Melina - Eine merkwürdige Begegnung
Nach einem bekannten Gesicht Ausschau haltend, schob ich mich durch die Massen an tanzenden und lachenden Menschen. Lottie schien aber auch jeden aus ganz London zu kennen...
Einmal mehr verfluchte ich meine schwache Blase und dass ich bevor wir mit der Straßenbahn losgefahren waren, nicht noch einmal zur Toilette gegangen war.
Jetzt hatte ich den Salat.
Da entdeckte ich Blair in einem Türrahmen, die sich gerade mit einem gutaussehenden Jungen unterhielt.
Meine Rettung! Erleichtert lief ich auf sie zu und begrüßte sie erst mal.
"Sag mal weißt du zufällig, wo ich die Toilette finden kann?", schrie ich schon fast gegen die dröhnende Musik an.
Blair beugte sich mit einem belustigten Grinsen zu mir und erklärte mir den Weg.
Ich nickte dankend, grinste den Typen, mit dem sie sich unterhielt einmal schief an und verschwand dann durch die Tür auf den Flur.
Nur vereinzelte Leute standen hier und als ich dann durch die Tür ging, die laut Blair zu dem kleinen Nebenflur, auf dem eine weniger verschmutzte Toilette, da so gut wie niemand den Weg dorthin kannte, lag, führte, war ich komplett alleine.
Nur gedämpft drang die Musik bis hier durch.
Der 'Nebenflur' entpuppte sich zu einen hohen, runden Raum mit mehreren Türen und einer Wendeltreppe, die in die oberen Etagen führte.
Also Geldsorgen hatten Lotties Eltern wohl nicht...
Während ich die Umgebung im Dämmerlicht so betrachtete, stieß ich plötzlich gegen jemanden.
Huch! Wer hielt sich hier hinten bitte auf?
Erschrocken sah ich hoch und sah in das verschmitzt grinsende Gesicht eines Jungen, der etwas älter sein müsste als ich.
"Nana, man muss doch auf seine Umgebung aufpassen. Was, wenn dir hier ein kaltblütiger Mörder auflauern würde?", fragte er belustigt grinsend.
Haha, sehr witzig....
"Es tut mir leid, ich suche die Toilette.", sagte ich schnell.
Er zeigte bloß auf eine Tür hinter der Wendeltreppe und sagte: "Also, dahinten ist eine."
"Danke.", murmelte ich und verschwand hinter der Tür.
Wie peinlich war das denn bitte?
Ich atmete einmal tief durch und checkte im Spiegel mein äußeres ab.
Als meine Blase gelehrt war, verließ ich das kleine Bad wieder und machte mich auf den Rückweg zur Party.
Ich öffnete die Tür zum Hauptflur. Da hörte ich aufgebrachte Stimmen. Lottie und... ich glaube es war dieser komische Typ.
Neugierig wie ich nun einmal war, blieb ich in der halb geöffneten Tür stehen und lauschte.
"Sag mal, bist du lebensmüde?! Du kannst doch nicht einfach runter kommen, das haben wir vorher so abgemacht!"
Lottie schien ziemlich sauer zu sein...
"Was kann ich denn dafür, ich hatte halt Durst!", verteidigte sich der Junge.
"Meine Güte, dir ist auch echt nicht mehr zu helfen! Ich will hier keine Massen-Hysterie auslösen!"
"Aber..."
"Nichts aber! Du gehst jetzt wieder nach oben! Dann trinkst du halt was aus dem Kran!"
Kurz darauf flog die Tür auf und der Junge kam hinein gestürmt. Er schien mich gar nicht zu bemerken und rannte einfach schnell die Treppe hoch.
Etwas perplex blieb ich im Halbdunkel stehen.
Warum zum Teufel 'Massen-Hysterie'?
◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆
"Du scheinst dich ja zu amysieren.", ließ ich verlauten, als Feli sich vom Tanzen erhitzt auch mal zu uns gesellte.
"Jake scheint nett zu sein, nicht?", legte Blair nach und grinste Feli vielsagend zu.
Diese winkte nur ab, schnappte sich einen Becher und trank einen großen Schluck. Mit hoch gezogener Braue beobachtete ich.
"Sag mal, wie viel hast du schon getrunken?"
