Kapitel 15
Isabellas Sicht
Ich lehne mich weit über das Geländer, fast schon zu weit, aber es tat gut, den Boden so weit unter mir zu sehen. Es ist fast wie fliegen. Ich schwinge mein Bein über das Geländer und setze mich aufrecht hin. Ich genieße die Sonnenstrahlen, die an meiner Nase kitzeln und den Wind, der meine langen Haare zerzaust. Ich schließe meine Augen und lausche der Natur. Als sich mein Atem wieder beruhigt und meine Gedanken sortiert haben, gehe ich nochmal alles durch.
Erst habe ich Josh gesagt, dass ich mit ihm auf den Ball gehe. Dann hat Luke mich gefragt, ob ich mit ihm hingehe, und als ich abgelehnt habe, ist er ausgeflippt. Und danach, das ist das was ich überhaupt nicht verstehe, hat Harry mich gesehen, obwohl ich unsichtbar war, was eigentlich gar nicht möglich ist. Aber ich werde schon noch herausfinden, wieso das so ist, schließlich habe ich ja jetzt genug Zeit, da ich voraussichtlich die nächsten fünf Jahre hier verbringen werde.
Da fällt mir ein, dass Harry mich schon mal gesehen hat, obwohl er es nicht hätte können. Damals, vor zwei Wochen, als ich bei Dumbledore war und vor meinen Eltern "geflohen" bin.
Aber jetzt muss ich mich erstmal auf Quidditch konzentrieren. Ich darf mein Team auf keinen Fall im Stich lassen, denn das tue ich schon, indem ich auf Hogwarts bleibe, aber bei der Meisterschaft spiele ich unter allen Umständen für Deutschland.
Von hier oben kann ich das ganze Quidditchfeld sehen. Dort trainiert gerade das englische Team und ich bleibe noch kurz sitzen, um sie zu beobachten. Sie sind echt gut. Zu spät bemerke ich, dass ein kleines Etwas genau auf mich zugeflogen kommt. Bevor ich es richtig registrieren kann, hat es mich schon voll erwischt. Schmerzverzogen halte ich meine Hand an meine Wange und als ich sie wieder löse, ist sie voller Blut. Verwundert sehe ich mich um und sehe einen goldenen Schnatz vor meiner Nase herumfliegen. Wütend greife ich nach ihm und wollte ihn gerade gegen die Wand schmettern, als ich hinter mir ein Rauschen höre, welches schnell näherkommt.
Ich drehe mich um und Harry legt eine Vollbremsung vor mir hin. "Hey, hast du zufällig den Schnatz gesehen?" "Sehe ich so aus?" (Haha) Bis jetzt hat Harry mich noch nicht angeguckt, sondern nach dem Schnatz Ausschau gehalten, doch nach meiner Aussage, sieht er mich an und reißt entsetzt seine Augen auf. Unter anderen Umständen hätte ich wahrscheinlich gelacht, aber der Schmerz ist zu stark. "Was hast du denn gemacht?" "Ich?! Das war dein bescheuerter Schnatz. Der ist mir voll gegen das Gesicht geflattert!"
Um meine Aussage zu unterstützen, halte ich ihm meine Hand, aus der links und rechts je ein Flügel rausguckt, vor die Nase. "Oh. Tut es sehr weh?" Langsam verschwindet meine Wut und ich spüre den Schmerz erst richtig. Wahrheitsgemäß antworte ich ihm und daraufhin steigt Harry von seinem Besen und sagt, dass er mich in den Krankenflügel bringt. Ich wollte zwar ablehnen, aber Harry schüttelt nur den Kopf und sagt: "Keine Widerrede!" Also laufe ich neben ihm her und auf dem Weg zu der Krankenschwester, kommen wir an ein paar, mich komisch ansehenden Schüler, vorbei.
