Leader {13}
Jimin fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
Zum einen, weil sie gerade angegriffen wurden, wobei er noch immer das Kribbeln seiner Magie im Körper verspürte und, zum anderen, wegen dem, was er getan hatte.
Vor den Augen aller Beteiligten.
Genau das, was er nicht hätte tun sollen.
Aber er konnte Taehyungs Leben retten, bevor ihm der Bär den Kopf zerbissen hätte. Sofort erschauderte er, als er die Situation erneut durchlebte.
Vielleicht war er doch nicht so tough.
Es hatte ihn erschüttert, wie Jungkook von diesem Stück Magie getroffen wurden und zu Boden ging. Ein klitzekleiner Teil in seinem Körper wollte ihm unbedingt helfen, sehnte sich auf verquere Weise nach ihm. Doch er war so gefangen gewesen in einer Schockstarre, dass er nur da stand und dem Geschehen folgte. Dabei konnte er nicht eimmal wahrnehmen, wo der Angriff herkam.
Wahrscheinlich hat sich der Gegner danach sofort in seine Werwesen-Gestalt verwandelt, um kampfbereit zu sein, murmelte die Stimme in seinem Kopf, wobei Jimin verständnisvoll nickte.
Ergab Sinn.
Das Zittern seiner Hände hörte dennoch nicht auf. Er war keineswegs auf eine solche Situation vorbereitet, auch wenn er sich das einredete. Die Wasserflasche fand wackelig den Weg zu seinem Mund. Er war erschöpft. Dieses Aufgebot seiner Magie, ungeachtet der Tatsache, dass sie Taehyung rettete, hatte ihn ausgemergelt.
Das Letzte, was Jimin tun konnte, war sich, auf Bitten von Namjoon, hierher zu bewegen und auf diesem Stuhl niederzulassen, während das Ticken einer Uhr jede Faser in seinem Körper zum Zucken brachte. Wann immer er über die Schulter sah, überkam ihm das Gefühl er würde erneut überfallen werden. Das bizarrste an der Sache war, dass er die Ereignisse von damals mit heute zu verwechseln schien, oder zumindest dachte, jene Erinnerungen wurden dadurch zutage gefördert. Und er wusste nicht, was der Wahrheit entsprach. Die Schreie, die toten Leiber, der metallische Geruch nach Blut, das Chaos in der sonst so idyllischen Siedlung.
Japsend holte er Luft und beugte sich nach vorn.
Atme, Kleiner, atme.
Du bist in Sicherheit.
Auch wenn die Stimme Worte der Beruhigung sprach, machte es die damit einhergehenden Kopfschmerzen nicht weniger aggressiv, also verbannte er sie und konzentrierte sich stattdessen auf seine Umgebung.
Er befand sich in einem Büro.
Auf Anhieb wusste er, wem es gehörte.
Jeon Jungkook.
Die Bilder an den Wänden sprachen für sich. Es war Momente aus seinem Leben. Als kleiner Junge mit einem riesigen Fisch an der Angel, als Jugendlicher mit einem wirren Haarschnitt und Dreck im Gesicht, an Weihnachten, Ostern, Neujahr. In jeder Phase seines Lebens. Einmal als Gruppe mit Taehyung, Hoseok, Jin, Namjoon, Yoongi und einer siebten Person, die Jimin nicht kannte. Sie wirkten vertrauter auf dem Bild, nicht so zurückhaltend, wie jetzt, sobald sich die sechs begegneten. In vielen der Bilder waren Namjoon, Yoongi und Hoseok dabei.
Aber niemals Jungkooks Eltern.
Ein massiger Holzschreibtisch fand seinen Platz direkt vor ihm. Die schiere Größe, der passende Ledersessel und die Dokumente darauf deuteten auf eine organisierte Person hin, die ihren Job ernstnahm.
Und erst dann sickerte die Erkenntnis durch Jimins Körper.
Jeon Jungkook war das Oberhaupt der Anima Velum.
Jetzt fühlte er sich noch viel unwohler.
Kalter Schweiß brach ihm aus.
Wie konnte er auch nur so blöd sein, und die ganzen Hinweise nicht merken?
"Wie ich sehe, bist du schon da. Tut mir leid, es hat etwas länger gedauert die Überreste wegzuräumen."
Jimin zuckte zusammen, als er die Stimme von Jungkook vernahm. Seine Aussage klang so falsch, so lapidar, so unwichtig, obwohl es einmal atmende Wesen waren, dabei hatten diese fremden Werwesen sie angegriffen.
Trotzdem fühlte er sich hohl und müde, ausgezerrt, vom Leben. Egal wie Jimin es drehte und wendete. Es war ein Angriff und der Tod dieser Wesen war gerechtfertigt.