Langsam wurde ich skeptisch.
"Ach nur ein oder zwei Becher Bole...", meinte sie, doch begann im selben Moment zu kichern wir ein kleines Kind.
"Ich glaube das waren mehr als zwei Becher....", stellte Lissa, eine Freundin von Lottie trocken fest.
Ich mochte sie nicht. Sie war das typische Beispiel von einem verzogenen Einzelkind, das sich besser als alle anderen fühlte. Aber in diesem Fall musste ich ihr recht geben. Feli schien echt sturz besoffen zu sein.
Ein kurzer Blick auf meine Uhr verriet mir, dass wir gerade mal zwei Uhr nachts hatten.
Hatte Feli vor sich komplett weg zu schießen? In diesem Vorhaben musste ich sie auf jeden Fall stoppen, sonst würde das für alle Beteiligten in einem Disaster enden...
"Ähm, Feli? Kommst du mal eben mit? Wir müssen dringend an die frische Luft.", meinte ich auch so gleich und stellte meinen und Felis Drink auf der Küchentheke ab.
"Wso den? Isch hab hier menen spaß....", nuschelte sie auf Deutsch vor sich hin.
Ich antwortete einfach nicht, sondern zog sie einfach mit mir mit.
"Hey... was soll das denn?!", nuschelte sie und startete dabei einen etwas kläglichen Versuch, sich aus meinem Griff zu befreien.
"Du brauchst ganz dringend frische Luft!"
Plötzlich veränderte sich etwas in ihrem Blick, er wurde entschlossener.
"Gut. Und wo gibt es welche zu kaufen?", fragte sie mit so ernstem Ton, dass ich etwas Angst bekam.
"Was?", fragte ich verwirrt und trat instinktiv einen Schritt zurück.
"Na frische Luft! Du hast doch gesagt, dass ich welche brauche!"
Einen Moment stand ich nur starr da und sah Feli an, als wäre ihr so eben ein zweiter Kopf gewachsen, doch dann brach ich in einem so heftigen Lachflash aus, dass ich mich am Geländer des Balkons festhalten musste, auf dem wir uns befanden.
Etwas beleidigt verschränkte Feli die Arme vor der Brust. Wie gut für die, dass wir gerade Deutsch sprachen, sonst wäre sie wohl jetzt von den anderen anwesenden wohl ziemlich dumm angestarrt worden.
Glück für sie, Pech für mich.
Jetzt war ich diejenige, die merkwürdig von der Seite beobachtet wurde. Es müsste aber auch zu komisch aussehen, wie ich hier vor Lach-Tränen fast erstickte.
Ich hatte ja schon viele Arten von betrunkenen Menschen gesehen. Da waren welche die wurden aggressiv, welche die Verlierern jegliche Hemmungen und welche die Rotz und Wasser heulten, weil das Leben ja ach so schlimm war.
Aber jemand, der so lustig sein konnte, war mir noch nicht begegnet.
Diese ungewollte Komik war am nächsten Morgen aber dann ganz schnell vorbei, als Feli mit einem fetten Kater in unsere Küche stiefelte und mir und Ben nur ein schlecht gelauntes "Guten Morgen" zu brummelte.
Ich hatte Glück, ich hatte nur leichte Kopfschmerzen, aber ich hatte ja auch nicht so tief ins Glas geschaut.
"Wie geht es dir?", fragte ich lachend und erntete nur einen genervten Blick von Feli.
"Dumme Frage!", sagte Ben vorwurfsvoll, stand auf und nahm Feli tröstend in den Arm.
"Lass dir von der blöden Kuh nichts sagen...", murmelte er, grinste dabei aber ziemlich verräterisch. Ich musste mich stark anstrengen, nicht meinen gesamten Kaffee über die Küchentheke zu spucken.
"Ihr seid doch alle doof...", schmollte Feli und ließ sich mit einem Müsli neben mir nieder.
"Willst du eine Aspirin?", fragte ich deshalb versöhnlich und sofort erhellte sich ihr Blick wieder.
Diesen Sonntag verbrachten wir damit, auf dem Sofa zu sitzen, Netflix zu schauen und uns über jede Menge dummes Zeug zu quatschten. Zwischenzeitlich zog ich mich auf mein Zimmer zurück, um die Geschenke-Box meiner Freunde und Familie auszupacken... und verdrückte dabei die ein oder andere Träne.
