Kapitel 23

Isabellas Sicht

Dicke Schneeflocken wirbeln durch den Schlafsaal. Da meine Mitbewohnerinnen alle schon beim Frühstück sind, habe ich das sonst geschlossene Fenster weit aufgerissenen und staune über die schönen weißen Schneeflocken. Alles ist von einem Hauch Schnee bedeckt. Ich liebe den Winter, den Schnee, die Kälte! Plötzlich kommt ein kalter Windstoß durch das Fenster und tausend kleine Schneeflocken wirbeln um mich herum. Da ich aber immer noch in meinem kurzen Schlafanzug bin, bekomme ich Gänsehaut und schließe das Fenster wieder. Zu viel Kälte ist dann doch nicht so meins. Den Brief, den ich gerade aus Deutschland bekommen habe, lege ich unter mein Kissen. Ich werde ihn heute Abend lesen.


Durch den fast täglichen Briefwechsel mit meinen Freunden aus Deutschland, steigt immer wieder die Sehnsucht nach den endlosen Wäldern, in denen ich mehr Zeit verbracht habe als an irgendeinem anderen Ort. Dort konnte ich fliegen, ohne dass mich jemand gesehen oder gestört hat. Dort war ich allein, wenn ich niemanden sehen wollte. Dort habe ich das erste Mal einen Jungen geküsst. Ich verbinde so viele schöne Erinnerungen mit diesem einem Ort. In diesem Tal, an diesem Fluss habe ich die meiste freie Zeit verbracht. Nur einmal habe ich jemanden mit dorthin genommen - logischer Weise, da zu einem ersten Kuss ja schließlich zwei Leute gehören.

Ich ziehe mir meinen roten Lieblingspullover und eine enge, schwarze Jeans an und hüpfe fröhlich die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter. Fred und George sitzen mit einem mürrischen Blick auf einem Sofa und ihnen gegenüber sitzen Harry und Ron mit denselben Blicken. "Ist was passiert?" Erstaunt sehen sie an mir herunter. "Wieso bist du so gut gelaunt?", antwortet George mit einer Gegenfrage. 

"Es schneit!" "Ja, ganz genau!", antworten die Vier im Chor. Ich verstehe ihre schlechte Laune nicht und lasse mich zwischen den Zwillingen aufs Sofa fallen. "Der Winter ist doch mit Abstand die schönste Jahreszeit! Schneeballschlachten, Weihnachten, die ganzen Düfte und die Kälte! Einfach herrlich!" Ron zieht eine Augenbraue hoch. "Was ist denn an der Kälte herrlich?" "Im Sommer ist es viel zu warm. Und man schwitzt und stinkt. Im Winter ist es zwar kalt, aber da kann man ja einfach zwei Pullover anziehen und dann ist es schon viel wärmer. Außerdem liebe ich es im Winter, wenn es draußen schneit, vor dem warmen, knisternden Feuer zu sitzen und heiße Schokolade zu trinken! Und außerdem hat im Winter keiner aus meiner Familie Geburtstag!" 

Die Jungs müssen über meine gute Laune lachen. "Wenn man es so sieht. Aber bei zu viel Schnee fällt das Quidditchtraining aus. Wie zum Beispiel heute." Die Jungs und ihr Quidditch. Natürlich liebe ich das Quidditch auch, aber ich bin eindeutig nicht so verrückt nach ihm, wie meine Freunde. "Wir haben immer gespielt, egal bei welchem Wetter.", antworte ich. "Ich meine, ihr spielt doch auch bei dem größten Regen, also wieso nicht, wenn es schneit?" Die vier zucken mit ihren Schultern. "Madame Hooch hat es so gesagt, und Wood" (Oliver Wood ist der Mannschaftskapitän der Gryffindors). Lachend sehe ich alle der Reihe nach an. "Seit wann macht ihr das, was andere euch sagen?!" Die Zwillinge sehen sich an und sagen dann gleichzeitig: "Nie! Du hast Recht." 

Harry steht auf und sagt: "Wir sollten mal zum Frühstück gehen, sonst haben uns die anderen schon alles weggegessen." Wir erheben uns und schlendern zur großen Halle, wobei ich hin und herspringe und zu jedem Fenster renne und die Schneeflocken beobachte. Harry zieht mich dann immer lachend weiter und nach ungefähr zwanzig Minuten sind wir in der großen Halle und gesellen uns zu Hermine. Sie hat ihren Kopf hinter einem Buch und ist so tief darin vertieft, dass sie uns gar nicht mitbekommt. 

"Hermine und ihre Bücher.", lachend stibitzt Ron einen Pfannkuchen von Hermines Teller und stopft ihn sich in den Mund. "Sie würde es nicht einmal mitbekommen, wenn wir sie samt Buch wo anders hintragen würden." "Ich glaube, ich weiß, wie wir ihre Aufmerksamkeit erlangen.", einen kurzen Moment warte ich noch, damit auch alle hinhören, dann rufe ich erschreckt auf: "Harry, hast du für die Prüfung heute gelernt?! Ich habe die total vergessen!" Wie auf Kommando schreckt Hermine auf und starrt uns entsetzt an. "Was denn für eine Prüfung?!" Die Jungs biegen sich vor Lachen, und ernten damit einen strengen Blick von Hermine, bevor sie sich wieder zu mir wendet. "War nur ein Scherz. Ich wollte dir nur sagen, dass wir jetzt auch da sind.", lachend deute ich auf ihr Buch. "Haha. Wie witzig. Ich hätte fast einen Herzinfarkt bekommen!"

***

Unbekannte Sicht

"Ich habe mit ihm gesprochen. Du kannst schon nach den Weihnachtsferien nach Hogwarts gehen. Wenn du einverstanden bist, dann würde er dich morgen schon anmelden." "Meinst du das Ernst? Ich meine, darf ich wirklich nach Hogwarts? Ich muss nicht mehr jeden Tag hier sein?" Lachend nickt mein Vater. Strahlend falle ich ihm um den Hals. "Danke, Dad! Du weißt gar nicht, wie sehr ich mich freue! Endlich werde ich Zauberer und Hexen in meinem Alter kennen lernen und ich kann wieder in einem richtigen Unterrichtsraum sitzen. Wir sehr ich das vermisst habe! Aber denkst du, ich bin gut genug. Schließlich wurde ich bisher nur alle zwei Tage von meinem Patenonkel unterrichtet und Arbeiten musste ich da ja auch nicht schreiben." 

Verzweifelt lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen. "Wenn das einer schaffen kann, dann ja wohl meine tapfere Rose. Nur weil du nicht zur Schule gegangen bist, heißt es ja nicht, dass du dumm bist." "Ja, du hast recht. Aber wenn ich ihnen sage, wer ich bin, dann werden sie mich hassen!" Mein Vater schüttelt den Kopf. Ich habe noch vor Weihnachten den Prozess. Den Freispruch habe ich ja indirekt schon, er muss eben nur noch offiziell verkündet werden und dann kann dir keiner mehr was antun. Außerdem bist du doch stark. Und wenn sie etwas gegen dich sagen, dann verhexe sie einfach in eine Maus. Dafür musst du dann zwar nachsitzen, aber immerhin hast du dann jemanden in eine Maus verwandelt." Lachend nimmt mein Dad den Tagespropheten in die Hand und fängt an mit lesen. Da ich weiß, dass man ihn dabei lieber nicht stört, esse ich schnell auf und gehe in mein Zimmer. Da in drei Wochen Weihnachten ist, fange ich an mir Gedanken zu den Geschenken zu machen...

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