Felicia - Verabschiedung und Kennenlerenen

"Ich werde dich schrecklich vermissen", lies Chrissi verlauten und schlang ihre Arme um meinen Hals. Wir standen vor dem Flughafen, Mama und Luca brachten schonmal meinen Koffer weg.

Langsam stiegen mir Tränen in die Augen, die letzten zwei Stunden habe ich damit verbracht diese möglichst aufzuhalten, doch nun müssten sie raus. "Denkst du es ist wirklich so eine gute Idee?" Fragte ich sie verunsichert.

"Nicht einknicken, Felicia Parker. Du wirst den Studium als Beste absolvieren, eine Firma gründen und dir somit eine glorreiche Zukunft sichern." Spaßte meine beste Freundin.

"Ich melde mich sobald ich gelandet bin, versprochen." flüsterte ich ihr ins Ohr. Sie lies mich los, sah mich an, wischte die Tränen weg und sagte: "Das will ich auch hoffen, denn sonst.... Nein, ohne Spaß Feli, das werden tolle vier Jahre und wir besuchen uns gegenseitig. Jetzt habe schließlich einen Grund mal nach London zu fliegen. "

Ich zog sie noch einmal in eine Umarmung. "Ich werde dich auch vermissen."

Keine 30 Minuten später saß ich in meinem Flieger. Ich hatte bei meinem Sitznachbarn Glück gehabt. Es war eine ältere Dame die recht sympathisch rüber kam.

Die Verabschiedung von Luca und Mum war mir genauso schwer gefallen. Ich hatte wie ein Wasserfall geheult. Ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt, ein leben ohne die beiden nur schwer vorstellen, der genau das kam jetzt auf mich zu.

Nun gab es erstmal kein Zurück mehr.

Ich steckte mir Kopfhörer in die Ohren und machte meine Playlist an. In Gedanken malte ich mir die bevorstehende Zeit aus.

Ich fragte mich wie meine Wg Mitbewohner wohl waren. Ob die Uni gut laufen würde. Ich Freundschaften schließe.
Vielleicht würde ich London auch doof finden, weil es mir zu regnerisch war oder ich hatte Stress mit dem Vermieter.

Doch antworten konnte ich nie, denn niemand kann in die Zukunft sehen.

Gerade fing hörte ich das Lied 'Neue Welt', von irgendeinem Youtuber, den Chrissi mir mal gezeigt hatte. So richtig beschäftigt hatte ich mich nicht mit ihm, aber das Lied war cool.

Ich mach ein' Schritt in eine neue Welt.
Und schwups war ich wieder bei Thema.
Wo die Sonne meinen Tag erhellt.
Ich will es hoffen
ich mach 'nen Trip durch eine neue Welt ohne Tickets und bleib so lang es mich hält
Ich blieb genau genommen für vier Jahre, zumindest war es so geplant.

Und ich führte mal wieder Gespräche mit mir selber. Eine Angewohnheit die manchmal ziemlich nervig war, denn so macht man sich viel zu viele Gedanken.

"Meine Lieben Passagiere, wir werden in Kürze in London Landen, die Ortszeit dort beträgt 17:33, im Moment haben wir 14 Grad und leichten Regen. Wir hoffen der Flug war angenehm für sie. Bitte gehen sie zurück auf ihre Plätze und Schnallen sich an."

Na super, London begrüßte mich mit Regen. Nachdem das Flugzeug gelandet war und ich meinen Koffer in der Hand hielt, stellte ich mich erstmal für einen Kaffee an, damit ich mich frisch gestärkt in den Regen aufmachen könnte.

Schnell schrieb ich Chrissi und Mum, dass ich gut gelandet war.

Gerade wollte ich gehen, als mir ein junger Mann ins Auge sprang,  was wohl an dem Schild in seuner Hand lag.

Darauf stand etwas krakelig aber trotzdem gut erkennbar mein Name.

Verwundert ging ich auf ihn zu.