Süße Video-Botschaften von meinem gesamten Englisch-Kurs, alte Videos und Fotos, von (?) zusammen geschnitten, die es schon immer verstand einen durch Musik und genau richtig ausgewählte Texte und Bilder zu Tränen zu rühren, meine ersten Liebesbriefe, ein selbst zusammen gestelltes Koch- und Backbuch mit Rezepten von (?) und alte Zeichnungen von meinen kleinen Geschwistern für mich.
Schniefend wischte ich eine Träne von meiner Wange und spürte, wie in mir eine immense Dankbarkeit aufstieg.
Eine Dankbarkeit für alle Menschen, die ich kenne lernen durfte, für meine tolle Familie, einfach meine gesamte Kindheit.
Und das fühlte sich unglaublich gut an.
Von Liebe erfüllt, wie kitschig das auch klingen mag, fiel ich also mitten in der Nacht ins Bett.
Morgen würde wieder die Uni auf dem Plan stehen...
◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆
"Also dieses Thema ist echt furchtbar langweilig...", stöhnte ich und lies mich auf den freien Platz neben Lottie in der Schul-Cafeteria nieder.
"Ich habe nur Bahnhof verstanden.", gab Blair von sich und stocherte lustlos in ihrem Eintopf herum.
Ich rümpfte die Nase.
"Sieht nicht gerade appetitlich aus!", stellte ich fest.
"Da sagst du was.", stimmte Blair zu und schob den kaum geleerten Teller von sich.
"Wir können ja vielleicht Morgen lernen, ich weiß auch noch nicht so viel darüber.", kam Lottie auf das alte Thema zurück.
"Habe ich da 'lernen' gehört?"
Schwer atmend kam Feli an den Tisch.
"Bist du nen Marathon gelaufen?", fragte ich grinsend.
"Ne, musste Mr. Barkson noch was fragen und dachte ihr seit schon weg.", erklärte sie.
"Und wo sollen wir hin sein?", wollte Blair wissen und wir mussten lachen.
"Also Morgen um halb vier bei uns?", schlug ich vor.
"Abgemacht!", kam es von Blair.
◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆
"Ich bin irgendwie total aufgeregt...", meinte ich und rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her. Ich konnte mich überhaupt nicht auf die Serie konzentrieren, die wir gerade mit Ben zusammen guckten.
Immer wieder sah ich nervös auf die Uhr.
"Nur noch eine halbe Stunde!", presste ich hervor und checkte noch einmal, ob ich auch wirklich alles eingepackt hatte.
Tennis-Rock, Vereins-Tshirt, die neuen Schuhe, die meine Mutter mir spendiert hatte und natürlich meinen super professionellen Schläger, auf den ich immer noch verdammt stolz war.
Es hatte mich ziemlich viel Überwindung gekostet, diesen unmenschlich hohen Preis dafür auszugeben und damit meinen alten Schläger, an dem ich so hing, aufzugeben, doch er war jeden Cent wert, wie ich nachher beim Training festgestellt hatte.
"Mein Gott, jetzt komm mal runter! Nach dem, was du erzählt hast bist du doch richtig gut! Warum auch sonst sollten die dich annehmen..."
"Das ist eine der besten Tennis-Schulen. Wenn ich jetzt einen schlechten Eindruck mache, kann ich meinen Platz direkt wieder abtreten...", hab ich zu Bedenken.
"Okay, wenn du das so siehst, wird das schon mal gar nichts! Du musst positiv denken, dich nicht stressen und dann machst du das schon!", meldete sich Feli zu Wort.
"Danke Leute...", sagt ich und umarmte die beiden einmal feste.
Als es eine halbe Stunde später dann an der Tür klingelte und mein Dad mich abholte, um mich zur Halle zu fahren, atmete ich noch einmal tief durch und schnappte dann meine Sporttasche.
Ich würde das schon schaffen!
Als ich das große Gebäude betrat, das zukünftig mein Trainings-Mittelpunkt sein würde, spürte ich die Ehrfurcht in mir aufsteigen. Eine große, moderne Eingangshalle erstreckte sich vor mir.
