Marathon {18}

Der darauffolgende Tag nach ihrem kleinen 'Ausflug' endete mit einer Standpauke seitens Hyuna und einem Halbmarathon durch die Berge. Zum Glück oder eher zum Pech Jungkooks mussten auch sie mit. Und mit 'sie' meinte Jimin Hoseok, Yoongi und Namjoon, dessen Gesichter eine Vielzahl von Emotionen widergab. Während Yoongi und Hoseok die Gesichtszüge entgleisten, schien der Größte unter Ihnen wahre Freude für diesen Halbmarathon aufzubringen. Jimin schüttelte lächelnd den Kopf. Er hatte sich damit abgefunden und zu protestieren würde bei Hyuna so oder so keinen Sinn ergeben. Sie würde eisern bleiben. Bis zum letzten Atemzug.
Jungkook wirkte so, als würde er im Reinen damit sein.
Vielleicht hatte er es auch schon geahnt.
"Aber Hyu-", fing Taehyung trotzdem an und erntete den Todesblick der Generälin. Sofort verstummte er und reihte sich wieder an.
Im Anschluss begannen sie loszulaufen.
Gemächlich und ohne Hast. Das Terrain würde uneben werden. Jedwede Unaufmerksamkeit könnte für Jimin mit einem gebrochen Fuß enden, sollte er über eine Wurzel stolpern oder einen Abhang herunterrutschen. Und das wollte er tunlichst vermeiden. Im Gegensatz zu den anderen sechs besaß er keine magische Regeneration, die ihn in Windeseile zu seinem alten Ich zurückversetzte. Er würde sich über Monate hinweg mit Schmerzen quälen und darauf hatte er keine Lust.

