Felicia - der letzte Schultag

Er kam mir immer näher und irgendwann berührten seine Lippen meine. Mein Bauch zog sich zusammen und ich erwiderte den Kuss.

Er legte seine Hände an meine Hüften und ich meine hinter seinen Kopf.

"Wenn ihr dann fertig seid mit abschlecken, würde ich Feli gerne das letzte Mal in den Unterricht entführen." , ertönte hinter uns die hitzige Stimme meiner besten Freundin Chrissi.

Ich löste mich von Toby und drehte mich zu ihr.

Sie grinste verschmitzt und drückte mir die Bücher in die Hand. Ich gab Toby noch ein flüchtiges Küsschen und folgte ihr.

"Musst du immer so dumme Kommentare geben?", ich sah sie vorwurfsvoll an.

"Naja, ich muss nicht. Doch sie rutschen mir so raus und außerdem sind sie lustig.", gespielt beleidigt schaute sie zu Boden.

Da hatte sie allerdings Recht. Sie konnte in den unpassendsten Momenten die witzigsten Sprüche raushauen.

Wir waren bei unserem Kursraum angekommen und setzten uns auf die Plätze. Louise, die Schulschlampe deutete gerade mit ihrem Finger auf die sich schließende Tür, ich wendete meinen Blick nach vorne und traute meinen Augen nicht.

Das war ... Nein, das konnte nicht!

Ich rieb mir sicherheitshalber nochmal in den Augen, aber die Person stand immer noch vor mir und zwar nicht Herr van Menski wie es sonst der Fall war, sondern mein älterer Bruder Luca Parker.

Chrissi schien es auch kapiert zu haben, denn sie tippte aufgeregt mit ihrem viel zu spitzen Fingernägeln auf meinen Arm.

"Feli, das ist doch nicht Luca oder?", flüsterte sie mir zu.

Ich konnte nur noch nicken, denn bevor ich irgendeinen Satz von mir geben konnte, begann Luca zu reden.

"Guten Morgen, wie ihr sicherlich seht bin ich nicht Herr van Menski, sondern seine Vertretung. Ich weiss heute ist für euch der letzte Schultag, ihr bekommt eure Zeugnisse und daher ist es bestimmt komisch sie nicht von eurem Klassenlehrer zu bekommen. Dieser ist allerdings verhindert und da ich heute hier meinen Vertrag unterzeichnet habe und da es kaum freie Lehrer gab, wurde ich gebeten einzuspringen. So weit zur Erklärung, nun zu mir. Ich bin Luca Parker und 29 Jahre alt, komme gerade von einer Reise wieder und werde nächstes Schuljahr hier beginnen zu unterrichten. Davon werdet ihr natürlich nicht sehr viel mitbekommen, da ihr euren Abschluss gemacht habt."

Er lächelte in die Runde und schaute sich jeden einmal an. Sein Blick ruhte etwas länger auf mir als bei den anderen und die ganze Situation war ziemlich unangenehm für mich.

"Bevor ihr aber in zwei Stunden die Zeugnisse bekommt, werden wir noch einmal das Thema Evolutionstheorie zuende besprechen.
Die Evolutionstheorie Im Jahre 1831 brach Charles Darwin zu einer fünfjährigen Reise mit dem britischen Schiff "Beagle" auf. Bei dieser Mission erforschte Charles Darwin die geologischen Eigenschaften der Kontinente und Inseln.
...
Darwin schrieb seine Erkenntnisse in dem Buch "On the Origin of Species" nieder, zu Deutsch: 'Die Entstehung der Arten.'
Habt ihr das verstanden?"

Ich hatte nicht wirklich zugehört, deshalb konnte ich die Frage auch nicht beantworten.

Doch bevor ich mir über die bevorstehende Zusammenfassung von einem von uns (bei meinem Glück, wahrscheinlich ich), Gedanken machen konnte vibrierte es in meiner Hosentasche.

Ich meldete mich schnell und fragte ob ich auf die Toilette durfte, Luca sah mich komisch an aber erlaubte es.

