Life goes on

"Vic?"
Drake steht schmunzelnd in der Tür und hält mir meine Tasche entgegen.
"Ich bin nicht da", nuschle ich, den Kopf habe ich unter meinem Kissen versteckt, in das Bettlaken.
"Dann war das wohl dein Klon, der mir gerade meine Waffeln gestohlen hat, was?"
"Genau! Vic2.0 versteckt sich in Nicks Zimmer, ganz sicher!"
Drake zieht mir lachend die Decke weg und zerrt auch das Kissen von meinem Kopf, weswegen ich genervt seufze und mich auf den Rücken drehe.
"Drake?", hallt auf einmal Chads Stimme durch das Haus, weswegen ich erleichtert aufatme, da mein ältester Bruder dadurch abgelenkt sein dürfte. Ich springe also aus dem Bett, reiße ihm meine Schultasche aus der Hand und sprinte nach unten in die Garage, wo ich direkt in mein Auto einsteige und zur Schule rase. Dort angekommen parke ich es und stapfe zielstrebig direkt nach drinnen. Navid ist vor fast einem halben Jahr gestorben, und dennoch ist er hier noch überall Thema Nummer eins. Ich will mir das nicht anhören müssen, da ich weiß, wie das enden würde: ich wäre wieder deprimiert und schlecht drauf, mal wieder den Tränen nahe. Um ehrlich zu sein habe ich es bis heute noch nicht ganz verkraftet, dass er mehr oder weniger Selbstmord begangen hat, ich bin mir nämlich sicher, dass er gewusst hat, worauf er sich einlässt! Verdammte Axt, ich will ihn zurück! Seufzend schließe ich meinen Spind auf, hole meine Bücher für die nächsten Stunden raus und schlurfe zu meinem Klassenzimmer, wo André schon auf mich wartet.
"Hey Vic!", begrüßt er mich, umarmt mich knapp und lässt seinen Blick danach schweifen.
"Was denn?", frage ich ihn verwirrt, woraufhin er grinst.
"Tjoa... Du schaust... lustig aus."
Ich schaue an mir runter und schlage mir mit der Hand vors Gesicht. Verdammt! Ich trage noch meine schwarze Schlaf-Shorts und einen alten Hoodie von Nick, den ich ihm mal gestohlen habe!
"Ähm... Ja. Kein Kommentar...", brumme ich und fahre mir mit der Hand über mein Gesicht. Das hatte ich total vergessen! Ach egal, wer muss sich schon umziehen, das wird absolut über bewertet, so kann ich heute wenigstens besser im Unterricht schlafen. Trotzdem unglaublich, dass ich das absolut verpeilt habe! Wobei... Meine Flucht musste schnell gehen und es wäre wohl doch etwas merkwürdig gewesen, wenn ich ihm gesagt hätte, er solle doch bitte warten, bis ich mich umgezogen habe. André und ich betreten gemeinsam den kleinen Raum und setzen uns in der letzten Reihe hin, wo ich mich in dem Hoodie verkrieche. Gott sei Dank betritt direkt nach uns die Lehrerin das Zimmer, da sich die verwirrten Blicke der anderen wie glühende Metallstäbe auf meiner Haut anfühlen. Das erinnert ein wenig an diese... Interessante Szene auf dem Schulhof.
"Wie geht es Rose eigentlich?", Frage ich, um mich abzulenken und lege den Kopf auf die Tischplatte.
"Keine Ahnung, seit Mom sie auf das Internat geschickt hat, höre ich kaum noch von ihr. Merkwürdig, dass dich das überhaupt interessiert."
"Sie hat scheiße gebaut, war aber trotzdem über einen langen Zeitraum meine Freundin... "
André lächelt mich leicht an und konzentriert sich danach wieder auf den Unterricht, ich starre schweigend auf den Hof. Das alles, was passiert ist, basiert auf einer gigantischen Verstrickung aus Lügen und hinterhältigen Plänen. Rose hat versucht, ihn davon zu über zeugen, dass ich nicht die richtige für ihn bin. Der Brief, alle die Lügen, die sie an der Schule verbreitet hat und zu guter Letzt, dass sie ihm erzählt hat, ich hätte sie betrogen. Vielleicht hätte ich Nave glauben sollen, als er hier war, aber ich habe es nicht getan. Und während Drake und Nick beide in einer glücklichen Beziehung sind - letzterer übrigens mit Kim, mit der ich mich angefreundet habe - sitze ich in meinem Zimmer und starre mit leeren Augen auf das Fenster zu einem leer stehenden Zimmer.
"Vic, Zac und André sind da!", hallt auf einmal Drakes Stimme durch das Haus, weswegen ich mich von meinem Platz losreiße und auf dem Weg nach unten sämtliche Bedenken abschüttle und ein Lächeln aufsetze. Die Jungs stehen im Windfang und tuscheln mit Drake und Nick, als ich zu ihnen stoße, verstummen sie jedoch plötzlich, weshalb ich misstrauisch die Augen zusammenkneife und mit eindringlichem Blick zu Nick aufsvhaue, der daraufhin beginnt zu grinsen. Ich werde wohl nichts davon erfahren, auch wenn ich sehe, dass sie sich um etwas Sorgen machen.
"Gehen wir nach oben", brumme ich beleidigt und laufe die Treppen nach oben, Zac und André folgen mir, nachdem sie sich verwirrte Blicke zugeworfen haben. Während ich noch etwas unschlüssig mitten im Raum stehe, werfen die beiden sich auf mein Bett, weshalb ich mit den Schultern zucke und mich quer obendrauf lege. Es herrscht einige Zeit unbehagliche Stille, weshalb ich mich auf den Bauch drehe und mein Gesicht in das Bettlaken drücke.
"Vic? Was machst du da?", lacht André und stützt sich auf seine Arme, damit er mich richtig sehen kann.
"Versuchen, der Langeweile zu entkommen. Reden wir über irgendwas oder wir schlafen jetzt dann hier ein!"
"Das kannst du dir nicht erlauben, ihr müsst doch heute noch auf die Party eurer Eltern."
"Ach stimmt, diese merkwürdige Gala... O Mann, ich will nicht!"
"Schauen wir doch einfach einen Film an, das lässt sich zeitlich besser eingrenzen", schlägt Zac vor, weshalb ich nicke und mich zwischen die beiden quetsche.
"Könnt ihr Fettärsche mir mal ein wenig Platz machen?", lache ich, woraufhin André direkt komplett weg geht und eine DVD einlegt.

