Porzellan, Elfenbein, Stahl
My skin has turned to porcelain, to ivory, to steel.
Seine schwarzen Augen funkelten wie geschliffener Obsidian im Licht der alten Fackeln. In seiner Iris spiegelte sich ihr eigenes Gesicht. „Wach auf, kleines Wintermädchen, wach auf." Seine Stimme war so dunkel und voll, wie sie ihr in Erinnerung geblieben war. Isabella blinzelte. Ihre Augen brannten. Der Schnee wirbelte wie Ascheflocken durch die Dunkelheit. Verbrannte Schwarzkohle... Asche... Kein Schnee. „So jung wie der Schnee draußen auf dem Fenstersims... Zu jung, um von jemandem wie mir angerührt zu werden..." Severus?
Sie fuhr so abrupt aus dem Schlaf hoch, dass ihr für einen Moment schwarz vor Augen wurde. Der Mittag horchte an den Fensterscheiben. Weißes gleißendes Sonnenlicht durchflutete Isabellas altes Mädchenzimmer mit dem gewaltigem Erker, durch den sie vom Bett aus auf die gewaltigen Grünanlagen des Manors blicken konnte, dem alten Kirschholzsekretär und den dunklen holzvertäfelten Wänden. Isabella atmete rasch und sackte ohnmächtig zurück in die weißen Daunenkissen, die hellgrauen Augen auf den Stuck an der Decke gerichtet, den sie nicht sah.
Brennende Bilder flammten vor ihrem inneren Auge auf. Severus, wie er am Rande der Klippe stand, die Kapuze seines schwarzen Reiseumhangs tief ins Gesicht gezogen. Das ebenholzfarbene Haar umpeitschte sein blasses, schmales Gesicht wie die Wogen, die unterhalb der Klippe, auf der er stand, an dem rauen dunkelgrauen Fels zerbarsten. Und seine dunklen Augen, in denen das erste Mal, seit sie ihn kennengelernt hatte, Furcht zu lesen war. Er fürchtete nicht etwa um sein Leben oder seine Sicherheit, er fürchtete sich um die Isabellas und die seiner Tochter.
Und das war auch der Grund, warum Isabella nie zuvor Furcht in seinem Blick hatte lesen können, weil da nie etwas gewesen war, um das er sich sorgte, das er vielleicht sogar liebte. Doch jetzt, seit sie in sein Leben getreten war und es durcheinandergeworfen hatte, war da plötzlich ein Grund für Furcht und Furcht war der Wegbereiter für schwarze Angst. Seine schmalen Finger, die den Zauberstab was krampfhaft umklammert hielten. In ihrer Erinnerung wirkte er mit einem Mal so jung, ja, beinahe verletzlich. Dabei hatte er doch immer so unnahbar, so kühl, so stark gewirkt.
Die Tränen schossen ihr in die Augenwinkel, ehe sie etwas dagegen hätte ausrichten können. Ihr Herz zog sich so schmerzvoll zusammen, dass es wehtat und ihr die Brust zuschnürte.
Ein Klopfen an der Tür ließ Isabella erneut zusammenfahren. Hastig klaubte sie einen seidigen Morgenmantel aus dem Schrank, wickelte ihn um ihren schmalen Körper und eilte zur Tür. Sie hatte gerade eine Hand auf die Klinke gelegt, als diese von außen aufgerissen wurde. Im Türrahmen stand Narcissa Malfoy, gewandelt in taubenblauen Seidenchiffon und mit kunstvoll eingedrehtem Blondhaar. Ein Hauch von Rosé lag auf ihren vollen Lippen und als sie den Raum betrat breitete sich augenblicklich der Duft ihres teuren Jasim-Parfüms in der Luft aus.
„Mutter!" Überrascht hob Isabella eine Augenbraue. „So feierlich gekleidet am Mittag?"
Narcissa Malfoy lächelte geheimnisvoll, nahm die Hände ihrer Tochter entgegen und sah ihr tief in die Augen. Isabella entwand ihre Finger dem Griff ihrer Mutter, verschränkte die Hände, wünschte sie wäre überall nur nicht hier - und schob den Jasmingeruch erzürnt zurück. Er erinnerte sie zu sehr an ihre Kindheit, als das sie ihn im Augenblick ertragen wollte.
„Setz dich, Isabella", erwiderte Narcissa Malfoy lediglich auf die stummen Blicke ihrer Tochter hin. „Lass mich dein Haar kämmen und dir erzählen, was uns heute bevorsteht."
