Meeting {29}

Jimin fühlte sich wie ein Ausstellungsstück, welches zu einer Museumseröffnung präsentiert wurde. Und diese Tatsache empfand er als demütigend.
"Warum nochmal bin ich hier?", flüsterte er und sah zu Namjoon hinauf. Der Hüne würdigte ihn keines Blickes, sprach aber gnädigerweise, nach einer Kunstpause, dennoch zu ihm.
Sie mussten nicht so tun, als hätte er etwas falsch gemacht. Er wusste das. Ihn jedoch mit Stille und schrägen Seitenblicken zu strafen, war keine erwachsene Lösung. Zumal ihn, wenn man es von seiner Warte aus betrachtete, keine Schuld traf. Wäre Jeon Jungkook nicht so ein egozentrisches Arschloch gewesen und hätte ihn zum Hausarrest verdonnert, wäre dies alles höchstwahrscheinlich nicht passiert. Allgemein verstand er nicht, was los war. Dieses Wesen von vor zwei Tagen war mit großer Wahrscheinlichkeit kein nettes. Doch weswegen er nun inmitten des Waldes auf geheiligtem Boden, wie Yoongi meinte, fest saß und einer skurrilen Versammlung beiwohnte, war ihm schleierhaft.
"Du bist wichtiger Zeuge in einer laufenden Ermittlung."
Jimin verdrehte die Augen. Sie ließen es so wirken, als wäre das eine polizeiliche Fahndung, was, wenn man es laut aussprach, total bescheuert klang. Um nicht weiter über die unklare Situation nachzudenken, ließ er seinen Blick durch den Saal schweifen. Es war ein altes Gemäuer, dessen Kühle angenehm auf seiner Haut prickelte. Ein auffallender Kontrast zu den Dreißig Grad, die draußen herrschten. Das Mobiliar beschränkte sich auf einen malerischen, selbstgemeißelten ovalen Steintisch in mitten des Raumes, dessen Stühle aus dem gleichen Material bestanden. Die Buntglasfenster zu allen Seiten erzählten eine Geschichte, die Jimin jedoch nicht zur vollen Gänze überblicken konnte, da sein Name genannt wurde. Er zuckte zusammen und folgte der Aufforderung zu Tisch zu kommen. Mit einem Mal sehnte er sich nach der Langeweile in der Ecke zurück. Auch die schützende Stärke Namjoons fehlte ihm augenblicklich. Er fühlte sich wie kurz vor einer Präsentation. Nur hier spielte die magische Komponente noch eine Rolle. Jimin merkte, wie mächtig diese Leute waren, wie viel Macht in ihnen schlummerte. An der Tafel fanden fünf Steinstühle Platz. Jeder davon war besetzt. Drei Männer, einer davon Jungkook, und zwei Frauen. Beide sahen umwerfend aus. Doch sie waren unterschiedlich wie Tag und Nacht. Die Eine hatte die Haare zu einem komplizierten Zopf geflochten, der ihr eine erhabene, fast schon majestätische Haltung schaffte. Die andere Frau wirkte wie ein Raubtier, elegant und fixiert auf Ergebnisse. Ihr schienen Make Up und ihre Frisur weniger wichtig, dafür aber ihre Ausstrahlung.
"Jimin kann sich an nicht viel der vorletzten Nacht erinnern, da er es etwas mit dem Alkohol übertrieben hat, deswegen bin ich mir nicht sicher, ob er dem Bericht mehr Fülle geben kann", mischte sich Jungkook ein, bevor der Schwarzhaarige überhaupt zum Sprechen ansetzen konnte. Sofort erfasste Jimin eine Hitze, die ihn rot werden ließ und er wünschte sich, er wäre an einem anderen Ort. Mit einem bösen Blick zu Jungkook versuchte er die Fassung wieder zu gewinnen.
Das zahle ich dir irgendwann Heim, Jeon.
Er atmete tief ein und aus, um danach in die aufmunternden Augen einer hübschen, blonden Damen zu sehen. Sie bestärkte ihn stumm und dafür war er ihr unendlich dankbar.
"Ich erinnere mich an eine Story von dir, Jungkook, die dein Vater hier mal erzählt hat."
Der Mann, der sich zu Wort meldete, war eine imposante Gestalt. Kräftig und mit durchdringenden Augen. Sein Haar glich einer wilden Mischung aus Farben und Formen, die Jimin an den Besuch im Hole erinnerte.
"Du bist besoffen und nackt mit dem Auto von ihm in den See gefahren. Also verzeihen wir dem Kleinen hier seinen Ausrutscher, oder?"
