Meeting {17}
Es war das Fünfte.
Das fünfte Meeting innerhalb weniger Tage, sodass ihm der ganze Kaffee, den er sich alle paar Stunden in den Rachen kippte, ausreichte, um ihn für die nächsten Jahrhunderte vom Schlafen abzuhalten.
Und es störte ihn nicht.
Was ihn jedoch störte, war die Tatsache, dass sie noch zu keinem Ergebnis gekommen waren.
Er schnalzte genervt mit der Zunge und legte den Kopf in den Nacken, um ihm etwas Entspannung zu entlocken.
"Ich hätte jetzt Bock auf eine Kippe. Oder fünf", hörte er jemanden neben sich murmeln, weswegen er den Kopf drehte.
Kwon Jiyong war jemand, der so aussehen mochte, als gäbe er den großen Macker mit seiner undurchdringlichen Miene und dem kein Bock Gehabe, jedoch war er es selbst, der dieses Treffen einleitete, um denen Gerechtigkeit geben zu können, welche auch in seinem Rudel brutalst in zwei Hälften gerissen und einfach liegen gelassen wurden. Er war ein muskulöser Typ Anfang Dreißig. Sein schmales, hartes Gesicht strahlte Selbstsicherheit aus, was durch seine wilden gefärbten Haare noch akzentuiert wurde. Sein weißes Hemd und das Jacket gaben ihr übriges zu dem Look. Jungkook mochte ihn sehr. Zwar kannten sie einander noch nicht lange, dennoch schien der Ältere ihn aufgenommen zu haben und in den Reihen der Erwachsenen nicht wie einen Aussetzigen zu behandeln.
"Glaub mir, wir alle, aber in diesen Hallen ist das Rauchen leider verboten", mischte sich eine weitere Stimme mit ein.
Sie gehörte Taeyeon. Eine Karakal-Gestaltwandlerin von zierlicher Statur mit filigranen Gesichtszügen und perfekt geschwungenen Augenbrauen. Ihr blondes Haar war zu einem kompliziertem Zopf geflochten, was ihr den erhabenen Anblick einer Anführerin bot.
Ihre Aussage bezog sich auf die Hallen der Erinnerungen, in welchen sie sich gerade befanden, um das Ausmaß der Angriffe, Toten und ungeklärten Morde zu besprechen. Und mit wir meinte Jungkook die verbliebenen vier Rudelanführer, wobei sein eigenes das Größte aber auch das Jüngste war. Die Hallen gehörten neutralem geheiligtem Boden an, wodurch Kämpfe, sowie das Rauchen verboten waren. Sie hielten sich alle dran, denn es ging um ihre Kultur.
"Fassen wir noch einmal zusammen", fing Park Jung-su, den alle nur Leetuk nannten, erneut an, wodurch Jungkook stöhnend den Kopf auf den Steintisch legte. Sie hatten alles schon um die sechsmal durchgekaut. Irgendwann musste es doch mal gut sein.
Mehr Informationen besaßen sie nicht!
Der Schwarzhaarige teilte einen Blick mit Yoongi, der als Beta mitkommen durften, damit er den politischen Bullshit beiwohnte und Jungkook beschützen konnte.
So die Worte des Minthaarigen.
Es ist nicht so, dass Jungkook diese ganzen Besprechungen nervten. Im Gegenteil er fand es spannend. Doch Leetuk zog alles in die Länge, besprach jede noch so kleine Kleinigkeit, versuchte jede Seite zu beleuchteten, um nichts zu übersehen. Das Problem war: Sie wussten nicht mehr, als die Leichen und Tatorte ihnen offenbarten.
"Im Rudel der Anima Velum wurden vor fast 8 Wochen zwei Werwölfe ermordet aufgefunden. Vor vier Wochen fand man ein zerstückeltes Liebespaar im Gebiet der Anima Umbra. Vor vierzehn Tagen verschwand ein verlobtes Paar aus der Pension der Anima Lux, welches vor einer Woche gefunden wurde. Auf grausame Weise entstellt. Und zuletzt fand man vor sieben Tagen zwei frisch Vermählte aus dem Hostel im Gebiet der Anima Verperum."
Chaerin, das Oberhaupt des Anima Verperum Clans räusperte sich und ergriff das Wort. Ihre Ausstrahlung kam der von Hyuna gleich. Sie war eine Naturgewalt, ließ sich nicht einschüchtern, sprach deutlich und mit Kraft. Ihre lange Mähne trug sie offen, während ihre Haltung kerzengerade und das widerspigelte, was sie war. Eine Löwin. Eine Jägerin und Bezwingerin. Ihre Haut strahlte makellos, wobei ihre dunkler Teint perfekt ausbalanciert zu sein schien.
Jungkook sah zu ihr auf. Manchmal würde er gern wie sie sein, obschon er sie kaum kannte. Sein Vater hatte ihn nur flüchtig in die Politik eingearbeitet.