Als Harry eine große Tür aufdrückt, kommt uns schon eine etwas ältere Dame entgegen, welche erst beschäftigt an uns vorbeilaufen wollte, aber als sie mich sieht, doch stehen bleibt und sagt, dass ich mich auf ein Bett setzen soll. Nachdem ich Harry wortlos den Schnatz in die Hand gedrückt habe, den ich komischer Weise immer noch in der Hand gehalten habe, setze ich mich auf das erstbeste Bett. Nach ein paar Sekunden kommt die Frau, welche Harry als Madame Pomfrey anspricht, wieder herein. Auf den Tisch neben mir, stellt sie ein paar Flaschen ab und fragt, was passiert ist. Ich will gerade anfangen, als Harry mich unterbricht und ihr die ganze Story erzählt. In der Zwischenzeit hat Madame Pomfrey mit einem Wisch ihres Zauberstabes die Wunde gereinigt und tupft jetzt etwas aus einer Flasche auf die Wunde.
"Das ist keine normale Verletzung. Da ist Magie im Spiel. Mr Potter war der Schnatz verzaubert?" "Äh. Naja, eigentlich nicht, abgesehen davon, dass man ihn ja verzaubern muss, damit er fliegt. Aber warum fragen Sie?" Ohne ein Wort zu sagen, schaue ich erst zu Harry, welcher mich aber nur verwirrt ansieht, und anschließend zu Madame Pomfrey, die jetzt ihren Zauberstab hebt, ihn auf meine Wange richtet und lautlos einen Zauberspruch murmelt. "Mr Potter, bitte holen Sie Professor McGonagall." Wortlos dreht sich Harry um und rennt aus dem Raum. "Was ist denn los Madame Pomfrey? Ist es sehr schlimm?" "Das kann ich dir leider noch nicht sagen, aber es ist auf jeden Fall nicht normal, denn so eine Wunde entsteht nicht einfach so. Der Schnatz muss verzaubert worden sein. Aber ich frage mich warum."
"Das frage ich mich auch." Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, wurde die Tür aufgerissen und eine besorgte McGonagall und ein noch besorgterer Harry kommen herein. "Was ist passiert?!" Ohne von meiner Wunde aufzuschauen, erzählt Madame Pomfrey es ihr. "Harry, hast du den Schnatz noch?" Er sieht mich ein paar Sekunden an, bevor er den Sinn meiner Frage versteht. "Äh, ja." Er steckt seine Hand in die Hosentasche und zieht den goldenen Schnatz heraus. Dann drückt er ihn Professor McGonagall in die Hand. Diese sieht ihn sich erst an, als sie jedoch nichts Merkwürdiges entdeckt, zieht sie ihren Zauberstab und führt lautlos irgendeinen Zauber aus, der den Schnatz grün aufleuchten lässt.
"Au!" Ein stechender Schmerz zieht sich durch meinen Kopf, als Madame Pomfrey die Wunde anfasst. "Harry, bitte holen Sie auf der Stelle Professor Lupin. Vielleicht kann er uns ja sagen, was für ein Zauber auf diesem Ball liegt. Ich bin mir sicher, dass es schwarze Magie ist. "Ja Professor." Wieder rennt Harry aus dem Raum. "Ich denke, es ist besser, wenn du ein wenig schläfst, mein Kind." "Aber..." Doch Professor McGonagall unterbricht mich. "Nein Miss Malfoy. Wenn Madame Pomfrey sagt, dass es ihnen gut tut zu schlafen, dann sollten Sie es auch tun." Wortlos nehme ich den Becher von Madame Pomfrey entgegen und leere ihn mit einem Zug. Kaum habe ich ihr den Becher wiedergegeben, wurden meine Augen immer schwerer und schließlich schlafe ich ein.
***
Das einzige was ich merke, ist das Brummen in meinem Kopf und der Schmerz an meiner linken Wange. Meine Augenlider sind zu schwer, als das ich meine Augen ohne Anstrengung öffnen kann, deshalb lasse ich sie geschlossen und versuche mich daran zu erinnern, was passiert ist. An ein paar Brocken kann ich mich noch erinnern. Ich habe den Schnatz an die Wange bekommen und anschließend hat mich Harry in den Krankenflügel gebracht. Dort kam dann auch Professor McGonagall und Madame Pomfrey hat irgendetwas von "Der Schnatz ist verzaubert" gesagt. Doch an mehr kann ich mich nicht erinnern.