Oder?
Jungkook kam mit zügigen Schritten durch das weitläufige Büro und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz.
Er hatte nicht mal Zeit sich zu säubern.
Getrocknetes Blut klebte an seiner Kinnpartie, aber er konnte ein neues Shirt überziehen.
"Die anderen und ich haben die Rettung von Taehyung mitangesehen und dafür bin ich dir dankbar-", fing der Wolf an. Jimin rutschte unwohl auf seinem Sessel hin und her. Er konnte sich denken, nein, er wusste, dass noch ein Aber folgen würde.
"-jedoch bin ich mir nicht sicher, was ich davon halten soll, wie du ihn gerettet hast."
Jungkook war distanzierter, als bei ihrem letzten Gespräch im Blumenladen.
Er vertraut dir nicht.
Jetzt nicht mehr.
"Versteh mich nicht falsch, ich werde dich nicht rausschmeißen oder dich zum Gericht führen, aber ich muss wissen, was das war. Zur Sicherheit meiner Heimat."
In diesem Moment sah Jimin, wie unendlich jung Jungkook eigentlich für diesen Job war.
Vor ihm sollte eigentlich ein älterer Herr Mitte Fünfzig sitzen, mit Erfahrung.
Und nicht ein dreiundzwanzig Jähriger Werwolf, dessen Leben noch gar nicht begonnen hatte.
"Teleportation", sagte Jimin, weil er sich verpflichtet fühlte seinem Gegenüber eine Antwort zu geben, oder zumindest ein Stück der Wahrheit.
"Also bist du ein Werwesen?"
Er wollte nicken, ließ es aber bleiben, weil er das Gefühl hatte, dass es nicht stimmte.
Er konnte sich nicht verwandeln.
Nicht mehr.
Also was war er dann?
Ein Klopfen an der Tür ersparte ihm das Anworten. Jungkook schien vorerst zufrieden zu sein, auch wenn der Argwohn noch immer in seinem Gesicht verankert war.
Hyuna kam herein.
Ihr Gang war grazil, voller Selbstbewusstsein und Stolz. Sie war eine Naturgewalt in ihrem äußersten Maß. Mit Sicherheit hatte sie ihr Potenzial, was ihr Wesen anging, ausgeschöpft.
Und das bereitete ihm Unbehagen.
"Du hast mich rufen lassen, Jeon?"
Jungkooks Miene brach in sich zusammen, als dachte er, sie würde ihn vor Jimin mit mehr Respekt entgegenkommen.
Was sie offensichtlich nicht tat.
"Ich möchte, dass du Jimin in die Akademie aufnimmst und ihn unterrichtest mit seiner Gabe umzugehen. Ich sehe einen Vorteil darin."
Jimins Kopf ruckte gen Jungkook.
Seine Empörung konnte er nicht verbergen. Er würde definitiv nicht als Kampfmaschine für den Schwarzhaarigen dienen.
"Ich bin kein Kind, dass man auf seine Großeltern abschieben kann, wenn man kein Bock drauf hat. Ich bin erwachsen und entscheide selbst über mein Leben!"
Er hatte sich erhoben, um größer zu wirken, als er sich fühlte. Innerlich war er kleinlaut und verängstigt. Er wollte das nicht.
Er wollte hier ein ruhiges Leben führen und kein Ausbildung zum Super-Seal absolvieren.
Die beiden ignorierten ihn.
"Du weißt schon, dass in meiner Schule immer nur Dreiergruppen trainieren", wies ihn Hyuna darauf hin, was Jungkook mit einem schiefen Lächeln quittierte, welches einerseits sexy war, aber gerade bei Jimin nur den Wunsch hervorrief, ihm eine reinzuhauen.
"Taehyung und Seokjin werden auch dabei sein. Team Z beginnt morgen mit dem Training. Das ist mein letztes Wort."
Jimin knirschte mit den Zähnen, und versuchte die Magie in seinem Inneren zur Ruhe zu bringen.
"Einen Scheiß werde ich tun, Jeon Jungkook. Fahr zur Hölle!"
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Lesenacht #4
Und damit auch das Ende des heutigen Abends! Ich hoffe, es hat Euch gefallen und Ihr seid beim nächsten Mal wieder mit dabei! Es war auf jeden Fall nicht das letzte Mal!
Was haltet Ihr von dem Kapitel?
Hättet Ihr genauso reagiert wie Jimin?
Ich schon. Das hätte ich mir nicht bieten lassen xD
Jeon Jungkook
Park Jimin
Kim Hyuna
Feel free to comment!
Flair🌿🌸
01.05.2024
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