Memory {1}


Eines verregneten Sommermorgens, er war noch vollkommen benommen von einem Traum, entschloss sich seine Katze zu sprechen.
Jedoch war dies nicht einmal das Ungewöhnlichste, sondern die Tatsache, dass sie auf zwei Beinen stand und gegen eine Wand lief. Sie sprach keine zusammenhängenden Sätze, aber wiederholte immerzu die gleichen Wörter, was beunruhigend war, denn sowas bedeutete Unglück.
Seine Familie gehörte zu zutiefst abergläubischen Wesen. Sie vermieden es durch Leitern zu gehen, zerbrachen nie Spiegel, schütteten kein Salz um und sprachen auch nicht mit Katzen. Und doch passierte gerade eins von diesen Dingen, was, wenn man es laut aussprach, noch viel bizarrer klang.
Mühselig schälte er sich aus dem Bett, ignorierte dabei Goo Ri, die sich mittlerweile auf dem Boden wälzte und ging in das kleine Bad nebenan. Merkwürdig war, dass ihm die ganze Sache keine Angst zu machen schien, denn normalerweise würde er ausflippen und sofort dazu geneigt sein, seinen Talisman umzuhängen, der schon seit Urzeiten im Besitz der Familie war, aber er verspürte nichts dergleichen. Entspannt kämte er sich seine widerspenstigen schwarzen Locken und verfluchte, wie jedes Mal, seine Mutter, von der er sie geerbt hatte. Manchmal waren sie lästig, nichtsdestotrotz konnte er sich nicht dazu überwinden, sie abzuschneiden. Sie waren nunmal ein Teil von ihm. Nachdem er sich noch die Zähne geputzt hatte, spazierte er zurück in sein Schlafzimmer und suchte erst Unterwäsche und dann den Rest seines heutigen Outfites heraus. Goo Ri lag derweil in seinem Bett und schlief seelenruhig, was ihn dazu veranlagte an seinem rationalen Denken zu zweifeln.
Gerade hatte sie sich doch noch Wörter murmelnd auf dem Boden gewälzt.
Er schlug sich einmal sachte gegen die Wange und brummte: "Ich brauche unbedingt mehr Schlaf und einen Kaffee."
Also marschierte er in die Küche, welche an dem Wohnzimmer grenzte und brühte sich eine Kanne dieses Wundermittels. Die dampfende Tasse stellte er im Anschluss auf den Tisch, um sie etwas abkühlen zu lassen.
Danach führte ihn sein Weg nach draußen, um die Zeitung für seine Mum zuholen. Sie ging früh stets zu den Ältesten, um das Frühstück vorzubereiten, während er die Aufgaben im Haus erledigte. Sie waren ein eingespieltes Team und kamen zurecht.
Als er nach draußen trat, schlug ihm der Geruch von Morgentau und feuchtem Gras entgegen. Es herrschte geschäftiges Treiben in der Siedlung. Die Häuser, welche in einem kreisförmigen Konstrukt standen, richteten ihre Türen in das Zentrum, wo das Heiligtum seiner Gemeinde ihren Platz fand.
Ein gigantischer Totempfahl.
Dessen schiere Größe schon aus einer Entfernung von fünfzig Metern zu erkennen war. Die filigranen Einkerbungen auf dem Holz kannte er mittlerweile auswendig.
Jede hatte ihre Bedeutung, ihre Geschichte.
