Es war ein heller, frostiger Morgen.
Der Gehweg glitzerte wie ein Teppich aus zerstoßenen Diamanten im morgendlichen Sonnenlicht. Jimin stand mit einer Tasse warmen Kakao am Fenster und begutachtete das Schauspiel, als jemand die Türklingel solange missbrauchte, bis der Schwarzhaarige sich erbarmte die Haustür zu öffnen.
Niemand geringeres als Kim Taehyung drängte sich an ihm vorbei, die Arme schon erhoben, um mit einer Schimpftriade loszulegen.
"Am liebsten würde ich Jeon Jungkook den Hals umdrehen!", fluchte der Blauhaarige und tat so als würde er die Luft erwürgen.
Jimin konnte gar nicht schnell genug reagieren, da schnappte sich der Wolf seine heiße Schokolade und kippte sie runter, als befände sich Wasser darin. Empört riss Jimin ihm die Tasse aus der Hand und trauerte seinem Getränk hinterher.
Das wars mit meinem entspannten Morgen, dachte er sich und schloss die Tür. Keine zwei Sekunden später klingelte es erneut.
Seufzend öffnete er und ließ die nächste Furie in sein Heim eintreten. Jin sah auf den ersten Blick entspannt aus, doch das täuschte. Jimin erkannte dies. Innerlich brodelte der Ältere genau wie Taehyung.
Was war an diesem Tag nur los?
"Ich brauche etwas zum Schlagen, oder lieber gleich Kim Namjoon, dessen schönes Gesicht eine Abreibung verdient."
Er wollte fragen, was los war, jedoch machte ihm eine dritte Person, welche ohne Begrüßung eintrat, einen Strich durch die Rechnung.
"Glaubt mir, wenn ich sage, legt Euch niemals einen Seelenverwandten zu. Die bedeuten nur Ärger. Am liebsten würde ich Yoongi ein Brett vor den Kopf hauen."
Hoseok, der normalerweise kaum mit ihnen interagierte, drängelte sich in den Raum und schloss, dankenswerterweise, die Tür.
Jimin schaute in seine leere Tasse und wünschte sich, es wäre eine stärkere Substanz drin.
Kein Kakao, sondern Schnaps.
Der Schwarzhaarige seufzte, ging in seine angrenzende Küche und setzte Tee auf.
"Setzt Euch doch und erzählt mir eure Sorgen!"
Mit einer einladenden Handbewegung deutete er auf die Couch. Alle drei Neuankömmlinge blickten sich verwundert an, als würden sie einander gerade erst wahrnehmen.
Nachdem sich alle gesetzt hatten und Jimin den Tee verteilte, fing er währenddessen an zu sprechen.
"Also, was ist das Problem mit euren Männern?"
Taehyung war der Einzige, der brummend die Wangen auf plusterte und sich über die Aussage, Jungkook solle sein Mann sein, eschauffierte. Jimin belächelte das Ganze, wobei die anderen beiden Wölfe in ihrer Runde rot wurden.
"Jungkook möchte, dass ich Choi Woo-Shik, der einem anderem Clan angehört, heute abend herumführe. Dabei weiß er ganz genau, dass wir Todfeinde sind", knurrte der Blauhaarige und sippte grimmig an seinem Tee. Jimin, welcher im ersten Moment etwas perplex war, erlangte eine Erklärung seitens Jin.
"Niemand weiß so recht, was der Auslöser für ihre Fehde ist. Bei jedem Fest, egal bei welchem Clan, gehen die beiden sich fast an die Gurgel. Meistens müssen Jungkook oder Namjoon die beiden trennen, um eine größere Katastrophe abzuwenden."
Der Schwarzhaarige nickte und verstand langsam die Thematik. Ohne groß darüber nachzudenken, bot er dem Jüngeren an, sich um Woo-Shik zu kümmern, auch wenn er keine Ahnung hatte, was er da auf sich lud.
