie eine sehr gefasste Hexe, die stets ihre Worte besonnen wählt.
Doch die Nachricht von ihrem Mann wühlt Narzissa zu sehr auf. Aufgrund ihrer Gabe soll ihre Tochter das Land verlassen. Sie soll nach Deutschland ziehen und dort zur Schule gehen. Bisher weiß die Öffentlichkeit nicht, dass die Malfoys neben ihrem geliebten Sohn Draco auch eine Tochter haben. Diese jedoch ist keine normale Hexe. Schon seitdem sie laufen und reden kann, hat sie zwei besondere Gaben. Zum einen erkennt sie in allem die Wahrheit und weiß sofort, wenn jemand lügt. Und zum anderen kann sie sich unsichtbar machen oder in andere Personen verwandeln, ohne einen Zauberspruch zu sagen oder einen Zauberstab zu benutzen.
Außerdem kann man der bezaubernden Isabella keinen Wunsch abschlagen, sie muss nur einmal lächeln und schon ist man ihr nicht mehr böse. Lucius Malfoy sieht diese Gaben jedoch nicht als etwas Gutes. Für ihn ist es ein Fluch. Isabella kann ihn dazu bringen seine Gefühle zu zeigen, was sonst keiner schafft. Sie kann ihn täuschen, obwohl er sich noch nie hat täuschen lassen. Keiner hat bisher bemerkt, dass er täglich Lügen erzählt - doch sie merkt es und erzählt es. Im Haus der Malfoys interessiert es natürlich keinen, aber wenn sie älter ist, und an eine Schule geht, dann kann sie es jedem erzählen, auch wenn sie es nicht tut, um jemanden zu schaden. Sie kann ja nicht anders, sie kann die Wahrheit nicht verbergen, dafür ist sie ein viel zu guter Mensch.
Während ihre Eltern streiten, sitzt die 10-jährige Bella auf den Stufen zur Empfangshalle und beobachtet traurig ihre Eltern - natürlich unsichtbar. Sie wusste schon immer, dass sie nicht hier her passt, aber sie liebt ihren Bruder über alles und würde viel lieber mit ihm auf die Schule gehen. Dass ihr Vater sie nicht sonderlich leiden kann, hat sie schon öfter zu spüren bekommen. Trotz der Tatsache, dass ihre Mutter ihr immer wieder versichert, dass sie sie über alles liebt, glaubt die junge Hexe, dass sie hier nicht erwünscht ist.
Sie merkt zwar, dass ihre Mutter die Wahrheit sagt, aber noch nie hat Narzissa ihre Tochter in den Arm genommen oder getröstet, wenn sie hingefallen ist. "Wir sind Malfoys, wir zeigen unsere Gefühle nicht." Diesen Satz hat ihr Vater immer gesagt, wenn sie hingefallen ist und geweint hat, oder wenn sie gelacht hat, weil sie ein Geschenk bekommen hat. Doch die kleine Bella hat ein großes Herz. Sie lacht jeden an und kann keinem böse sein - außer ihrem Vater. Sie hat auf jeden eine positive Wirkung. Jeder, der sie sieht muss lachen und keiner würde hinter diesem bezaubernden Mädchen eine Malfoy sehen. In manchen Fällen ist ihre Gabe auch positiv, da sie beispielsweise überall mit hin gehen kann, ohne dass sie jemand sieht.
"Sie wird nicht nach Hogwarts gehen! Und sie wird auch nicht weiterhin hier wohnen! Umso älter sie wird, um so gefährlicher wird sie! In spätestens fünf Jahren könnte sie uns alle umbringen! Merkst du nicht, wie mächtig sie wird? Schon ohne Zauberstab und ohne jegliche Kenntnis über irgendeinen Zauberspruch, kann sie Dinge, die nicht einmal der dunkle Lord kann!" "Ist er der Grund?... Wegen dem dunklen Lord muss unsere Tochter uns verlassen?! ..."
Narzissa wollte ihrem Mann noch weitere Bemerkungen an den Kopf werfen, doch Lucius unterbricht sie. "Sie ist nicht unsere Tochter!" Entsetzt springt Isabella auf. Natürlich sehen ihre Eltern sie nicht, als sie mit weit aufgerissenen Augen auf der Treppe steht. "Was sagst du da? Sie ist Dracos Schwester! Unsere Tochter! Wieso kannst du sie sie nicht so lieben, wie du Draco liebst?" "Wieso? Das fragst du noch? Sieh sie dir doch mal an! Hellbraune Haare, azurblaue Augen, gebräunte Haut, kleine Lachfalten an den Mundwinkeln! Natürlich ist sie wunderschön. Aber sieht sie aus wie eine Malfoy? - Nein." Mit Tränen in den Augen dreht sich Bella um und rennt in ihr Zimmer.
Zwei Monate später stieg die kleine Isabella Malfoy in den Zug nach Deutschland. Allein musste sie von London nach Berlin fahren und dort in den Express steigen, der die deutschen Hexen und Zauberer nach Awastar bringt. Dort fand sie schnell Freunde und wuchs zu einer begabten Hexe heran.
Die erste und zweite Klasse beendete sie als Jahrgangsbeste und in ihrem zweiten Schuljahr wurde sie als Treiberin in das Quidditchteam aufgenommen. Von ihrer Gabe wussten sie alle, doch keiner behandelte sie deswegen anders. Manche zögern, wenn sie ihren Nachnamen hören, doch sobald sie sie näher kennengelernt haben, vergessen sie ihre Abstammung. Isabella hat es in Deutschland schon von Anfang an besser gefallen als bei den Malfoys, weshalb sie nur zu Weihnachten mal einen Brief an Draco geschrieben hat und sonst jeglichen Kontakt vermieden hat. Anfangs hat sie noch viele Briefe von ihrer Mutter bekommen, doch sie hat auf keinen geantwortet. Einmal war ihre Mutter sogar in Awastar, doch Isabella wollte sie nicht sehen.
Wenn ich an die Zeit in Deutschland zurückdenke, dann könnte ich meinem Vater sogar für sein Handeln und für seine Worte dankbar sein. Denn nur durch ihn - weil er denkt, dass ich zu viel Macht bekommen könnte - habe ich tolle Leute kennen gelernt, durfte in einem Zirkus die Ferien verbringen und habe gelernt, wie man richtig Quidditch spielt. Durch ihn habe ich auch das erste Mal Hass verspürt. An diesem Tag im Mai habe ich mich verändert. Aus der kleinen, süßen, immer lachenden Isabella wurde ich. Bella, ein zwar fast immer noch lachendes Mädchen, aber nicht mehr all zu süß. Früher habe ich mich aus allem herausgehalten und habe mich nie getraut meine Meinung zu sagen. Doch seitdem mein Vater gesagt hat, was er über mich und meine Gabe denkt, bin ich viel selbstbewusster geworden. Ich wähle meine Worte zwar bedacht aus, aber ich sage, was ich denke und gehe auf die Leute zu.
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