Ich lief ein Stück und blieb vor den Toiletten stehen, zog mein Handy aus der Tasche und entsperrte es.
Die Nachricht kam von Toby.

Hey, Schatz
Treffen uns nach der Schule beim Parkplatz, fahren zu mir, ok?
Viel Glück beim Zeugnis 😘
xx, T ❤️

Ich antwortete ihm, dass es ok war und wünschte ihm auch viel Glück.

Dann machte ich mich auf den Weg zurück, als ich gerade um eine Ecke bog , hörte ich schon dumpfes Geschrei.

Und dann lief ich im falschen Moment an der Tür des Kunstraumes vorbei. Mit einem Knall flog diese auf und wurde mir zum Verhängnis. Zuerst merkte ich nichts, doch dann setzte der Schmerz ein.

Ich bekam nur halb mit wie eine dunkle Person wütend aus dem Zimmer stürmte und eine zweite Person hinterher kam und sich wohl zu mir wendete.

"Oh....... Es tut ....... Wollte ich nicht " mehr bekam ich nicht mit.

Ich griff automatisch mit den Händen an meine Stirn. Unbewusst setzte ich mich hin. Langsam schien die Welt wieder klar zu werden.

"Ähm wir sollten ein Kühlpeck holen.", kam es von der dunklen männliche Stimme.

Ich seufzte und versuchte auf zu stehen. Er Stütze mich und half mir hoch.

Ich drehte mich um und prallte volle Kanne gegen seine Brust. Aua tut das weh zog es mir durch den Kopf. Ich spürte wie ich rot wurde und schaut verlegen zu Boden.

"Äh ... Ja also ... Es tut mir wirklich sehr leid.", durchbrach der Junge die unangenehme Stille.

"Kein Problem, dass wird schon wieder." Ich sah hoch und lächelte leicht.

"Schönen Schultag noch...", plapperte ich und lief an ihm vorbei um dieser peinlichen Situation zu entkommen. So etwas konnte auch nur mir passieren.

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"So das wars.
Jetzt kommen wir zu den Zeugnissen.", beendete Luca den letzten Unterricht und kramte eine Mappe aus seiner Tasche.

Mein Herz begann zu rasen. Ich hoffte so sehr ein gutes Zeugniss zu haben, denn mein Ziel war es in London zu studieren.

Ich wusste zwar noch nicht ganz genau was, aber auf jeden Fall in London.

Ich liebte diese Stadt.

Seitdem wir dort einmal Urlaub gemacht hatten und diese Stadt mich in ihren magischen Bann gezogen hatte, wusste ich das dies mein Studien-ort sein wird.

Luca hatte angefangen die Schüler aufzurufen und Chrissi hatte meine Hand ergriffen.

"Felicia Parker", rief Luca in die Klasse. Ich stand langsam auf und lief nach vorne.

Luca übergab mir den Umschlag und sah mich mit seinem Ich-wünsch-dir-viel-Glück-Blick an. Ich versuchte zu lächeln, was mir nicht so gut gelang und ging zurück zu meinem Platz.

Mit zitternden Fingern öffnete ich den Umschlag und holte, wahrscheinlich eins der bedeutendsten Papiere in meinem Leben raus.

Ich traute mich zuerst nicht draufzuschauen und als ich es tat füllten sich meine Augen mit Tränen.

Mathe LK: 2
Bio LK: 1
Englisch GK : 1
Geschichte GK : 1

So gut in den wichtigsten Fächern hatte ich nicht erwartet, doch es war klar, dass Mathe am schlechtesten war.

Ich mochte dieses Fach nicht und war froh es hinter mir zu haben. Dann wurde mir klar, dass es das jetzt war.

Nie wieder als Schüler in den Unterricht gehen. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, aus Trauer und Erleichterung.

Ich spürte wie eine Träne nach der anderen die Wange runterlief und darauf sofort die feste Umarmung meiner besten Freundin, ich spürte dass es ich genauso ging wie mir.