Um alles andere hatte er sich selbst gekümmert. Beziehung pflegen, Gespräche führen, Kontakte knüpfen. All das war sein alleiniger Verdienst. Und es war ermüdend und schwer gewesen. Es war ihm nicht zugeflogen, wie manch anderem. Er musste sich oftmals überwinden, überhaupt zu irgendwelchen fremden Rudelfesten zu gehen. Er war eher der stille, zurückhaltende Typ gewesen. Schon immer. Und diese Politik, all das, was er gerade erlebte, war neu und beängstigend. Jungkook versuchte so gut es ging einen kühlen Kopf zu bewahren. Aber dann und wann übermannte ihn die Angst und er drohte daran zu ersticken. Deswegen trank er so viel Kaffee, wechselte ständig den Blick mit Yoongi, der ihm beruhigend zuzwinkerte.
Und das half. Zumindest vorerst.
"Die Abstände werden geringer. Sie geraten in einen Blutrausch. Sie werden wieder töten. Wir müssen das beenden. Ich möchte nicht noch mehr Tote sehen."
Im ersten Meeting waren sie zu dem Entschluss gekommen, dass es mehrere Täter sein müssen, denn zwei gesunde, kräftige Werwesen zu überwältigen, wäre als Einzelner unmöglich. Außerdem würde das ausweiden alleine viel zu lange dauern.
"Die Tatsache, dass es zu Beginn nur zwei Liebende, dann zwei Verlobte und dann zwei frisch Verheiratete waren, gibt mir zu denken. Was wollen die damit bezwecken? Wollen sie austesten wie stark das Band der Liebe ist?", fragte Ji-yong in die Runde und beugte sich nach vorn, damit er die Arme auf den Steinstisch stützen konnte. Jungkooks Kopf begann zu rauchen, wodurch er sich nach hinten lehnte. Die Halle war so konzipiert, dass man durch eine Tür direkt in den einzelnen, gigantischen Saal kam, dessen Decke sich in die Höhe erstreckte, sodass Jungkook nicht wusste, wie weit. In mitten des Raumes befand sich eine runde Steintafel mit passenden Stühlen, an welcher sie nun saßen. Irgendwer hatte Gebäck mit gebracht, jedoch noch nicht angerührt.
Das Thema drückte auf ihre Mägen.
"Wir haben 8 Tote, jeweils immer ein Mann und eine Frau, sie sind in den verschiedenen Stadien einer Partnerschaft. Sie sind Durchreisende, das bedeutet, die Täter wissen von vorneherein, dass sie keine Einheimischen aus den Clans nehmen können. Das Risiko auf Freunde oder Verwandte zu treffen, wäre zu groß. Beiden Opfern fehlen immer die komplette linke beziehungsweise rechte Körperhälfte.
Die wohl wichtigste Frage dahingehend ist: Wie schaffen sie es keine Spuren zu hinterlassen? Ich meine zwei zerschnittene Körperhälften durch den Wald oder in ein Auto zu schleppen, kann nicht ungesehen bleiben! Wir tappen seit über zwei Monaten im Dunkeln. Wir haben praktisch nichts", knurrte Taeyeon und nippte anschließend an ihrem Kaffee. Jungkook nickte. Er teilte ihre Meinung. Niemand im Labor fand Spuren zu irgendwelchen Haaren, Schuppen, Speichel und Sperma. Nichts.
"Mir machen die zeitgleichen Angriffe auf unsere jeweiligen Rudel sorgen. Was sollte das? Was war deren Ziel? Niemand von unseren Leuten wurde verletzt. Hängen die Angriffe mit den Ermordungen der Paare zusammen? Sind es die Menschen? Oder doch die Wilden Werwölfe?", äußerte nun Leetuk und brachte den Schwarzhaarigen zum Grübeln. Der Anführer der Anima Mane war dünn, blass und schlaksig, was wahrscheinlich dem Zustand ihres Aufenthaltes hier zuschulden kam. Er trug einen unmodernen Haarschnitt mit altmodischer Brille, wodurch sich seine Augen angestrengt dahinter zusammenzogen. Leetuk war der Älteste der fünf Clanführer und somit auch der, mit der meisten Erfahrung. Doch irgendwie konnte Jungkook ihn nicht ganz ernstnehmen. Er wirkte immerzu gestresst, was sich auf andere übertrug, sodass ein ruhiges Miteinander nicht möglich war.
"Ich frage mich, was nach den Verheirateten kommt. Werden nun die Toten aus ihren Gräbern gerissen?", fragte Jungkook erstmalig in diesem Gespräch, wobei es anschließend seltsam still im Raum wurde.
Jetzt brauchten Sie etwas stärkeres als Kaffee.
Zum Beispiel Alkohol.
Aber der war hier auch verboten.
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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Endlich ein neues Kapitel?
Wie fandet Ihr es?
Habt Ihr das Gefühl die Story zieht sich zu lange?
Kwon Jiyong
Lee Chaerin
Park Jung-su aka Leetuk
Kim Taeyeon
Jeon Jungkook
Feel free to comment!
Flair🌸🌿
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