Die Wände waren voll behangen mit Bildern von Tennis-Spielerinnen und Spielern, die mit Trophäen behangen in die Kamera strahlten.
Ich erkannte Chris Eaton, Emily Webley-Smith, Pat Cash und noch viele andere und spürte wie meine Arme von Gänsehaut überzogen wurden.
Am Ende der Halle war ein glänzender Tresen, hinter dem eine pikiert wirkende Frau mit Mini-Rock und Tonnen Make-Up im Gesicht die Stellung und schenkte mir ein freundliches Zahnpaster-Lächeln.
"Guten Tag, Melina (?) mein Name. Ich habe heute mein Probe-Training hier.", stellte ich mich sogleich vor.
"Einen Moment, Melina... ach hier. Uh du bist die, um die Mr. Wagner so gekämpft hat. Hut ab, dein Bewerbungsvideo war große Klasse!", lobte sie und augenblicklich spürte ich, wie mir die Röte ins Gesicht stieg.
"Lisa Delson!", sagte sie und streckte mir die Hand entgegen. Mit einer solchen Offenheit hätte ich nicht gerechntet. Ich hatte es mir irgendwie... zugeknöpfter vorgestellt.
"Du kannst dann auch gleich dahinten links in die Umkleiden gehen und dann einfach in die Halle. Da müsste deine neue Lehrerin schon auf dich warten.", erklärte sie mir.
"Alles klar, dankeschön!"
"Viel Glück!", verabschiedete Lisa mich und dann lief ich zu dem angegeben Gang.
Mein Weg führte an einem Fitnes-Studio vorbei, in dem schon ziemlich viele durchtrainierte junge Männer und Frauen ihre Muskeln spielen ließen. Fast neben jedem stand ein Personal Coach, der auf die einredete und pushte.
Hier ging wirklich alles um Leistung.
Auch wenn nur die wenigsten es bis ganz nach oben schafften.
An der Umkleide kam mir ein anderes Mädchen entgegen. Sie war komplett durchgeschwitzt aber auch voll in shape. Sie schien mich gar nicht wirklich zu bemerken, sondern tippte nur wie blöd auf ihrem IPhone herum.
Keine Chance auf ein Gespräch. Naja, ich musste mich sowieso beeilen.
Also schlüpfte ich schnell in mein Tennis-Kleid, band meine Haare zu einem Zopf zusammen und griff nach meinem Schläger.
Mit Wasserflasche machte ich mich auf in die Halle. Und wurde von ihrer Größe schier erschlagen. Ein Tennisplatz reihte sich an den anderen und die Decke war unbeschreiblich hoch.
Voller Ehrfurcht beobachtete ich die Spieler, die sich unglaublich starke und schnelle Ballwechsel lieferten.
"Du musst Melina sein, richtig?", erklang plötzlich eine Stimme hinter mir. Perplex drehte ich mich zu der Person um.
Vor mir stand eine dunkelhäutige, temperamentvoll scheinende junge Frau. Ich schätze sie auf Mitte 30.
"Ja die bin.", sagte ich zögerlich und setzte das für mich typische freche Grinsen auf.
"Na dann herzlich willkommen im national Tenis Centre! Ich bin Mila, deine Trainerin und ich sage dir schon mal eins: Zuckerschlecken wird das bei mir nicht! Das beste ist mir gerade gut genug."
Etwas überrumpelt nickte ich. Mila schien echt zu wissen, was sie wollte...
"Dann würde ich sagen, ein Schnelldurchlauf durch unsere Anlage und dann will ich mal ein paar Bälle springen sehen!", kam sie auch sogleich zur Sache.
Ich stimmte zu und folgte meiner neuen Trainerin durch das Center. Das könnte lustig werden...
◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆◆
"Puh, ich hätte nicht gedacht, dass die erste Stunde gleich so krass wird", stöhnte ich und massierte meine strapazierten Muskeln. Hier in England wehte wohl ein ganz anderer Wind. Mehr als einmal hatte ich heute zu spüren bekommen, dass die hier großes mit mir vor hatten.
War nur die Frage, ob ich auch dafür bereit war.
Aber mehr als zwei Mal Training die Woche kam während der Uni einfach nicht in Frage...
"Setzt dich erst mal hin und trinke was!", wies Feli mich an.