Hier und da winkte ihm jemand zu. Der Nachbarsjunge spielte auf seiner Schaukel umd steckte ihm die Zunge raus, was er natürlich mit derselben Geste erwiderte, bevor er sich abwandte und seine Mutter erblickte.
Ihr Winken glich dem einer Königin.
Erhaben und stolz reckte sie ihr Kinn gen Himmel. Sie war kaum drei Meter entfernt, als Schreie, um sie herum, die Umgebung in Panik tauchten. Eine Fanfare aus den unterschiedlichsten Lauten tönte über den Marktplatz, dessen ruhige Idylle im Keim erstickt wurde.
Am Westende ihrer Siedlung erschienen mächtige, grauenerweckende
Wesen, dessen Fellfärbung in den Morgenstunden wie Obsidiane funkelten.
Ihre gefletschten Zähne, die roten Augen, allein ihre schiere Anzahl, machte der einer Armee Konkurrenz.
Er ahnte, was nun geschehen würde.
Es war wie die Pointe eines schlechten Witzes, allen voran die Tatsache, dass Goo Ri heute morgen auf zwei Beinen lief und mit ihm sprach.
Ein böses Omen.
Die Welt geriet aus den Fugen, erdrückte ihn mit der Last des Todes, als er das Blut seiner Mutter am ganzen Körper zu spüren bekam. Rote Fontänen schossen in die Höhe. Aus der sonst so idyllischen Siedlung wurde ein Schlachtfeld purer, alles zerstörender Wut, dessen Hass Wellen schlug und ihn beinahe zu Boden rang. Er sah die Kinder, deren zierliche Körper durch einen Schlag, einen Biss, zerfetzt wurden. Er sah die Ältesten, deren Blut durch die Luft schoß, als ihre Köpfe von ihren Körpern getrennt wurden.
Er sah seine Familie, wie sie zerstückelt, zertrennt und pulverrisiert wurde.
Etwas drang in seinen Verstand hinein.
Vernunft.
Weswegen er dem Instinkt nicht widerstand, sich in Sicherheit zu bringen, also rannte er.
Rannte und rannte und rannte.
Bis die Kraft ihn verließ und die Dunkelheit ihren Mantel des Vergessens über ihn legte.
Er erwachte, als der Gestank des Todes in seine Nasenlöcher drang und ihm die Schleimhäute davon ätzte. Tränen trieben in seine Augen. Er fühlte weder seinen Körper noch seinen Verstand, eine ungeheure Last lag auf ihm. Er blinzelte einmal, zweimal, dreimal zum Himmel hinauf, um irgendeinen Hinweis darauf zu erhaschen, welche Tageszeit herrschte. Die rötliche Färbung der Dämmerung glänzte hell, weswegen er die Augen zusammenkniff. Und dann wandte er den Blick nach rechts und der Schrei, welcher sich aus seiner Kehle löste, war ein Mahnmal an alle jene, die gestorben waren, so ohrenbetäubend, dass er sich den Tod selbst wünschte.
Die trüben, leblosen Augen eines Kindes, eines Kindes, dass er kannte, Yi-eun, der Nachbarsjunge, starrten ihn an, flehten stumm nach Hilfe, die er ihm nicht geben konnte.
Denn das Kind war tot, während er selbst noch am Leben war. Die Erkenntnis sickerte zäh wie Teer in sein Gehirn, zäher, als die dunkelste, erschreckendste Masse des Universums.
Er lag in einem Massengrab.
Eingequetscht zwischen seiner Familie, seiner Nachbarn, seiner Freunde, dessen Tod einer Hinrichtung glich.
Einer wilden Raserei, ohne Widerkehr in das Reich der Toten.
Er lag in einem Massengrab.

