News {34}
Ein Bienenstock hatte sich hinter Jimins Stirnlappen niedergelassen und malträtrierte nun seinen Schädel, als wäre gerade Karneval in Rio und ein Technofestival gleichzeitig. Am liebsten würde er aufspringen und sich in die Kloschüssel übergeben, aber selbst dazu fehlte ihm die Kraft und erst recht der Gleichgewichtssinn. Dieser hatte sich scheinbar in der letzten Nacht verselbständigt. Wenn Jimin so darüber nachdachte, wusste er nicht einmal mehr, wie er in seine Hütte gekommen war. Das Letzte, was sein Verstand nach wie vor verarbeitete, waren Taehyungs Worte, welche jetzt wieder in aller Klarheit vor ihm schwebten.
Versprichst du mir, dass ich dein bester Freund bleibe?
Jimin ließ sich in sein Kissen zurückfallen und gab ein kläglichen Laut des Unmutes von sich. Er fühlte sich körperlich und emotional überfordert. Wie sollte er das mit Taehyung wieder ins Reine bringen, wenn er nicht mit ihm reden wollte? Wie sollte er die letzten Stunden rückgängig machen, damit sie wieder ein Team wurden? Denn in jenem Moment, als Taehyung ihn und Jungkook im Wald erwischt hatte, war etwas unwiderbringlich zwischen ihnen zerbrochen. Und Zerbrochenes konnte man nicht wieder zusammenflicken, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Vielleicht würde die Zeit alles wieder ins Lot bringen, aber daran glaubte Jimin nicht. Denn Zeit heilte keine Wunden, sie machte den Schmerz nur erträglicher, weil man damit zu leben lernte.
Wenn er sich also nicht um Taehyungs Freundschaft bemühte, würden sie nie wieder so miteinander umgehen, wie es vor dem ganzen Schlamassel war.
Und wer war an diesem ganzen Mist schuld?
Jeon, fucking, Jungkook.
Jimins Wut entfachte sich, weswegen er sich gezwungen sah in sein Kissen zu schlagen, um der Emotion ihren Freiraum zu lassen. Blöd nur, dass ihm dadurch der Kopf noch mehr dröhnte und die Übelkeit, dem Drang des Erbrechens wich. Er stolperte aus dem Bett, fing sich gerade noch ab, ehe er mit dem Boden Bekanntschaft gemacht hätte und torkelte ins Bad. Vor der Toilette ließ er sich fallen und ignorierte das Kreischen seiner Kniee, als sich Magensaft, unverdaute Essensreste und andere Flüssigkeiten, die Jimin nicht benennen konnte und wollte, im frisch duftenden blaugefärbten Toilettenwasser landeten.
Das wars. Er würde nie wieder trinken.
Das rate ich dir auch, meldete sich die Stimme in seinem Kopf belehrend. Jimin verdrehte nur die Augen, während er sich räusperte, um dem säureartigen Geschmack aus seinem Rachen- und Mundraum zu vertreiben.
"Es nützt alles nicht. Was geschehen ist, ist geschehen", murmelte er zu sich selbst, nachdem er sich erhoben hatte und den Blick mit sich selbst im Spiegel teilte.
Nichtsdestotrotz war er immer noch stinksauer auf Jeon Jungkook. Wäre er nicht so ein egozentrisches Arschloch gewesen, wäre diese ganze Sache nicht so aus dem Ruder gelaufen! Und alles auf den Alkohol schieben konnte man auch nicht. Wenn er ihn jemals wieder sah, was er nicht hoffte, aber mit Sicherheit geschehen würde, würde er ihm eigenständig den Hals umdrehen. Jimin war so in Rage, dass er das penetrante Klopfen an der Haustür kaum wahrnahm. Doch als jemand begann seine Klingel zu penetrieren, besann er sich auf seine Situation. Im ersten Moment hoffte er, dass es Taehyung sein würde. Sein bester Freund hegte den Hang zur Übertreibung. Und eine klitzekleine Stimme in ihm spekulierte, dass er es tatsächlich sein könnte. Vielleicht war er auch betrunken gewesen und hatte einen Filmriss. Vielleicht war die letzte Nacht für ihn gar nicht passiert. Hoffnung keimte auf und je näher er der Haustür und der lärmenden Person davor kam, desto unruhiger wurde er.
"Tae, hör mir- du bist nicht Taehyung", stellte er fest und beobachtete im Gesicht seines Gegenübers, wie die Hoffnung in ihm erstarb.
"Offensichtlich hast du ihn erwartet", meinte Jin und stolzierte an ihm vorbei in seine Hütte.
"Ganz ehrlich und unter uns. Du siehst grauenvoll aus. Als hätte Dracula ein Kind mit Frankensteinsmonster, das bei der Geburt falsch aus dem Geburtskanal herauskam."
Jimins Mund stand offen. Im ersten Moment wusste er nicht, wie er darauf reagieren sollte.
So wurde er noch nie beleidigt.
"Ich sehe dir an, dass gestern irgendwas passiert ist. Und glaub mir, ich weiß wahrscheinlich mehr als du, denn der Buschfunk ist schlimmer als die CIA."