"Ähm, das bin dann wohl ich..." meinte ich etwas unsicher und deutete auf das besagte Schild. "... aber warum wissen Sie meinen Namen?", fragte ich sofort.

Er sah mich erst überrascht an, schien dann aber zu verstehen und zog mich in eine Umarmung.
Ich war mit der Situation ein bisschen überfordert.

"Oh, das tut mir leid. Ich bin Ben. Ben Marley. Dein neuer Mitbewohner und verdammt froh, dich hier gefunden zu haben. Ich hatte schon Angst, dass du mich übersehen würdest."

Naja, dachte ich, übersehen hätte ich ihn mit Sicherheit nicht. Er sah wirklich gut aus und war durch seine neon-grüne Windjacke nicht gerade unauffällig.

"Du fragst dich bestimmt, woher ich weiß welchen Flug du hattest, also ich hatte nur deinen Namen und da habe ich im deutschen Telefonbuch nachgeschaut, was zugegeben ziemlich kompliziert war und da stand nur eure Festnetz-Nummer drin. Deine Mum ist ans Telefon gegeangen und hat mir die Infos gegeben. " erklärte er weiter und das in einen Tempo, dass mir beinahe schwindelig wurde.

Doch wenigstens sah ich wieder ein bisschen klarer.

Ben war mir sofort sympathisch.

Er schien fröhlich und redete, wie gerade bemerkt, gerne und viel.

Im ersten Moment musste ich mich daran gewöhnen, nicht Deutsch sondern Englisch zu hören und dass er dabei so schnell sprach, half auch nicht wirklich. Aber ich verstand mehr oder weniger alles.

"Hallo Ben!", brachte ich schließlich heraus und grinste schief.

"Wir sollten in die Wohnung fahren, deine Sachen wurden gestern geliefert.", schlug er vor und ich stimmte zu.

Auf der Autofahrt erfuhr ich viel über ihn, unter anderem auch, dass er Schwul war.

Erst wusste ich nicht, wie ich reagieren sollte, doch dadurch wurde er nicht zu einem anderen Menschen.

Wir verstanden uns ziemlich gut, er war offen und schien immer das aus zu sprechen, was er dachte, was durchaus positiv war.

"Würde es dir was aussmachen wenn wir eben Einkaufen gehen?", fragte er.

"Nein, natürlich nicht.", antwortete ich wahrheitsgemäß.

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Kurze Zeit später stand ich alleine in meinem ersten englischen Supermarkt.

Ben wollte noch schnell Tanken gehen und schickte mich deswegen mit einer Einkaufsliste alleine.

Es war irgendwie spannend, die Unterschiede Gemeinsamkeiten zwischen britischen und deutschen Essgewohnheiten fest zu stellen.

Mein neuer Mitbewohner wollte mir ein Parmesan-Risotto mit Garnelen kochen.

Das war eine typisch italienische Speise, wie er erklärt hatte und da er halb Italiener war, wollte er mir unbedingt sein Lieblingsgericht kochen.

Es war gar nicht so einfach, die richtigen Sachen zu finden, da ich nicht nach den typischen Verpackungen suchen konnte.

In Deutschland hätte ich in dem Supermarkt, in welchen ich immer einkaufe, höchstens 15 Minuten gebraucht, um die fünf Dinge zu finden, die Ben mir notdürftig ayf einen Zettel geschrieben hatte.

Hier in England brauchte ich geschlagene 30 Minuten und hatte den Parmesan immernoch nicht gefunden.

Irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf eigene Hand zu suchen und fragte eine nette Verkäuferin nach Hilfe.

Da hätte ich auch früher drauf kommen können!

Als ich zurück zu Ben ins Auto stieg, applaudierte er. "WOW, ganze fünfunddreißig Minuten. Rekord!", stieß er ironisch aus und fing an zu lachen.

"Hey! Ich will dich mal in einem deutschen Supermarkt sehen! Da würde dir das Lachen vergehen.", verteidigte ich mich.