Es war still. Jeder konzentrierte sich auf seine Atmung, wobei Jimin anfing zurückzufallen. Nicht verwunderlich, wenn man bedachte, dass er kein Werwesen war. Seine Ausdauer würde sich im besten Fall etwas verändern, aber an die sechs vor ihm, würde er niemals herankommen. Er ließ einen Blick über die anderen schweifen und dachte an den gestrigen Tag zurück. Jimin würde lügen, wenn er sagen würde, es habe ihm keinen Spaß gemacht. Im Kontrast dazu hatte er sich zum ersten Mal seit langer Zeit geborgen gefühlt, verstanden. Es war wie nach Hause kommen. Als wäre er schon Jahre lang auf der Suche nach dieser Konstellation gewesen. Vielleicht hatte Jungkook mit seiner Aussage recht. Vielleicht war das hier der Ort, an dem er abschließen könne. An dem er Frieden fand und ein neues Leben anfängt.
"Vorsicht", tönte Jins Stimme plötzlich und riss ihn aus seinen Gedanken. Keinen Augenblick zu spät, denn beinahe wäre er mit dem Fuß auf eine Unebenheit getreten, die einen Sturz von einem Abhang zur Folge hätte. Und so, wie Jimin das sah, hätte er sich mit hoher Wahrscheinlichkeit das Genick gebrochen.
Dann würde es nichts mehr werden mit einem Neustart. Er erschauderte und begann durch tiefe Atemzüge seinen Puls wieder unter Kontrolle zu bringen. Dankbar nickte er dem Älteren zu.
Die anderen waren schon weitergerannt.
"Ich weiß, wie du dich fühlst", meinte Jin, wobei sie wieder anfingen zu laufen.
"Als Schwächster gesehen zu werden", setzte er ergänzend mit hinzu, was Jimin trotz dessen dazu veranlasste den Kopf zur Seite zu legen.
Er hatte keine Ahnung, worum es ging.
"Ich habe drei ältere Geschwister. Sie sind großartig und ich liebe sie und sie unterstützen mich stets und ständig, wo sie nur können. Wir sind in einer kleinen Stadt aufgewachsen, weit weg von hier. Ich sehe sie nicht oft. Vielleicht ein bis zweimal im Jahr. Aber darum geht es mir gar nicht."
Er schüttelte den Kopf, weswegen seinen braunen Locken zusätzlich auf und ab schwangen, wegen des lauen Windes von vorn. Jimin lächelte kurz und ermunterte ihn mit einem Nicken zu sprechen. Nebenbei musste er natürlich auf seine Atmung achten, ansonsten würde er Seitenstechen bekommen.
Und das hasste er.
"Wir waren glücklich. Da meine Familie durch das Virus infiziert war, hatten wir zwar keinen guten Stand in der Stadt, aber es ging uns nie schlecht. Ab und zu wurden wir schief angesehen, doch Gewalt wurde uns nie angetan."
Seine Partner schnaubte kurz, ehe er sich ein Lächeln abrang und weitersprach.
Irgendwie überkam Jimin das Gefühl, dass dies nicht die ganze Wahrheit war. Jedoch wollte er den Braunhaarigen zu nichts drängen.
"Mein Bruder, dass kommende Oberhaupt der Familie Kim, war begabt. Er erlangte durch das Virus unglaubliche Magie. Genau wie meine zwei Schwestern. Und irgendwann kam dann ich und war normal. Zu durchschnittlich, zu schwach, zu Ich."
Jimin sprang kurz über eine große Wurzel, bevor Jin zittrig Atem holte und die Tränen, welche sich anbahnten, wegblinzelte. Der Schwarzhaarige sagte nichts, blickte zum blauen Himmel hinauf und wartete, bis der Ältere bereit war, weiterzusprechen.
"Meine Geschwister haben mir das nie nachgetragen, aber ich habe in den Augen meiner Eltern gesehen, dass sie enttäuscht waren, dass ich nicht zu einem Vorzeige-Werwesen geworden bin, wie die anderen. Eine Zeit lang habe ich mich versucht zu verstellen, mich anzupassen, um Ihnen zu gefallen. Doch es hat nicht geklappt."
Er seufzte, schüttelte den Kopf und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Es kam kein Ton raus. Jimin kamen sofort die gestrigen Worte von Jin in den Sinn.
Heute ist der ideale Tag, um nie wieder das zu sein, was du nicht sein möchtest.
"Heeeeeeeyyyy!!!! Wo bleibt ihr denn?", gröllte Taehyung lautstark und fuchtelte wild mit den Armen herum, als er auf sie zugerannt kam. Er war noch mindestens einen Kilometer entfernt.
Im nächsten Moment wurden Jin und er von den Füßen gerissen. Eine massige, haarige Gestalt landete auf Ihnen, sodass all die Luft aus seiner Lunge gedrückt wurde. Keuchend versuchte er sich aufzuraffen, doch die Masse war zu stark. Seine Augen fixierten das Untier über ihm. Rote Augen starrten ihn nieder. Der Hass und die Abscheu darin waren greifbar. Jimin schluckte und versuchte sich die aufsteigende Panik nicht anmerken zu lassen. Was im Großen und Ganzen nicht funktionieren würde, da seine Drüsen diese Pheromone von alleine produzierten und sie auch an die Umwelt abgaben. Ein mühseliger Blick zur Seite, ließ Jimin zusammenfahren. Blut trat aus Jins Kopf und färbte die Hälfte seines Gesichtes tiefrot.
Zu viel Blut.
Kurzerhand wandelte sich die aufkeimende Panik in lodernde Wut um, die sich mit jedem Atemzug, der verging, steigerte. Seine Magie prickelte unter seiner Haut. Sie schrie förmlich, er solle sie befreien. Er biss sich auf die Lippe und begann angestrengt nachzudenken. Dadurch, dass seine Arme unter der riesigen Pfote des Wolfes lagen, könnte er sich und Jin nicht bewegen, da er beide Hände brauchte. Die nächste Option wäre auf Jungkook und die anderen zu warten.
Doch diese konnten Kilometer weitweg sein.
Ehe sie hier wären, würde es zu spät sein.
Denk nach Mini! Denk nach! Es steckt in dir. Nutze es, säuselte die Stimme und jagte ihm einen Schmerz durch den Schädel, dass ihn das Gefühl überkam, ein Ohnmachtsanfall würde ihn treffen.
Jins quälendes Stöhnen ließ ihn aufhorchen.
Warum griff der Wolf sie nicht an? Warum wartete er so lange? Ein Bissen und ihre Köpfe würden rollen.
Denk nicht darüber nach! Hör in dich hinein.
Nutze deine Magie!
Sie hatte Recht.
Wie die meisten Situationen über.
Jimin schloss die Augen und hörte in sich hinein.
Tief in seinem Inneren, durch seine Magie hervorgerufen, entstand eine Art Bild der Wüste.
Mit weichem Sand, der seine Füße kitzelte.
Einem Sternenhimmel, dessen Funkeln weit über den Horizont hinausreichte.
Und dem Mond, dessen schiere Größe alles in einem hellen Licht erstrahlen ließ.
Er wollte ihn berühren. So sehr, dass er die Hand austreckte, bis er ein tränendes Herz erblühen sah. Mitten im Sand, direkt unter dem Mond.
Eine glockenhelle Stimme sprach zu ihm.
Berühr mich. Finde dein Ich, welches du seit Lebzeiten bestimmt warst, zu sein.
Jimin zögerte.
Doch dann dachte er an Jin, an die Verletzung. An seine Tränen und den Wunsch genug zu sein.
Und an seine ehrlichen Worte.
Heute ist der ideale Tag, um nie wieder das zu sein, was du nicht sein möchtest.
Jimin zögerte nicht mehr. Er überwand die letzten Zentimeter und berührte mit seinen Fingerspitzen das tränende Herz. Ein stechend, heißer Schmerz durchfuhr ihn und die Erkenntnis schlug über ihn herein, wie ein Meteor, wodurch er aufkeuchte.
Dies alles dauerte nur wenige Sekunden.
Mit einem Mal war die Angst wie weggeblasen.
Mit einem Mal wusste er, was zu tun war.
Mit einem Mal, war ihm klar, was all die Jahre in ihm schlummerte.
Etwas, dass jetzt seinen Weg nach draußen finden wollte.
"Berste!", hauchte er.
Ohne Hand anlegen, ohne einer physischen Berührung flog das Werwesen in einem hohen Bogen von ihnen runter und barst in einem Blutregen zu tausenden Stücken die Klippe hinunter.

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen! Ich lebe noch und möchte Euch mit einem Kapitel beglücken!

Wie fandet Ihr es?
Warum hat wohl der Wolf Jimin und Jin nicht gleich gefressen?

Jimins Fähigkeiten sind von Toge Inumaki aus Jujutsu Kaisen inspiriert, falls Euch das etwas sagt. Im späteren Verlauf der Story werde ich es noch näher erläutern!

Park Jimin

Kim Seokjin

Kim Taehyung

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Flair🌸🌿

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