Nachdem ich den sterbenslangweiligen Disney-Film hinter mich gebracht habe - nach einiger Zeit kennt man die einfach auswendig - ziehe ich mir ein schwarzes Abendkleid an, das nach oben hin zu einen schönen hellblau verläuft und schminke mich dezent, bevor ich wieder zu den Jungs ins Zimmer gehe.
"Schaut spitze aus!", beteuert Zac und mustert mich von oben bis unten, weshalb ich etwas nervös zu André schaue, der ihm daraufhin einen Klaps gegen den Hinterkopf gibt.
"Wobei ich ihm Recht geben muss."
"Danke... Nick geht mit Kim hin und Drake mit seiner Freundin und ich? Ich darf mit Chad hin gehen..."
"Na ja, theoretisch könnte ich deinen Bruder ersetzen", schlägt André vor und zuckt mit den Achseln, nach kurzem über legen lächle ich ihn dankbar an.
"Das wäre wirklich nett, Chad ist momentan irgendwie merkwürdig drauf..."
"Dann geh ich schnell heim und ziehe mich um, ich fürchte aber, dass du trotzdem bei Chad mitfahren musst, weil mein Auto minimal dreckig ist..."
"Schon gut, damit komme ich klar. Danke Andi!"
"Und was mach ich dann?", jammert Zac, woraufhin ich nachdenklich mit einer Hand über mein Kinn streiche.
"Du bekommst sicherlich irgendwo eine Perücke her und ich dürfte ein Kleid haben, dass dir passen sollte. Dann kannst du als Chads Begleitung mit."
"Du gibst viel Kauderwelsch von dir, aber so was dummes habe ich noch nie gehört!", lacht Zac daraufhin und schüttelt den Kopf, weshalb ich ihm die Zunge rausstrecke und mich auf den Absätzen umdrehe.

"Wenn du nicht bald schneller Fahrer, Wetter Herr, schubse ich dich eigenhändig aus dem Auto, damit ich fahren kann!", schimpfe ich, als er eine leere Straße entlang tuckert.
"Ja ja", brummt er und beschleunigt endlich, sodass wir nur wenige Minuten später bei dem edlen Hotel ankommen. Ich steige aus Chads Auto aus und lasse den Blick über die cremefarbene Fassade schweifen, als Chad neben mich tritt.
"Gehen wir rein?", fragt er, woraufhin ich den Kopf schüttle und ihn schwach anlächle.
"André geht mit mir hin."
"Und... Das wolltest du mir wann erzählen?"
"Ich habe es dir jetzt erzählt, Brüderchen."
"Und ich komme jetzt alleine..."
"FU bist ein Player, FU wirst eine Begleitung finden", lache ich und lehne mich kurz an, woraufhin er seufzend den Kopf schüttelt, anhand seines Grinsens erkenne ich jedoch, dass er mir Recht gibt. Er will mir durch die Haare wuscheln, doch mit einem hechter von ihm weg konnte ich dies verhindern.
"Mach mir bloß nicht meine Frisur kaputt!", zische ich ihm zu und halte ihm meine Finger an die Brust, als wäre es eine Pistole.
"Ist okay! Bis später dann."
Lachend geht er rein, weshalb ich mich dem Parkplatz zuwende und auf André warte. Ich bin mal gespannt, was mich da drinnen jetzt erwartet!

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