"Hat es denn wenigstens Spaß gemacht?", wollte sie dann wissen und drückte mir ein Glas mit eiskaltem Mineralwasser in die Hand.
Ich kippte es mir runter, als wäre ich kurz vorm Verdursten.
"Ja klar, Tennis ist meine Leidenschaft und es ist ja auch eine unglaubliche Ehere für mich dort spielen zu dürfen, aber..."
"Siehst du! Dann warte es doch erstmal ab. Du wirst dich da schon einleben!", unterbrach mich Feli.
"Danke du bist süß.", meinte ich und umarmte sie.
"Jaja schon gut, aber geh erst duschen, bevor du mit mir auf Kuschelkurs gehst.", scherzte sie.
"Auch eine Möglichkeit der Freundin zu sagen, dass sie stinkt...", merkte ich lachend an, verschwand dann aber im Badezimmer und gönnte mir eine schöne heiße Dusche.
Am nächsten Nachmittag kam Lottie wie geplant zum Lernen vorbei. Blair musste leider kurzfristig absagen, da ihre Mutter auf einen Geschäftstermin musste, und sie ihre kleine vier jährige Schwester nicht alleine lassen könnte.
"Schön habt ihr es hier!", sagte Lottie ehrlich, als sie ihren Blick durch unsere Wohnung schweifen ließ.
"Ohja, ich liebe diese Wohnung!", bekräftigte Feli. "Wir haben uns auch ziemlich schnell hier eingelebt."
Ich nickte zustimmend und meinte dann: "Sollen wir dann jetzt anfangen? Ich bin ziemlich verzweifelt, ich checke gar nichts, wie soll denn dann die Prüfung werden?"
"Immer locker bleiben, wir schaffen das schon!", scherzte Lottie und dann fingen wir an. Ich bemerkte, dass man in der schrillen Blondine eine sehr gute Lernpartnerin hatte.
Gar nicht mal weil sie besonders gut in der Sache war, nein, eher weil sie sich auf dem gleichen Stand befand wie ich und wir uns so gut ergänzen konnten, ohne dass die eine sich schlecht fühlen musste. Feli hatte es von Anfang an ziemlich gut drin und man merkte, dass sie eine Stipendien-Kandidatin war.
Ich beneidete sie dafür.
Nach geschlagenen zwei Stunden knallte ich meinen College-Block auf den Tisch und ließ mich stöhnend zurück fallen.
"Das war eindeutig zu viel in-put für mein armes Gehirn!", beschwerte ich mich. Lottie und Feli lachten nur und Lottie schlug vor: "Wie wäre es, wenn wir noch zusammen raus gehen, in die Stadt. Ich habe grade eine Mortslust auf Eis!"
Sofort begannen Felis Augen zu leuchten.
"Ohja, super Idee!", rief sie begeistert aus und ich musste schmunzeln über diese schon fast kindliche Freude.
"Ich kenne eine gute Eisdiele. Die ist allerdings etwas weiter weg, da müssten wir mit der Bahn hin.", warf ich ein.
"Das ist kein Problem, wir können mein Auto nehmen!", winkte Lottie ab, als plötzlich ihr Handy begann zu klingeln. Mit einem schnellen Blick auf das Display ging sie ran.
"Ja?... nicht dein Ernst! ... Wirst du eigentlich irgendwann mal erwachsen?!... jaja, ist ja schon gut, ich bringe es dir! ... Ja okay, bis gleich!-Achja, ist es schlimm, wenn ich zwei Freundinnen mitbringe? ... Nein, keine Groupies... Super, dann bis gleich!"
Feli und ich warfen uns verwirrte Blicke zu, als Lottie kopfschüttelnd auflegte.
"Mein Herr von und zu Bruder hat sein Handy bei mir liegen lassen und braucht das ganz dringend. Ist es schlimm, wenn wir eben bei ihm vorbei fahren und es ihm bringen?", erklärte Lottie.
"Ja klar kein Problem!", sagte Feli sogleich. Also stiegen wir in Lotties kleinen BMW und fuhren zuerst zu ihrer Wohnung um das Handy ihres Bruder zu holen und dann weiter.
"Wo ist dein Bruder denn?", fragte ich neugierig nach.