Der Schrei aus seiner Kehle verlor sich in einer Zwischenwelt, als er bemerkte, wie die Menschen im Bus ihn anstarrten. Scham kämpfte sich an die Oberfläche und er verbeugte sich an niemand bestimmtes gerichtet, um seiner glühenden Wangen Einhalt zu gebieten. Seine Hand fand den Weg zu seinen Augen und er rieb sie kräftig, damit die Müdigkeit und die Erinnerung an den Alptraum schnellstmöglich verblassten. Nur geschah dies nie. Meistens schwirrten die Nachwehen dieses Geschehnisses wie eine Warnleuchte in seinem Hinterkopf. Er hatte das Gefühl es stünde auf einer Tafel geschrieben, die stets und ständig quietschend hin und her schwang, sodass er gar keine Chance hatte, das Leid zu vergessen, welches ihm widerfahren war.
Es war ein Teufelskreis.
Die Stimme des Busfahrers riss ihn aus seinen Gedanken.
"Liebe Fahrgäste, wie erreichen nun unsere Endhaltestelle. Ich bitte Sie auszusteigen. Vergessen Sie nichts! Die nächste Mitfahrgelegenheit kommt erst Ende der Woche."
Die Aussage endete mit einem leisen Knacken. Die anderen Gäste fingen an ihre Sachen zusammenzusuchen, während der Bus über die unebene Straße rumpelte und anschließend an einer Haltestelle mitten im Nirgendwo anhielt. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er der Einzige war, der zum jüngeren Teil der Gesellschaft gehörte.
Hier verirrt sich auch nur jemand hin, der sich für das Leben in Abgeschiedenheit entschieden hat, heuchelte seine innere Stimme gehässig. Er schüttelte den Kopf und ignorierte die Tatsache, dass sie Recht hatte. Stattdessen blickte er sich um, nachdem er aus dem ramponierten Fahrzeug gestiegen war. Sein Gepäck stand schon auf der sandigen Straße. Die älteren Herrschaften beäugten ihn neugierig, doch das störte ihn nicht. Er war hierher gekommen, um eine Aufgabe zu erfüllen.
Da er jedoch keine Ahnung hatte, was als nächstes passieren würde, hieß es wohl warten. Hingegen seiner vorherigen Aussage hier sei nur Ödland zu finden, befand sich vor ihm ein kleines Stück Wald. Kiefern, Tannen, Eichen und Ahornbäume wuchsen ihn die Höhe. Und dahinter befand sich ein breiter Fluss, dessen Rauschen bis zu seinem Standpunkt zu hören war.
"Wie ich sehe, hat der Bus seinen Weg hierher gefunden!"
Eine energische, lautstarke Stimme ertönte und ließ ihn aufhorchen. Zwischen zwei Büschen und einigen Sträuchern trat ein junger Mann hervor. Das Gesicht zu einem breiten Grinsen verzogen, welches der Sonne Konkurrenz machen konnte. Sein Gegenüber strahlte in einer Intensität, die er auch gern hätte. Er trug Turnschuhe, Jeans und eine mit Fleece gefütterte Lederjacke, die schon bessere Zeiten gesehen hatte. Sein markantes Gesicht und die braunen lockigen Haare glichen einem Model. Er trug kaum Make Up, aber würde er es tun, müsste die Welt vor ihm niederknien.
"Willkommen, willkommen müder Reisende! Du musst Park Jimin sein, habe ich Recht?"
Er nickte langsam und zog die Stirn kraus. Woher kannte der Mann, dessen Alter er auf sein eigenes oder ein Jahr älter schätzte, seinen Namen? Einen Moment wandte er den Blick nach hinten, zu den älteren Herrschaften, aber sie waren nicht mehr da. Hatte er sich die Fahrgäste eingebildet?
Ging es ihm gut?
"Es wird Zeit. Das Paradies wartet auf dich!"

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Willkommen zurück, meine lieben Leser und Leserinnen!

Was gleichermaßen an mich und an Euch gerichtet ist:

Es ist eine Weile her, dass ich mich hier habe blicken lassen. Viele von Euch, vor allem die, die schon bei Children Songs dabei waren, wissen, dass es mir zu der Zeit nicht sonderlich gut ging.
Kurz gesagt: Mir geht es immer noch nicht besser, aber ich habe mich aufraffen können zu schreiben, als ich ein paar lichte Momente hatte.

Nichtsdestotrotz habe ich darüber nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen mich nicht mehr stressen zu lassen, hinsichtlich der Präsentation meiner Kapitel. Ich versuche alle paar Tage etwas hochzuladen. Da ich die Fanfiktion weitergehend vorgeschrieben habe, muss ich nur daran denken, die Kapitel auch hochzuladen!

Diesmal müsst ihr Euch mit Jikook zufrieden geben. Tatsächlich habe ich viele verwirrende Aspekte, die ich hier einfließen lassen möchte, dass ihr genau lesen müsst, um nicht unterzugehen!

Feel free to comment!

Flair🌸🌿

05.04.2024

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