"Und?", fragte ich. "Oh mein Gott! Feli ich habe... "

Sie fing wieder an zu schluchzen.
"Du hast?"

"Ich hab in den Lks und GKs überall eine eins" brachte sie raus. Ich freute mich für sie, sie hatte die letzte Klasse nocheinmal wiederholt, da sie nicht zufrieden war, sie wollte Ärztin werden.

"Du?", fragte nun auch sie. "Nur Mathe zwei.", antwortete ich. "Feli, das ist doch super!", freute auch sie sich.

"An alle, ich hoffe ihr habt nun einen Grund zu feiern und somit möchte ich euch auch alle erlösen. Ihr habt es geschafft, ihr seid fertig mit dem Unterricht. Ich wünsche euch allen eine schöne Zukunft, aber wir werden uns sicherlich noch am Abschlussball sehen.", verkündet Luca.

Langsam begann sich die Klasse aufzulösen. Ich ging zu Luca, als alle außer Chrissi und mir den Raum verlassen hatten.

"Und? Zufrieden ?", fragte er sofort und ich nickte. Er zog mich in eine feste Umarmung.

"Tschüss, Feli. Wir sehen uns heute Abend, tschüss Luca!", verabschiedete sich Chrissi.

"Feli, ich weiss es ist nicht der beste Moment, doch du musst es jetzt erfahren.", begann mein grosser Bruder direkt nachdem die Tür ins Schloss gefallen war.

"Luca? Was ist passiert?", fragte ich sofort.

"Du weisst, dass Papa heute wieder nach Hause kommen wollte. Ich habe gerade erfahren, dass er einen Unfall hatte und im Krankenhaus liegt. Ich weiss nichts genaues aber er musste Operiert werden. Du sollst dir jetzt aber nicht zu viele Gedanken machen, er schwebt nicht oder zumindest nicht mehr in Lebensgefahr.", erklärte Luca.

Die Worte trafen mich wie ein Schlag. Papa? Unfall? Krankenhaus?

Ich spürte wie sich Tränen in meinen Augen sammelten, doch diesmal keine Freuden oder Erleichterungs Tränen, sondern Tränen der Angst und der Sorge.

Luca kam auf mich zu und zog mich abermals in eine Umarmung. "Es wird alles gut, Kleine!", versuchte er mich zu beruhigen. "Komm, ich bringe dich nach Hause.", bestimmte er und nahm mir meine Tasche ab.

Immer noch Arm in Arm liefen wir zu seinem Auto. Zuhause fiel ich erstmal Mum in die Arme mir schossen wieder mal die Tränen in die Augen.

Mama hatte zum Glück die gute Nachricht, dass es Papa den Umständen entsprechend gut geht.

Mir fiel sofort ein Stein vom Herzen, dann war natürlich mein Zeugnis ein grosses Thema.

Das ganze Mittagessen, saßen wir zu dritt zusammen und redeten über das vergangene Schuljahr, mein Zeugnis, meine Möglichkeiten und vor allem aber über meine Pläne und Vorstellungen.

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Es klingelte an der Tür. Ich rannte die Treppe runter und riss die Tür fast auf.

Doch meine Stimmung sank als ich sah wer dort stand. "Hey...", sagte ich.

Ich hatte gehofft das Toby mich abholt, doch ich wurde enttäuscht.

Dort nun stand "nur" Chrissi vor mir.

"Was ziehst du denn so eine Schnute?" Skeptisch beäugte sie mich.

"Sorry, ich hatte gehofft, Toby holt mich ab.", entschuldigte ich mich.

"Hat er es dir nicht gesagt?", sie sah mich fragend an.

"Nein, was soll er denn erzählt haben?"

"Ähhh... Also , er wollte dich nicht abholen." Nun war ich völlig verwirrt.

Warum wollte er mich nicht abholen?

Hatte ich was falsch gemacht ?

"Am besten regelt ihr das alleine, ich sollte mich da nicht einmischen, komm wir gehen, hast du alles?" Sie sah mich auffordernd an.