Kurzes Gekicher folgte, was Jimin mit einer Genugtuung erfüllte, die ihn entspannte. Leider stellte Jungkook seine Scham nicht zur Schau, aber man sah ihm an, wie ihm die Richtung der Situation missfiel.
Der andere Mann räusperte sich und erlangte somit Jimins Aufmerksamkeit. Er war ernster, als die anderen vier. Weiser und irgendwie auch schrulliger, was man anhand seines Auftreten erschließen konnte.
"Park Jimin, ich frage dich hier und jetzt, vor den Anführern der umliegenden Rudel, ob du bereit bist, uns ehrlich sagen, wer du bist?"
Jimin schluckte. Leetuk, so hieß der Mann ihm gegenüber am Tisch, blickte ihn fragend an. Doch seine Augen strahlten in einer Intensität, dass Jimin gar nicht über eine Lüge nachdenken konnte.
Das ist seine Gabe.
Du kannst in seiner Gegenwart nicht lügen.
Der Schwarzhaarige fühlte sich mit einem Mal noch viel unwohler in seiner Haut. Vielleicht sollte er kehrtmachen und einfach in den Wald rennen.
Du würdest nicht weitkommen.
Danke, für diesen glorreichen Kommentar.
"Ich schätze, ich kann Ihnen nicht weiter helfen. Ich bin ein Tenagari und kann mittels telepathischer Fähigkeiten meinen Standort und den meiner Mitmenschen ändern."
Ein scharfes Raunen flog durch den Raum, sodass Jimin zusammenzuckte. Aus ansteigender Panik begegnete Jungkooks Augen, die, trotz der feindseligen Stimmung zwischen ihnen, aufmunternd und bestärkend funkelten. Er zwang sich zur Ruhe und beobachtete die Reaktionen der Rudelanführer. Die beiden Frauen, Taeyeon und Chaerin beobachteten ihn bewundernd, während der Mann mit dem wirren Haar, Ji-yong, ihn anerkennend musterte. Nur Leetuk schien irgendwie verändert? Verängstigt oder bestürzt?
"Du kommst aus einem Dorf, das es nicht mehr gibt, stimmt's?", fragte der Anführer der Anima Mane ohne Rücksicht.
Er wollte Antworten.
Doch diese Frage löste etwas in ihm aus. Augenblicklich geriet Jimins ins Wanken. Er hatte schon eine lange Zeit nicht mehr an seine Vergangenheit gedacht. Leetuk hatte gerade das imaginäre Pflaster auf diesem heulenden, immerwährenden, bodenlosen Krater abgerissen, sodass all die Erinnerungen wieder so präsent waren, wie an jenem verregneten Sommermorgen, als seine heile Welt aus den Fugen geriet. Für zwei Sekunden begann sich die Welt zu drehen. Jungkook war sofort zur Stelle, um ihm Halt zu geben und er fragte sich warum. Die letzten paar Male hatten sie stets Probleme miteinander gehabt, sobald es ihm aber schlecht ging, war Jungkook da. Damals bei der Prüfung, vor zwei Tagen vor dem Club, und jetzt wieder.
Es war, es war als....
"Ja", hauchte der Schwarzhaarige und rügte sich zum selber Stehen. Jungkooks finsterer Blick zu Leetuk entging niemanden. Und Jimin war irgendwie froh darüber, denn Jeon Jungkook konnte verdammt furchterregend sein, dabei hatte er bisher sein magisches Potenzial noch gar nicht offenbart. Jimin wüsste gern, welche magische Gabe er als Samen von Iwineti in sich trug.
"Meine Familie, meine Freunde und all die Bewohner in dem Dorf, in welchem ich lebte, ob jung oder alt, wurden abgeschlachtet und in einem Massengrab verscharrt", sagte er mit kräftiger Stimme. Er hatte es nie laut ausgesprochen.
Und es war irgendwie befreiend.
Irrte er sich, oder zuckte Jungkook neben ihm zusammen, während er dies sagte?
Für einige Minuten herrschte betretenes Schweigen, worüber Jimin froh war. Nichts an einer Beileidsbekundung war tröstend. Schön, dass jemand an einen dachte, aber es machte das Geschehene nicht rückgängig. Leben konnte man nicht wiederherstellen, wenn es einmal verwirkt war.
Manchmal ist Leiden einfach Leiden.
Es macht dich nicht stärker, es bildet nicht deinen Charakter.
Es tut einfach weh...

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Endlich geht es weiter!

Was haltet Ihr von dem Kapitel?

Park Jung-su aka Leetuk

Kwon Ji-Yong

Lee Chaerin

Kim Taeyeon

Jeon Jungkook

Kim Namjoon

Feel free to comment!

Flair🌸🌿

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