"Das würdest du tun?", fragte Taehyung hoffnungsvoll und klatschte in die Hände, wobei er sich anschließend an Jimin heranschmiegte und in einer Umarmung beinahe erdrückte. Trotz dessen er dem Blauhaarigen das Angebot machte, verstand er auch Jungkook. Wahrscheinlich wollte er dem Älteren dazu verhelfen seine Fehde mit Woo-shik beizulegen oder es ging noch viel weiter. Vielleicht mochte Taehyung Woo-Shik auch und konnte es nur nicht für sich entdecken, was Jungkook demzufolge nutzen wollte, um die beiden in eine Richtung zu drängen. Innerlich qualmte Jimins Kopf. Diese ganzen Beziehungssachen waren Neuland für ihn. Er hatte noch nie eine ernsthafte Beziehung, geschweige denn eine Ahnung, ob er hier die richtigen Tipps gab.
"Namjoon hat mit mir an der Tischdekoration gearbeitet. Wir haben uns für leichtes Origami entschieden. Nur passt leicht und Origami nicht in einen Kontext. Zwar ist der Ältere versiert darin sich in Fummelarbeit hineinzudenken, ich hingegen nicht", begann Jin, wobei seine Gesichtsfarbe einen unnatürlichen Rotton annahm, je weiter er sich in seinem Monolog verzettelte.
"Das Ende vom Lied war, dass ich irgendeine Kerze vor Wut umgeschmissen habe, die ganzen Origami-Kunstwerke Feuer fingen und Namjoon es letztlich abtat, als wären vier Stunden Arbeit gerade nicht umsonst gewesen. Ich weiß nicht, wie er da so ruhig bleiben kann. Am liebsten würde ich ihn schütteln, um eine wütende Reaktion aus ihm hinauspressen zu können! Aber es passiert einfach nie etwas."
Der anschließende Laut, welcher Jin in einem Kissen erstickte, trat gedämpft zu Jimin hinüber. Er wechselte einen Blick mit Taehyung, der die Achseln zuckte und Hoseok, der ratlos dem Schauspiel von Jin folgte. Jimins Schultern sanken nach unten. Er hatte keine Ahnung, was der Älteste von ihm wollte. Trost? Zustimmung? Verständnis?
Oder doch nur einen Zuhörer?
"Okay-", sagte der Braunhaarige nach einem kurzen Moment der Stille.
"Jetzt geht's mir besser. Hoseok, du bist dran! Was hat Yoongi angestellt?"
Jimin verstand in diesem Moment die Welt nicht mehr, jedoch schien Jin beschwichtigt genug, um wieder er selbst zu sein.
"Also, ähm, Yoongi möchte mich heiraten?"
Jimins Gehirn stellte auf Autopilot. Taehyungs Augen schienen aus seinem Kopf zu quellen und Jins Mund klappte bis zum Boden. Einige Minuten herrschte Stille. Jimin konnte das ebengesagte nicht verarbeiten.
"YAH, SACH MAL SPINNST DU! DAS SIND DOCH GROßARTIGE NACHRICHTEN!!!!!", plusterte sich Jin auf, weswegen Hoseok beinahe von der Couch fiel.
"Wieso willst du dann Yoongi ein Brett vor den Kopf hauen?", fragte Taehyung und beugte sich über den Tisch, um Hoseoks Antwort besser zu hören.
"Nennt mich altmodisch und kitschig, aber irgendwie wollte ich es wie in diesen Filmen, wo man auf die Knie geht, achtzig Leute filmen den Augenblick, damit es für die Nachwelt Bestand hat. Und nicht Yoongis Art, der, während wir beim Frühstück sitzen, einen Ring aus seiner Hosentasche holt, mir ihn über mein Müsli hält und fragt, ob wir zusammen die Ewigkeit verbringen wollen."
Jimin klatschte sich unbewusst auf die Stirn. Er war sich nicht sicher, ob beide nicht einen Sitzen hatten. Er konnte nicht festlegen, welche Art des Antrages schlechter war. Über das Frühstück hinweg oder Hoseoks Idee von den pompösen Anträgen. Jin legte Hoseok einen Arm um die Schulter, zog ihn zu sich heran und begann zu strahlen.
"Hoseok! Du bist verlobt. Allein das zählt. Alles andere ist verdammt nochmal unwichtig."
Taehyung zog Jimin mit zu den Beiden und gemeinsam umarmten sie einander in einem Pulck aus lachenden, jubelnden und vielleicht ein paar tränenreichen Glückwünschen bis Jin grölte:
"Jimin hol den Schampus, das muss gefeiert werden!"
Also begannen sie um zehn am Vormittag zu trinken und Jimin liebte ihr Zusammensein.