Ich nickte immer noch verwirrt und rief schnell Tschüss in die Wohnung.

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An unserem Lieblingsclub angekommen, suchte ich die kleine Gruppe erstmal nach Toby ab.

Etwas abseits standen er, Andy und Matthis.

Andy kuschelte gerade mit seiner Freundin Mia und Toby und Matthis waren wohl gerade am diskutieren.

Über was auch immer, aber Toby sah nicht glücklich aus. Chrissi rief alle zusammen und wir gingen in den Club.

Samu (Samuel) ludt uns auf einen Drink ein. Gerade fing das Lied "Burn" von Elli Goulding an und Sarah eine Freundin von mir zog mich und Chrissi sofort auf die Tanzfläche.

Nach circa einer viertel Stunde wurde ich von hinten Umarmt. "Herzlichen Glückwunsch nochmal" raunte mir eine tiefe Stimme ins Ohr. Luca.

Toby PoV: (vor dem Club)

"...verstehst du es nicht? Sie ist vor meinem Augen mit einem anderen ins Auto gestiegen. Ich glaub, dafür braucht es keine Erklärung, das war eine!", knurrte ich Matthis an.

"Du weisst doch gar nicht, wer das war!", konterte er.

"Muss ich das ? Sie und ein anderer ! Das reicht " erklärte ich.

In diesem Moment rief Chrissi uns alle zusammen. Ich drehte mich um und sah ihr direkt in die Augen, in mir zog sich alles zusammen.

Ich liebte sie, doch anscheinend erwiderte sie diese Gefühle nicht.
Wir gingen in den Club und tranken erstmal einen Cocktail, ich beobachtete Feli auf der Tanzfläche.

"Du solltest mit ihr reden.", schlug Matthis vor.

Ich zuckte mit den Schultern und nahm einen schluck von dem alkoholischen Getränk. Nach einiger Zeit sah wie sich eine grosse Person zu Feli durch bahnte.

"Nein, das ist nicht sein ernst!" sties ich hervor.

Matthis sah mich verwirrt an. "Schau mal zu Feli.", meinte ich trocken.

Als dieser widerliche Typ sie von hinten umarmte, rissen alle Leitungen durch.

Ich stand auf und ging zügigen schrittes zu ihr und ihm.
"Was. Soll. Das!?", fragte ich trocken.

Sie sah mich verwirrt an. Ich nahm ihren Arm und zog sie in eine etwas ruhigere Ecke.

Feli PoV:

Toby blieb stehen und drehte sich zu mir.
"Liebst du mich? Und sag bloß die Wahrheit.", forderte er mich auf.

Ich sah in verwirrt an. "Ja ich liebe dich, wie kommst du drauf, dass ich dich nicht lieben würde?"

Zweifelt er an meiner Liebe?

"Das sieht aber nicht so aus!", sagte er nun mit gefährlich ruhiger Stimme.

Hab ich das gerade richtig gehört?

"Wie kommst du darauf?", langsam wurde mir das echt zu doof.

"Wie ich darauf komme? Ist das dein Ernst? DU STEIGST MIT EINEM ANDEREN IN SEIN AUTO!", schrie er mir nun ins Gesicht. "UNTERSTELLST DU MIR GERADE BETRUG?", schrie nun auch ich ihn an.

Ich war völlig überfordert.

"Ja!" gab er emotionslos von sich.
Ich könnte es nicht glauben. "Warte ich helfe dir auf die Sprünge. Groß, blaue Augen, muskulös, braune Haare, schwarzer Audi und hat dich gerade umarmt.", sprach er trocken.

Luca.

Langsam setzten sich alle Teile zu einem Puzzel zusammen.

Er wollte mich mach der Schule abholen aber ich war mit Luca gefahren.

Wie konnte er mir so etwas unterstellen? Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich atmete tief ein und sagte.

"Ich weiss nicht was das hier mir sagen soll, aber anscheinend kennst du mich und mein Leben nicht wirklich. Er ist mein Bruder."

Dann drehte ich mich um und verlies den Club.

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