Jimins Mund stand immer noch offen. Ihm war gar nicht klar, was Jungkooks Aktion gestern für ein Lauffeuer entfacht hatte. Und um ehrlich zu sein, wollte er es nicht wissen und auch kein Teil davon sein. Er wollte doch nur ein ruhiges Leben führen. Sein Kindheitstrauma verarbeiten und einfach in Ruhe alt werden. Und nicht in eine Affäre mit dem Oberhaupt dieser Werwolfsgemeinschaft assoziiert, geschweige denn in einen Kampf mit übernatürlichen Hermaphroditen gezwungen werden. Wobei eine von beiden Sachen schon passierte.
Falsch, beide Angelegenheiten sind geschehen und unwiderlegbar wahr.
Innerlich schloss Jimin die Stimme in die dunkelste Kammer seines Seins. Diese neunmalklugen Kommentare brauchte er jetzt nicht. Eigentlich nie!
"Also, ich mache uns jetzt ein nahrhaftes Frühstück und dann reden wir."
Jin sah ihm direkt in die Augen.
"Es gibt viel zu besprechen."
Es klang mysteriöser und beängstigender als Jimin hoffte.
Jin schlug sofort den Weg in die Küche ein, wobei Jimin erneut ins Bad huschte, um sich etwas frisch zu machen. Die Augenringe und der leichte Kissenabdruck auf seiner Wange zeugten wirklich dezent von einer miesen Nacht.
Mal abgesehen von seinen Gefühlen.
Frisch geduscht kam er fünfzehn Minuten später in die Küche zurück. Es roch göttlich, sodass ihm das Wasser im Mund floss. Dadurch, dass sich nichts mehr in seinem Magen befand und die Übelkeit so gut wie weg war, konnte sich Jimin wirklich auf das Frühstück freuen.
Jin servierte Pfannkuchen mit Speck und Eiern. Es schmeckte köstlich. Jimin überlegte den Älteren so fragen, ob er ihm beibrachte so zu kochen.
Einfach himmlisch.
"Gut, kommen wir zur Sache."
Jin umklammerte seine Tasse Kaffee und starrte Jimin durchdringend an, was ihn Schlucken ließ.
Innerlich wappnete er sich.
"Das ganze Dorf redet über dich und Jungkook."
Diese Offenbarung war wie ein Schlag in die Magengrube, sodass Jimin beinahe dachte, er müsse sich erneut übergeben.
"Jemand hat euch, neben Taehyung, beobachtet als ihr im Wald geknutscht habt."
Jimin ließ den Kopf sinken. Also standen die Chancen schlecht, dass niemand davon wu-. Moment!
"Jap, die Leute wissen auch, dass du ihm die Nase gebrochen hast. Keine Sorge, ist schon wieder verheilt."
Er sank noch mehr in sich zusammen und hoffte, ein Loch würde sich auftun, damit er nie wieder irgendwem unter die Augen treten muss.
Gestern ist noch mehr geschehen!, säuselte die Stimme schelmisch. Und Jimin wusste, worauf sie hinauswollte.
"Die Leute wissen auch, dass du ihm gedroht hast", fuhr Jin fort, während Jimin sich schon beinahe verflüssigte.
"Wann kommen Sie mit den Mistgabeln und den Fackeln?", fragte Jimin kleinlaut. Die Situation war wahrlich viel schlimmer, als er dachte.
Wahrscheinlich würde er jetzt aus der Stadt gejagt, was er eigentlich ja indirekt und tief in seinem Inneren wollte.
Wenn man an seine erste Woche hier zurückdachte.
Aber wollte er das wirklich?
Nein, antwortete die zweite Person in seinem Kopf. Er mochte sein Leben hier, die Idylle, die Tiere, die Pflanzen, vor allem aber die Werwesen und Menschen hier. Sie hatten ihn dazugebracht, bleiben zu wollen.
"Ach Papperlapapp, niemand kommt mit Mistgabeln. Jungkook hat allen eingetrichtert, dass er an dieser Situation Schuld war und du dich bedrängt gefühlt hast, weswegen es zu dem Schlag und der Drohung kam. Glaub mir, Kleiner, er mag dich und er möchte, bei der Göttin, verhindern, dass du gehst", erläuterte Jin schmunzelnd und nippte an seinem Kaffee. Jimin atmete aus. Erleichterung durchflutete ihn. Er konnte also nach wie vor nach draußen gehen, ohne von fliegenden Tomaten oder glühenden Fackeln attackiert zu werden. Die Aussage seitens über Jungkook ignorierte er dabei geflissentlich, weshalb er nach Taehyung fragte.
Jin zuckte die Achseln und ein trauriger Ausdruck huschte über sein Gesicht.
"Nachdem er gestern Nacht noch eine Prügelei mit Woo-shik vom Zaun brach und im Nachhinein im Wald verschwand, hat ihn niemand mehr gesehen."
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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen!
Es tut mir leid, dass jetzt eine Woche nichts kam. Ich war im Urlaub und die letzten zwei Tage wieder arbeiten, wodurch ich mich erstmal wieder an meinen Alltag gewöhnen musste.
Nichtsdestotrotz hoffe ich, Euch gefällt das Kapitel! Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, ob man so einen Kater beschreiben könnte, da ich keinen Alkohol mehr trinke und auch nie einen hatte. Dementsprechend bitte ich vielmals um Verzeihung, falls es nichts akkurat beschrieben wurde!
Was haltet Ihr von dem Kapitel? Und Jimins Angst?
Park Jimin
Kim Seokjin
Feel free to comment!
Flair❤️
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