Felicia - Uni, Shoppen, Party

"Mensch, Melina. Jetzt leg mal einen Gang zu.", genervt schlug ich mit der Hand gegen unser Badezimmer. Jeden Tag das Gleiche! Bis jetzt schien sie viel Spaß daran zu haben, Morgens das Bad zu blockieren...

"Wegen dir verpasse ich bestimmt meinen ersten Vortrag."

Die Tür öffnete sich und Melina kam mir grinsend entgegen.

"Als ob dich das so aufregen würde! Es geht heute doch um Grammatik und du hasst dieses Thema, weil du die Hälfte noch aus der Schule kennst.", konterte sie und nun musste auch ich lachen.

"Ich hab nur noch eine halben Stunde. Das wird knapp, dank dir.", erklärte ich ihr und zog die Tür hinter mir zu.

Schnell duschte ich und band meine Haare zusammen. Dann noch Zähneputzen und etwas Puder und Mascara auftragen. Das sollte für heute reichen.

"Hier ich hab die eine Marmeladenbrot geschmiert.", sagte Melina und drückte mir eine Brotdose in die Hand.

"Danke, aber gehst du nicht mit?", fragte ich.

Sie schüttelte den Kopf.

"Mr. Georgen ist nicht da, deswegen fällt mein erster Vortrag aus."

"Und dann blockierst du das Bad solange? Du bis mir eine...!"

Gespielt empört schnaubte ich und zog mich schonmal an.

"Wir sehen uns dann nachher an der Uni oder? Du könntest vielleicht einkaufen gehen, wir haben glaube ich kein Obst mehr.", wies ich sie an.

Sie nickte nur schmunzeld und drängte mich aus der Tür.

An der Uni wartete Blair schon auf mich. Wir hatten die Vorlesung zusammen.

"Guten Morgen!", begrüsste ich sie und Blair umarmte mich kurz. Ich war froh schon direkt Anschluss gefunden zu haben.

"Dein erster richtiger Uni-Tag, richtig?", fragte sie und ich nickte zustimmend. Gestern hatten wir außer lauter Einweisungen nicht wirklich viel gemacht. Dementsprechend gespannt folgte ich Blair also in den Vortragssaal.

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"Hast du da was verstanden?", fragte Blair mich als wir den Saal verliesen und sah sich verzweifelt noch mal ihre Notitzen an.

"Ja, aber ich hatte dieses Thema schon im Abitur.", erklärte ich.

Wir liefen zusammen zu Lottie und drei anderen Mädchen. Jede Gruppe hatte anscheinend ihren Stammplatz und der von Lottie, Blair und Co. schien ziemlich zentral im Foyer zu sein.

Auch Melina stieß nach kurzer Zeit zu uns und wir unterhielten uns über alles mögliche mit Lottie und Blair.

Lottie schwärmte aber vorallem von den beiden neuen Jungs Jake und Lewis.

Auch Blair war hellauf begeistert von den beiden, als Lottie uns sie nicht gerade unauffällig zeigte. Blair und Lottie waren echt zwei Persönlichkeiten für sich, aber ich mochte die beiden, auch wenn sie auf andere wahrscheinlich ziemlich eingebildet wirkten.

"Ach, bevor ich es vergesse: Ich habe am Wochenende Geburtstag. Ich feiere auch direkt am Samstag, ihr wollt doch bestimmt auch kommen, oder? Schließlich müsst ihr die Londoner Partys kennenlernen!", ludt Lottie uns ein und reichte uns zwei silberne Umschläge.

Zuerst war ich ziemlich überrascht, da ich nicht erwartet hatte direkt so herzlich aufgenommen zu werden und Melina schien es genauso zu gehen.

Doch wie fast immer fasste sie sich zuerst wieder: "Klar kommen wir! Dankeschön, echt! Müssen wir noch irgendetwas bestimmtes wissen?", fragte sie.

"Uhrzeit und Adresse stehen in der Einladung. Sonst wüsste ich nichts weiteres.", erklärte Lottie lächelnd.

"Ich muss jetzt los. Englische Kultur steht bei mir jetzt auf dem Plan und auch von mir nochmal Danke, ich freue mich schon, aber wir müssen auf jeden Fall vorher nochmal Shoppen gehen, denke ich, denn etwas richtiges zum Anziehen habe ich noch nicht hier."

Die Mädels mussten lachen.

"Wir könnten morgen alle zusammen Shoppen gehen. morgen Mittag sind keine Vorlesungen.", schlug Blair vor.

Melina und ich willigten ein und ich machte mich auf zu meinem Kurs. Innerlich freute ich mich unglaublich über diese Einladung. Viellicht würden wir dann ja noch mehr Leute kennen lernen...