"Werdet ihr schon sehen.", kam es knapp von Lottie.
Verwirrt runzelte ich die Stirn.
"Wie viele Geschwister hast du denn?", kam es von Feli auf der Rückbank.
"Vier. Einen großen Bruder und drei kleine Schwestern.", erzählte Lottie und ihre Augen begannen zu leuchten.
Sie musste ihre Familie sehr lieben.
"Wir sind da!", kam es von Lottie, "am besten, ihr redet mit niemandem und folgt mir einfach ganz schnell rein."
Das wurde ja immer skurriler! Mit einem Blick nach draußen sah ich, dass wir uns an dem Hintereingang von irgendeiner Arena befanden. Überall liegen Sicherheitsleute herum und drei große schwarze Limousinen mit getönten Scheiben parkten ebenfalls hier.
Lotties Bruder schien für irgendeinen Promi zu arbeiten. Davon gab es in London ja genug. Wir folgten ihr einfach nur stillschweigend aus dem Auto und zu dem kleinen Notausgang, vor dem ein stattlicher Typ mit Sonnenbrille posierte.
"Hey Paul, können wir rein? Das sind zwei Freundinnen, das ist mit Louis abgeklärt.", sprach sie zu dem Bodygard.
"Lass mich raten, er hat sein T-Shirt vergessen?", fragte Paul grinsend. Für so einen äußerlich harten Typ schien er aber echt cool drauf zu sein!
"Ne, diesmal ist es das Handy.", meinte Lottie und verdrehte die Augen. Paul lachte schallend und winkte und dann durch.
"Macht aber schnell, die Jungs haben gleich Sound-Check!"
Die Jungs? Also eine Band? Irgendwie wurde ich bei diesem Trubel automatisch aufgeregt. Lottie führte uns durch einen schmalen Gang in die Garderoben. Überall liegen Leute herum und schienen uns in der Hektik gar nicht zu bemerken. An einem Raum, bei dem es sich offensichtlich um die Maske handelte, blieb Lottie stehen und spähte hinein.
Eine zierliche sympathisch wirkende Frau war gerade dabei ihr Utensil zu prüfen. Dem ganzen Zeug nach zu urteilen war es aber eine ziemlich eitle Band... Das kannte ich von Jungs gar nicht.
"Lottie!", begrüßte die Frau Lottie überschwänglich, als sie und entdeckte und lief auf uns zu, um Lottie zu umarmen.
Lottie schien hier echt kein unbekanntes Gesicht zu sein.
"Und ihr seit?", wandte sie sich mit einem wunderschönen Lächeln an uns. Noch bevor wir etwas sagen konnte, kam Lottie uns zuvor: "Das sind Feli und Melina zwei ziemlich gute Freundinnen von mir."
"Ich bin Louise, die Stylistin von den Jungs!", erklärte sie und anstatt und erst mal die Hand zu geben umarmte sie uns einfach direkt.
"Sag mal, Lou weißt du wo Louis ist?", wollte Lottie dann wissen.
"Also vor zehn Minuten war er noch bei den anderen in der Garderobe.", sagte Louise nach kurzem Überlegen.
"Danke, wir sehen uns bestimmt bald mal wieder!", sagte Lottie schnell und gab der Stylistin einen schmatzenden Kuss auf die Wange.
Und schon zog sie uns weiter durch die Gänge, bis sie schließlich vor einer Tür zum Stehen kam.
One Direction
Stand auf einem provisorisch angeklebten Zettel. Irgendwoher kannte ich diesen Namen...
Lottie stieß auch sogleich die Tür auf.
"Hey, Bruderherz, ich habe dir dein Handy mitgebracht?"
Etwas zögerlich folgten wir ihr in den Raum, in dem es unerträglich nach Männer-Deo roch. Auf einem braunen Ledersofa saß ein äußerst attraktiver dunkelhaariger Junge und sah und etwas perplex an.
"Louis ist im Nebenzimmer.", meinte er knapp und zeigte auf eine weitere Tür von der aus ohrenbetäubend laute Musik drang. Der Typ wirkte eher ruhig und hatte sich wohl von seinen scheinbar lauten Bandkollegen zurück gezogen. Ohne uns weiter zu beachten tippte er wieder auf seinem Handy herum, während Lottie uns schon zu der besagten Tür zog.
