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Luanna
War es jetzt richtig, dass ich ihn geküsst habe? Warum bin ich gestern Nacht nachdem Kuss einfach so wieder in mein Zimmer verschwunden? Wir hätten darüber reden sollen. Aber ich musste ja einfach wieder abhauen. Ich war halt überfordert mit der Situation. Doch, wenn ich schon überfordert war, was muss Elian dann gedacht, beziehungsweise gefühlt haben? Seufzend setzte ich mich an die Bettkante und schaute auf die Uhrzeit. 12 Uhr. Naja, wenigstens hatte ich noch ein wenig geschlafen. Ich stand auf und trottete die Treppe runter in die Küche. Dort saß nur Liam, welcher ganz schön blass aussah. "Ich werde gleich mit Liam zum Arzt fahren. Er hat bestimmt die Grippe, welche gerade rumgeht." Ich nickte und trank mein Glas Wasser weiter, während ich meine Nachrichten auf dem Handy las. "Möchtest du etwas Essen?", fragte Elian mich. "Nein, danke. Ich wollte mir nur was zu trinken holen und dann wieder in mein Zimmer verschwinden. Es war eine kurze Nacht." Ich verabschiedete mich von Liam und meiner Mutter und ging wieder in mein Zimmer. Ich musste nochmal mit Elian reden. Aber wollte ich das? Auf der einen Seite wollte ich das schon gerne. Schließlich werden mich sonst in 3 Wochen noch die gleichen Fragen quälen. Aber auf der anderen Seite wollte ich es einfach nur dabei belassen und nicht weiter drüber nachdenken. "Was ist los?", fragte Elian, welcher plötzlich in meinem Zimmer stand. Okay, jetzt war ich mehr oder weniger gezwungen darüber zu sprechen. "Ich wollte gestern Nacht nicht einfach so abhauen. Ich weiß auch nicht warum ich das getan habe. Wahrscheinlich, weil ich einfach überfordert mit der Situation war." "Das war ich auch." "Was hast du dabei gefühlt?", fragte ich einfühlsam. "Es war ein komisches Gefühl." "Beschreibe es mir." "Es fühlte sich gut an. Richtig gut. Plötzlich dachte ich, dass du nur mir gehörst und keiner darf dich je anfassen. Es ist schwer zu erklären..." "Nein, Elian. Ich weiß was du meinst. Ich hatte das gleiche Gefühl." "Wie nennt man das?" "Verliebt." "Du meinst...?" Bevor er seine Frage richtig formulieren und aussprechen konnte, krabbelte ich auf seinen Schoss und küsste ihn ein zweites Mal. Es fühlte sich so richtig und unglaublich menschlich an. Ich nahm seine Hand in meine und wollte gerade etwas sagen, als ich hörte wie jemand aufgebracht ins Haus reingestürmt kam. "Luanna!", rief mein Vater. Schnell ging ich von Elian runter und rannte die Treppen hinunter. "Was ist los?" "Fernsehr an.", sagte er nur und der Fernseher hörte sofort. Es kamen die Nachrichten in denen es mal wieder um die Human Machines ging. "...dass sie immer gefährlicher werden. Es wurde bestätigt, dass ein Systemfehler in den neuen Maschinen gefunden wurde. Dieser Fehler erlaubt den Maschinen menschliche Gefühle zu entwickeln. Es sind bereits mehrere Fälle bekannt in denen berichtet wurde, dass die Human Machines zur Gefahr der Menschheit werden. Drohungen, Prügeleien, Morde und sogar Vergewaltigungen. Die Hersteller fordern dringend auf alle Human Machines sofort zu entsorgen und zu zerstören." Ich konnte nicht klar denken, mein Körper reagierte nur. Schnell rannte ich nach oben und schob Elian in mein Zimmer. "Du musst dich verstecken. Schnell.", sagte ich verzweifelt. "Warum?" "Alle Roboter deiner Art haben Gefühle, doch wie es aussieht sind viele Roboter damit überfordert und greifen die Menschen an. Ihr sollt zerstört werden. Mein Vater wird dich suchen. Du musst hier weg." "Aber wohin?" Verzweifelt sah ich mich in meinem Zimmer um. Der Dachboden. "Dachbodenluke auf.", befahl ich und Gott sei gedankt ging sie leise und nicht quietschend auf. "Darauf los. Sobald alles wieder sicher ist hole ich dich da raus." Elian nickte. Ich gab ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und er verschwand nach oben. "Dachbodenluke zu. Fenster auf." "Luanna! Was ist los?", rief mein Vater von unten und kam hoch. "Elian war gerade noch hier. Ich habe mit ihm geredet. Aber jetzt ist er weg..." "Weg?" "Ja, er muss durch das Fenster gegangen sein. Ich habe es nämlich nicht aufgemacht." "Schon gut. Wenn er da draußen ist, wird er von der Polizei erschossen. Lange wird er da nicht überleben." "Und was machen wir jetzt? Ich meine, so ganz ohne Roboter?" "Wir werden uns bald einen neuen anschaffen. Und dieses Mal einen von der älteren Sorte. Ich werde uns gleich einen Neuen kaufen, bevor sie alle weg sind. Schließlich will jetzt wahrscheinlich jeder einen neuen Roboter haben." Ich nickte nur und wartete bis mein Vater weg war. "Dachbodenluke auf.", sagte ich, als mein Vater aus der Tür gegangen war. Seufzend ließ ich mich aufs Bett fallen. "Scheiße!", fluchte ich. "Sie werden dich überall suchen. Sie werden dich töten." Elian legte einen Arm um meine Hüfte und zog mich näher zu sich. "Ich werde abhauen." "Und wohin? Die ganze Welt wird dich und deinesgleichen suchen. Du bist nirgendwo sicher." Es entstand eine kurze Stille in der wir beide überlegten was wir jetzt tun könnten. "Ich hab eine Idee.", unterbrach ich die Stille nach gefühlten drei Minuten. "Es ist zwar nur eine Übergangslösung, aber wenigstens sind wir so schonmal ein wenig weiter. Als erstes wirst du dich auf dem Dachboden verstecken. Dort geht sowieso keiner hin." Elian nickte. "Das ist wahrscheinlich die einzige Lösung." "Zumindest im Moment."
Naja, das dachte ich. Aber schon in ein paar Tagen sollte alles anders kommen.
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