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Nach der Uni musste ich noch eben zur Post, da Mama mir ein Paket geschickt hatte.

Ich kam gerade noch rechtzeitig an der U-Bahn an. Die Türen schlossen sich quietschend und ich quetschte mich gerade noch so hin durch.

"Da hat es aber jemand nur so gerade geschafft.", ich dreht mich ruckartig um und wäre fast umgefallen.

"Hektischer Nachmittag?", fragte die Stimme wieder.

"Dir auch einen guten Tag... Jake richtig?", begrüßte ich den jungen Mann, von dem Lottie so schwärmte.

"100 Punkte.", scherzte er.

"Du fährst also auch mit der Linie 14.", stellte er fest.

"100 Punkte, aber nur weil ich zur Post muss."

"Was Wichtiges?", fragte er und lächelte mich dabei an.

"Ein Paket von meiner Mutter. Sie hat mir ein paar Dinge geschickt, die ich noch brauchen könnte. Und du? Ich gehe mal davon aus, dass du nicht zur Post musst. ", vermutete ich.

"Stimmt, ich teile mir eine Wohnung mit Lewis auf Brown Street. " erklärte er.

Nur wenige Sekunden später, erfüllte das Quietschen der Bremsen den Wagon.

"Hier muss ich raus, war nett mit Ihnen ein Gespräch zu führen, Mrs. Parker. Wir sehen uns ", verabschiedete er sich mit hoch erhobenem Kopf und gespielt geschäftlichen Tonfall und lächelte mich belustigt an. Dann griff er nach seiner Tasche und verließ die Bahn.

Ich grinste vor mich her. Ich konnte nicht leugnen, dass Jake ein sehr gut aussehender Junge und dazu auch noch sehr charmant und freundlich war. Langsam konnte ich nachvollziehen, warum Lottie und Blair so von dem Neuen schwärmten.

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"Glaubst du wirklich, diese Schuhe passen zu dem Kleid?", zweifelnd betrachtete ich mein Spiegelbild und drehte mich dabei ein wenig hin und her.

Melina, Lottie, Blair und ich waren zusammen shoppen und ich war fasziniert davon, welche Möglichkeiten London uns bot.

Hamburg war zwar ebenfalls eine große Stadt, aber jedoch nichts im Vergleich zu London.

Weniger fasziniert war ich jedoch von den High Heels, die Blair mir in die Hand gedrückt hatte. Es waren schlichte weiße mit Riemchen, doch sie hatten einen mörderischen Absatz.

"Die Schuhe und das Kleid sind verheiratet, sie gehören einfach zusammen.", beantwortete Lottie nun endlich meine Frage.

"Super und ich bin das Opfer, dass für diese Hochzeit hinhalten muss, denn lange überlebe ich auf diesen Absetzen nicht."

"Jetzt sei mal nicht so negativ, Feli!", platzte nun auch Merle in unsere kleine 'Debatte'.

"Okay, ich nehme sie, aber auf eure Verantwortung.", gab ich schlussendlich nach.

Die Schuhe passten wirklich sehr gut zu dem weiß goldenen Kleid welches ich mir bei Zara geholt hatte.

Auch Melina, war in einem kleinen, nicht bekannten aber wirklich schönen Geschäft, fündig geworden..

Die Verkäuferin war eine junge Frau, etwas älter als wir und sie hatte ihren eigenen ganz speziellen Style.

Voller Enthusiasmus beriet sie uns, solche Leute waren mir immer sympathisch, ich mochte es wenn man Lebensfreude zeigte. Auch wenn ich selber manchmal etwas schüchtern war, war ich doch ein sehr fröhlicher und vor allem verrückter Mensch

Es wurde ein schwarzes Spitzenkleid mit tiefem Rückenausschnitt und es stand Melina wirklich ausgesprochen gut.

Blair und Lottie hatten ihre Kleider schon im voraus besorgt und suchten nur noch Accessoires.

Am Ende, nach insgesamt drei Stunden shoppen in London, setzten wir uns bei Starbucks hin und tranken erstmal einen Kaffee oder Tee.

Es war ein wirklich schöner Tag gewesen und ich schloss Blair und vorallem Lottie immer mehr in mein Herz.

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"Hast du mein goldenes Armband gesehen?", rief ich Melina durch die Badezimmertür zu.

"Ja, du hattest es gestern nach der Uni, auf den Magazinstapel gelegt.", beantwortete sie mir meine Frage. Schnell lief ich in unser Wohnzimmer, wo Ben wieder mal an seinem Laptop saß.

"Na du Laptop-Süchtiger Designer.", neckte ich ihn und wuschelte ihm durch seine heiligen Haare.

"Hey...!" empört richtete er diese wieder.

