~ (9) ~
Als ich Steffi sah, wusste ich nicht recht, wie ich reagieren sollte. Alles was ich ihr gegenüber empfand, als ich von zu Hause weggegangen bin, war Hass. Und jetzt? Jetzt als ich sie nach zwei langen Jahren wieder vor mir sah, wusste ich einfach nicht, was ich ihr gegenüber empfand.
"Hanna" sagt meine Schwester, als sie mir in die Augen sah. Sie lächelte mich an. "Hallo Steffi" erwidere ich völlig gefühlslos. Ich wusste nämlich nicht, wie ich anders hätte reagieren sollen. In den Arm nehmen konnte ich sie einfach nicht. Nicht nach dem, was passiert war.
"Hanna, willst du deine Schwester nicht richtig begrüßen? Du hast sie zwei Jahre nicht mehr gesehen" meint meine Mutter. Zuerst sah ich meine Mutter an, dann erneut Steffi. Und diese lächelte mich immer noch an. Es war kein gefaktes Lächeln, dass wusste ich. Aber ich das Lächeln erwidern und sie in den Arm nehmen? Das ging einfach nicht. Die Situation wurde mir einfach zu viel.
"Kommt rein ich hab in der Küche alles hingerichtet. Ich komme gleich" sage ich eher geistesabwesend zu meiner Familie. Ich wartete auf keine Antwort. Ich drehte um und ging nach oben. Nach oben in mein Zimmer. Ich wollte einfach alleine sein. Es war einfach zu viel, alle Bilder wieder vor mir zu haben. Ich bin nicht jemand, der sich wegen Kleinigkeiten aus der Fassung bringen lässt, aber das was damals zwischen mir und Steffi passiert ist, ist für mich eben keine Kleinigkeit, sondern ein Einschnitt in meinem Leben, den ich niemals vergessen kann.
Gerade als ich die Türe hinter mir schließen will, kommt Luke hinein und sieht mich einfach nur an. Normalerweise würde ich in anschreien, dass er mich alleine lasses soll, doch im Moment, weiß ich einfach gar nichts. "Mach bitte zu" sage ich einfach zu ihmund deutete auf die Türe. Er schloss zu und setzte sich neben mich auf mein Bett.
"Zwischen dir und deiner Schwester ist irgendetwas vorgefallen oder?" fragt mich Luke nach einer Weile. Ich nickte einfach nur. Er wusste, dass ich nicht darüber reden wollte und dewegen fragte er auch nicht weiter nach. "Lenk mich bitte ab" sage ich daraufhin zu Luke. "Hanna, deine Eltern" sagt Luke und sieht mich einfach an, da er genau wusste, was ich meine.
"Sie sind mir egal. Ich muss auf andere Gedanken kommen" versuche ich Luke zu überzeugen. Ich wollte auf andere Gedanken kommen. Ich musste einfach. Ich setzte mich einfach auf Lukes Schoß und sah ihm in die Augen.
"Hanna wir können nicht einfach.." beginnt er einfach nur und sieht mir, ebenso wie ich ihm, in die Augen. "Können und wollen liegen manchmal weiter außeinander als einem lieb ist" sage ich und küsse Luke einfach. Dieser hält zuerst inne. Doch nachdem ich mich noch näher an ihn ran schmiege, gibt er nach und erwidert den Kuss, der sich immer weiter vetieft.
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"Ja kommt ihr beiden dann auch noch mal zum Frühstücken" sagt meine Mutter zu Luke und mir, nachdem wir fünfzehn Minuten später in die Küche kommen. "Ich geh dann glaube ich besser mal" sagt Luke daraufhin. Ich nickte und lächelte ihn leicht an. Ich war ihm einfach nur dankbar. "Kommt nicht in Frage. Wir wollen deinen Freund kennen lernen, wenn wir schon zu Besuch sind." sagt meine Mutter und sieht uns beide an. Ich hatte bei allem völlig vergessen, dass sie glaubte, dass Luke mein Freund sei.
"Luke ist..." beginne ich, doch breche sofort wieder ab. Ich sah schon wie meine Schwester Luke von oben bis unten ansah. Oder besser gesagt, wie sie ihn "abcheckte". Und darauf konnte ich wirklich verzichten. "Warum nicht" sage ich deshalb an meine Mutter gerichtet und lächle sie an.
"Schatz" sage ich in einer Engelsstimmer zu Luke, der mich einfach nur ansieht. "Was?" fragt dieser verwirrt und kommt mit meinen heutigen Stimmungsschwankungen wirklich nicht klar. "Du hast doch sicher noch etwas Zeit" sage ich klar und deutlich zu ihm und sah ihn direkt an. Luke allerdings war heute nicht der schnellste und verstand mich einfach nicht oder wollte es nicht. Es muss ja immer dann so kommen, wenn man es am wenigsten brauchen kann.
"Ihr entschuldigt uns" sage ich zu meinem Vater, der mich einfach nur freundlich, wie immer, anlächelt. Meine Schwester wirft mir einen zweifelnden Blick zu. Diesen allerdings ignoriere ich völlig. Und meine Mutter, die blickte sowieso nicht durch. Und das kam mir gerade recht.
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