Er war seit Jahren nicht mehr auf einer Festivität gewesen. Das letzte Mal im Heim, als er seinen zwölften Geburtstag feierte. Es war klein und schön und er erinnerte sich heute noch gern an die selbstgebastelten Geschenke seiner Mitmenschen. Eins der Geschenke war sogar noch in seinem Besitz. Ein kleines Kastanienmännchen mit Ästen als Körper und Armen, klitzekleinen Steinen, welche als Augen dienten und einer Kastanie als Kopf. Unbewusst hatte er sie damals begutachtet und ihr den Namen Ji gegeben. Ji saß die meiste Zeit neben seinem Bett und bewachte ihn, wenn die Alpträume ihn heimsuchten und er empfand es als tröstend zu wissen, dass etwas auf ihn acht gab, wenn auch nur symbolisch.
"Ich denke, du bist meine Begleitung für diesen Abend", tönte eine Stimme aus dem Dickicht. Jimin wirbelte herum und entdeckte eine große Gestalt mit verschlafenen Augen und einem zierlichen Lächeln. Die Person war um ein paar Zentimeter größer als Jimin und er musste hinaufsehen, damit er Choi Woo-shik in die Augen sehen konnte.
"Die bin ich. Freut mich, ich bin Park Jimin."
Im Hintergrund hörte man schon einige Personen lachen. Musik dudelte. Hier und da traten Männer wie Frauen aus dem Wald hinaus, um dem Geschehen in mitten des Marktplatzes zu folgen.
Wie Motten, die zum Licht flogen. Jungkook hatte sich selbst übertroffen. Eine große Tafel mit allerlei Leckereien, wunderschöner Beleuchtung in Form von tausenden Lichterketten hingen von den Bäumen herab und Dekorationen, die dem Spätsommer alle Ehre machten, schmückten das Innere der Siedlung wie in einem Märchen.
"Kommen wir gleich zur Sache. Ich kenne dich nicht, und ich glaube auch nicht, dass Jungkook dich geschickt hat, um mir einen Rundgang über die Siedlung zu geben. Ich bin der Meinung, Taehyung hat sich gesträubt mir zu begegnen."
Ertappt zuckte Jimin zusammen und versucht kläglich seine Unsicherheit zu überspielen. Wieso hatte er sich für dieses Schauspiel bereit erklärt?
Niemand hatte ihm gesagt, wie Choi Woo-Shik war oder was für eine Seele in ihm hauste. Sein strenger Blick wich einem weichem und ein Lächeln zierte sein makelloses Gesicht.
"Das habe ich wohl verdient. Ich habe angefangen mit diesen ganzen Streitigkeiten und jetzt möchte Taehyung mich nicht einmal sehen."
Jimins Herz setzte für eine Sekunde aus und eine Welle der Traurigkeit überrollte ihn, wobei er nicht ganz verstand wieso.
"Namjoon hat einmal etwas wundervolles gesagt: Jeder leidet in seinem Leben. Es gibt viele traurige Tage. Aber statt trauriger Tage hoffen wir auf bessere. Das macht uns aus, das lässt uns träumen. Und mein Traum für diese Nacht ist es Taehyung zu begegnen ohne zu streiten. Würdest du mir helfen?"

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen!
Das erste neue Kapitel in einer alten Story xD

Wie fandet Ihr das Kapitel?
Die kleinen alltäglichen Probleme von Taehyung, Jin und Hoseok?

Riecht ihr auch das Drama?

Choi Woo-Shik

Park Jimin

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