"Ich bin nicht süchtig ich arbeite.", verteidigte er sich auch sogleich.

"Mmh is klar...", sagte ich mit ironischem Unterton und griff nach meinem Armband.

Als ich wieder in meinem Zimmer ankam, betrachtete ich mich kritisch im Spiegel. Es würde meine erste Party in London werden und irgendwie hatte ich Angst mich zu blamieren, was bei mir wirklich schnell vorkommen könnte.

Ich würde wahrscheinlich die meisten Leute gar nicht kennen und in solchen Situationen war ich wieder das kleine graue Mäuschen aus der Grundschule.

Damals wurde ich von meinen Mitschülern öfters gehänselt. Kein schöner Abschnitt in meinem bis jetzt doch sehr kurzen Leben.

"Du hast auch ein bisschen Respekt vor der Party oder?", fragte Merle, die gerade aus dem Bad kam.

Sie sah wunderschön aus.

Zu dem schwarzen Kleid hatte sie nach Bens Beratung ein dunkles, aber nicht zu dunkles Augenmake-Up aufgetragen.

"Ja, du auch?", beantwortete ich ihr die Frage ehrlich.

"Es ist komisch, Lottie ist so angesagt in der Uni und wir sind die Neuen... Ich gehe davon aus, dass wir uns erst mal vor den allen behaupten müssen.", grübelte Merle.

"Aber das wird schon werden." sagte ich, mehr um mir selbst Mut zu zureden.

Ich hoffte, dass wir das heil überstehen würden und einen spaßigen Abend mit neuen Freunden verbringen konnten...

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"Hier rechts und dann sind wir eigentlich auch schon da.", erklärte mir Merle den Weg zu Lotties Wohnung, während sie etwas verzweifelt an ihrem Handy herum tippte, um sich in dem Straßennetz Londons wenigstens einigermaßen zurecht zu finden.

Und keine fünf Minuten später standen wir auch schon in einem riesigen, modern eingerichteten Raum, in dem sich bestimmt hundert Menschen befanden, die sich entweder rhythmisch zur Musik bewegten oder Gespräche miteinander führten.

Die Musik war so laut aufgedreht, dass man den Bass spüren konnte.

"Hey, ihr beiden!", begrüsste uns von hinten eine aufgedrehte Stimme.

"Hi, Lottie! Alles alles gute zu deinem Geburtstag!", begrüßte Melina unsere neue Freundin als erste und fiel ihr um den Hals.

"Von mir auch alles Gute", sagte ich und umarmte sie. Dann überreichte ich ihr unser Geschenk.

Wir hatten ihr einen Gutschein von einer Drogerie geschenkt, die sie uns bei unserem Shoppingausflug gezeigt hatte und pausenlos vorgeschwärmt hatte, wie viele tolle Produkte es dort gab.

Sie bedankte sich und verschwand mit den Worten "Ich gehe dann mal die anderen begrüßen!" und einer weiteren festen Umarmung wieder in der Menschenmenge.

"Feli, bevor hier die Party für uns anfängt gehe ich nochmal schnell für kleine Mädchen.", erklärte mir Melina und auch sie verschwand.

Nun stand ich alleine auf einer Party ohne wirklich viele Leute zu kennen.

Etwas hilflos, schaute ich mich um und beschloss, mir erstmal einen Drink zu holen.

Ich schüttete mir gerade einen Schuss Wodka in meine Cola, als ich von hinten angerempelt wurde und somit der Gesamte Inhalt meines Bechers auf dem Tisch verteilt wurde.

Super... Wiedermal eine typische Aktion die nur mir passieren konnte.

"Warte ich helfe dir. ", ertönte neben mir eine mir nur allzu bekannte Stimme.

Jake.

"So schnell sieht man sich also wieder.", sagte er nachdem wir die Spuren weggewischt hatten.

"Stimmt.", erwiderte ich und musste lachen.

"Auch deine erste Party dieses Semester?", fragte er. Ich nickte nur und versuchte die letzten Rückstände, dieses klebrigen Getränkes von meinen Händen zu reiben.

"Ich muss schon echt sagen, Lottie weiß wie man Partys schmeißt." Während er das sagte, drückte er mir einen neuen Becher in die Hand.

"Sie scheint aber auch echt alle Mittel zu haben.", sagte ich und deutete auf die riesige Stereoanlage.

Ich nahm einen Schluck aus dem Becher und musste feststellen, dass dort extremst viel Alkohol im Spiel war.

Und wahrscheinlich genau deshalb fand ich mich ein paar Minuten später auf der Tanzfläche wieder und tanzte zusammen mit Jake zu irgendeinem Remix.

Das Eis war gebrochen.

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