Irgendetwas oder -was wahrscheinlicher ist- irgendjemand hält meine Hand und ich frage mich, wer es ist. Viele kommen schon mal nicht in Frage. Wieder versuche ich meine Augen zu öffnen und dieses Mal gelingt es mir sogar. "Sie ist wach!" Fröhlich lächelt Hermine mich an und lässt meine Hand los. An der anderen Seite des Bettes sitzen Harry und Ron. Fred und George sitzen auf dem Bett nebenan und weiter hinten in einer Ecke steht Luke. Ein mehrfaches "Wie geht es dir?", wird mir entgegengerufen und alle reden durcheinander, alle bis auf Luke. Er steht nur stumm in seiner Ecke und beobachtet mit ernster Miene das durcheinander. "Seid doch bitte ruhig." Ich versuche die anderen zum Schweigen zu bringen, da mein Kopf höllisch brummt. Da sie auf meine Bitte jedoch nicht reagieren, muss ich eben lauter werden.
"Stop!!!!" Es ist mucksmäuschen still und alle starren mich mit großen Augen an, außer Luke, welcher jetzt ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen trägt. "Mein Kopf tut weh. Und was ist überhaupt passiert?!" "Kannst du dich denn an gar nichts mehr erinnern?" "Doch. Ich weiß noch..." Nachdem ich ihnen erzählt habe an was ich mich noch erinnern kann, vervollständigt Harry mich und anschließend erzählt mir Hermine, was passiert ist, nachdem ich eingeschlafen bin. "Professor Lupin konnte feststellen, was für ein Fluch auf dem Ball liegt. Jedoch hat er es uns nicht gesagt. Professor McGonagall ist dann entsetzt zu Professor Dumbledores gelaufen und hat ihm die ganze Geschichte erzählt. Wahrscheinlich weiß es jetzt schon jeder und keiner weiß warum." "Warum was?" "Warum man den Ball verflucht hat.", vervollständigen die Zwillinge.
"Das liegt doch auf der Hand." Alle fahren zu Luke rum, welcher sich aus seiner Ecke gelöst hat und auf uns zukommt. "Ach ja? Dann sag es uns doch.", Hermine funkelt Luke böse an. "Ist mir schon klar, dass ein Schlammblut wie du davon keine Ahnung hat." "Luke!" Das ist zu viel gewesen. "Keiner, und vor allem du, hat das Recht Hermine als ein Schlammblut zu bezeichnen. Sie weiß mehr als du und das kannst du nicht leugnen! Also nehme sofort deine Aussage zurück!" Man sieht, dass es ihm viel Anstrengung und Beherrschung kostet, aber er entschuldigt sich. "Also, was ich eigentlich sagen wollte. Der Schnatz wurde mit Sicherheit nicht einfach so verflucht. Es hatte seinen Grund. Und soweit ich weiß, kann man mit schwarzer Magie, alles erreichen und es kommt nur sehr selten vor, dass sie misslingt." "Worauf willst du hinaus?", Ron wird aus dem ganzen Gerede überhaupt nicht schlau, doch Hermine weiß anscheinend worauf Luke hinaus will.
"Du meinst doch nicht etwa?" "Doch ganz genau. Der Schnatz wurde mit Absicht auf Bella angesetzt. Er sollte sie wahrscheinlich spielunfähig machen. War es geplant, dass der Schnatz vor dem Wettkampf nochmal benutzt wird?" Jetzt schauen alle Harry an, welcher mit dem Kopf schüttelt und sagt, dass er heute eigentlich nicht mehr üben wollte, aber Flint und Wood gesagt haben, dass es ja nichts schaden kann. "Ihr meint, irgendjemand hat den Schnatz verflucht, damit er Bella bei der Meisterschaft verletzt?" "Nein. Ich glaube, dass es absichtlich heute passieren sollte. Professor Lupin hat gesagt, dass es viel schlimmer hätte ausgehen können, wenn Bella nicht sofort behandelt worden wäre." Ich kann mir keinen vorstellen, der zu so etwas fähig wäre, also frage ich "Aber wer..." Ich habe meine Frage noch nicht einmal beendet, als ich auch schon eine dreistimmige Antwort erhalte "Flint!"
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top