Auf der Fahrt erfuhr ich, dass er und Melina, die dritte im Bunde der WG sich schon einmal getroffen hatten und er sie sympathisch und witzig fand.

Wenn Melina auch so lustig wie Ben wäre, dann hätte ich echt Glück mit meinen beiden Mitbewohnern.

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"Und du bist dir sicher, dass man das so brät?", fragte ich Ben ungläubig.

Er war gerade dabei Chilliöl in die Pfanne zu geben, um darin die Garnelen zu braten.

Ich für meinene Teil war mit nicht so sicher, ob das eine gute Idee war, denn soweit ich das mit meinem "tollen"  Künsten beurteilen konnte,  hatten Garnelen keinen starken eigen Geschmack und nahmen daher schnell die Schärfe auf.

Aber mein Problem würde die Schärfe nicht sein. Schließlich würde er die Garnelen essen, nicht ich.

"Viel Spaß, wenn du Feuer spuckst.", scherzte ich.

"Wieso, ich? Du doch dann auch oder bist du gegen Schärfe immun?", hakte er nach.

Oh, ich hatte ihm gar nicht gesagt das ich keine Garnelen aß, weil ich Vegetarierin war. 

"Ich esse keine Garnelen.", erklärte ich deshalb kurz. 

"Warum hast du denn nichts gesagt, ich hätte auch Hähnchen gemacht!", empört warf er seine Hände hoch.

Ich musste lächeln. "Dass hätte ich auch nicht gegessen, ich habe vergessen zu erwähnen dass ich Vegetarierin bin", unschuldig hob nun auch ich meine Hände.

"Echt? Ist ja cool."

So eine Reaktion hatte ich nicht erwartet. Die meisten fragten sofort warum. Aber es schien ihm rein gar nichts auszumachen.

Wir aßen zusammen und ich fing dann an mein Zimmer einzuräumen.

Es war ein schönes Zimmer und die Möbel, die ich bestellt hatte passten zum Glück zusammen. Ben hatte sie schon aufgebaut, worüber ich sehr dankbar war, denn in Handwerklichen Dingen war ich eine Niete.

Nachdem ich meine Koffer weitestgehend ausgepackt hatte, redeten wir noch ein bisschen bis ich ihm müde eine Gute Nacht wünschte.

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Als ich aufwachte, galt mein erster Blick der Uhr auf meinem Handy.

8:25.

Ich atmete erstmal tief durch, um meine Gedanken zu ordenen.

Heute war mein erster Tag in London. Man sagt, was man in der ersten Nacht in der neuen Wohnung träumt, würde wahr werden.

Das, was ich geträumt hatte war jedoch purer Schwachsinn, soweit ich das noch beurteilen konnte. Denn so schnell würde ich wohl nicht auf den Mount Everest klettern, um dort eine Party zu feiern.

Schnell stand ich auf, zog mir eine Jogginghose an und ging in die Küche um meinen morgendlichen Hunger zu stillen.

Am Küchentisch saß Ben und tippte auf seinem Laptop herum.

"Guten Morgen, du Frühaufsteher.", begrüsste ich ihn.

"Morgen, Feli."

"Ich habe mir ein Toast geschmiert, wir haben aber auch Joghurt und Äpfel.", zählte er mir die Auswahlmöglichkeiten fürs Frühstück auf.

Ich entschied mich für das Jogurt mit Apfel und setzte mich zu ihm.

"Steht bei dir heute irgendetwas an?", fragte ich neugierig nach. "Nein, nicht wirklich, ich muss gleich kurz telefonieren und dann kommt heute natürlich noch Melina.", erklärte er.

"Ich wollte mir meine neue Heimat mal ein bisschen anschauen, willst du mitkommen, wir könnten einen Spaziergang durch den Hyde-Park machen.",schlug ich vor. Er nickte zustimmend und wir aßen zusammen auf. und fuhren dann in den Park. Ich liebte London einfach und gen au dieser Spaziergang zeigte mir, dass London die richtige Wahl gewesen war.

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