Um ehrlich zu sein, hatte ich ein bisschen Schiss, was uns jetzt erwarten würde. Lauter Gangstertap drang durch das scheinbar dünne Holz der Tür. Mit einem Blick auf Feli bemerkte ich, dass auch die skeptisch war.
Doch Lottie schien das schon gewohnt und öffnete einfach schwungvoll die Tür. Sofort wurde ich von dem dröhnenden Bass fast erdrückt. Ich spähte vorsichtig über Lotties Schulter, die entgeistert in der Türe stehen geblieben war. Und was sich uns da bot, war einfach zum Wegschmeißen.
Ein Typ mit offensichtlich blond gefärbten Haaren machte einen auf ganz cool und twerkte mit Sonnenbrille und Goldketten wie ein Möchtegern-Rapper auf dem Tisch herum. Und man konnte auf den ersten Blick erkennen, dass er eben das nicht war. Seine ungelenken Bewegungen brachten mich und Feli furchtbar zum Lachen, was man aber durch die unmenschlich laute Musik gar nicht hören konnte.
Ein anderer Junge mit braunen verstrubbelten Haaren schien das ebenfalls unglaublich lustig zu finden und feierte den Typ unglaublich ab.
Lottie versuchte erst gar nicht gegen die Musik an zu schreien, sondern lief einfach nur schnellen Schrittes zu der Musikanlage und zog den Stecker raus.
Wie erstarrt blieben Blondie und sein Fanboy mitten in der Bewegung stehen und drehten sich nur langsam zu uns um.
"Ich habe deine Handy mitgebracht, Louis.", durchbrach Lottie trocken die Stille, aber ich konnte sehen, dass sie sich ein Grinsen verkneifen musste.
"Ähm...ja.", stotterte der braunhaarige Junge.
Das war also Louis, Lotties Bruder.
Irgendwoher kannte ich ihn! Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Louis war der Typ gewesen, in den ich auf Lotties Party rein gerannt war. Der, der von seiner Schwester angeschissen worden war, weil er sich nicht während der Party aufhalten sollte! Jetzt machte alles Sinn.
Der große Bruder von Lottie war ein Star!
Und anscheinend kein Unbekannter.
Deswegen konnte Lottie schon so früh in einem so großen Haus leben! Ihre Familie war verdammt noch mal prominent! Durch Louis, der gerade mit hochrotem Kopf und peinlich berührt vor uns stand.
"Hey, was ist los, warum ist die Musik aus?", ertönte plötzlich eine tiefe kratzige Stimme hinter mir. Erschrocken fuhr ich herum und sah mich zwei grünen Augen gegenüber.
"Und du bist?", fragte der Junge und zog fragend deine Augenbrauen hoch.
"Das sind Melina und Feli, meine Freundinnen.", kam Lottoe mir zu Hilfe.
"Und du stinkst nach Deo. Heute keine Zeit für eine Dusche gehabt?", rutschte es mir heraus und sofort wollte ich mich dafür schlagen. Warum konnte ich nicht einmal meine verdammte Klappe halten?!
Schallendes Lachen ertönte hinter mir und als ich mich umdrehte, sah ich das Blondie vor Lachen auf dem Boden lag.
"Da wurde Mr. Styles aber gedisst!", japste er.
Mr. Styles' durchbohrte mich nur mit einem durchdringenden Blick, fing dann aber an dreckig zu grinsen.
"Da hast du deine kleine Freundin aber nicht gut erzogen!", beschwerte er sich bei Lottie. Ich schnappte empört nach Luft, doch bevor ich anfangen konnte diesen wildfremden super dreisten Jungen zu beschimpfen, legte Feli mir beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.
Auch sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"So wir müssen jetzt auch wieder los. Viel Spaß euch Knalltüten beim Sound-Check!", meinte Lottie und zog und beide mit sich.
"Man sieht sich bestimmt mal wieder!", rief Blondie und hinterher, der sich anscheinend von seinem Lachflash erholt hatte.
Als wir an Lotties Auto angekommen waren, wandte ich mich sofort an meine neue Freundin und sagte mit gespielt strengem Unterton: "Ich glaube du hast uns einiges zu erklären!"
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top