Isabella wollte protestieren, das es lächerlich sei, dass sie ihr Haar sehr gut selbst frisieren konnte und dass sie vorhatte noch in der nächsten Stunde zusammen mit ihrer Tochter dieses Anwesen zu verlassen und nie wieder zu kommen, doch Narcissa schob ihre Tochter sachte, aber bestimmt zur Frisierkommode herüber und drückte sie mit sanfter Gewalt auf den Sitzhocker nieder. Sie hob den Zauberstab und löste den nachzerzausten Haarknoten auf Isabellas Kopf. Und ihr Haar, das niederglitt und ihr nun lose um die Schulter hüpfte war an diesem Sommermorgen beinahe weiß.
Wieder musste Isabella unwillkürlich an den Schnee denken und an ihren Traum. Sie dachte an Severus. Wo er wohl gerade war? So milde wie Erinnerungen dufteten im Zimmer die Mimosen auf dem Fenstersims, welche sich mit dem Jasmingeruch vermischten und Severus aus ihrer Erinnerung schwinden ließen.
„Dein Bruder kommt nachher zu Besuch." Ihre Stimme tanzte vor Glück beinahe einen Charleston und ihre Augen leuchteten wie Saphire im pudrigen Sonnenlicht des Nachmittages.
Isabella drehte sich langsam zu ihrer Mutter herum. „Draco kommt?"
Narcissa Malfoy strahlte nun unverhohlen über das ganze Gesicht, auch wenn sie versuchte, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten und neutral auszusehen. „Er kommt!" Sie nickte heftig wie zur Bestätigung ihrer eigenen Worte. „Und er bringt Astoria mit. Ist das nicht einfach wundervoll?" Sie ließ die Haarsträhne los, die sie eigentlich gerade hatte feststecken wollen und klatschte in die Hände. „Wir müsse uns beeilen, damit alles fertig ist, wenn sie heute Abend kommen."
„Reizend!" Isabella erhob sich von dem cremefarbenen Frisierhocker und drängte sich an ihrer Mutter vorbei. Sie schlug adrett die Schranktüre auf, zog wahllos ein Kleid hervor, streifte den Morgenmantel ab und das Kleid über den Kopf, warf das halbfrisierte Haar über die Schulter und drehte sich lächelnd wieder zu ihrer Mutter um. „Dann braucht ihr mich ja nicht mehr", sagte sie noch immer lächelnd. „Das Haus wird heute Abend voll genug sein, ich werde mich nun mit Aurora zurückziehen und euch euren Frieden lassen."
Krachend flog die Tür des Zimmers auf. Lucius Malfoys hochgewachsene schlanke Statur zeichnete sich um Türrahmen ab. Er trug einen schwarzen Reiseumhang, schwarze Schnallenstiefel und blickte mürrisch auf die beiden Frauen hinab.
„Ich dachte, wir hätten bereits geklärt, dass du dieses Haus vorerst nicht verlassen wirst", sagte Lucius Malfoy aalglatt und ließ den Blick forsch über Isabellas Haar gleiten. Ein wenig aus der Bahn geworfen und –ohne dass sie es jemals zugegeben hätte- vor ihrem mächtigen Vater einen Hauch beschämt, steckte Isabella endlich ihr Haar zusammen, strich ihr Kleid glatt und lächelte affektiert.
„Ich dachte, mein Standpunkt wäre mehr als deutlich geworden, nach unserem gestrigen Gespräch, Vater", sagte sie kühl und hob eine Augenbraue.
„Nun", Mr Malfoy trat einen Schritt nach vorn, „mir ist er ganz und gar nicht klar geworden. Ich verstehe nicht, warum du dich so sehr gegen deine Familie wehrst, einen Streit entfachst, unseren Gutwillen ausnutzt und uns in solch grenzwärtiger Weise vorführst, dass ich mich ernsthaft frage, wo bei Salazar, deine Manieren geblieben sind, Isabella!?"
Isabella schnappte nach Luft. Auf diese Erwiderung hin fehlten ihr zunächst die Worte. Das Ganze war solch eine Farce. Lachhaft.
„Dennoch", Mr Malfoy lächelte kalt, „habe ich deinen Wunsch berücksichtigt und Aurora in den Westflügel bringen lassen." Er drehte sich im Türrahmen herum, ging ein wenig in die Hocke und winkte mit der Hand zu sich herüber. Isabella stürzte nach vorn. Ihre Wangen brannten, doch es war ihr gleich. Sie hörte zaghafte, kleine Schritte im Gang, sah einen Wirbel aus schwarzem Lockenhaar auf sich zu stürmen, hörte ein missbilligendes Schnalzen von Mr Malfoy und atmete endlich, endlich den vertrauten Duft ihrer Tochter ein.
„Mummy!"
Isabella zog Aurora noch enger zu sich heran. „Komm her, Dawn!", murmelte sie in ihr dunkles, duftendes Haar und wusste noch im selben Moment, dass sie ihre Tochter nie wieder alleine lassen würde, egal, was auch geschehen sollte...
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